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Karen Dittmann, Mehrschad Zaeri Esfahani: Hybrides Projektdesign

Rezensiert von Lisa Kieselmann, 27.04.2023

Cover Karen Dittmann, Mehrschad Zaeri Esfahani: Hybrides Projektdesign ISBN 978-3-648-16844-8

Karen Dittmann, Mehrschad Zaeri Esfahani: Hybrides Projektdesign. Modernes Projektmanagement abseits von Königreichen. Haufe (Freiburg) 2023. 500 Seiten. ISBN 978-3-648-16844-8. D: 69,99 EUR, A: 72,00 EUR.
Reihe: Haufe Fachbuch.

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Thema und Zielsetzung

Die Publikation Hybrides Projektdesign, setzt sich mit modernem Projektdesign abseits von Königreichen auseinander. Hierbei wird auf das Konkurrenzverhalten unter den Denkschulen von agilem und klassischen Projektmanagement verzichtet, sondern sich auf die Auswahl des passenden Projektdesigns für differenzierte Projekte fokussiert. Wie eine konkrete Auswahl des passgenauen Projektdesign ablaufen kann, wird durch ein Kompass-Modell dargestellt.

AutorInnen

Dr. Karen Dittmann, ist Unternehmerin, Beraterin und Trainerin mit Schwerpunkt KMUs. Als autorisierte Trainigspartnerin der GPM und zertifizierter Product Owner sowie systemischer Coach versteht sie Projektmanagement als ganzheitlichen Ansatz.

Mehrschad Zaeri Esfahani, ist Geschäftsführer der parsQube GmbH im IT-Sektor. Zudem ist er akkreditierter Projektmanagement-Trainer der GPM, Agile-Coach & und Senior Projektmanager IPMA.

Aufbau und Inhalt

Die Publikation Hybrides Projektdesign baut sich in fünf Teilen auf. Zu Beginn werden im Kapitel eins die konkreten Projekte vorgestellt, die in der Publikation immer wieder auftauchen und als Beispiele für unterschiedlichste Settings dienen. In Kapitel 2 steht im die Auseinandersetzung mit der Definition von Komplexität als Teil von Projektdesign im Mittepunkt. In Kapitel 3 werden die konkreten unterschiedlichen Ansätze vom Projektdesign dargestellt. Kapitel 4 beschreibt das Kompass-Modell zur Einordnung von Projekten. Das abschließende Kapitel 5 oder auch die PM-Wissenskiste dient als Ergänzung des theoretischen Wissens von agilem und klassischen Projektmanagement.

Kapitel 1 Referenzprojekte Es werden drei konkrete Referenzprojekte vorgestellt, welche die Autor_innen der Publikation begleitet haben. Bei den drei Projekten war der Einsatz von hybriden Designs notwendig und wird später im Kapitel vier für das Kompass-Modell als Anwendungsbeispiele genutzt. Eins der Referenzprojekte trägt den Titel ‚Kreativ vielseitig‘ und wurde von der Autorin Karen Dittmann begleitet. Sie hat eine Werbeagentur mit ca. 40 Mitarbeitenden im Prozess begleitet, einen höheren Umsatz zu generieren und mit weniger Planungsaufwand in den stetig dynamischeren Kunden_innenprojekten auszukommen. In der Darstellung der ‚Schmerzpunkte‘ des Projektes werden konkrete Verweise auf die folgenden Kapitel der Publikation aufgezeigt. „Aufgrund der hohen Dynamik […] Planungsaufwand in immer kürzeren Zyklen. […] Die Mitarbeitenden fordern mehr Regeln und Ordnung […] (siehe Kap 2.5 >>Komplexitätsreduktion: Der Weg aus dem Chaos. <<).“ (S. 26).

