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Melanie Gräßer, Eike Hovermann (Hrsg.): Kinder mit erhöhtem Förderbedarf

Rezensiert von Dr. Claudia Klektau, 11.09.2023

Cover Melanie Gräßer, Eike Hovermann (Hrsg.): Kinder mit erhöhtem Förderbedarf ISBN 978-3-96046-183-8

Melanie Gräßer, Eike Hovermann (Hrsg.): Kinder mit erhöhtem Förderbedarf. Inklusion, Integration und Förderung gemeinsam in der Kita leben. Klett Kita GmbH (Stuttgart) 2022. 95 Seiten. ISBN 978-3-96046-183-8. D: 19,95 EUR, A: 20,60 EUR.
Reihe: Praxisratgeber der Akademie für Kindergarten, Kita und Hort.

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Thema

Mit ihrem Buch, das in der Reihe Praxisratgeber der Akademie für Kindergarten, Kita und Hort erschienen ist, widmet sich die Autorin der Frage, wie es gelingen kann, Kinder mit erhöhtem Förderbedarf, welche im Alltag mehr Unterstützung benötigen, in Kindertageseinrichtungen wahrzunehmen und pädagogisch zu begleiten. Dabei werden insbesondere Angebote der Unterstützung der pädagogischen Begleitung von Kindern, deren Verhalten im Alltag als herausfordernd erlebt werden kann, fokussiert.

Autor:in

Bianca Manegold ist staatlich anerkannte Erzieherin und Therapeutin in integrativen Verfahren. Sie verfügt über Erfahrungen in der Arbeit in integrativen Kindertageseinrichtungen und ist langjährige freie Dozentin im Bereich der Erwachsenenbildung und Beraterin in Einzelfallbesprechungen. Zu den Arbeitsschwerpunkten der Autorin gehören unter anderem die Begleitung schwerbelasteter Kinder und deren Familien im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe, die tiergestützte Krisenintervention bei Kindern und die Wiedereingliederung seelisch behinderter Menschen.

Aufbau und Inhalt

Das Buch mit insgesamt 95 Seiten und zahlreichen farbigen Abbildungen gliedert sich in sieben Kapitel. Vorangestellt ist ein Vorwort der Herausgeber*innen der Reihe Melanie Gräßer und Eike Hovermann als Einleitung. Im Anhang befinden sich verschiedene Kopiervorlagen als Arbeitshilfen für den pädagogischen Alltag. In den einzelnen Kapiteln wird auf die jeweiligen Arbeitshilfen im Anhang hingewiesen. Eine Auswahl an thematisch relevanten Kinder- und Bilderbüchern, das Literaturverzeichnis sowie eine Kurzvorstellung der Autorin schließen das Buch ab.

Im einführenden Vorwort werden Erzieher*innen und pädagogische Fachkräfte als Zielgruppe dieses Buches ganz konkret angesprochen. Es wird kurz vorgestellt, was die Leser*innen des Praxisratgebers erwartet und mit der Unterstützung bei der Umsetzung einer optimalen und ganzheitlichen Förderung aller Kinder das Ziel des Bandes formuliert.

Im ersten Kapitel wird einführend auf den Begriff der Inklusion eingegangen und formuliert, dass jedes Kind individuelle Bedürfnisse und Bedarfe hat, die es im pädagogischen Alltag zu berücksichtigen gilt. Im Kontext ihrer Ausführungen stellt die Autorin heraus, dass manche Kinder mehr Aufmerksamkeit und Förderung benötigen. Dabei wird die Bedeutung möglicher Diagnosen wie AD(H)S, Autismus-Spektrum-Störung bzw. frühkindlichem Autismus oder Störungen der kognitiven Verarbeitung als hinweisgebend für den besonderen Förderbedarf von Kindern betrachtet. Es erfolgt eine klare Abgrenzung der im Praxisratgeber beschriebenen pädagogischen Unterstützungsmöglichkeiten bei besonderen Bedarfen und Verhaltensweisen gegenüber dem notwendigen pädagogischen Handeln bei kindlichem Verhalten, welches möglicherweise auf kindeswohlgefährdende Momente nach § 8a SGB VIII hindeutet (vgl. S. 9), wozu in einem Exkurs kompakte Hinweise gegeben werden.

Die Bedeutung gezielter Beobachtungen und der Dokumentation der Beobachtungen wird herausgestellt, wobei auch Reflexionsfragen formuliert und Wahrnehmungsfaktoren sowie eine Beispielsequenz beschrieben werden. Das Kapitel beschließt mit Ausführungen zur Zusammenarbeit mit Eltern mit Hinweisen zur Vorbereitung und Durchführung professioneller Elterngespräche.

Das zweite Kapitel befasst sich mit der Erstellung von Förderplänen und bietet neben einer Checkliste zur Erstellung individueller Förderpläne, einen Beispielförderplan. Zudem wird der Frage nachgegangen, was unter Verhaltensauffälligkeit und Entwicklungsstörung verstanden werden kann.

Im dritten Kapitel wird die Bedeutung der Zusammenarbeit und Unterstützungsmöglichkeiten im Team aufgegriffen und Regeln für Teamberatungen dargelegt. Einführend wird hier das Berufsbild Erzieher*in vorgestellt. Zudem werden Formulierungen über bzw. von Erzieher*innen, die vielfach in der Praxis zu hören sind, aufgegriffen, kurz analysiert und eine Positionierung vorgenommen. Es werden Regeln für Teamberatungen vorgestellt und nacheinander beschrieben.

