Thomas Bauer, Alfred Bodenheimer et al.: Welche Sprache spricht Gott?
Rezensiert von Dr. Ulrich Kobbé, 18.04.2023
Thomas Bauer, Alfred Bodenheimer, Michael Seewald: Welche Sprache spricht Gott? Versuche aus Judentum, Christentum und Islam. wbg Wissenschaftliche Buchgesellschaft (Darmstadt) 2022. 157 Seiten. ISBN 978-3-8062-4494-6. D: 20,00 EUR, A: 20,60 EUR.
Herausgeber
Prof. Dr. Thomas Bauer ist Professor für Islamwissenschaft und Arabistik an der Universität Münster, Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste und wurde mit dem Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet. Er ist außerdem Preisträger des Tractatus 2018 und erster Preisträger des wbg-Wissen-Preises 2019.
Prof. Dr. Alfred Bodenheimer ist Professor für Jüdische Literatur- und Religionsgeschichte an der Uni Basel. Er ist nicht nur als Judaist sehr renommiert, sondern veröffentlicht auch Kriminalromane rund um die Fälle des Rabbi Klein. Das Verhältnis von Sprache und Religion ist also gleich in mehrfacher Hinsicht bei ihm präsent.
Prof. Dr. Michael Seewald lehrt Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Entstehungshintergrund
Die Autoren thematisieren, die drei Offenbarungsreligionen Judentum, Christentum, Islam setzten voraus, „dass Gott spricht“. Doch sein „nicht nur zwischen den Religionen, sondern auch innerhalb der denkerischen Vielfalt, die die drei Religionen in ihrem Inneren prägt, umstritten“, wie ein transzendenter, ein jenseitiger Gott „genau zu denken sei“ (S. 7–8).
Gemeinsam sei ihnen aber der als Offenbarung bezeichnete Akt des Sich-zu-Erkennen-Gebens Gottes mit unterschiedlichen Versuchen, sich das Geschehen der Offenbarung vorzustellen. „Nicht ohne Verlegenheit“ griffen sie „auf Analogien der zwischenmenschlichen Kommunikation zurück, vor allem auf den Akt der Rede, die Tätigkeit des Sprechens und das Phänomen der Sprache“ (S. 8).
Gemeinsam sei ihnen auch, „dass zum Glauben an einen redenden Gott die Erfahrung des schweigenden Gottes gehör[e]“ (S. 8), sodass eine „Gleichzeitigkeit“ zwischen (1) einem verborgenen, (2) einem offenbaren und (3) einem sich in seiner Offenbarung verbergenden, vielleicht auch in seiner Verborgenheit enthüllenden Gott bestehe.
„Jenseits der Frage, ob man selbst an Gott glaubt oder nicht“, seien die essayistischen Beiträge „tentativ, assoziativ und subjektiv“ (S. 9) in ihrer Kombination der Versuch, die Vorstellung eines sprechenden Gottes als „Glutkern“ aller drei Religionen schlaglichtartig zu dokumentieren und zu ohne Versuchung einer Synthese zu behandeln.
Aufbau
Nach einem gemeinsamen Vorwort, „warum wir drei Essays über die Sprache Gottes geschrieben haben“ (S. 7–11) gliedert sich der Band in drei Teile:
- Alfred Bodenheimer: Die drei Sprachen Gottes im Judentum: Gesetz, Geist und Geschichte (S. 13–63);
- Michael Seewald: „Eines hat Gott gesprochen, zweierlei habe ich gehört.“ Über die Sprache Gottes als Thema christlicher Theologie (S. 65–103);
- Thomas Bauer: Die undeutlich-deutliche Sprache Gottes im Islam (S. 105–157).
