Ahmad Mansour: Operation Allah
Rezensiert von Beate Sonsino, 06.04.2023

Ahmad Mansour: Operation Allah. Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will. S. Fischer Verlag (Frankfurt am Main) 2022. 175 Seiten. ISBN 978-3-10-397133-0. D: 20,00 EUR, A: 20,60 EUR.
Thema
Das Thema und auch der Untertitel des Buches „Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will“, ist ein „heißes Eisen“, an das sich wenige Personen, jenseits der Rechten und der AFD, öffentlich wagen. Ich möchte betonen, Ahmad Mansour wird häufig ungerechtfertigterweise als Rassist und Islamhasser angegriffen. Er kritisiert nicht den Islam, aber den politischen Islam, der beeinflussen möchte und die Religion über die demokratischen Werte stellt. Er spricht offen an, was für viele unsichtbar ist, beziehungsweise, was auch Teile der Gesellschaft nicht sehen wollen, das jedoch eine Gefährdung für unsere Demokratie darstellt.
Sein neues Buch hat Ahmad Mansour den LKA-Personenschützern gewidmet, die ihn seit Jahren schützen und ihm helfen, mutig zu bleiben, trotz massiven Drohungen.
Autor
Ahmad Mansour ist gebürtiger palästinensischer Israeli. Er geriet als Junge in den Bann eines Imams. Er wurde zunehmend dahingehend beeinflusst, dass Juden, Christen, Europäer und Demokraten Feinde sind (vgl. Ahmad Mansour, Generation Allah, Warum wir im Kampf gegen religiösen Extremismus umdenken müssen, Fischer Verlag, 2015, S. 61). Seit 2004 lebt der Autor in Deutschland und arbeitet als Diplom-Psychologe in diversen Projekten gegen Extremismus und setzt sich stets gegen Antisemitismus ein. Seit 2017 ist er deutscher Staatsbürger. Ahmad Mansour erhielt für seine Arbeit und sein gesellschaftliches Engagement mehrere Auszeichnungen, u.a. das Bundesverdienstkreuz am Bande. Seit Jahren muss er von Personenschützern begleitet werden. Das vorliegende Werk ist sein viertes Buch.
Entstehungshintergrund
Der Autor macht seit Jahren immer wieder die Erfahrung, dass bestimmte existierende Probleme im Zusammenhang mit dem politischen Islam vielfach totgeschwiegen werden. Statt einer offenen Debatte darüber, werden die, die Probleme benennen und nach Lösungen suchen, angefeindet, diffamiert, ausgegrenzt und sogar bedroht.
Aufbau und Inhalt
Das vorliegende Buch ist in zehn Themenbereiche gegliedert und schließt mit Anmerkungen.
Im Prolog beschreibt Ahmad Mansour seine Anfangszeit in Deutschland, wie frei und sicher er sich hier fühlte. Er konnte seine muslimische Religion frei leben, als seine Privatsache, ohne religiöse oder kulturelle Zwänge. Die Grundlage seiner Freiheit war die Demokratie. Diese Freiheit und die Grundwerte der Demokratie wurden auch Schwerpunkt seiner Arbeit. Er berichtet davon, dass Integrationsträger, Integrationskurse, zivilgesellschaftliche Organisationen zum Teil „von Akteuren des politischen Islam und ihren Sympathisanten durchzogen“ seien (vgl. S. 18). Hier fließen zum Teil staatliche Gelder in Projekte, die nicht dem dienen, was sie sollen.
