Suche nach Titel, AutorIn, RezensentIn, Verlag, ISBN/EAN, Schlagwort
socialnet Logo

Patrick Merke: New Work in Healthcare

Rezensiert von Prof. Dr. Paul Brandl, 20.10.2023

Cover Patrick Merke: New Work in Healthcare ISBN 978-3-95466-701-7

Patrick Merke: New Work in Healthcare. Die neue und andere Arbeitskultur im Gesundheitswesen. MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (Berlin) 2022. 272 Seiten. ISBN 978-3-95466-701-7. D: 49,95 EUR, A: 51,45 EUR, CH: 60,00 sFr.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.
Inhaltsverzeichnis bei der DNB.

Kaufen beim socialnet Buchversand

Der Herausgeber und die Autoren

Patrick Merke hat Politologie, Soziologie und Betriebswirtschaftslehre studiert, einen MBA absolviert und verfügt über eine Ausbildung als Business Coach und Changemanagement-Consultant. Er ist Gründer und Leiter der frankfurter akademie für neue arbeitskultur und neue führung. Die frankfurter akademie unterstützt Unternehmen und Organisationen bei der Gestaltung und Entwicklung in den Themenbereichen: Neue Arbeit (New Work), Neue Führung (New Leadership) sowie Neue Organisation (New Organisation). Seine Schwerpunkt-Themen sind: Führung und Teamentwicklung im Kontext der Digitalisierung, Selbstorganisierende Teams und Organisationsentwicklung, Kommunikation, Veränderungen und Business Innovation sowie Digitalisierung und Digital Working. Patrick Merke.

Dazu erweitern neben dem Herausgeber 36 Autor:innen mit ihrem Wissen den Horizont. Sie werden wie im Buch nur mit Schlagworten angeführt: Boettcher Lilith, Strategische Designerin; Corsi Allesia, Controlling & Human Ressources; Eder Lara Luis, Psychologin, Färber Julia, Ärztin; Fajardo Annemarie, Pflegewirtin; von Grundherr Julia, Coaching und Organisationsberatung; Jung Bettina, Coach, Pflegekraft, Gesundheitsökonomin; Jung Sylvia, Systemische Therapeutin, Familientherapeutin; King Marion, Gründerin und Geschäftsführerin; Koch Marie-Luise, Geschäftsführende Gesellschafterin; Koch Martina, NetzwerkArchitektin; Lutermann Katharina, Start Up Managerin; Mahn Vivian, Gründerin; Martus Hanna, Health Experience Designerin; Mählmann Laura, Beraterin für nutzerzentrierte Strategie und Innovation; Michaelis Yves, Mitglied der Geschäftsleitung; Nolden Katharina, Beraterin und Coach; Otte Sebastian, Organisationsflorist; Raetzer Steffen, Gründer und Geschäftsführer; Rathmann Magdalena, Organisationsnetwicklung, Teamentwicklung, Coach für Neue Führung; Richtsteig Peter; Unternehmer, Coach und Berater für neue Organisationsformen; Sander Heike, Wirtschaftsingenieurin; Schnell Anna, Geschäftsführerin; Schmidt Gunther, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Ärztlicher Direktor; Schmitz Katharina, Trainerin für Soziokratie und Gewaltfreie Kommunikation; Schmola Gerald, Dekan Fakultät für interdisziplinäre und innovative Wissenschaften; Stephan Michael, Leiter AG Technologie und Innovationsmanagement, Geschäftsführender Direktor; Stilla-Bowman Gabriele, Trainerin; Ullmann Andrea, Leitung Marketing; Weber Ruth Anna, Praxismanagement; Weichaus Janina, Organisationsfloristin; Wieder Nicole, Marketing- und Kommunikations-Ökonomin, Kommunikation im Gesundheitswesen; Westphal Jonas, Arzt und integraler Organisationsentwickler; Wirth Ulrich, Leiter des Schulzentrums am Universitätsklinikum des Saarlandes; Zeller Constanze, Inhaberin von wetality – New Work Relationships.

