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Simone Kostka: Lernen können. Lernen wollen

Rezensiert von Sebastian Schiwy, 30.12.2022

Cover Simone Kostka: Lernen können. Lernen wollen ISBN 978-3-99002-151-4

Simone Kostka: Lernen können. Lernen wollen. Ursachen verstehen – Lernschwächen begegnen. Facultas Verlag (Wien) 2022. 136 Seiten. ISBN 978-3-99002-151-4. D: 21,30 EUR, A: 21,90 EUR, CH: 28,50 sFr.

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Thema

In der vorliegenden Veröffentlichung befasst sich Simone Kostka mit Lernschwächen bei Kindern, wobei sie jedoch ausdrücklich nicht den Ansatz verfolgt, ihren Leser*innen durch die Vermittlung didaktischer Konzepte Wissen an die Hand zu geben, mit denen Kinder beim Lernen von beispielsweise Rechnen, Schreiben oder Lesen unterstützt werden können. Vielmehr betrachtet Kostka Lernprobleme als Symptome, deren Ursachen es zu ergründen gilt und baut das vorliegende Buch auf der Grundannahme auf, dass ein Auflösen dieser Ursachen auch die Symptome lindert. Vor diesem Hintergrund möchte sie ihren Leser*innen einen neuen Zugang zu kindlichen Bedürfnissen eröffnen und diese dazu motivieren, spezifische Lernprobleme aus einem veränderten Blickwinkel zu betrachten, um so mögliche Ursachen erkennen und in der Folge bearbeiten zu können.

Autorin

„Simone Kostka unterstützt Familien mit Kindern jeden Alters bei schwierigen Lern- und Entwicklungsthemen und gibt ihr Wissen an Fachleute aus verwandten Disziplinen weiter. Studium der Bildungswissenschaft an der Universität Wien. Legasthenie- und Dyskalkulie-Trainerin, Lernfördertrainerin, Kursleiterin für präverbale Kommunikation, Österreich-Leitung der Zwergensprache, Autorin.“ (facultas 2022)

Aufbau und Inhalt

Der Inhalt der vorliegenden Veröffentlichung ist in die drei Teile Grundlagen, Ursachen und Möglichkeiten gegliedert.

Im ersten Teil des Buches befasst sich die Autorin mit den neurobiologischen Grundlagen menschlicher Denk- und Lernprozesse. Hierzu beginnt sie zunächst mit einer Darstellung des Aufbaus des menschlichen Gehirns sowie einer Beschreibung der Funktionen der verschiedenen Hirnareale. Auch setzt sie sich mit dem neuronalen Netz auseinander, wobei sie neben der Aufnahme und Verarbeitung von Reizen auch auf Vorgänge eingeht, die sich hier im Rahmen von Lernprozessen abspielen. Darüber hinaus geht sie in diesem Teil des Buches auf verschiedene Lerntypen sowie darauf ein, dass Stärken und Schwächen einzelner Menschen lediglich Ausdruck der jeweils individuell unterschiedlich entwickelten und ausgeprägten neuronalen Verknüpfungen sind. Sie weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es sich bei Widerstand, Frust oder Aggressionen sowie vermeintlicher Faulheit im Zusammenhang mit dem Lernen oftmals nur um Ausdrucksformen von Überforderung handelt, deren Ursachen es zu ergründen und zu bearbeiten gilt.

Darauf aufbauend behandelt Kostka im zweiten Teil des Buches mögliche Ursachen, die sich hinderlich auf Denk- und Lernprozesse auswirken können.

Der Teil beginnt mit einer Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Stoffwechselvorgängen als Grundlage für die Bildung von Synapsen und dem damit verbundenen Einfluss der Ernährung auf neurobiologische Funktionen. Darauf folgen Ausführungen zum Thema Bewegung, wobei sich die Autorin hier weniger auf Sport als vielmehr auf mögliche Anzeichen für und Auswirkungen von Schwierigkeiten bei der Regulation der Körpergrundspannung, insbesondere in Verbindung mit bleibenden frühkindlichen Reflexen, bezieht. Darüber hinaus schlägt sie einige Übungen vor, die durch die Aktivierung bestimmter Hirnareale Lernprozesse erleichtern und zu einer besseren Steuerung der Aufmerksamkeit beitragen können. In Bezug auf Motivation geht sie auf die Wichtigkeit der richtigen Balance zwischen Herausforderungen und Erfolgen beim Lernen ein. Die Autorin zeigt zudem Möglichkeiten auf, Kinder zu motivieren und dort abzuholen, wo sie in ihrer Entwicklung stehen. Im Anschluss setzt sie sich mit der Bedeutung von Entspannung für erfolgreiche Lernprozesse auseinander und geht dabei unter anderem auf die Relevanz eines Ausgleichs zum schulischen Alltag in der Freizeit ein, um so die Möglichkeiten zur Entspannung zu fördern und darüber hinaus auch möglichen Schlafproblemen zu begegnen. Es folgen Ausführungen zu einer bedürfnisorientierten Erziehung, um Kindern eine Entfaltung des eigenen Charakters zu ermöglichen, gleichzeitig jedoch auch das Erlernen der Rücksichtnahme auf andere Menschen nicht zu kurz kommen zu lassen. In diesem Zusammenhang geht die Autorin auch auf Gefahren ein, die eine zu starke und unreflektierte Orientierung an den vermeintlichen Bedürfnissen von Kindern mit sich bringen kann.