Warum es so schwierig ist, von Islamismus und Unterwanderung zu sprechen. Öffentlich Kritisierende des religiösen Fundamentalismus, des politischen Islam und deren Ideologien werden systematisch als Islamhasser, Rassisten und Islamophoben diffamiert. Sowenig wie es den Islam gibt, so wenig gibt es auch den politischen Islam. Muslime sind eine heterogene Gruppe unterschiedlicher Ethnien, Kulturen, Herkunftsländer, es gibt liberale und konservative Muslime, mehr oder weniger religiöse Muslime. Es gibt keine wissenschaftliche Definition des politischen Islam. Ahmad Mansour fasst unter diesem Begriff Ideologien, die Religion nicht nur spirituell verstehen und praktizieren, sondern ihr eine politische Dimension hinzufügen, indem sie einen Systemwechsel anstreben. Das Ziel ist eine Staats- und Gesellschaftsordnung, in der nach den religiösen Gesetzen des Islam, der Scharia, regiert wird. Pluralismus, Gleichberechtigung, Säkularität, Volkssouveränität und andere demokratische Errungenschaften werden abgelehnt (vgl. S. 24f).
Zu den Hauptrichtungen des politischen Islam gehören Salafisten und legalistische Islamisten. Die erste Gruppe ist schon durch ihr Erscheinungsbild leichter zu erkennen, sie versucht häufig, massiv und sichtbar zu missionieren. Die gewalttätigen Salafisten werden als Dschihadisten bezeichnet.
Die legalistischen Islamisten versuchen mit legalen Mitteln Einfluss auf Politik und Gesellschaft zu nehmen. Sie wollen ihre eigenen Werte in der Gesellschaft ausbreiten und demokratische Errungenschaften zurückdrängen, verändern. Die Muslimbruderschaft ist die wichtigste und professionellste Bewegung des politischen Islam. Ihre Anhänger unterwandern viele Bereiche, appellieren an Toleranz, um mehr Freiräume zu erhalten, bieten sich als Vermittler zwischen den Kulturen an. Sie gründen Vereine, in deren Name die Worte Integration, Dialog und Humanismus enthalten sind.
Wenn der politische Islam an die Macht kommt, will er demokratische Ordnungen abschaffen, so war es im Iran, Gaza, Ägypten und der Türkei (vgl. S. 23 ff).
In dem Kapitel „Wie alles begann“, gibt der Autor einen kurzen Überblick über die Entstehung der Muslimbruderschaft (1928) und stellt den Muslimbruder Muhammed al-Ghazzali als einen der einflussreichsten Ideologen vor. Dieser verlies Ägypten, weil die Muslimbrüder dort immer wieder verfolgt wurden, und ging nach Saudi-Arabien, das mit den Muslimbrüdern sympathisierte. Hier sah man eine Möglichkeit, über die Muslimbrüderschaft das religiöse Verständnis Saudi-Arabiens auf der ganzen Welt zu verbreiten. Dafür wurde al-Ghazzali nach Kanada, Frankreich, England und die USA geschickt. Er sollte die muslimischen Bevölkerungsgruppen in diesen Ländern analysieren und erforschen, wie diese ideologisch an Saudi-Arabien gebunden werden könnten. Sehr verkürzt zusammengefasst, es wurde schon damals erkannt, welche Möglichkeiten sich bei den im Westen lebenden Muslimen bieten. Der politische Islam hatte in Europa Fuß gefasst. Europäische Länder sahen es als Entlastung, dass es für die Finanzierung von Moscheen, kulturellen und religiösen Angeboten ausländische Geldgeber gab (vgl. 37 ff).
Ahmad. In diesem kurzen Kapitel geht Ahmad Mansour auf seine eigene Kindheit ein, wie er über einen Imam, der der Muslimbrüderschaft zugehörte, eine radikale Entwicklung durchlief, geprägt durch den politischen Islam. Das Ziel der Muslimbruderschaft war, Einfluss zu nehmen, zu missionieren, in der Lokalpolitik, in Schulen, Krankenhäusern und der Polizei. Alles Schritte in einen Gottesstaat. Irgendwann konnte sich Ahmad Mansour von diesen Fesseln befreien. Er ist Muslim geblieben, aber mit der Freiheit für sich, an Texten und Narrativen zu zweifeln (vgl. 49 ff).