Inhalt
(1) Judentum
Bodenheimer leitet mit der Feststellung ein, die „drei Äußerungsformen oder eben ‚Sprachen‘ Gottes“ ließen sich im Judentum „unter den Begrifflichkeiten Gesetz, Geist (bzw. Kosmos) und Geschichte einordnen“ (S. 16–17)., die in ihrer „schwerpunktmäßigen Relevanz“ verschiedenen Epochen zuzuordnen seien: Die rabbinischen Sammelwerke der Epoche zwischen der Zeitenwende und dem frühen 7. Jahrhundert hätten einen Schwerpunkt des Gesetzes (Halacha), das Mittelalter und die frühe Neuzeit den des Geistes (Philosophie und Kabbala), die Moderne den der Geschichte. Diese schematische Ein-/Ordnung erlaube, so Bodenheimer, „einen Einblick in die komplexen, wechselhaften und ineinanderwirkenden Perzeptionen der göttlichen Sprachen im Judentum“ (S. 21), sodass er seinen Essay entsprechend gliedert:
Die Halacha, wenngleich nur unvollständig am ehesten als jüdisches Religionsgesetz übersetzbar impliziert gesetzgeberische Schriften wie die Tora (die fünf Bücher Mose), die Mischna (ein sechsteiliges rabbinisches Gesetzeswerk um das Jahr 200), den Palästinischen Talmud (um das Jahr 400) und den Babylonischen Talmud (um das Jahr 600). Die Bedeutung dieser sowohl mündlich überlieferten als auch schriftlich entwickelten liegt darin, dass der sich verselbstständigende rabbinische Diskurs „konsequent auf die Tora als Bezugsgröße verweist und zugleich ein eigenes Rechtsuniversum erschafft, dessen Urheber niemand anderes als Gott sein kann“ (S. 24–25). Geprägt von den Kriterien der Authentizität, Validität und Normativität gerät das Wort Gottes damit „zum institutionalisierten menschlichen Diskurs über das direkt ihm – bzw. der von ihm gegebenen Tora – zugeschriebene Gesetz“ (S. 26). Vom Selbstverständnis her geht es um „ein Kommunizieren mit Gott, ein Hörbarmachen von Gottes Stimme durch Menschenmund und -hand“ (S. 33).
Die Auseinandersetzung der Philosophie mit dem Vorhalt einer Überinterpretation und dem Rekurs auf die Formel, die Tora spräche „in der Sprache des Menschen“ fokussiert den Widerspruch zwischen zwischen der Unzugänglichkeit Gottes und dessen Offenbarung in einer Schrift-/​Sprache, „die ‚in seiner Sprache‘ von Gott spricht“, dabei allerdings „die Gefahr einer geradezu idolatrischen Fehlkonzeption Gottes heraufbeschwört“ (S. 37). Die Annahmen der chassidischen Sprachtheorie oder Sprachtheologie setzen voraus,
- dass menschliches Sprechen eine Art immanent göttliche Äußerungsform darstelle, sodass der Mensch am durch Sprache bewerkstelligten göttlichen Schöpfungsakt teilhabe,
- dass Sprache „die eigentliche Kontaktzone zwischen Gott und Mensch“ darstelle (S. 43).
Indem Haschgacha nicht nur der hebräische Begriff für die Aufsicht Gottes über das Geschehen der Geschichte, sondern auch für Vorsehung ist, gehe es im Judentum auch um ein historisches Denken, das den geschichtlichen Ablauf als eine Form göttlichen Sprechens verstehe und einen Zusammenhang zwischen dem Trauma des „Sichverbergens“ Gottes und der Verheißung herzustellen suche.
(2) Christentum
Der Auftakt von Seewald ist ebenso selbstbegründend wie informativ: „Da die Bibel Gott als einen sprechenden Gott, einen Deus loquens (Jes 45,19), verkündet, ja sogar davon ausgeht, Gott habe ‚viel Male und auf vielfache Weise‘ gesprochen (Hebr 1,1), ist es […] nicht abwegig, über die Sprache Gottes nachzudenken“ (S. 67). Dies erst Recht, wenn der Tod Jesu als fleischgewordenes ‚Wort‘ (Joh 1,14) thematisiert wird. Der Autor unterscheidet im Folgenden „mindestens drei Ebenen“ von Sprache:
- „Sprache kann erstens als bedeutungsvermittelndes Zeichensystem verstanden werden (Sprache 1)“.
- „Sprache kann […] zweitens auch die ‚Sprachwelten‘ umschreiben, die die Artikulation bestimmter Einsichten ermöglichen (Sprache 2)“.
- „Sprache kann drittens über Einzelsprachen und deren Sprachwelten hinausgehend jede aus einer Beobachterperspektive bedeutungsvoll wahrgenommene ‚Erscheinungsform des Universums‘ bezeichnen (Sprache 3)“ (S. 69–70).
