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Roland Böhmer-Breuer: Aufbauwissen Pflege - Lebensweltorientierung

Rezensiert von Prof. Dr. sc.hum. Nina Fleischmann, 18.10.2023

Cover Roland Böhmer-Breuer: Aufbauwissen Pflege - Lebensweltorientierung ISBN 978-3-437-28551-6

Roland Böhmer-Breuer: Aufbauwissen Pflege - Lebensweltorientierung. Urban & Fischer in Elsevier (München, Jena) 2023. 266 Seiten. ISBN 978-3-437-28551-6. D: 32,00 EUR, A: 32,90 EUR, CH: 43,00 sFr.
Reihe: Aufbauwissen Pflege.

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Thema

Dieses Buch nimmt die Orientierung an Lebenswelten im Kontext Pflege in den Blick. Die Lebenswelt – so führt der Autor im Vorwort ein – ist ein subjektives Konstrukt. Die Lebenswelt bildet den Hintergrund für Lebensaktivitäten, Einstellungen und Entscheidungen. Dieser Blick wird auf an der Pflege beteiligten Gruppen gerichtet und den Einflüssen, die Pflege auf die Lebenswelt der Menschen hat.

Die Zielgruppe des Buches sind Lernende der generalistischen Pflegeausbildung und des primärqualifizierenden Studiums als Nachschlagewerk und Unterrichtsbegleitung.

Herausgeber

Roland Böhmer-Breuer ist eine erfahrene Lehrperson für Pflegeberufe in der generalistischen Pflegeausbildung und Pflegeassistenzausbildung. Neben seiner Leitungstätigkeit an einer Pflegeschule ist er Fachbereichsleitung an einem Weiterbildungsinstitut und Mitglied der Lehrplankommission im Diakonischen Institut für Soziale Berufe.

Aufbau

Auf 266 Seiten wird in 20 Kapiteln die Lebensweltorientierung dargestellt. Einführung und Register geben den Rahmen für folgende inhaltliche Abschnitte:

  • Lebenswelt und Lebensqualität
  • Persönlichkeitstheorien- und Modelle
  • Lebensalter
  • Entwicklung
  • Autonomie
  • Biopsychosoziale Konzepte
  • Gesundheitsmanagement
  • Kultur
  • Familie
  • Kommunikation und Beziehungen
  • Wohnen
  • Aktivitäten
  • Anamneseverfahren
  • Herausforderungen und Belastungen
  • Pflege und Lebensweltgestaltung
  • Teamarbeit
  • Pflege und Gesellschaft
  • Lernsituation

Dieses Buch ist Teil der Reihe „Aufbauwissen Pflege“ mit derzeit sechs publizierten Bänden.

Inhalt

Zu Beginn führt Böhmer-Breuer in Kapitel 2 in die relevanten Begriffe Lebenswelt und Lebensqualität ein. Danach werden im Kapitel 3 Persönlichkeitstheorien und -modell die für die Pflegeausbildung relevanten Konzepte für den Themenkreis Persönlichkeit vorgestellt: Person, Persönlichkeit und Identität. Ergänzt werden die Betrachtungen durch die humanistische Auffassung. Der Abschnitt 4 zum Lebensalter legt die Kennzeichen und wesentlichen Elemente für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und älteren Menschen dar und nimmt insbesondere die Alterstheorien in den Blick. Danach zeigt Böhmer-Breuer, ausgehend von den Grundsätzen der menschlichen Entwicklung und der Annahme lebenslanger Entwicklung verschiedenen Theorien in Kapitel 5: kognitive Entwicklung, moralische Entwicklung, psychosoziale Entwicklung, das Konzept der Entwicklungsaufgaben sowie das Konzept der kritischen Lebensereignisse. Daran schließt sich das Kapitel 6 zur Autonomie an, was zwischen Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Autonomie unterscheidet – und welche Bedeutung diese Ansätze für die aktivierende und würdevolle Pflege beinhalten. Der 7. Abschnitt zur biopsychosozialen Gesundheit zeigt Gesundheit, Krankheit, Behinderung und Pflegebedürftigkeit in ihren Abgrenzungen und Überschneidungen. Im Besonderen werden Multimorbidität, Teilhabe, Inklusion und Pflegebedarf erläutert. Auf dieser Basis greift das nachfolgende Kapitel 8 das Feld des Gesundheitsmanagements auf, stellt die Konzepte Prävention und Gesundheitsförderung vor und ordnet Gesundheitspolitik und Gesundheitsbildung ein – hier insbesondere im Kontext der Coronapandemie.