An dieser Stelle möchte ich schon auf das eigentlich später folgende Kapitel Malik eingehen, da es hier eine Parallele zu Ahmad Mansour gibt. Malik war Kind der ersten Gastarbeitergeneration im Ruhrgebiet. Auch er geriet an einen Imam, der ihn sehr beeinflusste. Dieser „versprach“, dass Deutschland in 100 Jahren islamisch sei. „Wenn du mit Europäern sprichst, sei ein Fuchs. Erzähl all die schönen Dinge über Demokratie, Menschenrechte, …die sie hören wollen…Doch du weißt genau, wie ich, dass wir davon nichts halten. Wir wollen den Islam, und das werden wir auch schaffen“ (Vgl. S. 103). Mit der Zeit kamen Malik Zweifel und auch er schaffte es, sich von diesen Ideologien zu befreien.
Der Autor beschreibt im Kapitel „Die islamistische Methode“ anhand von Beispielen, wie Vertreter des politischen Islam vorgehen, wenn sie ihre Ziele verfolgen. Dies geschieht u.a. durch Vertreter von konservativen Verbänden, Organisationen oder Einzelpersonen, „die wie Trojanische Pferde funktionieren“ (vgl. S. 66). Sie befinden sich in der Wissenschaft, Politik, im Erziehungs- und Bildungsbereich, in NGOs und Stiftungen. Das Vorgehen ist das Beeinflussen von Debatten und Entscheidungen, indem religiöse Dimensionen weggeredet werden und z.B. das Kopftuch als Ausdruck von weiblicher Selbstbestimmtheit dargestellt wird. Eine weitere Taktik ist das Instrumentalisieren der Opferrolle. Unbequeme Fragen, Einwände und kritische Positionen werden mit Rassismus oder Islamophobie in Verbindung gebracht. Der Autor stellt eine Buchseite voller Fragen, die wir als Gesellschaft beantworten müssten, um die errungenen, demokratischen und emanzipatorischen Werte zu erhalten. Anschließend geht Ahmad Mansour auf den Ägypter Sayyid Qutb ein, der bis heute als bedeutendster Ideologe der Muslimbruderschaft gilt. Der Autor zieht von Sayyid Qutb eine Verbindung zu einem Dortmunder Ableger der Furkan-Gemeinschaft, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, aber sehr aktiv daran arbeitet, „dass Allahs Wort das Höchste wird“. Laut dem Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen sei das Ziel, andere Staats- und Gesellschaftsordnungen durchzusetzen (vgl.81 ff).
Im Kapitel „Das Versagen des Westens“ stellt Ahmad Mansour dar, dass die westliche Welt die Kultur, Mentalität, Werte und Glauben des Morgenlandes nie wirklich verstanden hat. Immer wieder haben falsche Einschätzungen, durch die europäische Brille, dazu geführt, dass die beabsichtigten Ergebnisse ausgeblieben sind. Als 2014 die AKP und Recep Tayyip Erdogan an die Macht kamen, wurde dies hoffnungsvoll aufgenommen. Bei der Machtergreifung der Taliban in Afghanistan 2021 wollten viele erst einmal glauben, diese hätten sich vielleicht doch verändert. Es wurde übersehen, dass dort die patriarchalischen und religiösen Autoritäten die Macht haben. Demokratie, wie wir sie verstehen und kennen, ist kein Ziel für sie. Die Religion ist in diesen Ländern die wichtigste Instanz, der alles untergeordnet wird. Meinungsfreiheit und die Freiheit der Frauen werden als gefährlich eingestuft und deshalb begrenzt. Eine Demokratie nach westlichem Vorbild will in diesen Ländern nur eine Minderheit.