Thema und Zielsetzung

Das Buch bietet einen Überblick über den Status quo von Selbstorganisation und New Work im deutschen Gesundheitswesen und beschreibt Umsetzungen sowie vielversprechende Erfolgsmodelle. Es beleuchtet grundlegende Anforderungen und zeigt, wie Umwege vermieden werden können, in dem es konkrete Lösungsansätze bietet. Die Publikation

  • beschreibt Grundlagen, Prinzipien und Handlungsfelder von New Work für Organisationen und Unternehmen des Gesundheitswesens.
  • Stellt den Weg von New Work-Pionieren und -Vorbildern aus dem Krankenhausbereich und der ambulanten Versorgung dar.
  • Enthält praxisnahe Handlungs-Empfehlungen von Expert:innen.

Inhaltlicher Überblick

Teil 1: Basiselemente agiler Organisationsentwicklung

Der erste Teil beginnt mit einem Kapitel zum selbstbestimmten und selbstorganisierten Arbeiten, gefolgt von einer psychologischen Erklärung des Wesenskerns von New Work. Daran reiht sich die positive Psychologie als Katalysator einer stärkenorientierten Selbstorganisation und einer Begründung, warum New Work organisationale Personalentwicklung benötigt. Anschließend wird die Frage gestellt, ob New Work in einem Krankenhaus anschlussfähig ist, zusammen mit der Frage wieviel New Work in einem Magnetkrankenhaus steckt. Dem schließen sich Ausführungen zur Soziokratie an: dezentralisierte Selbstorganisation mit Freude und System. Den Abschluss bildet ein Kapitel zur energetisierenden Gestaltung von Arbeitsbeziehungen vom Miteinander zum Füreinander. Ein Exkurs „Hippokrates, Hierarchie und Hospital: Ein Heldenabenteuer – von der Tradition über den Change zu New Work.“ Beschließt das Kapitel.

Teil 2: New Work in der Praxis

Im zweiten Kapitel finden sich Praxisberichte und Exkurse beginnend mit einer Geschichte zum Mut machen und Anstiften von vier Pflegediensten auf dem Weg in die Selbstorganisation. Ein Exkurs von wertebasierten und teamorientierten Arbeitsstrukturen ist eingeschoben gefolgt von einem Praxisbericht zur gesunden Führung in einer physiotherapeutischen Praxis und zur Entwicklung eines integrativen Ortes mit gelebter Soziokratie. Weiter gehen die Berichte zur Selbstorganisation bei der Versorgung von Patienten mit Herzunterstützungssystem sowie einem Praxisbericht „Einmal Karriere und wieder zurück – Erfolg durch Status und Ego oder wahrhaftiges Wachstum? Auch der Frage wieviel New Work in der Ausbildung von Gesundheitsfachberufen steckt, wird nachgegangen. Dazu passt der Exkurs mit der Fragestellung, wieviel Selbstorganisation in deutschen Krankenkassen steckt. Auch der Frage nach einer gemeinsam lernenden Organisation in einer selbstorganisierenden Klinik wird nachgegangen. Abgeschlossen wird das Kapitel mit einem Exkurs zum Vertrauen in die gute Absicht der Anderen als Basis der Selbstorganisation.

Teil 3: New Work lernen und umsetzen – Kompetenzen, Methoden und Tools

In sieben Abschnitten wird folgenden Fragestellungen nachgegangen:

  1. New work starten – so könnte es gehen
  2. Veränderung darf klein anfangen – Spielräume nutzen um Bewegung ins System zu bringen
  3. Netzwerken, Neues Lernen und Working Out Loud – Lernräume gestalten und Freiräume schaffen
  4. New Learning – den Wandel spielend erlernen und erleben
  5. Health Design Thinking – Gesundheitspersonal stärken und befähigen

Unterbrochen werden die Aufsätze von einem Praxisbericht: „Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele Möglichkeiten habe!“ – Die Anwendung von Führungsinstrumenten in der Pflege. Darin sind in einem Instrumentenkoffer Leitfäden enthalten. Die häufigsten Instrumente seien hier angeführt:

  • Dienstplanerstellung (stationär)
  • Kommunikation mit Beschäftigten und Angehörigen
  • Personalgewinnung
  • Stecktafel
  • Vertretungsregelung
  • Pausenregelung
  • Erfolgskommunikation
  • Entwicklung und Qualifizierung
  • Besprechung optimieren
  • Notfallschema

Damit sind in die wesentlichen Veränderungspotenziale angeführt. Mit zwei weiteren Aufsätzen wird das Buch abgeschlossen:

