Claudia A. Reinicke, Michael Bohne: Klopfen mit Kindern
Rezensiert von Dipl.-Päd. Petra Steinborn, 28.12.2023

Claudia A. Reinicke, Michael Bohne: Klopfen mit Kindern. Gemeinsam mit PEP gegen Stress und für mehr Selbstvertrauen : Anleitung für Erwachsene. Carl-Auer Verlag GmbH (Heidelberg) 2019. 158 Seiten. ISBN 978-3-8497-0303-5. D: 24,95 EUR, A: 25,70 EUR.
Thema
Das Leben mit Kindern birgt manchmal Probleme, die bei Lösungsversuchen hartnäckig bestehen bleiben, wie z.B. Babys, die fortlaufend schreiben, sog. Schreibabys, Streit unter Geschwistern, aber auch Ängste, Mobbing oder schlechte Noten. Diese Erfahrungen können die gesamte Familie zur Verzweiflung bringen und Eltern fragen sich, was sie tun können gegen Stress und zu wenig Selbstvertrauen. Das Buch stellt die Methode der Prozess- und Embodimentfokussierten Psychologie, kurz PEP als eine Möglichkeit vor. PEP wurde von M. Bohne aus vorhandenen Methoden weiter entwickelt. Die Co-Autorin Claudia Reinicke hat die Methode auf die Arbeit mit Kindern übertragen. PEP beruht auf einem einfachen Prinzip: einzelne Akupunkturpunkte werden geklopft, dabei werden Sätzen zur Verbesserung der Selbstakzeptanz, Anerkennung und Wertschätzung ausgesprochen. Das Buch gibt Erwachsenen das nötige Hintergrundwissen, um Kindern in einer schwierigen Situation angemessen helfen zu können.
AutorIn oder HerausgeberIn
Michael Bohne ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Michael. Er hat eine emotionale Selbsthilfetechnik (PEP) entwickelt, die hilft, solche Probleme zu bewältigen.
Claudia Reinicke ist Therapeutin und hat das Klopfen mit PEP für die therapeutische Arbeit mit Kindern adaptiert.
Aufbau und Inhalt
Das vollständige Inhaltsverzeichnis findet sich auf der Homepage der Deutschen Nationalbibliothek.
Das Buch ist im Hardcover Format in zweiter Auflage erschienen und hat einen Umfang von 158 Seiten, die sich in 11 Kapitel und zahlreiche Unterkapitel gliedern. Am linken oberen Seitenrand ist der Kapitelname abgedruckt, am rechten oberen Seitenrand der Titel des jeweiligen Abschnitts. Graue Textboxen enthalten Fallvignetten. Am Ende jeden Abschnitts finden sich in Umrahmungen zusammengefasst Stichpunkte zum Ablauf. Das hier vorgelegte Buch ist eine Anleitung für Erwachsene.
Ein Vorwort führt ins Thema ein. Die Einleitung hat Michael Bohne, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie geschrieben, er hat in den 2000ern die alte Methode des Klopfens entdeckt und weiter entwickelt. Er nennt diese Methode PEP, was für Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie steht. Seine Praxisforschung zeigte zudem, dass bei 10 bis 20 % der Fälle das Klopfen alleine nicht ausreichte, deshalb hat er zusätzlich die sog. „Big Five“ Lösungsblockaden entwickelt. Sie weisen auf die Hartnäckigkeit mancher Problemlagen hin, diese werden im Verlauf des Buches näher beschrieben.
Das Klopfen ist eine emotionale Selbsthilfetechnik, die an der eigenen Person angewendet wird. Beschrieben werden Klopftechniken und deren Anwendung bei Kindern und Erwachsene. Mit dem Klopfen wird ein Tool an die Hand gegeben, um mit Stress, Ängsten und sonstiges emotionales und kognitives Unbehagen umgehen können.
Eltern werden ist eine Situation, die mit vielen Gedanken, bei manchen mit Ängsten verbunden ist. PEP hat sich auch hier bewährt. Als Beispiel wird der Umgang mit einem Schreibaby genommen, das Eltern um den Verstand bringen kann. Wichtig dabei ist, dass das Gehirn auf eine Lösungssituation hin ausgerichtet wird. Auf den Seiten 14 und 15 werden Klopfpunkte gezeigt, dazu gibt es Hilfestellung der Formulierung der Selbstakzeptanz-Sätze. Thematisiert wird auch das Klopfen gegen das schlechte Gewissen.
Im zweiten Kapitel gehen die Autor:innen auf Blockaden ein, oft steht man der Problemlösung selbst im Weg. Diese Blockaden nennt Bohne die „Big-five-Lösungsblockaden“, deren Basis Beziehungsmuster sind wie z.B. Selbstvorwürfe oder Loyalitätskonflikte. Eine Tabelle mit Tools zur Beseitigung von Lösungsblockaden ist auf S. 56 abgedruckt.
