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Sabine Fink-Pomberger: Persönlichkeitsentwicklung bei Lehrpersonen

Rezensiert von Mag. Dr. Gabriele Schauer, 09.02.2023

Cover Sabine Fink-Pomberger: Persönlichkeitsentwicklung bei Lehrpersonen ISBN 978-3-339-12178-3

Sabine Fink-Pomberger: Persönlichkeitsentwicklung bei Lehrpersonen. Förderung der Resilienz durch Stärkung der emotionalen Kompetenz. Verlag Dr. Kovač GmbH (Hamburg) 2021. 344 Seiten. ISBN 978-3-339-12178-3. D: 99,80 EUR, A: 102,60 EUR.
Schriftenreihe Studien zur Schulpädagogik - Band 91.

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Thema

Das Buch behandelt das Thema Persönlichkeitsentwicklung, womit die Veränderung der Persönlichkeit eines Menschen über die gesamte Lebensspanne bezeichnet wird. Da sowohl genetische Faktoren als auch die Lebenswelt hier beeinflussend wirken, wird diesbezüglich auch auf diese beiden Faktoren durch die Autorin eingegangen. Fokussiert wird im Speziellen die Entwicklung der Persönlichkeit von Lehrpersonen, da gerade durch die vielen Herausforderungen im Lehrberuf die Fähigkeiten zur Selbstbildung, Reflexionsfähigkeit und Urteilskraft beachtenswert sind. So scheint die eigene Persönlichkeit von Lehrpersonen bedeutsam für Unterricht und die Selbstbeziehung dieser wirkt auf Beziehungen im schulischen Alltag. Der Entwicklung der Persönlichkeit von Lehrpersonen soll daher ein hoher Stellenwert eingeräumt werden. Sie kann dadurch wirksam unterstützt werden, indem die individuellen Fähigkeiten, aber auch Notwendigkeiten wie Achtsamkeit, Selbstwirksamkeit, Visionen und vieles andere in den Fokus rücken.

Autorin

Sabine Fink-Pomberger studierte an der Universität Salzburg und verfasste ihre Dissertation an der Universität Passau. Weiters bringt sie Berufserfahrung als Lehrperson mit und ist seit 2017 als Schulleiterin der Volksschule Bischofshofen Markt tätig. Als engagierte Lehrerin und Schulleiterin ist sie auch als Obfrau des christlichen Landeslehrervereins für Salzburg tätig.

Entstehungshintergrund

Die Publikation wurde als Dissertation verfasst und ist in der Schriftenreihe Studien zur Schulpädagogik, Band 91 erschienen. In der Schriftenreihe erscheinen zwei- bis dreimal jährlich Veröffentlichungen in deutscher oder englischer Sprache. Seit 1995 sind in dieser Reihe bereits 95 Bücher veröffentlicht worden. Aufbauend auf ihre Masterarbeit zeigt die Autorin auch aufgrund ihrer Tätigkeit als Lehrerin und Schulleiterin Interesse im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung.

Aufbau

Dieser Arbeit liegt der Begriff Entwicklung und hierbei insbesondere die Persönlichkeitsentwicklung als langer Prozess zugrunde. Nach einführenden Worten und der Darlegung der Zielsetzung sowie des methodischen Zugangs wird in Kapitel 2 auf die verschiedenen inneren und äußeren Variablen der Persönlichkeitsentwicklung sowie auf Theorien hierzu eingegangen. Daran anknüpfend findet in Kapitel 3 eine Auseinandersetzung mit Resilienz und mit Begriffen wie Resilienzfaktoren und Achtsamkeit statt. In Kapitel 4 wird anschließend die emotionale Kompetenz bearbeitet. Zusammentragend wird in Kapitel 5 versucht, die Förderung der Resilienz durch emotionale Kompetenz für eine Persönlichkeitsentwicklung angehender Lehrpersonen aufzuzeigen. Abschließend wird in Kapitel 6 ein Blick in die Zukunft gewährt.

