Peggy Fettig, Tanja Jungmann et al.: Überall steckt Kreativität drin
Rezensiert von Dr. Dipl.-Psych. Lothar Unzner, 27.07.2023

Peggy Fettig, Tanja Jungmann, Katja Koch: Überall steckt Kreativität drin. Alltagsintegrierte Kreativitätsförderung für 3- bis 6-jährige Kinder. Ernst Reinhardt Verlag (München) 2023. 112 Seiten. ISBN 978-3-497-03177-1. D: 19,90 EUR, A: 20,50 EUR.
Autorinnen
Peggy Fettig ist Sonderpädagogin und Kunstlehrerin. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation an der Universität Rostock.
Prof.in Dr. phil. Tanja Jungmann lehrt und forscht an der Universität Oldenburg zum Thema „Sprache und Kommunikation und ihre sonderpädagogische Förderung unter besonderer Berücksichtigung inklusiver Bildungsprozesse“.
Prof.in Dr. phil. Katja Koch lehrt und forscht zum Thema „Frühe Sonderpädagogische Entwicklungsförderung“ am Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation an der Universität Rostock.
Thema
Kreativität ist neben anderen Kompetenzen für ein lebenslanges Lernen von großer Bedeutung. In diesem Praxishandbuch werden die theoretischen Grundlagen der Kreativitätsförderung vermittelt und gezeigt, wie das kreative Potenzial in alltäglichen Situationen genutzt werden kann bzw. wie unterschiedliche Impulse gesetzt werden können.
Aufbau und Inhalt
Im ersten Kapitel wird der Kreativitätsbegriff definiert und Meilensteine der Kreativitätsentwicklung und Teilkomponenten beschrieben. Es werden Hinweise gegeben, wie kreative Prozesse beobachtet und dokumentiert werden können und welche wechselseitigen Zusammenhänge es mit anderen Entwicklungsdimensionen (Wahrnehmung, Sprache, Sozialentwicklung) gibt, immer mit Beispielen aus dem Kita-Alltag veranschaulicht.
Im zweiten Kapitel geht es um alltagsintegrierte Kreativförderung in der Kita. Dabei hat das kindliche Spiel (Kreativspiel) eine besondere Bedeutung. Eine wichtige Rolle spielt das psychologische Klima in der Kita, dabei vor allem die pädagogische Fachkraft, deren Haltung und Einstellung und die Beziehung zum Kind. Sie/er sollte Vorbild sein und die Neugier der Kinder wecken. Ebenso bedeutsam ist die Schaffung einer kreativitätsfördernden Umgebung (der Raum fungiert in der Reggio-Pädagogik als „dritter Erzieher“).
Das dritte Kapitel stellt einen kreativen Tag im Kindergarten vor. Nach der Darstellung übergreifender Förderaspekte, orientiert an den Phasen kreativer Prozesse, wird das kreative Potenzial spezifischer Alltagssituationen herausgearbeitet (Begrüßung, Morgenkreis, Mahlzeiten, Freispiel, aber auch beim Anschauen von Bilderbüchern, beim Gestalten oder Musizieren). Nach jedem Unterkapitel gibt es Hinweise zum Weiterlesen.
Im vierten Kapitel (über 40 Seiten) werden 55 kreative Impulse vorgestellt, zusammengefasst nach den Teilfähigkeiten der Kreativität: Gestaltungskompetenz, Problemlösungskompetenz, Sachkompetenz, kreatives Selbstkonzept sowie kreatives Handeln und Verhalten. Jeder Impuls wird kurz beschrieben, Materialien, benötigte Zeit, Gruppengröße, Differenzierungsmöglichkeiten (Schwierigkeitsgrade) und Förderziele werden angegeben.
Diskussion
Kreativität begünstigt zusammen mit anderen Persönlichkeitseigenschaften und Kompetenzen ein lebenslanges Lernen. Um Kinder auf künftige Herausforderungen und den Umgang mit Unsicherheit vorzubereiten, kann Kreativitätsförderung im Kindergarten einen Beitrag leisten. Zudem sind die individuellen Unterschiede in der Entwicklung der Kreativität größer als bei anderen Persönlichkeitsmerkmalen.
Schon das ansprechende Bild auf dem Cover macht auf das weitere Buch neugierig; die im Gesicht des Jungen erkennbare Energie und Lebensfreude fasziniert. Die Inhalte werden praxisnah mit vielen Beispielen erklärt. Viele der Impulse sind natürlich bekannt. Aber so kompakt in strukturierter Form regen sie sehr zur Durchführung an. Auch hier kann (wie auch im Buch erwähnt) das Ainsworth'sche Konzept der Feinfühligkeit aus der Bindungstheorie (die Signale des Kindes erkennen, sie richtig interpretieren und prompt und angemessen reagieren) eine hilfreiche Leitlinie bilden.
Zielgruppen
ErzieherInnen, frühpädagogische Fachkräfte, Kunst- und HeilpädagogInnen, GrundschullehrerInnen
Fazit
In diesem Buch werden die theoretischen Grundlagen der Kreativitätsförderung vermittelt und gezeigt, wie das kreative Potenzial in alltäglichen Situationen genutzt werden kann bzw. wie unterschiedliche Impulse gesetzt werden können. Die gute didaktische Struktur und die vielen Beispiele machen das Buch zu einem richtigen Praxishandbuch.
Rezension von
Dr. Dipl.-Psych. Lothar Unzner
ehem. Leiter der Interdisziplinären Frühförderstellen in Dorfen, Erding und Markt Schwaben im Einrichtungsverbund Steinhöring
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