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Christel Manske, Claus Rosentreter (Illustrator): Inklusive LeseFibel

Rezensiert von Dr. Torsten Mergen, 02.11.2023

Cover Christel Manske, Claus Rosentreter (Illustrator): Inklusive LeseFibel ISBN 978-3-96543-385-4

Christel Manske, Claus Rosentreter (Illustrator): Inklusive LeseFibel. Für Kinder mit Down-Syndrom, Leseratten und Legastheniker. Lehmanns Media GmbH (Berlin) 2023. 168 Seiten. ISBN 978-3-96543-385-4. D: 19,95 EUR, A: 20,60 EUR.

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Thema

Waren Lesefibeln in früheren Zeiten Erstlesebücher für Kinder, so verbirgt sich hinter dem Titel „Inklusive LeseFibel“ ein Arbeitsmaterial für Kinder mit individuellem Förderbedarf, insbesondere für Kinder mit Down-Syndrom und Legasthenie. Die Fibel bietet buchstabengestütztes Lautlesematerial für das Lesenlernen. Der Fokus liegt auf dem Erkennen, Lesen und Sprechen der Buchstaben. Dazu berücksichtigt die Fibel verschiedene kindliche Entwicklungsstufen nach Lev Vygotskij und Karl Bühler, um das Leselernen von Kindern ab dem dritten Lebensjahr mit inklusivem Förderbedarf zu unterstützen.

Autorin

Dr. Christel Manske, geboren 1941, arbeitet als Pädagogin und klinische Psychologin und leitet ein selbst gegründetes Institut für die Entwicklung funktioneller Hirnsysteme in Hamburg. Dort arbeitet sie mit Kindern, die wegen Autismus, Trisomie 21, ADHS oder Hochbegabung in der Regelschule Probleme mit dem Lernen haben.

Entstehungshintergrund

Erstmals 2016 wurde die „Inklusive LeseFibel“ im Lehmanns Media Verlag veröffentlicht, inzwischen liegt sie in dritter, leicht überarbeiteter Auflage als Hilfsmittel in den Bereichen Lernbehindertenpädagogik und inklusive Pädagogik zur Unterstützung des Spracherwerbs für konkrete Anwendungs- und Lernsituationen, vorrangig in Kindertagesstätten, vor. Sie beruht auf in der Praxis erprobten, in der Einzeltherapie von der Autorin verwendeten Arbeitsmaterialien. Seit der ersten Auflage ist das Buch in Farbe gedruckt, außerdem gibt es eine Online-Fassung als E-Book.

Aufbau und Inhalt

Die dritte Auflage der „Inklusiven LeseFibel“ ist in drei Abschnitte gegliedert:

  • Vorwort
  • Buchstaben und Laute
  • Aufbau der Lesefibel

Im Vorwort geht Georg Rückriem, pensionierter Professor für Systematische Pädagogik an der Universität der Künste in Berlin, auf die Zielsetzung der „LeseFibel“ ein: Das Buch möchte Wege zum Lesenlernen für Kinder jenseits eines linearen intellektualistischen Lernmodells aufzeigen und so Exklusionsprozessen entgegenwirken. Ferner hebt er für den Ansatz von Christel Manske hervor: „Die besondere Idee der Verfasserin besteht nun darin, ihre Lesefibel so aufzubauen, dass auf jeder Seite der Fibel für jede Entwicklungsstufe […] nacheinander spezifische Lernangebote erscheinen“ (S. 12).

Als Lesebuch stellt die Fibel den Versuch vor, jeder Entwicklungsstufe von Kindern ein entsprechendes Lernangebot beim Leselernen zu machen: „Die Lesefibel ist so aufgebaut, dass auf jeder Seite die vier psychologischen Entwicklungsstufen in einer Unterrichtsstunde nacheinander angeboten werden“ (S. 152). Dazu sind die wichtigsten Arbeitsmaterialien auf jeder Seite in vier Quadrate aufgeteilt mit verschiedenen Zuordnungen zu Altersgruppen: für die Entwicklungsstufe Säugling Abbildungen zum Schmecken, für die Entwicklungsstufe Kleinkind Abbildungen mit tastbaren Gegenständen, für das Vorschulkind eine symbolische Aktion und für das Schulkind der Zeichengebrauch in Schriftform. Daran schließen sich Arbeitsseiten mit Handlungen im Bild bzw. für Rollenspiele und satzwertigen Beispielen an.

