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Dieter Lederer: Der Change-Code

Rezensiert von Prof. Dr. Paul Brandl, 19.05.2023

Cover Dieter Lederer: Der Change-Code ISBN 978-3-527-51107-5

Dieter Lederer: Der Change-Code. Wie Menschen sich für Veränderungen begeistern und Unternehmen damit gewinnen. Wiley-VCH Verlag (Weinheim) 2022. 272 Seiten. ISBN 978-3-527-51107-5. 24,99 EUR.

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Der Autor

Dieter Lederer ist Veränderungsexperte, Unternehmer, Investor und Musiker. Seine Mission ist es, Unternehmen in Zeiten rapiden Wandels, immer kürzer werdender Innovationszyklen und aggressiver globaler Konkurrenz zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu verhelfen: zu gelingender Transformation. Er hat Erfahrung aus mehr als 300 industriellen Change-Programmen. Er ist Vortragsredner und Executive-Coach bei namhaften Konzernen, ambitionierten Mittelständlern und Startups. Schließlich lehrt er noch an der Hochschule und ist Autor, der regelmäßig in Wirtschafts- und Industrie-Medien publiziert.

Thema und Zielsetzung

Die Quote bei Change-Programmen ist seit Jahren unverändert: Drei Viertel dieser Programme in Unternehmen gehen schief. Sie liefern nicht das, was sie soll(t)en. Mit der Folge, dass Erfolg, Motivation und Wettbewerbsfähigkeit schwinden. So sollte es nicht weitergehen. Angesichts der immensen Herausforderungen und zu erwartenden Umbrüche ist es höchste Zeit, mehr emotionale Qualität in den „Change“ zu bringen. Dies ist der Inhalt der Publikation mit einer überraschend einfachen Lösung: Das Buch lädt dazu ein, konsequent auf den emotionalen Part zu fokussieren, den Menschen brauchen, um sich für Wandel bzw. Veränderung zu begeistern. Denn nur dann werden MitarbeiterInnen sich bewegen. Nur dann werden sie sich vertrauensvoll auf eine neue Richtung und dazugehörige Lösungen einlassen und sie kraftvoll umsetzen. Das Kompendium soll einen Beitrag zu menschenorientierter Veränderung und Transformation liefern. Das Buch scheint für LeserInnen geschrieben zu sein, die bereits einen theoretischen Hintergrund im Change- und Transformationsmanagement haben.

Inhaltlicher Überblick

Das Buch beginnt mit der Aussage des Autors, dass das Buch für ihn eine Herzensangelegenheit ist und teilt sich in der Folge in drei Teile:

Teil 1/Die Herausforderung: Der Change-Burnout

  1. Von Gewohnheiten und Durchhalte-Parolen: Vermeidung ist Trumpf
  2. Wann kommt die Pause? Stabilität ist Trumpf
  3. Scheitern ist Trumpf: Willkommen im Change-Burnout

Teil 2/Die Lösung: Der Change-Code

  1. Maßgeschneidert und verstehbar: Die Veränderungsstrategie
  2. Unerschütterlich voran: Das Führungsverhalten
  3. Wirksamkeit potenzieren: Die Gefühle

Teil 3/Das neue Normal: Vom Change zur Kultur

  1. Katalysator statt Verhinderer: Die Unternehmenskultur
  2. Unternehmerische Genmanipulation: Neues dauerhaft etablieren
  3. Auf zur Veränderungsexzellenz

Am Ende jedes Unterkapitels steht eine Essenz als Zusammenfassung für Querleser von etwa zwei Seiten, sodass sich der/die LeserIn einen Überblick verschaffen kann. Der Change-Burnout beginnt im ersten Teil mit der Feststellung, dass Innovationen anfangs sehr langsam an Geschwindigkeit aufnehmen und wir Menschen als Gewohnheitstiere den Wandel behindern. Veränderungen brauchen positive Emotionen wie Vertrauen und Begeisterung. Führungskräfte unterschätzen dabei oft die Marktdynamik. Veränderungen brauchen ein Loslassen von Gewohntem und ein Willkommen für neue Lösungen. Unternehmen müssen sich in einem Feld von Unsicherheit behaupten, wobei äußere Bedrohungen Druck ausüben. Ein Teil verfällt in Starre, gleichzeitig fördern Experimente mit hoher Geschwindigkeit den Wandel. Die eigentliche Herausforderung ist das Gespür für Menschen. Ein scheiterndes Transformationsprojekt richtet großen Schaden an. Viele parallel laufende Veränderungsprojekte führen zur Desorientierung. Viele verschiedene Rezepte zu befolgen, führt dann zum sicheren Burnout.

