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Christine Behrens: Lebensphasen verstehen und gestalten

Rezensiert von Monika Danisch, 16.10.2023

Cover Christine Behrens: Lebensphasen verstehen und gestalten ISBN 978-3-7799-7034-7

Christine Behrens: Lebensphasen verstehen und gestalten. Ressourcenorientierte Impulse zur Neuorientierung. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2023. 144 Seiten. ISBN 978-3-7799-7034-7. D: 21,00 EUR, A: 21,60 EUR.
Reihe: Edition Sozial. .

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Autorin

Christine Behrens ist Theologin, Transaktionsanalytikerin, Supervisorin und Coach. Sie begleitet Menschen in zentralen Lebensübergängen in Familie, Partnerschaft und Beruf, Neuorientierung, Sinnstiftung, Alter und Tod. In zahlreichen Publikationen bietet sie Unterstützung und Begleitung zu diesen Lebensthemen.

Zielgruppe

Insbesondere Sozialarbeiter*innen, Fachkräfte aus Pädagogik, Pflege und Betreuung, die sich mit Menschen im Erwachsenenalter beschäftigen, profitieren von diesem Buch. Supervisor*innen, Coachs, Berater*innen, die Menschen in unterschiedlichen Lebens- und Arbeitssituationen begleiten, erfahren in diesem Buch neue Impulse und Möglichkeiten ihre Beratungssequenzen und Prozesse „altersgerecht“ zu gestalten. Des Weiteren können Menschen der jeweiligen Altersphase ebenso aus dem Erfahrungsschatz der Autorin schöpfen, wie auch (pflegende und oder betreuende) Angehörige, die ihre älteren Verwandten besser verstehen möchten.

Aufbau

Das Fachbuch ist in 4 Abschnitte unterteilt. Zunächst wird einen Blick auf die Lebensspannen im Allgemeinen, sowie auf deren kulturelle Entwicklung und die geschichtlichen Hintergründe geworfen. In diesem Abschnitt gibt es noch eine kurze Zusammenfassung der aktuellen Forschung und Konzepte der Lebensspannen.

Im zweiten Abschnitt beschäftigt sich die Autorin mit dem Erwachsenalter und untergliedert dies nochmals in das frühe Erwachsenenalter (28- 38 Jahre) und das mittlere Erwachsenalter (39-64 Jahre).

Auch der dritte Abschnitt, das Alter wird nochmals in das junge Alter (65-80 Jahre) und das hohe Alter (80 +) unterteilt.

Im 4. Teil werden die Modelle und Konzepte, auf die die Autorin in der vorliegenden Kapitel Bezug genommen hat, recht ausführlich dargestellt und erläutert.

Eine umfangreiche Literaturliste, wie auch die Danksagung der Autorin komplettieren das Buch.

Inhalt

Im ersten Kapitel steht, nach den einleitenden Bemerkungen der Autorin, die Geschichte der Lebensspannen im Vordergrund. Die Leser*innen erhalten einen Überblick über die geschichtliche und kulturelle Entwicklung der Lebensspannen, sowie über die aktuellen Forschungen und Konzepte der Lebensphasen. Der Fokus der Autorin liegt auf der Lebensspannenperspektive, die nach dem Kindes- und Jugendalter, nämlich nach dem 27.Lebensjahr ansetzt. Im ersten Kapitel geht es ebenso um die Lebensphasen als Wendepunkt, des Weiteren setzt sie sich mit der Identitätsbildung, Identitätsarbeit, dem „Crazy Quilt“ der Identität auseinander.

Nach dieser grundlegenden Einführung geht es im zweiten Kapitel (und 2. Abschnitt) um das frühe Erwachsenalter. Die Leser*innen finden darin Daten und Fakten zu den Jahren zwischen dem 28. und 38. Lebensjahr, sowie unterschiedliche Zeiteinteilungen und Definitionen zu dieser Lebensphase. Die Autorin geht auf den Begriff „Rushhour“ ein und beleuchtet Lebensentscheidungen, Lebensereignisse und persönliche Entwicklungsaufgaben. Familie und Beruf, mit allen Schattierungen, Herausforderungen und Möglichkeiten sind wesentliche Themen dieser Lebensspanne. Wünsche und Sehnsüchte sind der Motor in dieser Altersspanne und zeigen zentrale Lebensthemen auf. Die Leser*innen können sich anhand eines Fallbeispiels die dargelegten Thesen und Konzepte der Autorin veranschaulichen und diese nachvollziehen.