Muslimische Experten weisen seit Jahren Verantwortliche in der Politik auf Vereine hin, die Verbindungen zu islamistischen Vereinigungen haben, ebenso auf die Gefahren durch Hassprediger und Geldströme aus dem Ausland. Es wird auf wissenschaftliche Studien verwiesen, nachvollziehbare Belege geliefert, aber all das fruchtet nicht wirklich. Das Innenministerium unter Seehofer hatte eine Expertenrunde zu seiner Beratung einberufen, von denen fast die Hälfte entweder mit Akteuren des politischen Islam verkehrte, das eigentliche Problem relativierte oder den Begriff „politischer Islam“ ablehnte.
Auch die Themen Kopftuch, Burka und religiöse Erziehung werden in weiten Kreisen durch die europäische Brille betrachtet. Diese Beobachtung kann man nicht nur in Deutschland machen. So haben sich Frauen der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz gegen ein Burkaverbot gestellt mit dem Argument, „es gehe beim Burkaverbot nicht um Frauenrechte, sondern darum, antimuslimische Ressentiments zu schüren“ (vgl. S. 115). Für Ahmad Mansour ist das Kopftuch, der Hijab, die Burka nicht nur ein normales Kleidungsstück. Dies beruht auf religiöse und gesellschaftliche Zwänge in bestimmten Familien und Communitys.
Nach wie vor versucht die DITIP (Die Türkische-Islamische Union der Anstalt der Religion) deutschen Politikern zu vermitteln, sie seien unabhängig und es gäbe liberale Vertreter unter den Mitgliedern. Doch die Imame, die Freitagsgebetspredigten und das ganze Netzwerk ist eng verknüpft mit der türkischen Regierung. Diese folgt der Ideologie der Muslimbrüder und pflegt militärisch und diplomatisch engen Kontakt zu Katar.
Die Linken erweisen sich als große Unterstützer des politischen Islam. Sie lassen kritische Einwände, Diskussionsbeiträge nicht gelten. Somit verhindern sie Diskussionen über Missstände in bestimmten muslimischen Gruppierungen. Sehr schnell werden berechtigte Einwände als antimuslimischer Rassismus abgetan. Der Begriff Integration wird immer häufiger durch den Begriff Teilhabe ersetzt. Wenn von Integration gesprochen wird, dann nur noch im Sinne einer Bringschuld der Mehrheitsgesellschaft.
Es gibt Fakten, über die spricht man nicht gerne oder überhaupt nicht. So z.B. über die Sklavenhaltung in der muslimischen Geschichte, über Homophobie in Afrika, den Rassismus von türkischen Nationalisten gegen Alewiten oder Kurden, patriarchalische Strukturen unter Flüchtlingen, oder Islamismus (vgl. S. 111 ff).
Im Kapitel „Die Rolle der Liberalen“ geht Ahmad Mansour auf die Notwendigkeit ein, dass sich liberale Muslime zusammenschließen müssen, als ein Gegengewicht für die gut organisierten Gruppierungen, die den politischen Islam geschickt in viele Institutionen tragen. Auch das Innenministerium will z.B. bei der Islamkonferenz nur mit Verbänden arbeiten, nicht mit Einzelpersonen. Es gab zwei Versuche durch liberale Muslime, sich mit anderen liberalen Muslimen in einer Organisation zusammenzutun, diese Versuche sind jedoch langfristig gescheitert. Dafür gibt es vielfältige Gründe, die jetzt zu erläutern, zu weit führen würde.
Im Kapitel „Die Zukunft muss säkular sein“ zeigt der Autor Entwicklungen in anderen europäischen Ländern mit Parallelgesellschaften, wo der Rechtsstaat große Probleme hat, sich in bestimmten Vierteln und bei bestimmten Gruppierungen durchzusetzen. Parallelgesellschaften gibt es auch in Deutschland, obgleich noch nicht so stark ausgeprägt, wie in z.B. Frankreich, aber bei immer mehr Einfluss des politischen Islam in Politik, im Bildungswesen, etc. ist eine ähnliche Entwicklung denkbar (vgl. S. 151 ff).
