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Ulrike Schmauch: Liebe, Sex und Regenbogen

Rezensiert von Prof. Dr. René Börrnert, 05.05.2023

Cover Ulrike Schmauch: Liebe, Sex und Regenbogen ISBN 978-3-7799-7053-8

Ulrike Schmauch: Liebe, Sex und Regenbogen. Sexuelle Vielfalt in Gesellschaft und Sozialer Arbeit. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2022. 282 Seiten. ISBN 978-3-7799-7053-8. D: 34,95 EUR, A: 35,90 EUR.

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Thema

Sexualität besteht aus verschiedenen Sexualitäten, die mit unterschiedlichen Lebensweisen verbunden sind. Nachdem sich unser gesellschaftlicher Blick für diese Vielfalt lediglich ansatzweise geöffnet hat, wird Sensibilität für Diversity in Arbeitsfeldern wie Kita oder Jugendarbeit jedoch schon vermehrt als Basiskompetenz verstanden und eingefordert. Fachpublikationen greifen das Thema immer öfter auf. Die Autorin des vorliegenden Buches stellt nun ihre eigene Sichtweise auf das Thema vor, entwickelt hierbei das Konzept der Regenbogenkompetenz und zeigt auf, wie Fachkräfte im sozialen Bereich damit arbeiten können.

Autor:in und Hintergrund

Prof.in i.R. Dr.in Ulrike Schmauch lehrt an der Frankfurt University of Applied Sciences am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit. Ihre Schwerpunkte sind Körper, Geschlecht und Sexualität in der Sozialen Arbeit, gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Supervision sozialer Fachkräfte.

Die Kapitel des vorliegenden Buches basieren zumeist auf Texten, die die Autorin bereits an anderen Stellen veröffentlicht hat. Hier sind sie zusammengeführt, aktualisiert und werden im gemeinsamen Kontext von Sexueller Vielfalt in Gesellschaft und Sozialer Arbeit diskutiert. Das Buch wendet sich sowohl an Menschen in Forschung, Lehre und Studium als auch an solche, die in psychosozialen Berufen tätig sind sowie an Eltern.

Aufbau und Inhalt

Nach einem Exkurs mit Anmerkungen zu aktuellen Debatten über Geschlecht und Körper, Sexualität und Natur sowie ihre eigenen theoretischen Ansichten dazu bündelt Schmauch separat zu lesende Aufsätze in folgende fünf themenbezogene Kapitel.

  1. Sexualitäten im Generationenverhältnis: In diesem Teil erörtert die Autorin in drei Aufsätzen die Wirkung kindlicher Sexualität auf Erwachsene, schwierige Eltern sowie sexuelle Orientierungen von Jugendlichen als Herausforderung für pädagogische Praxis und Forschung.
  2. Sexualisierte Gewalt: Untersucht wird hier der „Fall Odenwaldschule“ mit dem Blick auf die Zusammenhänge von Pädagogik, Macht und pädosexueller Gewalt.
  3. Sexuelle Vielfalt: Neben Begriffsklärungen zeigt die Autorin hier historische Entwicklungen und strukturelle Aspekte auf, um dann Soziale Arbeit mit LSBTIQ-Klient*innen zu beschreiben. Das Akronym LSBTIQ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Personen, Intergeschlechtliche und Queere Menschen.
  4. Gleichgeschlechtliche Lebensweisen: Mit Blick auf die Lebensspanne untersucht Schmauch homosexuelle Gefühle und Entwicklungen in der Kindheit, gleichgeschlechtliche Eltern im Kulturvergleich (Deutschland und Israel) sowie lesbische Frauen im Alter.
  5. Soziale Arbeit, Sexualpädagogik und Regenbogenkompetenz: Sozialpädagogisches Handeln im beruflichen Alltag sozialer Praxis im weitesten Sinne ist Gegenstand des letzten Kapitels. Erörtert wird das psychoanalytische Konzept der Abstinenz, das Konzept der Regenbogenkompetenz sowie die Relevanz von Sexualität in der Ausbildung von Sozialarbeiter:innen.

In einem Ausblick umreißt die Autorin mögliche Zukunftsperspektiven der zuvor im Buch erörterten Themen.

Diskussion

Mit jeder neuen Publikation zum Thema „Geschlechtliche Vielfalt“ vermehrt sich nicht nur der Erkenntnisgewinn, sondern auch eine gewisse Irritation beim beflissenen Lesenden. Denn oft setzen die Autor:innen Vokabelwissen (z.B. fluides Geschlecht) voraus, ohne es weiter zu erläutern oder aber sie bleiben in ihren Methodiken zu allgemein und zu theoretisch. Umso angenehmer ist es, wenn Autor:innen differenziert erörtern, mit guten Fallbeispielen arbeiten und/oder umsetzbare Handlungsaufforderungen formulieren. Gute aktuelle Beispiele sind hier das Buch „Behindert und stolz“ von der queeren Autorin L’Audace (2022) oder die Aufklärungsbildkarten über die „Welt der Sexualität“ von König und Brörken (2023).

Auch Schmauch wählt einen differenzierenden und praxisbezogenen Argumentationsstil. Bei ihr findet sich der Bezug zur Sozialen Arbeit auf verschiedenen Ebenen. So gibt es neben der methodischen Ebene („Regenbogenkompetenz“) eine ethische Ebene (Haltung von Eltern und Fachkräften gegenüber Jugendlichen). Das Zusammenspiel zwischen der gesellschaftlichen Ebene und der Ebene des Auftrags von Sozialer Arbeit ist Bezugspunkt im dritten Kapitel. Und auf der Ebene des Verborgenen thematisiert Schmauch Gewalt bzw. Gewaltschutz (Kapitel 2). Damit verdeutlicht die Autorin die Einsatz-Vielfalt Sozialer Arbeit. Zudem ergänzt sie ihre Ausführungen immer auch durch gut aufgebaute Fallbeispiele. Leider bietet das Buch kein Sachregister, was für die kapitelübergreifende Recherche hilfreich wäre.

Fazit

Das Buch ist empfehlenswert für Menschen, die sich im weitesten Sinne mit sexueller Vielfalt auseinandersetzen möchten.

Literaturverweise

König, L., Brörken, J. u.a.: Die Welt der Sexualität: 55 Bild- und Wissenskarten in Einfacher Sprache. Beltz Juventa (Weinheim und Basel).

L’ Audace, L. (2022): Behindert und stolz! Warum meine Identität politisch ist und Ableismus uns alle was angeht. Eden Books (Hamburg).

Rezension von
Prof. Dr. René Börrnert
Fachhochschule des Mittelstands (Rostock)
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Es gibt 43 Rezensionen von René Börrnert.

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Zitiervorschlag
René Börrnert. Rezension vom 05.05.2023 zu: Ulrike Schmauch: Liebe, Sex und Regenbogen. Sexuelle Vielfalt in Gesellschaft und Sozialer Arbeit. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2022. ISBN 978-3-7799-7053-8. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30175.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.


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