- Wenngleich dieser christliche Gott „worthaft verfasst“, mithin – so Luther – ein Deus verbatus sei, der „nur worthaft tätig sein könne“, gehe es (quasi als Sprache 4) performativ darum, dass – so wieder Luther – die Worte Gottes „Dinge, keine nackten Vokalen“ seien (S. 87).
Gefahren der polemischen Indienstnahme des Wortes Gottes, Klischees über ‚Wahrheit‘ auf Griechisch, Hebräisch und/oder Lateinisch thematisieren den „logos“ Gottes, der „Vernunft und Wort zugleich“ (S. 74) aber eben „kein Gott neben Gott, […] sondern der Logos ist ‚von Gottes Wesen, weil und insofern sich der (einzige) Gott [Joh 1,1b] in ihm ausspricht‘“ (S. 83).
Dabei bleiben unterschiedliche – mehr oder weniger „verzweckte“ – Motive aktiv: „Die christliche Theologie spitzt die Frage nach der Sprache Gottes auf das Wort Gottes u, um nach dieser Fokussierung wieder vom Wort zur Sprache oder gar zu den Sprachen Gottes zu gelangen“ (S. 77). Sprich, „diese Verdichtung wurde jedoch auf zweierlei Weise geweitet, sodass das Christentum von der Reduktion des Sprechens Gottes auf das personifizierte Wort Gottes auch eine Explikation des Wortes Gottes hin zu den Sprachen Gottes vollzog“ (S. 84). Kompliziert wird dieses Konstrukt dadurch, dass die Person Jesu „gleichsam als Konkavlinse fungiert, die das Sprechen Gottes in sich als dem personifizierten Wort bündelt“, andererseits der Heilige Geist als eine „Konkavlinse Gottes […] diese Bündelung in die Breite führt“ (S. 85).
(3) Islam
Bauer beginnt den Essay damit, „der Frage nach dem Was und Wie der Sprache Gottes geh[e] das Erstaunen darüber voraus, dass Gott überhaupt spricht“ (S. 107). Vom ‚Grundkonzept‘ her sei aber klar: „Aus dem göttlichen Wort muss Menschenwort werden. Selten wird die Stimme Gottes unmittelbar hörbar“. Indem nach islamischer Auffassung Gott eine Art „Sender“ ist, fungieren „die Engel und Propheten als Vermittler, die Bücher als Resultat der Vermittlung“ (S. 110). Der Autor referiert mehrere Paragraphen aus einem Buch der Māturīditischen Glaubenslehre des Ğamāladdīn Ahmad al-Ġaznawī (12. Jh.) und liefert damit die Antwort auf die Titelfrage des Buches, nämlich dass Gottes Rede weder eine Zeichensequenz sei noch in einer spezielle Einzelsprache, sondern eben in der jeweils eigenen lautbaren Sprache zu hören sei.
Anhand der Theorie- und Wissensbestände des Islam wird deutlich, dass es sich um eine „Kultur der Ambiguität“ handelt, dass es immer um Charakteristika der „Offenheit, Vieldeutigkeit und Interpretierbarkeit“ solcher Texte geht (S. 119) und dies von den Gläubigen eine Ambivalenztoleranz fordert, die vor dem religions- und sozialpolitischen Hintergrund von
- Fundamentalismus/​Totalitarismus und Vielfalt/​Demokratie,
- Esoterik/​Populismus,
- Viel- und Eindeutigkeit,
- Fundamentalismus/​Wahrheitsanspruch und Bedeutungslosigkeit/​Gleichgültigkeit
unterschiedliche Antworten bis hin zu Ambiguitätskrisen bedingten. Im Kontext des Korantextes, der sprachtheoretisch eine „spezielle Herausforderung“ darstellt (S. 142), heißt dies: „Der Lesartenpluralität entspricht eine Bedeutungspluralität. Gott spricht nicht nur mit Varianten, sondern auch mehrdeutig“ (S. 126–127). Anders formuliert: „Es ist gerade die Ambiguität, die Neugier weckt, zum Nachdenken und Forschen anregt, de ein Stimulus der Wissenschaften ist […]. Gott spricht nicht nur mehrdeutig, er spricht auch durch Mehrdeutigkeit. Damit ist die Mehrdeutigkeit sogar Teil der Sprache Gottes“ (S. 138). Hiermit verknüpft ist die Fragestellung, die sich daraus ergibt,
- dass sich der liturgische Text des Koran selbst als „deutliche arabische Rede“ bezeichnet,
- dass er angesichts der Entwicklung des Hocharabischen jedoch „einem arabischen Muttersprachler alles andere als leicht und deutlich verständlich“ ist,
- dass es ein vermeintliches Übersetzungsverbot gibt, denn wenn der Koran „die unerschaffene Rede Gottes sei, dürfe er weder übersetzt noch interpretiert werden“ (S. 149–150).