Inhalt

Die Autorin geht in Ihren Ausführungen auf die Notwendigkeit der persönlichen Entwicklung von Lehrpersonen ein. Nach einer Klärung der Begrifflichkeiten involviert sie in ihrer Auseinandersetzung mit persönlicher Entwicklung verschiedene theoretische Ansätze. Dabei zeigt sie zuerst die Eigenschaftstheorien auf, anschließend die psychoanalytischen Persönlichkeitstheorien, sowie die humanistischen Theorien, einen lerntheoretischen Ansatz, die Big Five, biologische Theorien und geht dann auf individuelle Unterschiede ein. Anschließend werden Wechselwirkungen und Einflüsse zwischen Persönlichkeit und Umwelt in den Ausführungen integriert. Hierbei wird beispielsweise auf Stabilität, auf Handlungskompetenzen, auf Beanspruchung im Lehrberuf sowie auf persönliche Visionen und Selbstmotivation eingegangen. Dabei werden vor allem Bedürfnisse und Erwartungen sowie Visionen von Lehrenden für die eigene Zukunft thematisiert. Da die Themen „Eigenverantwortung“, „Engagement“ und „Selbstmotivation“ laut der Autorin wichtige Bestandteile zur Entwicklung hinsichtlich Resilienz und emotionaler Kompetenz sind, werden diese in diesem Kapitel behandelt, aber auch in den weiterführenden Abschnitten immer wieder aufgegriffen. So wird auch im nächsten Teil der Arbeit, in dem die Resilienz behandelt wird auf Selbstwahrnehmung, Selbstwirksamkeit oder soziale Kompetenz eingegangen. Damit soll als Lehrperson auf die Berufsrealität, die im Buch als sehr herausfordernd und anstrengend dargestellt wird, reagiert werden können. Durch die Auseinandersetzung mit den genannten Themen soll laut Autorin ein gesünderes und erfüllteres Leben ermöglicht werden. Weiters wird auf emotionale Kompetenz ausführlich eingegangen, indem einerseits Empathie thematisiert wird, andererseits auf neurologische Aspekte eingegangen wird.

Sowohl emotionale Kompetenz als auch Resilienz wird gegen Ende des Buches noch einmal aufgegriffen und auf Persönlichkeitsentwicklung im Lehrberuf bezogen. Dabei geht die Autorin noch einmal darauf ein, welche Fähigkeiten Lehrpersonen entwickeln sollen. Besonders betont sie die Kommunikation, um im Team gut arbeiten zu können. Aber auch auf die notwendige Wahrnehmung, Akzeptanz, Selbstverantwortung sowie Visionen wird erneut eingegangen. So wird versucht, Begrifflichkeiten und vorher benannte Probleme im Feld der Schule praxisnah darzustellen. Abschließend geht die Autorin vor allem auf die Problematik der digitalen Medien und deren Einfluss auf Persönlichkeit ein. Hierbei argumentiert sie gegen eine häufige Nutzung und fokussiert in der Darstellung die Nachteile der Digitalisierung.

Diskussion

Auffallend ist in den Ausarbeitungen, dass die Autorin viele verschiedene Gedanken und Ansätze bezogen auf Persönlichkeitsentwicklung von Lehrpersonen ansprechen möchte. Diese große Gestalt an Überlegungen wird durch ein umfangreiches Aufarbeiten verschiedenster Theorien deutlich. Allerdings zeigt sich dabei auch, dass diese Vielfalt an Auseinandersetzungen eher oberflächlich und sprunghaft stattfindet. So wird beispielsweise in Kapitel 2 die SMART-Zielformulierung (vgl. z.B. Rehmer 2009 oder Buchauer & Wimmer 2008) als Grafik eingebaut, wobei vorher im Absatz intrinsische Motivation, Personal Mastery und „kreative Spannungen“ thematisiert werden. (vgl. S. 122) Aber auch weiterführend wird die Bedeutung der Zielsetzung nicht näher ausformuliert, sondern auf Routinehandlungen und Unterbewusstsein eingegangen. Ähnliches zeigt sich auch bei den Ausführungen von Inhalten zu Überschriften. Beispielsweise wird auf persönliche Visionen und Selbstcoaching als Grundlage persönlicher Entwicklung in der Überschrift verwiesen (vgl. S. 118), aber in den Ausführungen wird Selbstcoaching nicht wirklich dargestellt. Hierbei werden etwa Einfühlungsvermögen oder Vernunft und Integration aufgegriffen, inwieweit dies dem Selbstcoaching zuzuordnen ist, sollte aber begründet werden.

Auch die Auswahl der theoretischen Zugänge wird nicht vertiefend behandelt und begründet. Beispielsweise wird bezogen auf Kompetenzerwerb und Professionswissen das Modell der COACTIV-Studie verwendet (vgl. Baumert & Kunter 2006). Hier wird aber einerseits nicht auf den Kontext dieser Studie verwiesen sowie auch nicht auf die Bedeutung für Persönlichkeitsentwicklung etwa durch die motivationalen Faktoren. Andererseits wäre beispielsweise das Professionalisierungsmodell EPIK (vgl. Schratz et.al. 2008) ebenfalls zu erwähnen, vor allem vor dem Hintergrund, dass „Personal Mastery“ (als eine der fünf Domänen im EPIK-Modell) explizit im Werk der Autorin bearbeitet und in der These 3 (vgl. S. 14) als bedeutsam für die Entwicklung der Persönlichkeit genannt wird. Hingegen werden Studien eingebaut und Ergebnisse zu Typologien dargestellt, wobei deren Ausführungen zuerst nicht verständlich sind und erst dann für die Leserschaft begreifbar sind, wenn am Ende des Kapitels auf inhaltlich notwendige Erläuterungen dieser Studien eingegangen wird. (vgl. z.B. S. 101–102)

