Hariet Kirschner, Simon Forstmeier et al.: Das Lebensrückblickgespräch
Rezensiert von Dipl.-Geront., Dipl.-Soz.Arb. Sigrid Verleysdonk-Simons, 24.04.2024
Hariet Kirschner, Simon Forstmeier, Bernhard Strauß: Das Lebensrückblickgespräch. Hintergründe, Wirkungsweise und praktische Anleitung.
Psychosozial-Verlag GmbH & Co. KG
(Gießen) 2022.
145 Seiten.
ISBN 978-3-8379-3195-2.
D: 22,90 EUR,
A: 23,60 EUR.
Reihe: Therapie & Beratung.
Thema
Das Lebensrückblickgespräch gehört zu den nachweislich bewährten Methoden im Rahmen der Biografiearbeit. Es handelt sich um eine strukturierte Form der Erinnerungsarbeit mit dem Ziel das Erlebte in einen Gesamtzusammenhang zu stellen und eine Neubewertung zu ermöglichen. Kirschner, Forstmeier und Strauß geben einen Überblick über autobiografisches Erinnern und Erzählen im Lebensrückblick, über die Wirksamkeit von Lebensrückblickinterventionen und stellen die Ergebnisse ihrer Studie zum Thema „Erinnern, erzählen, dabei sein“ vor. Das Buch dokumentiert die Kernergebnisse eines mehrjährigen Forschungsvorhabens zum Thema. Es bildet den Stand der Wissenschaft in Kürze ab und bietet eine Praxishilfe und Anleitung für ehrenamtliche, betreuende oder pflegende Menschen zur Führung von Lebensrückblickgesprächen mit älteren Menschen.
Herausgeber:innen
Hariet Kirschner, Dr. phil., M.A. Soziol., Psych., Sportwiss., befasst sich als Soziologin mit den Schwerpunkten Lebensrückblick und Erinnern, Professions- und Sozialisationstheorien. Von 2014 bis 2023 war sie am Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie des Universitätsklinikums Jena tätig, aktuell arbeitet sie dort am Institut für Allgemeinmedizin. Die bisherigen Forschungsschwerpunkte liegen im Feld der Wissenssoziologie, Professionssoziologie, DDR-Forschung und in der Erinnerungsforschung.
Simon Forstmeier, Prof. Dr. rer. nat., Dipl.-Psych., ist Psychologischer Psychotherapeut. Er leitet den Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie und Klinische Psychologie der Lebensspanne der Universität Siegen und ist Ausbilder in kognitiver Verhaltenstherapie an verschiedenen Psychotherapie-Ausbildungsstätten.
Bernhard Strauß, Prof. Dr. phil., Dipl.-Psych., ist Psychologischer Psychotherapeut und Psychoanalytiker. Seit 1996 ist er Direktor des Institutes für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie am Universitätsklinikum Jena.
Entstehungshintergrund
Das Buch dokumentiert das Teilprojekt „Erinnern, erzählen, dabei sein“ im Projektbereich „Gesund Altern“ und ist Ergebnis eines mehrjährigen Forschungsvorhabens zum Thema Lebensrückblick, das im Rahmen eines Verbundprojektes namens VorteilJena am Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie der Universität Jena gefördert wurde. VorteilJena steht für „Vorbeugen durch Teilhabe in der Region Jena“. Das Projekt wurde von 2014 bis 2018 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell gefördert mit dem Ziel, mehr soziale Teilhabe mit wissenschaftlich erprobten Praxishilfen für ein gesundes Lernen, Arbeiten und Altern zu erreichen.
Aufbau und Inhalt
Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt. Nach einem Vorwort „Wofür und für wen ist dieses Buch gedacht?“ wird in den folgenden zwei Kapiteln ein wissenschaftlicher Kurzüberblick über autobiografisches Erinnern und Erzählen im Lebensrückblick und die Wirksamkeit von Lebensrückblickinterventionen gegeben.
Die anschließenden Kapitel drei bis sechs dokumentieren die wissenschaftliche Studie und die Kernergebnisse im Rahmen des Forschungsprojektes „Erinnern, erzählen, dabei sein“ sowie Anwendungsfelder des Lebensrückblickmaterials und ein Resümee für die Praxis. Im Anhang befinden sich das Manual zum Lebensrückblickgespräch und der Gesprächsleitfaden für die Anwendung in der Praxis.
Bereits im Vorwort stellen die Herausgeber:innen klar, dass das vorliegende Buch vor allem als eine Praxishilfe für die Aneignung der Methode des Lebensrückblickgesprächs im Bereich der Altenarbeit gedacht ist.
In den ersten beiden Kapiteln gelingt es den Autor:innen auf knapp 20 Seiten die wesentlichen theoretischen Aspekte zum Thema autobiografisches Erinnern und Erzählen im Lebensrückblick sowie zur Wirksamkeit von Lebensrückblickinterventionen verständlich zusammenzufassen und somit eine Grundlage zu schaffen für den Einstieg in die Studie und die Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis.
In den folgenden Kapiteln drei bis sechs verdeutlichen die Autor:innen ihr Ziel, eine niedrigschwellige Einbindung von Lebensrückblickgesprächen in die alltägliche Arbeit mit älteren Menschen zu fördern unter Berücksichtigung des allgemeinen Zeit- und Personalmangels in der Altenarbeit. Im Rahmen der Studie „Erinnern, erzählen, dabei sein“ wurde ein neu entwickeltes Manual zur Durchführung von Lebensrückblickgesprächen getestet und evaluiert. Im Weiteren werden praxisrelevante Anwendungsfelder vorgestellt, in denen bereits Erfahrungen mit dem Manual getätigt werden konnten sowie Vorteile und Begrenzungen erläutert.
Im Anhang befinden sich das ausführliche und aussagekräftige Manual und der Leitfaden zum Lebensrückblickgespräch als Praxishilfe.
Diskussion
Die Wirksamkeit von Lebensrückblickgesprächen, Vorteile und Begrenzungen des Einsatzes der Methode werden von Hariet, Forstmeier und Strauß anschaulich dokumentiert. Das umfassende Manual und der Gesprächsleitfaden zur Durchführung von Lebensrückblickgesprächen bieten eine Praxis- und Anleitungshilfe für ehrenamtliche, betreuende und pflegende Menschen.
Fazit
Die Herausgeber:innen legen ein interessantes Werkbuch für die Praxis vor und mithilfe des vorliegenden Buches erhält der Leser, die Leserin einen theoretischen Einblick über die Wirkweisen und den Einsatz von Lebensrückblickgesprächen mit älteren Menschen. Das umfassende Manual und der Gesprächsleitfaden im Anhang des Buches ermöglichen einen leichten Einstieg in die Praxis biografischen Arbeitens im Lebensrückblickgespräch. Die durchgeführte Studie verdeutlicht die Chancen, aber auch die Begrenzungen der Umsetzung von Lebensrückblickgesprächen mithilfe des Manuals durch ehrenamtliche, betreuende und pflegende Menschen.
Rezension von
Dipl.-Geront., Dipl.-Soz.Arb. Sigrid Verleysdonk-Simons
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