Der Change-Code braucht eine klare und eindeutige Strategie. Die einzige Legitimation ist der Nutzen. Die Veränderungsstrategien müssen sinnhaft, verstehbar und handhabbar sein. Es braucht eine Fokussierung auf den Nutzen. Mit Change-Kommunikation muss dies in die Köpfe und Herzen der Betroffenen gehen. Dazu braucht es den zweiten Hebel: Das Führungsverhalten. Das meint eine starke und klare Führung kombiniert mit einer kräftigen Unterstützung bei der Umsetzung. Einerseits braucht es eine klare Selbstführung, andererseits gilt es Denkfallen zu vermeiden. Damit verbunden ist eine gemeinsame Ausrichtung aller Führungskräfte verbunden mit Überzeugung und Zuversicht sowie mit Anerkennung und Sicherheit. Machtkämpfe haben hier nichts verloren, es gilt vielmehr die Selbstwirksamkeit zu stärken und die Überzeugung, schwierige Situationen aus eigener Kraft meistern zu können. Der Umgang mit Gefühlen komplettiert die Hebel für das Gelingen von Change-Programmen. Rational-kognitive und emotional-intuitive Prozesse gehen Hand in Hand. Das Wissen muss man sich zu Nutze machen. Es braucht Freiraum für eine wirksame Transformation ebenso wie die Empathie für das Gegenüber.

Das neue Normal muss vom Change zur Kultur werden. Es gilt bremsende Muster zu hinterfragen. Ehemalige Innovationen haben ihren Zenit überschritten und die Wünsche das Alte zu bewahren ist manchmal sehr groß. Fehleinschätzungen, getrieben von Selbsteinschätzung und der Unerwünschtheit von Widerspruch Es gilt einen Stil des kritischen Hinterfragens zu etablieren. Wirtschaftlicher Erfolg und ein hohes Sicherheitsbedürfnis verzögern oft fällige Entscheidungen. Zudem steht das Not-Invented-Here-Syndrom dem Fortschritt entgegen. Es gilt Neues dauerhaft zu etablieren. Das Befähigen und Unterstützen der MitarbeiterInnen ist unerlässlich. Es braucht Berechenbarkeit und Klarheit. Auch muss das Erreichte gewürdigt werden. Veränderungen brauchen auch das Wiederholen und Optimieren. Damit wird das Neue selbstverständlich. Schließlich gilt es einen Gang höher zu schalten und die Anpassungsfähigkeit der Organisation zu stärken. Muster des Gelingens müssen gestärkt werden, so dass mit der Zeit die Exzellenz gestärkt wird. Auch der Schluss ist inhaltlich gelungen, womit der Inhalt als Ganzes eine wirklich Runde geworden ist.

Diskussion

Die Aufteilung der Kapitel folgt einer sehr gut nachvollziehbaren dreiteiligen Struktur. Auch die jeweiligen Unterpunkte zu den drei Teilen sind gut gewählt. Mit dem Scheitern am Anfang spannt sich der Bogen über den eigentlich als einfach versprochenen und damit wenig spektakulären Change-Code. Im Zentrum stehen die drei Teile wie die nutzenorientierte Veränderungsstrategie, das klare Führungsverhalten und der Umgang mit Gefühlen. Yin und Yang hat seine Faszination. Wenn man das Buch so liest, klingt vieles plausibel, aber emotional und wenig faktenbasiert. Am Ende des Buches war dann endgültig der Wunsch nach einem theoretischen Unterbau zum Nachlesen entstanden.

Der Leitspruch der Publikation „Fakten führen zum Denken, Emotionen führen zum Handeln.“ trifft bereits die anfängliche Feststellung, dass Transformation nicht nur faktenorientiert, sondern auch eine „Herzensangelegenheit“ ist – also braucht es beide Seiten. Das Buch bedient bewusst nur die emotionale Seite auch um schneller in der Umsetzung zu sein. Die Zusammenfassungen am Ende jedes Abschnittes hintereinander gereiht ermöglichen dem Leser ein recht flottes Lesen. Man merkt, dass seitens des Autors viel Erfahrung dahintersteckt. Jedenfalls braucht es im Sinne des eingangs zitierten Leitspruches oder auch aus der Sicht von Yin und Yang nach der Lektüre der 260 emotionalen Seiten auch einen theoretischen Background im Sinne eines „conditio sine qua non“.

Fazit

Die zumindest kurzgehaltene theoretische Unterfütterung wäre zumindest für Einsteiger eine durchaus große Erleichterung. Die gut nachvollziehbare Gliederung des Buches macht die Überlegungen des Autors nachvollziehbar. Die Verbindung von theoretischen Ausführungen und des emotionalen roten Fadens würden die Ausführungen des Autors, die auf jahrelangen Erfahrungen basieren, noch besser zur Geltung bringen.

Rezension von
Prof. Dr. Paul Brandl
war Professor für Organisationsentwicklung und Prozessmanagement, Berater für die Optimierung von Prozessen bei sozialen Dienstleistungen und Neugestaltung von sozialen Dienstleistungen insbesondere aus Sicht der KlientInnen und der Digitalisierung sowie dem prozessbasierten Qualitätsmanagement (pQMS extended®)
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Es gibt 105 Rezensionen von Paul Brandl.

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Zitiervorschlag
Paul Brandl. Rezension vom 19.05.2023 zu: Dieter Lederer: Der Change-Code. Wie Menschen sich für Veränderungen begeistern und Unternehmen damit gewinnen. Wiley-VCH Verlag (Weinheim) 2022. ISBN 978-3-527-51107-5. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30416.php, Datum des Zugriffs 11.06.2023.


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