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Jutta Harrer-Amersdorffer: Fachliches Handeln in der Fallarbeit

Rezensiert von Sven Weingarth, 18.12.2023

Cover Jutta Harrer-Amersdorffer: Fachliches Handeln in der Fallarbeit ISBN 978-3-96665-062-5

Jutta Harrer-Amersdorffer: Fachliches Handeln in der Fallarbeit. Eine empirische Studie über den Stand der Sozialpädagogischen Familienhilfe. Budrich Academic Press GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2022. 244 Seiten. ISBN 978-3-96665-062-5. D: 32,00 EUR, A: 32,90 EUR.

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Thema

Die Autorin befasst sich mit der Sozialpädagogischen Familienhilfe in ihrer Bedeutung als zentrale Unterstützungsleistung im Rahmen der Hilfen zur Erziehung und der praktischen Anwendung in der Kinder- und Jugendhilfe.

Dabei wird beleuchtet, welche sozialarbeitswissenschaftlichen Erklärungsansätze und Modelle der Fallarbeit von den Fachkräften in der praktischen genutzt werden. Auf der Basis der Untersuchungserkenntnisse formuliert die Autorin Ansatzpunkte zur weiteren Professionalisierung der Hilfeform.

Autorin

Prof. Dr. Jutta Harrer- Amersdorffer ist Professorin für angewandte Theorien und Handlungslehre unter Berücksichtigung der Kinder- und Jugendhilfe an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg.

Aufbau

Nach einer Einleitung gliedert sich das Buch in sieben Hauptkapitel.

  • Kapitel 1 Zur Praxis der Sozialpädagogischen Familienhilfe
  • Kapitel 2 Zugänge zur Fallarbeit: Historische Ansätze und gegenwärtige Modelle
  • Kapitel 3 Ausgewählte Forschungsergebnisse zur Sozialpädagogischen Familienhilfe
  • Kapitel 4 Zum Ziel der empirischen Untersuchung, zu Forschungsdesign und Durchführung
  • Kapitel 5 Darstellung und Diskussion der Ergebnisse
  • Kapitel 6 Einige Schlussfolgerungen und Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung der Sozialpädagogischen Familienhilfe
  • Kapitel 7 Zusammenfassung

Es schließen sich ergänzend noch Anmerkungsverzeichnis und Literaturangaben an.

Inhalt

Kapitel 1 dient zur Einführung in das Handlungsfeld und stellt in einem ersten Punkt zunächst die Grundstrukturen der Kinder- und Jugendhilfe dar. Das Augenmerk liegt dabei unter Anderem auf Trägerstrukturen, wobei zwischen dem Jugendamt, als öffentlicher Träger und Vertretung der staatlichen Instanz, sowie den freien Trägern, als Maßnahmeerbringer, unterschieden wird. Es werden zudem die Rechtsverhältnisse der Kinder- und Jugendhilfe in Ihrer Wechselwirkung zwischen Staat, Leistungsträger (Jugendamt), Leistungserbringer (Anbieter) und Berechtigten, erläutert.

In einem weiteren Punkt werden die Rechtsgrundlagen nach dem SGB VIII und die Zielsetzungen der Sozialpädagogischen Familienhilfe dargestellt.

Der dritte Punkt des Kapitels beleuchtet die Einbettung der Fallarbeit in Organisationen, den Einfluss von Zielsetzungen und Organisationskulturen auf das Professionelle Handeln und stellt schließlich die Gliederung des Hilfeprozesses sowie einen Überblick über ein idealtypisches Hilfeplanverfahren dar.

Ein vierter Punkt gibt eine Übersicht über ausgewählte Arbeitsmittel zur Ausgestaltung des Hilfeprozesses. Es wird als Handlungsorientierung das Heidelberger Modell von Marga Rothe (2015) vorgestellt.

Der letzte und ausführlichste Unterpunkt des Kapitels befasst sich schließlich dem Stand der Diskussionen der Sozialpädagogischen Familienhilfe. Es werden verschiedene Faktoren benannt, welche das Hilfesystem vor neue Herausforderungen stellen.

Kapitel 2 thematisiert die Sozialpädagogische Familienhilfe als Teil des theoretischen Konzepts der Fallarbeit.

