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Michael Obermaier, Patrick Isele et al. (Hrsg.): Forschendes Lernen in Arbeitsfeldern der Kindheitspädagogik

Rezensiert von Prof. Dr. Stephan Otto, 31.01.2023

Cover Michael Obermaier, Patrick Isele et al. (Hrsg.): Forschendes Lernen in Arbeitsfeldern der Kindheitspädagogik ISBN 978-3-506-72605-6

Michael Obermaier, Patrick Isele, Julia Höke (Hrsg.): Forschendes Lernen in Arbeitsfeldern der Kindheitspädagogik. Grundlagen - Ansätze - Praxen. Brill Verlag (Leiden) 2022. 272 Seiten. ISBN 978-3-506-72605-6. D: 59,00 EUR, A: 60,70 EUR.

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Thema

Der Sammelband „Forschendes Lernen in Arbeitsfeldern der Kindheitspädagogik“ widmet sich dem didaktischen Ansatz des Forschenden Lernens in Theorie und Praxis der Kindheitspädagogik. Die Autor*innen des Sammelbandes diskutieren Forschendes Lernen als Theorie, Methode und Anwendung für Kindheitspädagog:innen und Kinder und zeigen auf, welche Potenziale diese didaktische Vorgehensweise für den Aufbau eines professionellen Habitus von Pädagog:innen sowie die frühkindliche Bildung haben kann.

Herausgeber:innen

Das Werk wurde von drei Professor:innen der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen herausgegeben.

Michael Obermaier ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Kindheitspädagogik. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in den Bereichen Sozialökologie des Kindes- und Jugendalters sowie Professionalisierung und Qualitätsentwicklung in der frühkindlichen Bildung.

Patrick Isele ist Professor für Kindheitspädagogik. Schwerpunkte seiner Forschung liegen u.a. in der Sprachdiagnostik, -bildung und -förderung im Kindesalter und der Professionalisierung frühpädagogischer Fachkräfte.

Julia Höke ist Professorin für Didaktik und Methodik der Kindheitspädagogik & Sozialen Arbeit. Neben pädagogischen Professionalisierungsprozessen von Erzieher*innen, Kindheitspädagog*innen und Grundschullehrkräften befasst sie sich in ihrer Forschung insbesondere mit der Gestaltung des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule.

Entstehungshintergrund

Forschendes Lernen gilt als ein vielversprechendes didaktisches Konzept der Hochschullehre, bei dem sich Studierende aktiv mit sämtlichen Schritten von Forschungsprozessen (Problemstellung, Fragestellung, Sichtung des Forschungsstandes, Vorbereitung & Durchführung von Untersuchungen, Reflexion der generierten Ergebnisse) auseinandersetzen, um hierdurch Wissen und Kompetenzen sowie eine kritisch-reflexive Grundhaltung aufzubauen (Huber, 2009).

Aus Sicht der Herausgeber:innen des Sammelbandes bietet Forschendes Lernen im Kontext der Kindheitspädagogik das Potenzial, dass angehende Kindheitspädagog:innen eine forschende Haltung bereits im Studium entwickeln, die für die Herausbildung einer professionellen pädagogischen Identität unerlässlich ist. Eine solche Identität erlaubt es den Fachkräften in der Berufspraxis dann wiederum Kindern kreative und motivierende Lehr- und Lernanlässe bereitzustellen, die ihre Entwicklung bestmöglich unterstützen können.

Aufbau und Inhalt

Nach Geleitwort und Einführung, in denen die Potenziale des Forschenden Lernen für die Kindheitspädagogik dargelegt werden, die insbesondere darin liegen, dass Studierende und Fachkräfte hierdurch in die Lage versetzt werden, kritisch-reflexiv auf Grundlage wissenschaftlicher Befunde in der Berufspraxis zu agieren, gliedert sich das Buch in drei Teile (Grundlagen, Ansätze, Praxen) mit jeweils vier bzw. fünf Aufsätzen.

Der Teil Grundlagen umfasst Artikel, die sich einführend mit der akademischen Lehre und dem Zusammenhang von Forschung und Lernen im Kontext des Studiums der Kindheitspädagogik auseinandersetzen. Ausgehend von der hochschulpolitischen Begründung des Forschenden Lernens im Allgemeinen erfolgt eine historisch, bildungspolitisch und sozioökologisch orientierte Begründung für dieses Lehr- und Lernsetting. Die folgenden beiden Artikel arbeiten den Beitrag des Forschenden Lernens für die Professionalisierung von Kindheitpädagog:innen heraus, die hierdurch eine „praxisreflexive Haltung“ (Obermaier et al. 2022, XVII) einnehmen können, die es ihnen ermöglichen kann, die komplexen berufspraktischen Anforderungen optimal zu bearbeiten. 

