Peter Holzwarth: Life Skills mit Medien
Rezensiert von Dipl. SA/SP Tobias Falke, 07.08.2023

Peter Holzwarth: Life Skills mit Medien. Projektideen für Selbstbewusstsein und Lebenskompetenzen. kopaed verlagsgmbh (München) 2022. 218 Seiten. ISBN 978-3-96848-063-3. D: 18,00 EUR, A: 18,50 EUR.
Thema
Zielgruppe des Buches sind Lehrer, Erzieher, Pädagogen und insbesondere Sozialpädagogen, die mit jungen Menschen und Erwachsenen Medienprojekte durchführen. Im Fokus der Publikation steht das Konzept Life Skills der World Health Organisation (WHO), welches helfen kann, Kompetenzen die für die Stärkung des Selbstbewusstseins im Sinne von Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit von Bedeutung sind, aufzubauen. Die im Buch vorgestellten Projektideen eignen sich sowohl für schulische, wie auch außerschulische Projekte. Sie werden unterschiedlich detailliert beschrieben und lassen sich individuell in pädagogische Kontexte einbetten. Die Vermittlung von Life Skills beinhaltet immer auch eine Reflexion der eigenen Stärken und Entwicklungsbereiche, somit können sowohl die Zielgruppe, als auch die Pädagog*innen profitieren.
Diskutiert man über Medien im Kontext von Schule und Bildung, werden häufig mediendidaktische Fragen thematisiert. Wichtig sind aber auch Anwendungskompetenzen, die in vielen Lebensbereichen im Umgang mit digitalen Medien wichtig sind. Digitalisierung verändert neben der Arbeitswelt auch private Lebensbereiche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, sie schafft somit eine Kultur der Digitalität.
Autor
Dr. Peter Holzwarth ist Medienpädagoge und arbeitet als Dozent an der Pädagogischen Hochschule Zürich in der Schweiz.
Entstehungshintergrund
Das Ziel ist, Kinder und Jugendliche darin zu unterstützen, die vielfältigen Herausforderungen einer Kultur der Digitalität anzunehmen. Hierbei geht es um ganz grundsätzliche Fragen: Was müssen Kinder und Jugendliche eigentlich lernen, um sich heute selbstbestimmt, kreativ, mündig und sozial verantwortlich zu verhalten? Was braucht es für Lebenszufriedenheit? Wie arbeiten wir zusammen? Wie begegnen wir den Risiken, die die Medienentwicklung für Individuen oder für die Gesellschaft mit sich bringen?
Dies ist Ausgangspunkt von Peter Holzwarth und mit seinem Buch zeigt er eine Fülle von konkreten Ideen auf, um Kinder und Jugendliche in ihren ‚Life Skills‘ zu fördern. Die Projektideen wurden im Rahmen von mehreren Projekten zusammengetragen und sollen ein Beitrag sein, Life Skills zu entwickeln bzw. auszubauen.
Aufbau
Im ersten Kapitel präsentiert Holzwarth zunächst Grundlagen zum Konzept der Lebenskompetenzen gemäß WHO. Im Rahmen dessen, werden Lebenskompetenzen weitestgehend als Fähigkeiten bezeichnet, um mit den Anforderungen und Herausforderungen des Alltags wirksam umzugehen. Dazu gehören Problemlösekompetenzen genauso wie kreatives oder kritisches Denken, Selbstwahrnehmung und Einfühlungsvermögen, Stressbewältigung oder Gefühlsbewältigung.
Darauf folgend bringt Holzwarth in drei Kapiteln (Fotografie, Film/Video sowie Reflexion über/mit Medien) und auf ca. 200 Seiten unzählige praktische Beispiele, um mit Medien solche Life Skills zu fördern. Die praxisnahen Ideen können den verschiedenen Fächern des Lehrplans zugeordnet werden – und lassen sich in der Schule genauso wie in außerschulischen Handlungsfeldern bis hin zur Erwachsenenbildung umsetzen. Damit zeigt Holzwarth, wie die Arbeit mit Medien in vielfältiger Weise Chancen bringt, grundlegende Kompetenzen für ein Leben im 21. Jahrhundert zu fördern.