Im letzten Kapitel Herausforderungen für die Demokratie ergeben Forderungen an die Politik appelliert Ahmad Mansour „an die Gesellschaft, jeden Menschen für die Demokratie zu gewinnen, damit der Rechtsstaat und die Demokratie gestärkt und ihre Gegner erkannt werden“ (vgl. S. 164). Außerdem fordert er u.a. von dem „demokratischen Staat, von den Behörden und den Schulen, die Fähigkeit, in Moscheen und Communitys extremistische Ideologien als solche zu erkennen und einzudämmen“ (vgl. S. 165). Islamische Strukturen müssen unabhängig von ausländischen Finanzierungen und Ideologien werden. Die Erhebung einer Moscheesteuer könnte eine Möglichkeit zur alternativen Finanzierung sein. Lehrer*innen müssen interkulturelle Kompetenzen erwerben und Radikalisierungstendenzen erkennen. Schüler*innen müssen lernen, kritisch mit Medien und Internet umzugehen und ein demokratisches Miteinander in Schulen einüben (vgl. S. 163 ff).
Diskussion
Für Leser, die diese Thematik schon einige Jahre verfolgt haben, werden viele Details nicht neu sein. Ich muss hinzufügen, leider, denn diese Entwicklung nimmt zu, aber die Einsicht, dass diese Problematik real vorhanden ist, scheint sich nicht durchzusetzen. Wer sich getraut, dies offen und öffentlich anzusprechen, wird schnell als islamophob oder als Rassist abgetan, erhält sogar Drohungen. Der Autor und mit ihm einige andere in der Öffentlichkeit Stellung-Beziehende, brauchen Personenschutz.
Es geht Ahmad Mansour nicht um den Islam, nicht um die Muslime, sondern um bestimmte Gruppierungen, die Schritt für Schritt bewirken, dass Errungenschaften der Aufklärung und demokratische Werte zurückgedrängt werden.
Der Autor hat ein Buch mit vielen wichtigen Sachverhalten und Fakten verfasst, die belegt sind und durch andere seriöse Quellen Bestätigung finden. Ich möchte in diesem Zusammenhang nur beispielhaft für Interessierte, die sich mit der Thematik noch anderweitig oder vertiefend befassen möchten, auf Bücher oder Artikel der Professorin Susanne Schröter (Ethnologin und Islamforscherin) und des Professors Mouhanad Khorchide (Islamischer Theologe und Religionspädagoge) hinweisen. Auch Samuel Schirmbeck, der viele Jahre im Maghreb als Korrespondent der ARD gelebt hat, oder Professor Ruud Koopmans (Soziologe und Migrationsforscher), können als ergänzende Literatur hinzugezogen werden. Dies erscheint mir besonders interessant, da hier von verschiedenen beruflichen Ausgangslagen und unterschiedlichen Herangehensweisen aus sehr ähnliche Schlüsse gezogen werden.
Ahmad Mansour hat auf das Buch „Quatar Papers“ und die TV-Dokumentation „Katar: Millionen für Europas Islam“ verwiesen (S. 65). Bei beiden Quellen wird sehr anschaulich über die Geldströme berichtet und wie die Beeinflussung in westlichen Moscheen, Kulturzentren und Schulen funktioniert. Die Ideologie der Muslimbrüder wird so in der westlichen Welt über Organisationen, Verbände und Personen verbreitet, die dann wiederum Ansprechpartner für Politik und Bildungsinstitutionen werden. Durch Unwissenheit, Naivität oder Verhaftung in eigenen ideologischen Denkmustern, lassen sich die Verantwortlichen in Politik und Bildungswesen manipulieren.
Schon der Vordenker der Unterwanderungsstrategie Muhammad al-Ghazzali empfahl 1984 diese Beeinflussung über den Weg des Nachhilfeunterrichts und Sprachschulen für Kinder vorzunehmen, hier werden dann religiöse Narrative vermittelt (vgl. S. 73).