Im Schlusskapitel „Aufbau der Lesefibel“ erläutert Christel Manske die Grundprinzipien ihrer inklusiven Lernkonzeption: „So kann ein Kind, das sieben Jahre alt ist, entwicklungspsychologisch noch auf der Stufe Vorschulkind sein. Dieses Kind benötigt […] Bilder, da es ihm noch schwer fällt, die laute Sprache beim Hören gleichzeitig in Bilder zu übersetzen“ (S. 152). Ergänzt wird dieses Kapitel durch eine Gebärdentabelle für die einzelnen Buchstaben, da die Gebärden „beim Lesen der Steuerung der Mund- und Augenbewegung“ (S. 167) dienen. Die „Inklusive LeseFibel“ ist konzipiert für Lesestunden, die entweder als Einzelförderstunde oder im Klassenverband stattfinden können: Im Zentrum steht das Handeln der Kinder mit einem Gegenstand, der bildlich dargestellt ist. Ferner finden sich methodische Hinweise zum Lesenlernen durch Schreiben, etwa wenn es heißt: „Der Lehrer diktiert den Text lautsprachlich mithilfe von Handgebärden. […] Danach lesen die Kinder den Text laut mit Hilfe von Handgebärden“ (S. 167).

Diskussion

Sowohl im Vorwort als auch im Schlusskapitel des Buches wird deutlich, dass die didaktische Umsetzung der Entwicklungstheorie Lew S. Vygotskijs den Kern der „Inklusiven LeseFibel“ bildet. Der Aufbau der Fibel deckt die von Vygotskij herausgearbeiteten psychologischen Entwicklungsstufen der Kinder vom Säugling zum Schulkind ab, indem das Lernen durch Wahrnehmung im Zentrum steht. Zentral für Manskes Konzeption ist, dass die Buchstaben sinnlich erlebbar gemacht werden, indem die Handlungen zu jedem Buchstaben einzeln gelernt und geübt werden. Für den inklusiven Sprachunterricht bietet der Band somit Arbeitsmaterial mit einer theoretischen Fundierung, die es im besten Falle allen Kindern ermöglichen soll, auf der Ebene ihres jeweiligen Entwicklungsstandes zu lernen. Positiv hervorzuheben ist, dass das Erlernen jedes Buchstabens auf jeder Entwicklungsstufe angeboten wird, mehrfach mit den Aktivitäten „Empfinden“, „Wahrnehmen“ und „Handeln“ verknüpft, sodass die Buchstabenbegegnung und -verwendung auf jeder Stufe für das lernende Kind einen spezifischen Sinn hat, indem die Buchstaben als sinngebende Laute erfahren und im besten Falle erschlossen werden.

Fazit

Für den inklusiven Unterricht und die Lernbehindertenpädagogik konzipiert, bietet die dritte Auflage der „Inklusiven LeseFibel“ von Christel Manske eine praxisbewährte Konzeption, um bei Kindern unterschiedlicher Entwicklungsstufen das Lesenlernen zu unterstützen. Die Fibel kann für Kinder ab dem dritten Lebensjahr eingesetzt werden, nicht zuletzt durch die ansprechende, farbenfrohe Layoutgestaltung. Auch in der Vorschule und der Primarschule können die Materialien zur Differenzierung und Individualisierung verwendet werden.

Rezension von
Dr. Torsten Mergen
Universität des Saarlandes, Fachrichtung 4.1
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Es gibt 37 Rezensionen von Torsten Mergen.

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Zitiervorschlag
Torsten Mergen. Rezension vom 02.11.2023 zu: Christel Manske, Claus Rosentreter (Illustrator): Inklusive LeseFibel. Für Kinder mit Down-Syndrom, Leseratten und Legastheniker. Lehmanns Media GmbH (Berlin) 2023. ISBN 978-3-96543-385-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30491.php, Datum des Zugriffs 03.12.2023.


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