Es werden sechs Kategorien von Modellen für Zugänge zur Fallarbeit dargestellt. Die dargestellten Kategorien sind:

  • Personenorientierte Modelle
  • Diskursorientierte Modelle
  • Feldorientierte Modelle
  • Systemische Modelle
  • Strukturorientierte Modelle
  • Kompetenzorientierte Modell

Zu jeder Kategorie werden Wirkungen auf das professionelle Handeln reflektiert.

Kapitel 3 bietet einen Einblick in ausgewählte Forschungsergebnisse zur Sozialpädagogischen Familienhilfe. Vor dem Hintergrund der wachsenden Fallzahlen werden folgende Aspekte der Hilfsform näher erfasst:

  • Bedeutung der SPFH aus Sicht der Klienten (z.B. Vertrauensbildung als zentrales Thema)
  • Ausgestaltung der Hilfeleistung (z.B. Zielsetzung, Handlungsprinzipien)
  • Ergebnisse zu den Arbeitsbedingungen der Fachkräfte

Abschließend werden zwei Metaanalysen zum Forschungsstand dargestellt.

Als Fazit der Darstellungen des 3. Kapitels verweist die Autorin auf drei grundlegende Problemstellungen der Ausgestaltung der Sozialpädagogischen Familienhilfe, nämlich die organisatorischen Rahmenbedingungen, die methodische Ausgestaltung sowie die Beziehungsgestaltung zwischen Fachkraft und Familie.

Das 4. Kapitel konkretisiert Gegenstand und Zielsetzung der empirischen Untersuchung und stellt den gewählten qualitativen Forschungszugang sowie die Umsetzung über problemzentrierte Interviews vor. Im Rahmen der Durchführung wurden bei folgenden Zielgruppen Äußerungen zum professionellen Selbstverständnis und möglichen Handlungsweisen in der Fallarbeit erfasst:

  • Fachkräfte aus dem Bereich der Sozialpädagogischen Familienhilfe
  • Sachbearbeiter und Sachbearbeiterinnen im Allgemeinen Sozialdienst des Jugendamtes
  • Leitungskräfte aus beiden Bereichen

Die Auswertung erfolgt anhand der qualitativen Inhaltsanalyse.

Abgerundet wird das Kapitel durch die Darstellung des konkreten Ablaufs und des entwickelten Kategoriensystems. Weiterhin werden mögliche Limitationen der Studie angeführt.

Kapitel 5 stellt die empirischen Ergebnisse und deren Diskussion vor. Es werden Thesen zur Fallkonstruktion, der Methodenauswahl und -begründung sowie zum beruflichen Selbstverständnis benannt.

Das 6. Kapitel beinhaltet Schlussfolgerungen aus der vorliegenden Untersuchung und bietet weiterhin Ansatzpunkte zur zukünftigen Ausgestaltung der Sozialpädagogischen Familienhilfe. Anhand verschiedener Modelle werden Möglichkeiten dargestellt, um die methodische Handlungsfähigkeit der Fachkräfte zu fördern.

Kapitel 7 fasst die Inhalte der Veröffentlichung zusammen.

Diskussion

Der Autorin schafft nach einer theoretischen Einführung in das Handlungsfeld, mit Hilfe des Einblicks in ausgewählte Forschungsergebnisse einen guten Eindruck über die Herausforderungen, denen sich das Feld der Sozialpädagogischen Familienhilfe in der praktischen Umsetzung gegenüber sieht.

Die ersten drei Kapitel führen in das Thema ein und sensibilisieren für die Notwendigkeit der Fragestellungen, mit denen sich die empirische Untersuchung befasst. Die Diskrepanz zwischen Bedeutung der Hilfeform und aktueller Forschungslage wird herausgestellt.

Die Untersuchungsergebnisse zeigen einen Bedarf an verstärkter methodischer Fundierung der Sozialpädagogischen Familienhilfe. Die vorgeschlagenen Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung des Handlungsfeldes bieten für Fachkräfte auf allen Ebenen der Hilfeform gute Anregungen, im eigenen Wirkungsbereich Fortschritte einzuleiten.

Fazit

Die Publikation von Prof. Dr. Jutta Harrer-Amersdorffer bietet für, in diesem Handlungsfeld Tätige, eine sehr gute Grundlage, das eigene berufliche Selbstverständnis und die tägliche Arbeit zu reflektieren.

Rezension von
Sven Weingarth
Diplom-Pädagoge
Regionalleitung für die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Meilenstein GbR
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Es gibt 4 Rezensionen von Sven Weingarth.

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ISSN 2190-9245