Teil II Ansätze vereint Artikel, die sich mit konkreten hochschulischen Lehr- und Lernsettings für Forschendes Lernen befassen. Hier werden neben möglichen Fähigkeiten und Kompetenzen, die Studierende durch Forschendes Lernen erwerben können (z.B. Reflexionskompetenz) herausgearbeitet, insbesondere die konkreten Lehr-und Lerngelegenheiten an einzelnen Hochschulen dargestellt und deren Ge- und Misslingensbedingungen kritisch evaluiert. Die Beiträge umfassen hierbei sowohl das Grundschullehramt als auch explizit kindheitspädagogische Studiengänge.

Teil III zu Praxen umfasst Darstellungen von konkreten Vorhaben im Kontext des Forschenden Lernens in Kindertageseinrichtungen, Schulen und Hochschulen. So wird etwa der Nutzen des Forschenden Lernens für die naturwissenschaftliche Bildung von Kindern und den angehenden frühpädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen oder das Potenzial eigener Forschungsaktivitäten für Grundschulkinder herausgearbeitet. Die weiteren Beiträge fokussieren dann den Nutzen des Forschenden Lernens für Studierende der Kindheitspädagogik in hochschulischen Lernsettings wie Lernwerkstätten oder Lehrforschungsprojekten.

Diskussion

Den Herausgeber:innen gelingt es mit dem Sammelband dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, ein einschlägiges Werk zum Forschenden Lernen in der Kindheitspädagogik bereitzustellen, welches neben der Erarbeitung zentraler konzeptioneller Grundlagen umfassende praxisbezogene Umsetzungsmöglichkeiten eröffnet.

Die Differenzierung der Beiträge in die drei Schwerpunkte erlaubt es den Leser:innen sich gezielt mit Einzelbeiträgen auseinandersetzen. Lediglich die Zuordnung der Beiträge zu den jeweiligen Schwerpunktteilen erscheint in Einzelfällen (z.B. hätte Kapitel 14 in Praxen auch gut in den Schwerpunktteil Ansätze gepasst) nicht vollständig nachvollziehbar, was die Übersichtlichkeit des Werkes ein wenig einschränkt, dem insgesamt positiven Gesamteindruck aber keinen Abbruch tut. Die Herausgeber:innen werden ihrer eigenen Intention „eine gemeinsame Verständnisgrundlage“ (Obermaier, Isele, Höke, 2022, XVI) für Dozierende, Studierende und Berufspraktiker:innen zu schaffen gerecht und wecken Neugier zur vertieften Auseinandersetzung mit Forschendem Lernen.

Der Sammelband „Forschendes Lernen in den Arbeitsfeldern der Kindheitspädagogik“ bietet mit seinen 14 Aufsätzen einen umfassenden und multiperspektivischen Überblick über Theorie und Praxis des didaktischen Konzepts des Forschenden Lernens für die zentralen Tätigkeitsfelder der Kindheitspädagogik in Kindertageseinrichtungen, Schulen und Hochschulen.

Neben der Erarbeitung des aktuellen Forschungsstands sowie der Theoriediskussion um Forschendes Lernen, welche den Leser:innen einen umfassenden Einblick in den aktuellen Stand der akademischen Auseinandersetzung in diesem Bereich ermöglicht, erlauben die Darstellungen der Umsetzung in der Praxis einen differenzierten Überblick über Arbeitsfelder der Kindheitspädagogik, die vom Forschenden Lernen profitieren können.

Fazit

Insgesamt gelingt es den Herausgeber:innen des Sammelbandes aufzuzeigen, dass Forschung keineswegs eine auf den sprichwörtlichen akademischen Elfenbeinturm beschränkte Tätigkeit sein muss, sondern eine Haltung ist, die Interesse und Neugierde auf Wissenserwerb in sämtlichen Lehr- und Lernkontexten wecken kann.

Aufgrund seiner umfassenden Perspektiven bietet der Sammelband somit Impulse für Lehrende an Hochschulen und Universitäten, für Studierende und auch für Berufspraktiker:innen in Kindertageseinrichtungen und Schulen.

Literatur

Huber, L. (2009): Warum Forschendes Lernen nötig und möglich ist. In: Huber, L./Hellmer, J./Schneider, F. (Hrsg.): Forschendes Lernen im Studium. Aktuelle Konzepte und Erfahrungen. Bielefeld, S. 9–35.

Obermaier, M.; Isele, P.; Höke, J. (2022): Forschendes Lernen in den Arbeitsfeldern der Kindheitspädagogik. Grundlagen – Ansätze – Praxen. Paderborn. Brill Schöningh.

Rezension von
Prof. Dr. Stephan Otto
Professor für Kindheitspädagogik
Website
Mailformular
ORCID: https://orcid.org/0000-0002-1313-8768

Es gibt 10 Rezensionen von Stephan Otto.

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ISSN 2190-9245