Kapitel 2

In Kapitel zwei wir die theoretische Grundlage für das Verständnis von Komplexität gelegt und baut diese auf soziale Systeme und systemisches Denken auf. Zu Beginn wird das die reduktionistische Denkweise erläutert (S. 27), welche jedoch schnell an die Grenzen stößt, sobald Menschen und ihre Verhaltensweisen wirken (S. 28). Daraufhin wird die Darstellung von Systemen beschrieben, wobei die Basis auf Grund eines zirkulären Austausches der Elemente innerhalb eines Systems gelegt wird (nicht- triviale Maschine) (S. 30). Systeme können weiterhin als kompliziert oder komplex definiert werden. Komplizierte Systeme können anhand von Erforschungen aufgelöst werden. Jedoch können komplexe Systeme nur annäherungsweise, aufgrund der Zirkularität, beeinflusst werden (S. 31). Anhand eines Beispiels eines Teammeetings werden die Grundlagen veranschaulicht und beschreiben weiterhin typische Gesetzmäßigkeiten von Systemen (Trägheit, Selbstreferenzialität, selektive Wahrnehmung) (S. 33–35). Diese Inhalte zielen darauf ab unterschiedlich komplexe Systeme zu erkennen und diese einzusortieren, um eine Steuerung zu ermöglichen. Dabei bilden die vier Wolframklassen nach Oswald die Basis (S. 36 ff.) um im abschließenden Kapitel differenzierte Möglichkeiten zur Komplexitätsreduktion vorzustellen, wie z.B. die Etablierung einer Lernkultur (S. 53). Dabei wird konkreter auf die ‚Stufen des Lernens‘ nach Noel Burch eingegangen um darauf aufbauend, das Lernen durch Verbindung von Sozial- und Naturwissenschaften (S. 59), das Lernen anhand von Metriken (S. 60) sowie das Lernen in großen Gruppen (S. 70) anhand von konkreten Umsetzungsmöglichkeiten zu verdeutlichen.

Kapitel 3

In Kapitel drei >>Projekterfolge sichern mit passendem Projektdesign<< werden Projektmanagementansätze erläutert, die als Bausteine eingesetzt werden können. Diese Bausteine sind, Timeboxing, Design to cost, linear/​sequenziell, iterativ, inkrementell, evolutionär, agil, engpassorientiert sowie hybrid. Dabei wird auch auf die unterschiedlichen Frameworks/​Modelle verwiesen und zur genaueren Veranschaulichung hinzugezogen. „In Scrum ist der inkrementelle Ansatz mit dem iterativen gekoppelt. (Scrum als iterativ-inkrementelles Modell)“ (S. 80). Weiterhin werden in den folgenden Unterkapiteln, das Design von Projekt (Form follows function), die Ortbestimmung von Organisation sowie die Komplexität von Projekten dargestellt. Bei der Komplexität von Projekten wird unteranderem das Cynefin-Framework als theoretische Grundlage beschrieben. Dieses Rahmenwerk bietet einen Orientierungsansatz zur Hinterfragung de gewählten Designs (S. 93). Im abschließenden Kapitel erfolgt die Besprechung der Thematik, wer eigentlich ein Projektdesign erstellt. „Wer auch immer das Projektdesign erstellt, sollte ein hohes Maß an Expertise im Management von Projekten innehaben. Diese Person muss sich sowohl im klassischen als auch im agilen Projektmanagement auskennen. […] Nicht umsonst sprechen wir bei hybridem Projektmanagement von der Königsdisziplin“ (S. 99).

Kapitel 4

Kapitel vier bildet den inhaltlichen Schwerpunkt der Publikation. In diesem Kapitel wird der Kompass für hybrides Projektdesign dargestellt. Dieser besteht, aus den vier Himmelsrichtungen: Mindset und Haltung (Norden), Organisation (Osten), Technik und Methoden (Westen) sowie praktische Ausführung und Geschichten (Süden). Zu Beginn werden im Kapitel Mindset und Haltung, die Definition als Grundlage genutzt, um dann auf, unteranderem das Modell der Unternehmenskultur nach Edgar Schein (S. 106) einzugehen sowie die Ethik Kodizes von GPM und PMI zu erläutern. Der Ethik-Kodex legt die Grundlage für einen Verhaltenskodex, der sich an Prinzipien und Werten der Gesellschaft für Projektmanagement orientiert (S. 108). Weiterhin werden auch klassische Werte (S. 111) und das Agile Mindset (S. 113) als Basis betrachtet.