Wer vermutet hinter einer Einrichtung namens „Europäisches Institut für Humanwissenschaften (EIHW e.V.)“ in Frankfurt am Main, dass hier laut Landesamt für Verfassungsschutz Hessen die Ideologie der Muslimbrüder verbreitet wird? In dieser privaten Hochschule werden u.a. Arabisch und Deutsch als Fremdsprachen unterrichtet, aber auch bundesweit der nichtakkreditierte Studiengang „Islamische Wissenschaften“ angeboten. Das Ziel scheint, die Errichtung eines Gottesstaates zu sein (vgl. S. 76).
Ahmad Mansour kam nach Deutschland in der Annahme, dass dies ein freies Land ist. Seit Jahren braucht er inzwischen Personenschutz, weil er sich stets gegen Extremismus und Antisemitismus und für die Werte der Demokratie einsetzt und dafür massiv bedroht wird. Er leistet einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, dem Dank gebührt.
Sein Einsatz und seine Zivilcourage sollten auf breiter Basis durch Bürger, Politik und nicht zuletzt durch die Muslime, die ebenfalls den politischen Islam ablehnen, die einen Islam mit demokratischen Werten leben, aktiv unterstützt werden. Auch die Medien sollten diesen Fakten mehr Beachtung schenken und differenzierter berichten.
Ein Grund, warum diese Thematik gerne „übersehen“ wird, scheint unter anderem darin zu liegen, dass wir keine offene Diskussionskultur diesbezüglich haben, dass jegliche Kritik sehr schnell als Rassismus und Islamophobie interpretiert wird. Weitere Gründe sind, wie Ahmad Mansour richtig einschätzt, gutgemeinte Toleranz, Naivität und Uninformiertheit in breiten Kreisen der Gesellschaft gegenüber den versteckten demokratiefeindlichen Einstellungen. Ein Stück weit wirkt auch die Geschichte der Deutschen Vergangenheit in diese Thematik hinein. Viele Gutmeinende, wollen anders als die Großeltern, wollen tolerant und aufgeschlossen sein, haben Angst als Rassisten oder Islamophob bezeichnet zu werden. Aber dieser Thematik muss sich differenziert und offen genähert werden.
Es wäre wünschenswert, wenn dieses Buch von möglichst vielen Politiker*innen, Lehrer*innen, im sozialen Bereich Tätigen und auch Journalist*innen gelesen werden würde. Zu einer gelingenden Integration und einer gewünschten Vielfalt, die uns alle bereichert, ist das Wissen dieser Fakten und die notwendigen Schlussfolgerungen und Strategien hierzu eine Voraussetzung.
Fazit
Das vorliegende Buch bietet eine umfassende Darstellung mit sehr vielen Fakten über die Verflechtungen von bestimmten Gruppierungen und einzelnen Muslimen, die den politischen Islam verbreiten wollen. Diese gehen gut getarnt und versteckt agierend u.a. in die Politik, in die Wissenschaft, in Bildungseinrichtungen, in Soziale Bereiche, NGOs und Stiftungen, um Einfluss zu nehmen. Beeinflusst werden vor allem gutmeinende, oft uninformierte, oder naive, gutgläubige Menschen, aber auch politisch ideologisch geprägte Personen, die der Realität nicht ins Auge schauen wollen.
Rezension von
Beate Sonsino
M.A. - Tätig in der Aus- und Fortbildung von Lehrern und pädagogischem Fachpersonal
Mailformular
Es gibt 22 Rezensionen von Beate Sonsino.
Zitiervorschlag
Beate Sonsino. Rezension vom 06.04.2023 zu:
Ahmad Mansour: Operation Allah. Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will. S. Fischer Verlag
(Frankfurt am Main) 2022.
ISBN 978-3-10-397133-0.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30246.php, Datum des Zugriffs 24.09.2023.
Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt.
Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns.
Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen
für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.