  1. Transformationale Führung im Pflegealltag
  2. Begleitung statt Beurteilung – Mitarbeitergespräche anders denken

Diskussion

Die Struktur der Publikation gliedert sich in drei Teile: (1) New Work – Grundlagen und Modelle (2) Umsetzungsberichte (3) New Work: Lernen und umsetzen. Wenn man davon ausgeht, dass New Work eine geniale Kombination von agilen Personen, agilen Organisationen mit der entsprechenden Organisationskultur und dazu passenden IT-Anwendungen ist, so findet sich hier vor allem der Teil rund um die selbstorganisierende Persönlichkeit und einen Teil im Konnex mit der agilen Organisation basierend auf dem Miteinander. Viele nebeneinander stehende Gedankensplitter zu diesem Themenbereich werden von einer Reihe von Autor:innen vorgestellt – es fehlt abgesehen von einer Kultur des Vertrauens und Miteinanders das gemeinsame Zusammenhängende und -fassende, das insbesondere durch die Digitalisierung ermöglicht wird. Dies kann in einer weiterführenden Publikation eine durchaus lohnende Aufgabe sein.

Auf der Basis einer Organisation des Miteinanders werden von den Autor:innen eine Vielzahl von Facetten des New Work vorgestellt, die auch im Bereich des Gesundheitswesens relevant sind. Eine Klammer in Form der unterstützenden IT bleibt unbeackert. Auch die dahinterstehende Prozessorganisation wäre zum Verständnis von New Work auch im Gesundheitswesen hilfreich, so dass sich ein zweiter Band oder eine weiterführende Publikation nahezu aufdrängt. Damit würde der Kreis geschlossen und ein neuer Reifegrad einer Organisation kann als Schritt in Richtung einer weiteren Professionalisierung begreifbar gemacht werden. Wichtig sind die Schritte des Adaptierens im zweiten Teil, womit es notwendig ist, dass im dritten Teil die Kommunikation und Moderation im Mittelpunkt steht. Die vielfältigen Beiträge führen zur unterschiedlichen Verwendung von Begriffen aus der Organisationsentwicklung und dem Change Management verbunden mit Begriffen aus dem Transformationsmanagement. Hier wäre eine Zusammenführung der Begrifflichkeiten auf eine theoriebezogene Basis durchaus hilfreich. Vielleicht ist dies auch ein Hinweis auf den sich entwickelnden Ansatz der agilen Organisation in einem Dienstleistungsbetrieb der Gesundheitswirtschaft.

Fazit

Etwas störend ist der etwas dürftig vorhandene Background der Autor:innen zur Orientierung der Leser:innen – und wenn auch nur in mehreren Stichworten. Manche Artikel sind sehr allgemein und haben auf den ersten Blick etwas wenig Bezug auf den Gesundheitsbereich. Dazu gibt es allerdings genügend Literatur. Die Vielfalt der Praxisberichte wiederum verschafft den Leser:innen viele Eindrücke zum Stand der agilen Organisation im Bereich des Gesundheitswesens. Die Verbindung der agilen Organisation zur IT bleibt leider auf die Vorstellung des Herausgebers beschränkt.

Rezension von
Prof. Dr. Paul Brandl
war Professor für Organisationsentwicklung und Prozessmanagement an der FH Oberösterreich, Department für Sozial- und Verwaltungsmanagement und ist Berater insbesondere für die prozessbasierte Optimierung und Neugestaltung von sozialen Dienstleistern
Website
Mailformular

Es gibt 122 Rezensionen von Paul Brandl.

Besprochenes Werk kaufen
Sie fördern den Rezensionsdienst, wenn Sie diesen Titel – in Deutschland versandkostenfrei – über den socialnet Buchversand bestellen.


Zitiervorschlag
Paul Brandl. Rezension vom 20.10.2023 zu: Patrick Merke: New Work in Healthcare. Die neue und andere Arbeitskultur im Gesundheitswesen. MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (Berlin) 2022. ISBN 978-3-95466-701-7. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30147.php, Datum des Zugriffs 09.11.2024.


Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt. Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns. Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.


socialnet Rezensionen durch Spenden unterstützen
Sie finden diese und andere Rezensionen für Ihre Arbeit hilfreich? Dann helfen Sie uns bitte mit einer Spende, die socialnet Rezensionen weiter auszubauen: Spenden Sie steuerlich absetzbar an unseren Partner Förderverein Fachinformation Sozialwesen e.V. mit dem Stichwort Rezensionen!

Zur Rezensionsübersicht