Themen, Methoden und Konzepte wie Autonomieentwicklung, Bindungsforschung, Wertequadrat, Transaktionsanalyse, Burn-out, Macht über das eigene Leben, sowie ein Interview mit einer Psychologin und Paartherapeutin erläutern und unterfüttern die unterschiedlichen Impulse und Aspekte der Autorin. Der Selbstreflexion und die Übernahme der Eigenverantwortung ebnen nach der Autorin den Weg in die nächste Lebensphase,

die uns im dritten Kapitel (2. Abschnitt) vorgestellt wird. Das mittlere Erwachsenalter (39-64 Jahre), wird als „Höhepunkt des Lebens“ bezeichnet, in der wesentliche Entscheidungen getroffen werden, Statuswechsel innerhalb der Familie und der beruflichen Laufbahn stattfinden, Abhängigkeiten sich manifestieren und erste körperliche Einschränkungen auftreten. Obwohl es sich hierbei um eine extrem verdichtete Lebensphase handelt, wurde diese bisher (im Vergleich zu den anderen Lebensphasen) wenig wissenschaftlich erforscht.

Die Autorin wendet sich in diesem Kapitel den zentralen Fragen und Wünsche dieser Alterskohorte zu und geht auch den schwierigen Fragen dieser krisenanfälligen Zeit (Mutlosigkeit, Sinnsuche, Selbstzweifel) nach. Das Thema Midlife-Crisis bei Männern, wie auch die Wechseljahre bei Frauen werden thematisiert und mit den einhergehenden Schwierigkeiten, Herausforderungen und Veränderungen besprochen. Positive Impulse, Möglichkeiten und Chancen werden aufgezeigt und mit Fallbeispielen verdeutlicht.

Die Lebensmitte als Zeit der Bilanzierung ist nicht nur eine große Herausforderung, sondern stellt auch alles bisher Gekannte und Gewohnte, die Beziehung, die Partnerschaft, die Karriere, den Erfolg wie auch die Beziehung zu den eigenen Eltern auf den Prüfstand. Auch die Ablösung der Kinder (Empty Nest) stellt für viele in dieser Altersspanne eine große Belastung dar. Die Erläuterungen und Erklärungen, der Bezug zu verschiedenen Konzepten und Modellen der Autorin, lässt diese Zeit nachvollziehbar, greifbar, aber auch bewältigbar erscheinen.

Im 4. Kapitel (und 3. Abschnitt) beschäftigt sich die Autorin mit Menschen in der Phase des Jungen Alters, mit 65–80-Jährigen. Die Leser*innen erfahren in diesem Kapitel die wichtigsten Daten und Fakten zu dieser Lebensspanne. Die „jungen Alten“ sind sehr mobil, vielseitig interessiert, geistig und körperlich fit, aktiv, reiselustig und gut vernetzt. Keine Generation vor ihnen war so aktiv, autonom und vital. Alter und Krankheit, Gebrechlichkeit scheinen nicht in diese moderne Normvorstellung zu passen. Die Autorin spürt jedoch auch diesen „unangenehmen“ Dingen nach und thematisiert diese. Studien belegen ihre Gedankenansätze und Aspekte. Des Weiteren geht sie auch auf Flexibilität und deren Gegenteil, nämlich die Kontrolle im Alter ein. Möglichkeiten, Chancen, aber auch Einschränkungen, Grenzen und Leistungsabbau werden aufgezeigt. Die Anpassungsleistung, um den Anforderungen des Alltags weiterhin gerecht werden zu können, wird deutlich dargestellt. Auch in diesem Kapitel kommt die betreffende Altersgruppe in Fallvignetten mit ihren eigen persönlichen Erfahrungen, Ängsten, Befürchtungen und Hoffnungen zu Wort. Themen wie Schuld, Scham, Schmerz und Trauer werden ebenfalls diskutiert.

