Michael Borg-Laufs, Heiko Hungerige: Selbstmanagementtherapie bei Kindern. Ein Praxishandbuch
Rezensiert von Prof. Dr. Johanna Hartung, 24.01.2006

Michael Borg-Laufs, Heiko Hungerige: Selbstmanagementtherapie bei Kindern. Ein Praxishandbuch.
Klett-Cotta Verlag
(Stuttgart) 2005.
254 Seiten.
ISBN 978-3-608-89741-8.
24,50 EUR.
CH: 43,90 sFr.
Reihe: Leben lernen - 183.
Zum Thema
Für die psychotherapeutische Arbeit mit Kindern wurden in den letzten Jahren störungsspezifische, auf ihre Wirksamkeit hin überprüfte, meist verhaltenstherapeutisch orientierte Konzepte entwickelt, die zunehmend in der Form manualisierter Programme zur Verfügung stehen. Ausgehend von einem multikausalen Erklärungsmodell integrieren sie kindzentrierte, familienzentrierte und auf weitere soziale Bezugssysteme (z.B. Schule, Institutionen der Jugendhilfe) gerichtete Interventionen.
Der Fokus des von Michael Borg-Laufs und Heiko Hungerige verfassten Buches richtet sich auf eher störungs- und therapieschulenübergreifende Aspekte der Planung und Gestaltung des Therapieprozesses. Dazu greifen die Autoren auf das in der Verhaltenstherapie etablierte Konzept der Selbstmanagementtherapie nach Kanfer (Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2000) zurück. und entwickeln spezifische Modifikationen für die psychotherapeutische Praxis mit Kindern (ab dem Grundschulalter) und ihren Familien.
Gliederung und Inhalte
Zunächst skizzieren die Autoren die Selbstmanagementtherapie als ein methodenoffenes Modell, das den Ablauf einer Therapie in sieben aufeinander aufbauenden Phasen konzipiert.
Bei der im Folgenden seitens der Autoren vorgenommenen Modifikation des Modells für die Arbeit mit Kindern wird besonders die Einbindung von Kindern in das familiäre System und in andrere Systeme (Schule, Kindertageseinrichtungen...) berücksichtigt. Im therapeutischen Prozess sind demnach die Perspektiven aller Beteiligten, deren Ziele, Bedürfnisse, Befürchtungen, Kompetenzen zu beachten und hinsichtlich möglicher Kompatiblität weiter zu entwickeln. Darüber hinaus werden der kindlichen Entwicklung angemessene Vorgehensweisen bei der Interaktionsgestaltung, der Motivierung, der Herstellung von Transparenz und der Ressourcenaktivierung vorgestellt. Bei der Auswahl und Planung von Interventionsmethoden plädieren die Autoren für eine Integration empirisch fundierten störungsspezifischen Veränderungswissens und einer auf der Basis der Bedingungsanalysen einzelfallangepassten Vorgehensweise.
Jeder der sieben Phasen des therapeutischen Prozesses widmen die Autoren ein Kapitel:
- Beziehungsaufbau
- Aufbau von Änderungsmotivation
- Funktionale Bedingungsanalyse
- Zielklärung
- Auswahl, Planung und Durchführung von Interventionen
- Evaluation therapeutischer Fortschritte
- Abschluss und Erfolgsoptimierung.
Abschließend empfehlen die Autoren einen typischen, wiederkehrenden Aufbau der einzelnen Therapiesitzungen (Stundenstrukturierung) und skizzieren mögliche Variationen.
Instruktionen, Materialien
Die einzelnen Phasen des therapeutischen Prozesses werden differenziert, unter der Angabe von phasenspezifischen Zielen sowie der aus den vorangegangenen Phasen bedeutsamen "Erhaltungsziele" dargestellt. Die empfohlene Vorgehensweise wird mithilfe von beispielhaften Dialogen (Therapeut - Elternteil) und kindgemäßen Instruktionen zur Einführung von Übungen veranschaulicht. Stundenbeurteilungsbögen und Arbeitsblätter für Eltern und Kinder, Formblätter für die Therapeutinnen und Therapeuten (z.B. zur Bedingungsdiagnose, Therapieplanung, Evaluation) dienen als Orientierungshilfe und erleichtern die Reflexion und Dokumentation des Prozesses. Form- und Arbeitsblätter sind sowohl im Buch abgebildet, als auch auf einer beiliegenden CD-ROM als pdf-Datei verfügbar.
Zielgruppen
Interessant und anregend dürfte das Buch sein sowohl für Studierende und Lehrende psychosozialer Studiengänge (wie Psychologie, Sozialpädagogik, Sozialarbeit, Erziehungswissenschaften, Heilpädagogik) im Fachgebiet der Klinischen Kinderpsychologie und -psychotherapie als auch für auszubildende und praktizierende Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen.
Fazit
Das Buch bietet für erfahrene Praktikerinnen und Praktiker im Bereich der Kinderpsychotherapie interessante Anregungen für die Planung, Reflexion und Optimierung des therapeutischen Prozesses. Zudem dürfte es im Rahmen der Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten sowie der Supervision wertvolle Orientierungs- und Strukturierungshilfen liefern.
Rezension von
Prof. Dr. Johanna Hartung
Hochschule Düsseldorf, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften
Fachgebiet Psychologie
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