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Stephan Ellinger: Pädagogik des Lernens

Rezensiert von Prof. Dr. Helmut Lechner, 03.11.2023

Cover Stephan Ellinger: Pädagogik des Lernens ISBN 978-3-8252-5883-2

Stephan Ellinger: Pädagogik des Lernens. Können ? Wissen ? Wollen im idealtypischen Lernprozess. wbv Media GmbH & Co. KG (Bielefeld) 2022. 172 Seiten. ISBN 978-3-8252-5883-2. D: 25,00 EUR, A: 25,70 EUR, CH: 32,50 sFr.

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Thema und Ziel

Prof. Dr. Stephan Ellinger will in dieser Veröffentlichung die Grundzüge einer Pädagogik des Lernens vorstellen und reflektieren. Er verbindet dies mit einem klaren Plädoyer, dass dieses Kernthema der Pädagogik auch nur von Pädagog:innen selbst sachgerecht bearbeitet werden kann und nicht von Vertreter:innen „fachfremder“ Professionen. So will er auch in dieser Veröffentlichung eine „Erziehungskunde“ im klassischen Sinne anbieten, die Wege aufzeigt, den Menschen zur Selbstständigkeit, Mündigkeit und Verantwortungsbereitschaft zu führen.

Somit zielt für ihn eine Pädagogik des Lernens auch darauf, den heranwachsenden Menschen zum „Management des eigenen Lernens“ zu befähigen, also der Entwicklung einer eigenen Lernkompetenz.

Autor

Prof. Dr. Stephan Ellinger, Dipl. -Pädagoge, Soziologe (M.A.) und ev. Theologe, Inhaber des Lehrstuhls für Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Aufbau und Inhalt

Das Buch ist in fünf Kapitel strukturiert und mündet in einem zusammenfassenden Epilog.

Kapitel 1

In diesem grundlegenden Abschnitt nimmt der Autor das Lernen im Lebenslauf in den unterschiedlichen Lebenskontexten und Lernbereichen in den Blick. Er arbeitet hier sehr anschaulich die Rolle der Pädagog:in als Lernhelfer:in heraus und definiert dadurch auch seine eigene Vorstellung vom pädagogischen Verhältnis. Für ihn wird hier die Erziehung zu einem Prozess des Verstehens, Begleitens und Anregens. Er beschreibt dabei das lebenslange Lernen in den Entwicklungslinien des Könnens, Wissens und Wollens in einem Prozess des immer wieder kehrenden Grenzüberschreitens.

Kapitel 2

Hier wird der Fokus auf den idealtypischen Verlauf des Lernprozesses gerichtet. Er versteht es als die Implementierung eines „mündigen Lernmanagements“ in dem lebenslangen Bemühen des Individuums sein Verhältnis zur Welt immer wieder neue zu definieren und zu verbessern. Themen sind dabei die Vorstellung des Autors von einem idealtypischen Lernprozess wie auch von den Aspekten, welche den Lernprozess beeinträchtigen. Dies betrifft die Fragen der Motivation, des Widerstandes, der Einsicht in Problemlösungen, der Übung und Verfestigung sowie die Aspekte des Transfers.

Kapitel 3

Dieser Abschnitt widmet sich den erschwerten Bedingungen des Lernens. Diese resultieren nach Ansicht des Autors aus den persönlichen Einschränkungen des Lerners, den organisatorischen Gegebenheiten oder auch aus der sozialen Lage des Lernenden und werden hier von ihm entsprechend ausgeführt.

Kapitel 4

Dieser Abschnitt will problematische Lernverläufe und Phänomene auf konkrete pädagogische Handlungsmöglichkeiten hin reflektieren. Er stellt dabei die Lerndimensionen Motivation, Wollen und Wissen in Relation zu den anzunehmenden Lernhemmungen und den zuzuordnenden denkbaren Lernhilfen. Im Folgenden werden nun die Lernhemmungen in der Phase der Familienerziehung, der Schulerziehung sowie in der Phase der Selbsterziehung in den Blick genommen.

Kapitel 5

Dabei zeigt der Autor auf, in welchem Verhältnis institutionelle Strukturen und pädagogische Notwendigkeiten stehen. Nicht selten gelingt es eben nicht, die pädagogischen Institutionen so zu organisieren, dass sie passgenau auf die pädagogischen Überzeugungen und Notwendigkeiten ausgerichtet sind. Vielmehr entwickelt er dabei eine Übersicht wie sich die äußerlich materielle Form der Institution und deren Funktion auf der inhaltlichen Ebene auswirkt und Bedeutung erlangt. So zeichnet er ein Bild von professionellem Handeln zwischen Wissen und Erfahrung.

Diskussion

Stephan Ellinger legt ein beachtenswertes Grundlagenwerk zur Pädagogik des Lernens und damit zur Pädagogik im Allgemeinen vor. Er versteht es sehr gut, den Leser auf den Kern des Pädagogischen Handelns hinzuführen und zu verdeutlichen, unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen pädagogisches Handeln gelingen kann. Insbesondere seine Betonung der Hinführung des zu Erziehenden zu einem Management des eigenen Lernens und damit des eigenen Lebens greift das Ziel einer modernen Pädagogik sehr anschaulich auf und konzentriert sie auch den Wesenskern pädagogischen Handelns. Dabei spielt die Rolle der Pädagog:innen als Lernbegleitung eine zentrale Rolle. Diese wird als roter Faden durch dieses Buch immer wieder konkreter erläutert und mit den unterschiedlichen Reflexionen zum Lernprozess verbunden. Eine besondere Stärke ist in dem Zusammenhang auch die Fähigkeit des Autors, durch lebensnahe Beispiele komplexe pädagogische Zusammenhänge anschaulich und damit auch sehr gut nachvollziehbar zu machen. In der Summe mündet dieses Buch in einem Plädoyer für eine ermutigende Haltung eines Pädagogen, die getragen wird von ein paar einfachen und menschlich doch wichtigen Überzeugungen, wie sie am Ende des Buches in Epilog ausgeführt werden.

Fazit

Der Autor stellt mit dieser Veröffentlichung ein sehr ansprechend gelungenes Lehr- und Arbeitsbuch vor, welches sowohl im Studium wie auch in der Praxis sehr gute Verwendung finden könnte. Es leitet ebenso zum Selbststudium an, wie es auch geeignet ist, im kollegialen Austausch praxisrelevante pädagogische Themen und Herausforderungen zu erfassen, zu diskutieren und lösungsorientiert so zu bearbeiten, dass diese in eigene Handlungskonzepte integriert werden könnten.

Rezension von
Prof. Dr. Helmut Lechner
Hochschule München
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Es gibt 18 Rezensionen von Helmut Lechner.

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Zitiervorschlag
Helmut Lechner. Rezension vom 03.11.2023 zu: Stephan Ellinger: Pädagogik des Lernens. Können ? Wissen ? Wollen im idealtypischen Lernprozess. wbv Media GmbH & Co. KG (Bielefeld) 2022. ISBN 978-3-8252-5883-2. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/29855.php, Datum des Zugriffs 06.12.2023.


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