Die Autorin setzt sich im 5. Kapitel (3. Abschnitt) mit den über 80-Jährigen, mit dem hohen Alter auseinander. Verbesserte Lebensumstände, steigender Wohlstand und medizinischer Fortschritt ermöglichen ein langes Leben. Die Herausforderung in dieser Altersspanne liegt nicht mehr in der Bewältigung und Ausschöpfung des Lebens, sondern im Loslassen. Dies bedeutet letztendlich sich auf den Tod vorzubereiten. Oft findet man bei Hochbetagten die Gleichzeitigkeit der Gefühle, dies bedeutet, dass sie sich sowohl glücklich und traurig, ärgerlich und freudig etc. fühlen können. Die Leser*innen erfahren des Weiteren wie Hochbetagte mit Spannungen und Konflikten umgehen und wie Trauerarbeit im hohen Alter stattfinden kann. Hierbei bezieht sich die Autorin auf das Trauermodell von W. Pisarski. Weitere wesentliche Aspekte in der Begleitung von Hochbetagten nennt die Autorin, das Konzept des Lebensrückblicks und des biografischen Erzählens.

Der Tod als Übergang wird von der Autorin nicht ausgeklammert, sondern wird kulturell und religiös übergreifend betrachtet. In diesem abschließenden Kapitel kommen sowohl der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie, sowie eine Palliative Care Fachkraft und Hospiz-Leiterin in Form von Interviews zu Wort

Im 5. Kapitel (und 4. Abschnitt) können die Leser*innen sich mit den unterschiedlichsten Modellen und Konzepten, die die Autorin in den vorhergehenden Kapitel besprochen hat, auseinandersetzen.

Folgende Modelle sind ausführlich erläutert:

  • Das Epigenetische Entwicklungsmodell von Erik H. Erikson
  • Die Zyklen der Entwicklung nach Pamela Levin
  • Die Ich-Entwicklungsstufen nach Jane Loevinger
  • Das Stufenmodell der moralischen Entwicklung nach Lawrence Kohlberg
  • Die Transaktionsanalyse nach Eric Berne

Diskussion

Das Buch beschäftigt sich mit den unterschiedlichsten Lebensspannen ab dem jungen Erwachsenalter und weist auf Entwicklungsmöglichkeiten, verdeckte Ressourcen und Potenziale dieser jeweiligen Phase hin. Der Blick ist positiv ausgerichtet und beschreibt Übergänge, Veränderungen und Herausforderungen empathisch und wertschätzend, ohne die Probleme, Schwierigkeiten Widrigkeiten und Einschränkungen der jeweiligen Alterspanne auszusparen.

Jede beschriebene Lebenspanne wird eingehend und tiefgründig angeschaut, analysiert, Schwierigkeiten, Herausforderungen angesprochen, Potenziale erkannt und Impulse zur Neuorientierung und Neuausrichtung gegeben. Durch Fallbeispiele werden viele Fragestellungen und Hindernisse deutlich und nachvollziehbar und Perspektiven erkennbar. Durch die Experten-Interviews werden Betrachtungen und Erläuterungen der Autorin fachlich unterfüttert. Die Interviews helfen zur Einordnung und Beantwortung der spezifischen Fragestellungen der jeweiligen Lebensphase.

Durch die unterschiedlichen Modelle und Methoden, die die Autorin verständlich und nachvollziehbar einführt, erläutert und in den jeweiligen Lebenskontext anbietet, entsteht ein Fachbuch, dass nicht nur für professionelle Berater*innen von erheblichem Nutzen ist, sondern auch zur Reflexion der eigenen Lebensspanne anregt. So kann das Buch auch zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung, zur eigenen Auseinandersetzung mit schwierigen Phasen im Leben, wie auch zur positiven Veränderung genutzt werden. Die Impulse erweitern den eigenen Blick und können neue Perspektiven und Vorstellungen entstehen lassen. Des Weiteren ermöglicht das Buch ein Verstehen und Akzeptieren der Probleme und Bedürfnisse der älteren Generation, der eigene Eltern oder der zu betreuenden älteren Angehörigen.

Fazit

Das Buch eignet sich für alle Menschen, die sich mit der Lebensspanne ab dem jungen Erwachsenalter persönlich oder beruflich auseinandersetzen wollen. Durch die sehr zugängliche Schreibweise der Autorin, ist es gut und flüssig zu lesen, es setzt erstmal kein fachliches Vorwissen voraus. Durch die unterschiedlichen Konzepte und Modelle und den fachlich fundierten Background, werden auch professionelle Beratende auf dieses Buch zurückgreifen und Inspiration und Impulse für ihren Beratungsalltag erhalten können.

Rezension von
Monika Danisch
Sozialmanagerin (B.A.), Supervisorin und Coach (M.A.; DGSv / bso), Schreibpädagogin (M.A.), Lehrsupervisorin, Lehrbeauftragte und Dozentin
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Es gibt 2 Rezensionen von Monika Danisch.

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ISSN 2190-9245