Diskussion
Das Buch evozierte schon vor dem Lesen eine Assoziation/​Erinnerung und ein Er-/Klärungsbedürfnis:
Der Einfall betraf eine einleitende Erzählung von Jean Griesch, nämlich dass „eine alte indische Legende behaupte[], dass das Fragezeichen das Erstgeborene der Schöpfung sei“, und dass wir uns als „Denkende – gleichsam in flagranti – beim Vollzug des Frageaktes“ ertappten (Griesch, 2013, S. 11). Sprich: NIcht nur das Thema, auch der Buchtitel ist offensichtlich gut gewählt!
Die aktivierte In-/Fragestellung betraf die eigene professionelle Identität, was nämlich psychologische Wissenschaft über sowohl die Voraus-/​Setzung eines Gottes als auch dessen Sprechen/​Sprache parat habe. Angesichts der persönlichen Verortung im psychoanalytischen Diskurs bot sich eine Exegese lacanianischer Texte an (Kobbé, 2023) mit dem – dort detaillierter herausgearbeiteten (und abrufbaren) – Ergebnis,
- dass ‚Gott‘ jenseits von Religion oder Glaube insofern ‚existiert‘, als er auch bei seiner Verneinung zwangsläufig phantasmatisches Ergebnis einer Vorstellung, Gegenstand des Denkens (und Sprechens oder Schreibens) ist, als seine Inexistenz also Spuren in unserer Realität hinterlässt (Žižek, 2018, S. 414–415),
- dass dieses Phantasma einer Alterität der strukturierenden Absicherung dient, indem der sprechende Gott – ob existent oder nicht – als jener Ort konzeptualisiert werden kann, an dem sich das imaginäre Ich des sich spiegelnden Subjekts konstituiert (Lacan, 1956, 309).
Nicht um Glauben also geht es bei dem o. g. thematischen Ansatz des Buches und den diskursiven Erörterungen, sondern um einen u.a. als kulturpsychologisch einzuordnenden Rekonstruktions- und Untersuchungsgang, um eine sich Punkt für Punkt an den Texturen der drei Buchreligionen abarbeitende Reflexion. Entsprechend mehr- und vieldeutig, objektiv und subjektiv, heterogen (visuell/​auditiv/​textural, imaginär/symbolisch/real) und un-/mittelbar wird diese Kommunikation kolportiert. Eben hier – in der Vorstellung eins sprechenden Gottes – zeige sich, so die Autoren, „eine intellektuelle Kreativität, die einen der Reize dieser Religionen als Objekte aufmerksamen Studierens ausmacht“ (S. 10).
Was die Autoren zugleich ebenfalls leisten, ist jene unideologisch-liberale Haltung gegenüber allen drei Religionen, wie sie die Lessings Ringparabel in ‚Nathan der Weise‘ idealtypisch vorführt – das ist mehr als eine intellektuell kreative, fachlich fundierte, systematisch explizierende Kooperation dreier Religionswissenschaftler: Mit dem „Glutkern“ des sprechenden Gottes als Attraktor leisten Bauer, Bodenheimer und Seewald einen differenzierten, kontextualisierenden, kulturhistorischen und zugleich unspektakulär, komplementär, dokumentierend verfassten Beitrag zum interreligiösen, ja, interkulturellen Selbst-/​Verständnis im Spannungsfeld von – siehe oben – sich mitunter akzentuierenden Ambiguitätskrisen der Gegenwart. Das ist nicht nur gelungene Aufklärung, sondern eine ausdrücklich hervorzuhebende, zu beglückwünschende und weiterzuempfehlende wissenschaftliche wie literarische Leistung!