Inhalt
Das Kapitel Fotografie zeigt vielfältige Szenarien der kreativen Nutzung von digitaler und analoger Fotografie auf.
Beispielhaft sollen nachfolgend ausgewählte Szenarien benannt und kurz vorgestellt werden.
- „My Skill Star“, hier geht es darum, dass die TeilnehmerInnen des Projekts in der Mitte eines Sterns ein Foto von sich kleben und die Strahlen des Sterns mit Dingen beschreiben, die man gern und gut macht.
- Das Projekt „The best part of me“, möchte bei Kindern und Jugendlichen eine positive Körperwahrnehmung fördern. Dazu werden Körperteile fotografiert und beschrieben und in eine Collage vereint.
- „My own magazine cover“, beruht auf der Idee, dass sich die Teilnehmenden kritisch und kreativ mit Magazinen und ihrer Gestaltung auseinandersetzen. Ziel des Projektes ist es, eine eigene Version eines Magazin-Covers zu entwickeln. Die Diskussion über Coverüberschriften soll die kritische Auseinandersetzung mit diesen Themen fördern.
- Die Projektidee „Meine Lieblingsbücher“ beinhaltet, das Anordnen und fotografische Dokumentieren selbiger. Holzwarth stellt in seiner Publikation Fragen zur Verfügung, die Reflexionsimpulse zur ausgewählten Literatur geben sollen.
- Im Rahmen der Projektidee „Selbstsorge im Alltag: Eine Self Care Liste gestaltet mit Text und Bild“ geht es um die Reflektion soziale Zusammenhänge und gesellschaftlicher Verhältnisse.
- „Portrait mit Stift auf der Haut“ ist eine von KünstlerInnen entwickelte Projektidee, bei der Lebensthemen bzw. ihre Unsicherheiten auf die Haut geschrieben und mit Hilfe von Fotografie anderen zugänglich gemacht werden.
- Aber auch auf die Zukunft vorbereitende Szenarien hat Holzwart in seinem Buch aufgenommen. Im Projekt „Wunschberufe fotografieren“ überlegen sich die teilnehmenden welchen Traumberuf sie haben und fotografieren diesen auf unterschiedliche Art und Weise.
Neben den Projektideen zum Thema Fotografie, zeigt Holzwarth auch Ideen auf, wie das audiovisuelle Medium Video in der pädagogischen Arbeit mit dem Ziel „Life skills“ auszubilden, Anwendung finden kann. Nachfolgend werden exemplarisch einige Szenarien vorgestellt:
- Im Projekt „Gefühle filmen“ geht es darum Gesichtsausdrücke auf Video festzuhalten. In Zweierteams kann die einfache Übung genutzt werden, um die eigene emotionale Bandbreite aufzuzeigen.
- Auch das weit verbreitete Format „Erklärvideos“ wird in seinen Facetten vorgestellt. Neben „Ich zeige es dir vor“ Technik, wird auch die Legetechnik und die Stop-Motion-Technik thematisiert.
- Bei „Strassenumfragen“ begeben sich Filmteams in Zweiergruppen los und befragen unterschiedliche Menschen im öffentlichen Raum zu einer bestimmten Thematik. Hier werden Thematiken und auch mögliche Fragestellungen aufgezeigt.
- Das Projekt „Werbeclips analysieren und produzieren“, initiiert eine intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Typen von Werbeclips. Es geht u.a. darum, die Machart von Werbung zu durchschauen und Werbung zu kritisieren und zu analysieren.
- Der „Videoadventskalender“ kann gut als Klassenprojekt umgesetzt werden. Ziel ist es hier, von den SchülerInnen kurze Videos produzieren zu lassen, die dann in der Weihnachtszeit als Überraschungen präsentiert werden.
Neben der aktiven Arbeit mit dem Medium Video, geht es im Weiteren in Holzwarths Buch um die Reflexion über Medien und die Reflexion mit Medien.
