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Armin Schachameier: Gestalttherapie und Soziale Arbeit

Rezensiert von Dr. phil. Anja Lorenz, 27.11.2023

Cover Armin Schachameier: Gestalttherapie und Soziale Arbeit ISBN 978-3-89797-141-7

Armin Schachameier: Gestalttherapie und Soziale Arbeit. ökonomische und ökologische Hintergründe. EHP – Verlag Andreas Kohlhage (Gevelsberg) 2021. 190 Seiten. ISBN 978-3-89797-141-7. D: 26,99 EUR, A: 27,80 EUR.
Reihe: EHP - Edition humanistische Psychologie.

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Thema 

In dem 181 Seiten starken Band entwickelt der Autor auf dem Boden theoretischer und praktischer Expertise für die Gestalttherapie und Soziale Arbeit ein Konzept, das er Mehrenbenenmodell nennt. Dieses Mehrebenenmodell soll veranschaulichen, wie wesentlich für eine erfolgreiche Arbeit in den beiden genannten Arbeitsfeldern jeweils der Einbezug von gesellschaftlich-strukturellen Themen ist.

Autor

Professor Dr. Armin Schachameier (Jg. 1976), hat seit 2020 eine Professur für Theorien und Methoden der sozialen Arbeit an der Hochschule Potsdam inne und ist zudem als Gestalttherapeut tätig.

Aufbau und Inhalt

Der 181 Seiten starke Band bietet nach einer Einleitung des Autors, in dem er einen kurzen Überblick über seine folgenden Überlegungen gibt zwei einführende Kapitel, je eins in Grundkonzepte der Gestalttherapie und der sozialen Arbeit, die er für relevant hält, um gesellschaftlich-strukturelle Themen, die einwirken können auf die Probleme der Hilfesuchenden, zu erklären.

In einem folgenden Kapitel versucht Schachameier konkrete Auswirkungen dieser „Hintergrundstrukturen“ auf Klient*innen herauszuarbeiten. In einem weiteren Kapitel „Aggression und Gesellschaftskritik“ positioniert sich der Autor auf eine kritische Weise zu gestattherapeutischen Annahmen, die vor allem die persönliche Ebene betrachten und weniger die gesellschaftliche, etwas, das aus der Sicht des Autors aber dem gestalttherapeutischen Ansatz als Potenzial inhärent sei.

Auf ähnliche Weise untersucht er sozialarbeiterische Ansätze und kommt zu der kritischen Frage, die er im folgenden Kapitel „Ökonomie und Gouvernmentalität“ zu untersuchen beginnt, inwieweit Psychotherapie und soziale Arbeit bestehende Machtstrukturen reproduzieren und findet hier Übereinstimmungen in deren bestehenden Zielen und dem neoliberalen Denken, insbesondere dem Ideal der Selbstoptimierung und Selbstverantwortung.

Als einen machtvollen Bereich der neoliberalen Ökonomie postuliert Schachameier das Geldsystem, dessen Funktionsweisen er daher im anschließenden Kapitel „Tiefenstrukturen der Ökonomie“ untersucht. Dieses Kapitel schließt er mit „Folgerungen für Sozialarbeit und Gestalttherapie“ ab, um sich dem ökologischen Verhalten zu widmen, das aus der ökonomischen Situation einer Gesellschaft resultiere. Hier setzt er einen Schwerpunkt auf die Ernährung, die Grundlage für die Gesundheit ist, aber auch im Zusammenhang mit dem Klimaschutz steht.

Abschließend erläutert Schachameier ein Mehrebenenmodell, das die Abhängigkeiten von Mikro.-Meso- und Makrobene deutlich macht und die Notwendigkeit, hierüber fundiertes Wissen zu entwickeln, um letztlich auch umfassend psychosoziale Problemlagen verstehen zu können und folglich entsprechend intervenieren und Hilfskonzepte entwickeln zu können, die nachhaltige Wirkung entfalten können.

Diskussion

Für mich stellt sich zunächst die Frage nach der Zielgruppe dieses Fachbuchs, weil die Kombination von Gestalt und Sozialer Arbeit schon sehr speziell ist. Die wissenschaftlich theoretische Ausrichtung ist zudem recht sperrig zu lesen.

Als Gestalttherapeutin habe ich ein lebendiges, auch berührendes Buch erwartet. Doch diese Lebendigkeit, die dem Gestaltansatz entsprechen würde, wird nicht transportiert, ebenso wenig wie die in Gestalt und sozialer Arbeit vorhandenen Ansätze zur Einbindung genutzt wurden, um letztlich pointiert auf deren Integration in die Arbeit von Therapeut*innen und Sozialarbeiter*innen hinzuweisen und konkrete Tools. anzubieten.

Die inhaltliche Ausrichtung des Bandes ist nicht überzeugend, weil sie konstruiert wirkt. Möglicherweise ist dies dem inhaltlichen Schwerpunkt des Autors von human- experimentellen Ansätzen in der sozialen Arbeit geschuldet.

Fazit

Der grundsätzliche Ansatz scheint mir wichtiger denn je, psychosoziale Arbeit systemisch zu verstehen, also auch gesellschaftliche Bedingungen einzubeziehen, weil diese (natürlich) Einfluss haben auf individuelle Thematiken. Die Verknüpfung von Gestalttherapie und sozialer Arbeit im formulierten Mehrebenenmodell zur Bearbeitung von ökonomischen und ökologischen Hintergründen ergibt keine sinnvolle, rund wirkende Verbindung.

Rezension von
Dr. phil. Anja Lorenz
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (TP); Kreative Leib- und Gestalttherapeutin
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Es gibt 1 Rezension von Anja Lorenz.

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Zitiervorschlag
Anja Lorenz. Rezension vom 27.11.2023 zu: Armin Schachameier: Gestalttherapie und Soziale Arbeit. ökonomische und ökologische Hintergründe. EHP – Verlag Andreas Kohlhage (Gevelsberg) 2021. ISBN 978-3-89797-141-7. Reihe: EHP - Edition humanistische Psychologie. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30052.php, Datum des Zugriffs 08.09.2024.


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