Im Osten wird z.B. das Zusammenspiel von Linienorganisation und Projekt genauer beachtet (S. 150). „Mit der bewussten Wahl der Projektorganisationsform kann also die Zusammenarbeit zwischen Projekt und Linie gestaltet werden“ (S. 151). Das Kapitel Technik und Methoden (S. 175) beschreibt differenzierte Projektmanagement- Methoden und -Werkzeuge, deren Dienlichkeit und welche Grundlagen Projektleitungen benötigen, um diese einzusetzen (S. 176). Z.B. werden Ziele und OKRs (S. 177), Risikomanagement (S. 180) und unter anderem auch die Lebenszyklus Strukturierung (S. 188) erläutert. Abschließend erfolgt in Kapitel >>Praktische Ausführung und Geschichten<< eine Analyse eines konkreten Beispiels eines Projektes, in einer deutschen Filiale eines englischen Bankhauses (S. 235).

Kapitel 5

Zu guter Letzt, werden im Kapitel 5 >>PM-Wissenskiste als Nachschlagwerk<< die Grundlagen kurz wiedergegeben. Zum einem die klassische Herangehensweise mit den Schwerpunkten der Initialisierung, Definition, Planung, Steuerung und Abschluss (S. 251). Aber auch die agile Herangehensweise von Projekten. Dazu zählen, Transparenz schaffen, Inspektionen durchführen, Adaptionen durchführen und konkrete agile Frameworks (Scrum, Kanban, Extrem Programming, Collective Mind und Getting Things Done) (S. 271).

Diskussion

Die Publikation Hybrides Projektdesign – Modernes Projektmanagement abseits von Königreichen, verschafft eine spannende und gut kombinierte Darstellung in die Anwendungsmöglichkeiten vom hybridem Projektdesign. Der Schwerpunkt der Publikation bildet die Darstellung des Kompasses für hybrides Projektdesign, welches von den Autor_innen entwickelt wurde, somit jedoch nicht wissenschaftliche verifiziert ist. Nichtdestotrotz begreift sich das Kompass-Modell als ganzheitlich und bietet somit den unterschiedlichsten Leser_innengruppen eine positive Handreichung um Abläufe für verschiedenste Projekte zu „designen“. Vor allem die klare Strukturierung der einzelnen Kapitel sowie die gute Lesbarkeit, eigenen sich auch hervorragend für Lernende im Projektmanagement. Aber auch Profis kommen durch die Betrachtungsweise durch den Kompass auf hybrides Design, auf Ihre Kosten. Vor allem, dass nicht zu Beginn die Theorien vom klassischen und agilen Projektmanagement erläutert werden, sondern abschließend als Lesemöglichkeit angeboten werden, dient dem Lesefluss.

Auch wenn das Modell keine wissenschaftliche Verifizierung nachweist, geht die Publikation, vor allem im zweiten Kapitel, sehr lesenswert auf wissenschaftliche Theorien ein. Z.B. Luhmann (S. 32), Veränderungsprozesse nach Kurt Lewin (S. 39) etc. und bildet somit eine gute Basis um die unterschiedlichen Schwerpunkte von Projektdesign ganzheitlich zu betrachten.

Fazit

Ich empfinde die Publikation als sehr lesenswert, da diese eine gut strukturierte Anwendung von hybridem Projektdesign durch das Kompass-Modell anbietet. Dabei werden beide Denkschulen des Projektmanagements (agil/klassisch) in den Blick genommen und als wichtig betrachtet und geachtet. Somit kommen vielleicht auch konträre Sichtweisen in einer Organisation, auf eine Linie und können Projekte gemeinsam initiieren und durchführen.

Rezension von
Lisa Kieselmann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der KatHO NRW. Ehemalige Leiterin eines Familienzentrums und der berufsbegleitenden Studiengänge B.A. Sozialmanagement/ MBA:General Management
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Es gibt 10 Rezensionen von Lisa Kieselmann.

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Zitiervorschlag
Lisa Kieselmann. Rezension vom 27.04.2023 zu: Karen Dittmann, Mehrschad Zaeri Esfahani: Hybrides Projektdesign. Modernes Projektmanagement abseits von Königreichen. Haufe (Freiburg) 2023. ISBN 978-3-648-16844-8. Reihe: Haufe Fachbuch. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30440.php, Datum des Zugriffs 11.06.2023.


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