- Im Rahmen der Projektidee „Das Smartphone nutzen: Ideen für die Regulierung und Optimierung der eigenen Handynutzung“, geht es um die Reflektion der Handynutzung.
- Den „Umgang mit (Medien-)Stress“ thematisiert Holzwarth in einem seiner Projekte. Hier wird eine Checkliste vorgestellt, die mir der eigenen Alltagspraxis abgeglichen werden kann.
- „Life Skills kennenlernen und sich selbst einschätzen“ thematisiert die von der WHO aufgestellten Kompetenzen. Mittels Smileys können sich die Teilnehmenden selbst einschätzen und Entwicklungsbedarfe erkennen.
- Das vorgestellte Projekt „Meine Medienbiografie“ nimmt die eigene Medienbiografie in den Focus. Durch die Visualisierung von Meilensteinen fokussieren sich die Teilnehmenden auf besondere Ereignisse ihrer Medienbiografie.
- „Empathie lernen im Film“ ist eine Projektidee, die das hineinversetzen in andere Personen thematisiert. Hier werden die Teilnehmenden motiviert zu ausgewählten Filmszenen Sprech- und Denkblasen in Standbilder einzuzeichnen und diese mit Inhalten zu füllen. So können sich die Teilnehmenden aktiv in Filmfiguren hineinversetzen und Gefühle verbalisieren.
Diskussion
Peter Holzwarth stellt in seinem Buch einführend zunächst Grundlagen zum Konzept „Life Skills“ gemäß WHO vor. Wünschenswert wäre im Kapitel Projektideen eine Einführung in die Medienpädagogische Projektarbeit und das Aufzeigen der Relevanz und von Handlungsbedingungen. Die Breite der Vorstellung der Projektideen ist zweckmäßig und gibt Pädagoginnen einen Einstieg in das Konzept. Die nachfolgenden Praxisbeispiele für die Bereiche: Fotografie, Video und Film bieten einen guten Einblick in medienpädagogische Projekte. Auch das Thema Reflexion über Medien wird vorgestellt und mit Praxisbeispielen unterlegt.
PädagogInnen können diese als Handlungsanleitung nutzen um selber Medienprojekte durchzuführen, aber auch zur Inspiration um eigene individuelle Medienprojekte zu entwickeln. Die dargestellten Projektideen eignen sich sowohl für schulische als auch außerschulische Zusammenhänge. Zweckdienlich gewesen wäre eine Systematik in der die Projektideen erläutert und vorgestellt werden. Die hier vorgestellten Projektideen lassen sich für unterschiedliche Altersgruppen anwenden, hier wäre ein Vorschlag, für welche Altersgruppe das Projekt geeignet wäre sinnvoll.
Fazit
Unterstützt durch viele Fotos, liefert Holzwarth mit dieser Publikation ein Potpourri an Projektideen für den schulischen und außerschulischen Bereich. Die gelungene Zusammenstellung an Ideen für Medienprojekte bietet PädagogInnen die Möglichkeit, passende Szenarien für ihre jeweiliges Handlungskonzept oder ihr individuelles Lernziel herauszusuchen. Die LeserInnen erwartet ein aktuelles und sehr gut zusammengetragenes Werk, in dem viele Szenarien zur Entwicklung von Life Skils mit Medien verständlich, übersichtlich und anschaulich zusammengefasst dargestellt sind.
Rezension von
Dipl. SA/SP Tobias Falke
Medienwissenschaftler (M.A.)
Akademischer Mitarbeiter im Fachgebiet Medienpädagogik: Ästhetische Praxis in der Sozialen Arbeit
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg
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Es gibt 4 Rezensionen von Tobias Falke.
Zitiervorschlag
Tobias Falke. Rezension vom 07.08.2023 zu:
Peter Holzwarth: Life Skills mit Medien. Projektideen für Selbstbewusstsein und Lebenskompetenzen. kopaed verlagsgmbh
(München) 2022.
ISBN 978-3-96848-063-3.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/29830.php, Datum des Zugriffs 03.12.2023.
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