Bezogen auf das Thema Beziehungen setzt sich die Autorin anschließend mit dem Umgang mit Regeln sowie mit der Relevanz eigener Erfahrungen für die kindliche Entwicklung auseinander. Darauf folgt eine Auseinandersetzung mit den Einflüssen unterschiedlicher Wahrnehmungen (bezogen auf die Verarbeitung von Reizen bei guter Funktionsfähigkeit von beispielsweise Augen oder Ohren) sowie Denkweisen auf Lernprozesse, bevor die Autorin im Hinblick auf das Thema Diagnosen dazu ermutigt, bei Anzeichen für Lernprobleme professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig warnt sie vor einer vorschnellen oder gar prophylaktischen Inanspruchnahme professioneller Unterstützung. Zum Abschluss dieses Teils des Buches plädiert sie vor dem Hintergrund der bisherigen Inhalte für eine Reformierung des Schulsystems, das diesen in vielen Punkten nicht entspricht oder gar widerspricht.

Im dritten und letzten Teil des Buches, Möglichkeiten, fasst die Autorin abschließend einige Grundlagen für erfolgreiches Lernen sowie häufige Ursachen für Lernprobleme zusammen. Daran anschließend gibt sie Tipps für eigene Ansätze, die auf die Inhalte des vorliegenden Buches aufbauen, sowie Tipps für die Inanspruchnahme professioneller Hilfe.

Anschließend an den eigentlichen Inhalt des Buches findet sich im Anhang eine umfangreiche Checkliste von Verhaltensmerkmalen, die Hinweise auf aktuelle oder zukünftige Lernprobleme bei Kindern geben können, sowie eine Sammlung an Literaturtipps und potenziell hilfreichen Websites.

Diskussion

Die Zielgruppe des vorliegenden Buches sind Eltern, was insbesondere darin deutlich wird, dass die Autorin Leser*innen immer wieder direkt durch ein „Du“ anspricht oder von „Deinem Kind“ spricht.

Für diese legt sie hier ein Buch vor, das einfach und klar aufgebaut ist, die verschiedenen Inhalte durchgehend gut verständlich wiedergibt und darüber hinaus in den einzelnen Kapiteln nicht zu sehr ins Detail geht, sondern die Inhalte kompakt zusammenfasst, wodurch das Buch den Charakter eines Ratgebers erhält. Dieser wird zusätzlich dadurch unterstrichen, dass sich im Text keine Quellenangaben finden, dafür jedoch am Ende jedes Kapitels Buchtipps gegeben werden. Außerdem fasst die Autorin hier unter der Überschrift „Was will ich Dir in diesem Kapitel zeigen?“ Inhalte und Empfehlungen jeweils kurz zusammen und verweist unter dem Titel „Schon gewusst?“ auf Hintergrundinformationen oder Studienergebnisse zum jeweiligen Thema. Unter dem Punkt „Hausübung für Eltern“ lädt die Autorin darüber hinaus zum Reflektieren und Anwenden der in den jeweiligen Kapiteln behandelten Inhalte ein.

Besonders durch die letztgenannten Hausübungen erhält das Buch ein hohes Maß an Anwendungsorientierung, das durch Tipps in den einzelnen Kapiteln sowie die Checkliste an Verhaltensmerkmalen, welche Rückschlüsse auf mögliche Lernschwächen zulassen und die umfangreiche Sammlung an Links im Anhang zusätzlich unterstrichen wird.

Das vorliegende Buch behandelt zahlreiche wissenschaftlich fundierte Inhalte, nimmt hierbei jedoch nicht für sich in Anspruch, eine streng wissenschaftliche Veröffentlichung zu sein. Bemerkbar macht sich das unter anderem an den bereits erwähnten fehlenden Quellenangaben in den Texten sowie der Erwähnung einiger weniger alternativmedizinischer Ansätze. Es erfüllt jedoch das Ziel der Autorin, den Blick ihrer Leser*innen für mögliche Ursachen für Lernprobleme ihrer Kinder zu schärfen sowie Ansatzpunkte für deren Bearbeitung aufzuzeigen.

Fazit

Mit „Lernen können. Lernen wollen. Ursachen verstehen – Lernschwächen begegnen.“ legt Simone Kostka ein Buch vor, das umfangreiche Informationen zu möglichen Ursachen für Lernprobleme von Kindern vermittelt. Hierbei richtet sich das Buch insbesondere an Eltern, unabhängig davon, ob diese bei ihren Kindern bereits Lernprobleme bemerken oder sich vorsorglich mit dem Thema befassen möchten. Darüber hinaus kann sich ein Blick ins Buch auch für Pädagog*innen lohnen, um deren ganzheitlichen Blick auf die Entwicklung von Kindern zu schärfen.

Quellen

facultas (2022). Über Simone Kostka. Verfügbar unter: https://www.facultas.at/item/Lernen_koennen_Lernen_wollen/​Simone_Kostka/​53060551?back=eed9b84cf70106e456c23ef7ddccb9d9 [Zugriff am 06.12.2022].

Rezension von
Sebastian Schiwy
Heilerziehungspfleger, Sozialarbeiter/-pädagoge
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Es gibt 4 Rezensionen von Sebastian Schiwy.

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Zitiervorschlag
Sebastian Schiwy. Rezension vom 30.12.2022 zu: Simone Kostka: Lernen können. Lernen wollen. Ursachen verstehen – Lernschwächen begegnen. Facultas Verlag (Wien) 2022. ISBN 978-3-99002-151-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30167.php, Datum des Zugriffs 02.12.2023.


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