Für Fallberatungen, die innerhalb der Kita-Teams geführt werden, werden vier Ansätze dargestellt, wobei die Autorin darauf aufmerksam macht, dass die vorangestellten Regeln für Beratungen im Team für jede der Methoden gelten.

Leser*innen erhalten einen Einblick in

  • Methode 1: Das Kind im Glas
  • Methode 2: Kollegiale Fallberatung
  • Methode 3: Blitzlichter
  • Methode 4: Wie fühlt es sich eigentlich an…? (vgl. S. 29 ff.),

wobei insbesondere die Methode der Kollegialen Fallberatung mit den verschiedenen Phasen und zeitlichen Angaben näher vorgestellt wird.

Das vierte Kapitel widmet sich der Frage der inneren Haltung und dem Bild vom Kind. Die Autorin betont die Bedeutsamkeit einer offenen Grundhaltung im Hinblick auf das Respektieren individueller kindlicher Unterschiede als auch der Wahrnehmung von Vielfalt nicht alleinig als Herausforderung, sondern Bereicherung. Die offene Grundhaltung wird als Basis für regelmäßige Reflexionen betont. Für die Reflexion der pädagogischen Arbeit, der Strukturen und Räume sowie der Zusammenarbeit mit Eltern und Familie werden mögliche Reflexionsfragen formuliert (vgl. S. 37 ff.).

Der Fokus vom fünften Kapitel liegt auf dem Aufzeigen von Möglichkeiten, wie pädagogische Fachkräfte im Kita-Alltag herausforderndem Verhalten von Kindern kreativ begegnen und für die Kinder eine sichere und achtsame Umgebung in der Einrichtung geben können. Einführend werden mögliche Gründe dafür aufgezeigt, warum Kinder Verhaltensweisen zeigen, die von Pädagog*innen als herausfordernd erlebt werden können. Daran anknüpfend erhalten Leser*innen einen differenzierten Einblick in zehn verschiedene Methoden, die praxiserprobt sind und werden dazu ermutigt, diese in ihrem Alltag auszuprobieren.

Das sechste Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit pädagogische Fachkräfte Einfluss auf herausforderndes Verhalten von Kindern nehmen können. Zu Beginn wird deutlich gemacht, dass es für kindliche Verhaltensweisen sehr unterschiedliche Gründe geben kann. Es wird beschrieben, welche Formen der Verstärkung von Verhalten möglich sind und sich als hilfreich oder weniger hilfreich zeigen und welche Rolle die Zusammenarbeit mit den Eltern spielt. Angesprochen wird auch das Thema Deprivation, also dem „Entzug von Reizen und psychosozialer Zuwendung durch bindungswichtige Personen“ (vgl. S. 62) mit einer einführenden Erläuterung und möglichen Anzeichen.

Im siebten Kapitel werden die Pädagog*innen selbst in den Fokus gestellt. Aufgenommen wird das Thema der Selbstfürsorge, die als wichtig erachtet wird, damit man als pädagogische Fachkraft eine gute professionelle Arbeit leisten und für alle Kinder mit ihren ganz individuellen Bedürfnissen da sein kann. Vorgestellt werden kleine Achtsamkeitsübungen, wie Atem- oder Wahrnehmungsübungen, die in den Berufsalltag integriert werden können.

An die sieben Kapitel schließt ein Anhang an mit verschiedenen Kopiervorlagen als Arbeitshilfen.

Diskussion

Das vorliegende Buch richtet sich an interessierte Pädagog*innen aus dem Bereich der Kindertageseinrichtungen, die sich mit der Frage beschäftigen, welche Möglichkeiten im Alltag vorhanden sind bzw. geschaffen werden können, damit Kinder mit erhöhten Unterstützungsbedarfen inklusiv gefördert werden. Es bietet praxisnahe Impulse für die pädagogische Arbeit, die Vernetzung und Zusammenarbeit im Team und verschiedenste Reflexionsangebote, die unmittelbar anwendbare Anregungen für die inklusionsorientierte Gestaltung des pädagogischen Alltags geben können. Insbesondere die als Fragen formulierten Impulse zur (Selbst-)Reflexion der pädagogischen Arbeit, der räumlichen und materiellen Möglichkeiten als auch der Zusammenarbeit mit Eltern bzw. Familien (vgl. u.a. Kapitel 4) sowie der eigenen Haltung bei Beobachtungen (vgl. Anhang) scheinen sinnvoll und hilfreich.

Fazit

Das Buch ist ein Ratgeber für die Praxis, der einen Überblick über Möglichkeiten der pädagogischen Arbeit mit Kindern, die einen erhöhten Unterstützungsbedarf haben, gibt. Zur Vertiefung einzelner Themenkomplexe scheint weitere Literatur empfehlenswert. Für pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen kann das Buch einen Einstieg und ersten Überblick liefern, Ideen und Impulse aufzeigen, sodass eigene Perspektiven und Handlungsoptionen erweitert oder neue entdeckt werden können.

Rezension von
Dr. Claudia Klektau
Mitarbeiterin im Arbeitsbereich „Heterogenität und Inklusion“ am Zentrum für Lehrer*innenbildung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Es gibt 1 Rezension von Claudia Klektau.

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Zitiervorschlag
Claudia Klektau. Rezension vom 11.09.2023 zu: Melanie Gräßer, Eike Hovermann (Hrsg.): Kinder mit erhöhtem Förderbedarf. Inklusion, Integration und Förderung gemeinsam in der Kita leben. Klett Kita GmbH (Stuttgart) 2022. ISBN 978-3-96046-183-8. Reihe: Praxisratgeber der Akademie für Kindergarten, Kita und Hort. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30133.php, Datum des Zugriffs 08.09.2024.


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