Wenn Lacan (1953, S. 299) damit provoziert, „die Funktion von Sprache besteh[e] nicht darin zu informieren, sondern zu evozieren“, ist dies nicht nur eine Fußnote zur Frage göttlichen Sprechens, sondern setzen die Autoren des Bandes eben auch dies subtil um und unprätenziös ein. Zu den bescheiden als „Versuche“ ausgegebenen Essays bleibt also festzustellen: Versuch gelungen! Versuchung wirkt!
Das Buch dokumentiert, kontextualisiert und erläutert die Vorstellungen vom sprechenden Gott in den drei Offenbarungs- und Buchreligionen Judentum, Christentum und Islam. Dicht an den Ursprungstexten dieser religiösen/kirchlichen Dokumente werden historische, politische, erkenntnistheoretische Aspekte einer göttlichen Offenbarung, des göttlichen Logos, der Unzugänglichkeit, Mehr- oder Vieldeutigkeit als Teil dieser Sprache Gottes, belegt, geordnet und eingeordnet.
Die Autoren leisten maßgebliche Vermittlungsarbeit bringe komplexe Zusammenhänge auf den Punkt, verdeutlichen glaubensspezifische wie kulturhistorische und -politische Einflüsse bzw. Akzente. Zu dieser Vermittlung gehört die didaktische Aufbereitung der gut aufbereiteten Materialen als eine Art Angebot an die LeserInnen, als Interesse wie Fragen evozierender Spannungsbogen, als vielseitige Materialsammlung ohne vorgekaute Eindeutigkeiten. Als wissenschaftliche wie literarisch gelungene Leistung ist dieses Buch für fachlich vorgebildete wie unvorbereitete Interessierte gleichermaßen zu empfehlen. Als gebildeter, respektvoller Umgang mit unterschiedlichen monotheistischen Glaubensvorstellungen des einen (selben?) sprechenden Gottes ist dieses Buch eine Ausnahme, ein wissenschaftlicher Sonderfall, ein Glücksfall der Aufklärung!
Fazit
Das Buch bietet reiche, gut belegte und im historischen, kulturellen, religösen Kontext kompetent nachbereitete Materialen: Hier wird die allen drei Offenbarungsreligionen als „Glutkern“ gemeinsame Vorstellung eines sprechenden Gottes „tentativ, assoziativ und subjektiv“ dokumentiert und nachbereitet. Dafür erweist sich der harmlos, ja, wie naiv an-fragende Buchtitel – »Welche Sprache spricht Gott?« – als geschickter, nachhaltiger und vielseitig auszuarbeitender Aufmacher für ein interreligös vermittelndes, für ebenso anregendes wie respektvoll reflektierendes Wissenschaftsexperiment.
Literatur
Griesch, J. 2013. »Phänomenologie des Unendlichen«. Levinas und der Cartesische Gottesbegriff. In: Fischer, N. & Sirovátka, J. (Hrsg.). Die Gottesfrage in der Philosophie von Emmanuel Levinas (S. 11–48). Hamburg: Meiner.
Kobbé, U. 2023. ogottogott… Des gebarrten Anderen Mangel: Lacan exploriert Gott. Kompilierte Exzerpte, deutschsprachige Übertragung, paradigmatische Adaptationen. DOI: 10.13140/RG.2.2.31581.69607.
Lacan J. 1953. Fonction et champ de la parole et du langage en psychanalyse. In: Lacan, J. 1966. Écrits (S. 237–322). Paris: Seuil.
Lacan, J. 1956. »Tu es celui qui me suivras«. Lacan, J. 1981. Le Séminaire, Livre III: Les psychoses (S. 307–320). Paris: Seuil.
Žižek, S. 2018. Disparitäten. Darmstadt: WBG.
Rezension von
Dr. Ulrich Kobbé
Klinischer und
Rechtspsychologe, forensischer Psychotherapeut, Supervisor und Gutachter
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Es gibt 25 Rezensionen von Ulrich Kobbé.
Zitiervorschlag
Ulrich Kobbé. Rezension vom 18.04.2023 zu:
Thomas Bauer, Alfred Bodenheimer, Michael Seewald: Welche Sprache spricht Gott? Versuche aus Judentum, Christentum und Islam. wbg Wissenschaftliche Buchgesellschaft
(Darmstadt) 2022.
ISBN 978-3-8062-4494-6.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30339.php, Datum des Zugriffs 03.10.2024.
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