Zu vermerken ist weiters, dass die Autorin von einem forschenden Zugang der Hermeneutik spricht, aber das konkrete Vorgehen sowie das dafür verwendete Material nicht anführt. Es wird auf S. 12 auf den methodischen Zugang verwiesen, wobei dieser hier in der Einleitung noch nicht erläutert wird. Auch an anderer Stelle wird in der gesamten Publikation darauf nicht mehr eingegangen, sodass nicht ersichtlich wird, wie die Autorin zu ihren Ergebnissen oder Darstellungen gekommen ist.

Die vielen Ideen, Themen und Überlegungen, die die Autorin in ihren Ausführungen integrieren will, zeigen sich auch in der Vielzahl an Fußnoten. Diese sind gespickt mit Definitionen, weiteren Begrifflichkeiten bis hin zu Erläuterungen ganzer theoretischer Zugänge. Da auch die Zitation mittels Fußnoten dargestellt wird, belaufen sich die Verweise am unteren Rand aufgrund der vielen verwendeten Literatur sowie der unzähligen Zusätze und Erläuterungen auf über 1800 Fußnoten. Dies wirkt beim Lesen teilweise verwirrend. Anderseits fehlen aber die Verweise zu den Grafiken, indem zwar im Fließtext auf diese hingewiesen wird, der klare Bezug zur Abbildung aber fehlt.

Fazit

Insgesamt kann festgehalten werden, dass das Thema der Persönlichkeitsentwicklung für die Herausforderungen und Belastungen im schulischen Alltag für Lehrpersonen von großer Bedeutung ist. Aufgrund der Struktur und den immer wieder angerissenen Themen ist ein roter Faden innerhalb der Kapitel in dieser Publikation aber schwer erkennbar. Die Vielzahl an Themen, Begrifflichkeiten sowie verwendeter Literatur können aber als Informationsquelle für eine eigenständige Vertiefung in das Thema der Persönlichkeitsentwicklung gut genutzt werden. Lehrpersonen sowie Schulleitungen als Zielgruppen können in der Auseinandersetzung mit den Inhalten dieses Buches einen reflexiven Umgang mit der eigenen Persönlichkeitsentwicklung andenken. Wissenschaftler*innen werden einen strukturierten Zugang zur Thematik mit begründeten Darstellungen und vertiefenden Auseinandersetzungen vermissen.

Quellenangaben

Baumert, J. & Kunter, M. (2006) Stichwort: Professionelle Kompetenz von Lehrkräften. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9 (4), 469–520

Buchauer, W. & Wimmer, J. (2008) Das Fürhungsseminar. Werkzeuge für den Führungsalltag i Wort und Bild. Wien: Linde

Rehmer, H. (2009) Persönliche Zielfindung für Mitarbeiter im Rahmen der Disziplin „Personal Mastery“ einer lernenden Organisation. Hilfestellung zum Selbstcoaching. Hamburg: Diplomica

Schratz, M./Schrittesser, I./Forthuber, P./Pahr, G./Paseka, A./Seel, A. (2008): Domänen von Lehrer/​innenprofessionalität: Rahmen einer kompetenz-orientierten Lehrer/​innen/​bildung. In: Kraler, Ch.; Schratz, M. (Hg.): Wissen erwerben, Kompetenzen entwickeln. Modelle zur kompetenzorientierten Lehrerbildung. Münster: Waxmann, 123–138.

Rezension von
Mag. Dr. Gabriele Schauer
tätig an der Universität Innsbruck am Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung
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Es gibt 11 Rezensionen von Gabriele Schauer.

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Zitiervorschlag
Gabriele Schauer. Rezension vom 09.02.2023 zu: Sabine Fink-Pomberger: Persönlichkeitsentwicklung bei Lehrpersonen. Förderung der Resilienz durch Stärkung der emotionalen Kompetenz. Verlag Dr. Kovač GmbH (Hamburg) 2021. ISBN 978-3-339-12178-3. Schriftenreihe Studien zur Schulpädagogik - Band 91. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/29942.php, Datum des Zugriffs 03.11.2024.


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