Eine weitere Möglichkeit ist – statt auf Probleme zu fokussieren – in Zielen zu denken. Ein Problem, was man z.B. mit seinem Kind hat, wird in ein Ziel umformuliert. Aus der Zielformulierung können sich ganz unterschiedliche Maßnahmen ableiten. Das Verfügen über die notwendigen Fähigkeiten erhöht die Motivation. Auf S. 61 sind sechs Schritte genannt, die eine Erleichterung für das alltägliche Problemmanagement ergeben.
Das vierte Kapitel handelt von einem Kind, das Angst vor allem und jedem hat. Die Selbstakzeptanzsätze müssen an das Alter des Kindes angepasst sein, eine Tabelle auf S. 69 gibt Beispiele. Vertiefend wird auf Albträume, der Angst vor dem Einnässen, Angst vor Alltäglichem, Angst vor dem Arztbesuch oder Angst vor Insekten eingegangen.
Auch Übergänge im Leben können Ängste auslösen, es gibt Kinder, die beim Übergang in den Kindergarten Abschiedsschmerzen bis hin zu körperlichen Schmerzen erleben. Weitere problematische Situationen sind solche, in denen andere das Kind nicht mitspielen lassen (Kapitel sechs), Situationen im schulischen Kontext wie Mobbing (Kapitel sieben), schlechte Noten (Kapitel acht) oder die Diagnose ADHS (Kapitel neun). In diesem Zusammenhang hat sich eine andere Betrachtungsweise als hilfreich erwiesen. Streitigkeiten zwischen Geschwistern können im Alltag anstrengend sein, sie gehören aber dazu (Kapitel 10). Sie bieten Gelegenheit, Kompromisse zu lernen. Wichtig ist, die Kinder bei den Konflikten zu unterstützen, diese aber nicht stellvertretend zu lösen. Das 11. Kapitel mit dem Titel „Ich bin gut so, wie ich bin!“ stellt den Ausblick dar: Erziehung und Begleitung heißt, das Kind in seiner Selbstwertentwicklung zu unterstützen. Dieser Satz ist einer der wichtigsten Sätze, dazu braucht es vor allem auch das Erleben von Selbstwirksamkeit.
Im Anhang finden sich Hinweise zur sog. Verdünnungstechnik, zu Lösungsblockaden, zu den „Big Five“ sowie zwei Arbeitsblätter. Das erste Arbeitsblatt handelt von Selbstakzeptanz bei Selbstvorwürfen und das 2. Arbeitsblatt bezieht sich auf die Selbstakzeptanz bei Vorwürfen anderen gegenüber. Die letzte Übung auf S. 156–158 stellt die Methode KIKOS® vor, die Claudia A. Reinecke entwickelt hat. KIKOS® steht für „Kompass zur Integration komplexer Systeme“, KIKOS® bringt Leichtigkeit in den Alltag zurück.
Diskussion
Erziehung und Begleitung von Kindern heißt, das Kind in seiner Selbstwertentwicklung zu unterstützen. Dieser Satz ist einer der wichtigsten Sätze, dazu braucht es vor allem auch das Erleben von Selbstwirksamkeit.
Das Leben mit Kindern birgt manchmal Probleme, die bei Lösungsversuchen hartnäckig bestehen bleiben, wie z.B. „Schreibabys“, Geschwisterstreit, Ängste, Mobbing oder schlechte Noten. Diese Erfahrungen können die gesamte Familie zur Verzweiflung bringen. Gegen Stress und zu wenig Selbstvertrauen hat sich die Methode „Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie“, kurz PEP bewährt. PEP wurde von M. Bohne aus vorhandenen Methoden weiter entwickelt und die Co-Autorin Claudia Reinicke hat diese Methode auf die Arbeit mit Kindern adaptiert. PEP beruht auf einem einfachen Prinzip: einzelne Akupunkturpunkte werden geklopft und dabei werden Selbstakzeptanz-Sätze ausgesprochen. M. Bohne arbeitet seit über 18 Jahren mit PEP. In der Arbeit mit Kindern ist aufgefallen, dass diese die Technik sehr schnell erlernen können und das Vorgehen sich auch gut in anderen Kontexten anwenden lässt. PEP erhöht die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, was an sich schon angstmindernd und Resilienz stärkend wirkt. Verstärkt werden Effekte des Klopfens dazu noch durch sog. Selbstakzeptanzsätze, also Aussagen zur Verbesserung der Selbstakzeptanz, Anerkennung und Wertschätzung.
Fazit
Das Buch gibt Erwachsenen das nötige Hintergrundwissen, um Kindern in einer schwierigen Situation angemessen helfen zu können und langfristig die Entwicklung von Selbstakzeptanz, Anerkennung und Wertschätzung zu unterstützen.
Rezension von
Dipl.-Päd. Petra Steinborn
Tätig im Personal- und Qualitätsmanagement in einer großen Ev. Stiftung in Hamburg-Horn. Freiberuflich in eigener Praxis (Heilpraktikerin für Psychotherapie). Leitung von ABC Autismus (Akademie-Beratung-Coaching), Schwerpunkte: Autismus, TEACCH, herausforderndes Verhalten, Strategien der Deeskalation (systemisch), erworbene Hirnschädigungen
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