Böhmer-Breuer widmet sich im recht kurzen Kapitel 9 dem Thema Lernen und den Arten des Lernens, dem lebenslangen Langen und den Lernorten und ordnet dies in digitale Lernangebote ein. Kapitel 10 zu Kultur mit den kulturellen Dimensionen, Kultursensibilität und Ritualen fällt ebenso recht kurz aus.

Das Thema Familie hingegen wird in Kapitel 11 ausführlicher betrachtet. Die Perspektiven sind hier rechtliche, soziale und rollenbezogene. Beschriebene Familienformen entsprechen in weiten Teilen einem modernen und vielfältigen gesellschaftlichen Bild. Besonders wird die Pflege von Angehörigen, Kinder als vulnerable Gruppe und Kinderarmut hervorgehoben. Kapitel 12 zu Kommunikation und Beziehungen ist grundlegend für die berufliche Pflege. Beziehungen sind für Menschen essenziell, daher werden sie bezüglich der psychosozialen Bedeutung geklärt und die Auswahlkriterien für Beziehungen in der sozioemotionalen Selektionstheorie analysiert. Freundschaft und Nachbarschaft werden als bedeutende soziale Kräfte beschrieben. Virtuelle und reale Netzwerke als zentrale Komponente sozialer Umgebungsgestaltung spielen ebenso eine große Rolle. Kapitel 13 betrachtet Wohnen, Wohnformen, Wohnbedingungen, das Quartierskonzept sowie das Wohnen in der Häuslichkeit mit den dortigen Hilfestrukturen und digitalen Assistenzsystemen. In Kapitel 14 lernen Leserinnen und Leser das Feld der Aktivitäten in vier Kategorien kennen: die salutogenetischen, die rehabilitativen, die präventiven und die alltagsnahen Aktivitäten. Kapitel 15 nimmt Anamneseverfahren in den Blick. Die Anamnese als eine systematische Gewinnung von Informationen wird dabei als einer der elementarsten Schritte im Pflegekontext betrachtet. Sie bildet die Basis für die Planung und Durchführung von Interventionen. Kapitel 16 knüpft hier mit der Betrachtung der Herausforderungen, Belastungen und Ressourcen an.

Die konkrete Lebensweltgestaltung steht in Kapitel 17 im Fokus. Hier werden pflege- und gesundheitswissenschaftliche Bezüge gesetzt, der Lebensspanne entlang wesentliche Konzepte betrachtet und auch der interkulturellen und diversitygerechten Pflege Raum gegeben. Kapitel 18 richtet den Blick auf das Team und die diesbezügliche Kooperation, Koordination, Methoden der Konfliktbewältigung und in verschiedenen Versorgungsbereichen. Kapitel 19 betrachtet das Bild beruflicher Pflege in der Gesellschaft und bildet damit einen runden inhaltlichen Abschluss. Kapitel 20 dient der Prüfungsvorbereitung.

Diskussion

Dem Autor gelingt eine gute Balance von literaturgestützter Wissensvermittlung für die generalistische Pflegeausbildung und Verknüpfung in die Praxis. Besonders positiv hervorheben möchte ich das Kapitel zur Prüfungsvorbereitung und die Fragen am Ende eines jeden Kapitels – dies unterstützt den eigenständigen Lernprozess und die Reflexion wirkungsvoll. Aus meiner Perspektive sind die Inhalte kein Aufbau- sondern Grundwissen für Pflegefachpersonen.

Einem Lehrbuch entsprechend sind die Inhalte an einigen Stellen kursorisch, machen aber neugierig auf weitere Vertiefung. Gern können einer nächsten Auflage noch Literaturempfehlungen zum Weiterlesen/​-lernen zugefügt werden.

Das Layout im gesamten Buch unterstützt den Lehrbuchgedanken wirkungsvoll mit einem jedem Kapitel vorangestellten Überblick und farblich hervorgehobenen Kästchen für Aspekte, die ein besonderes Augenmerk bedürfen.

Fazit

„Aufbauwissen Pflege“ mit dem Thema „Lebensweltorientierung“ ist für Lernende in der Pflege (und auch für erfahrene Pflegefachpersonen und Lehrpersonen) von großem Wert. Es ist eine gute Ressource für die Ausbildung und das Studium sowie den ersten Schritten im Beruf.

Rezension von
Prof. Dr. sc.hum. Nina Fleischmann
Hochschule Hannover Fakultät V - Diakonie, Gesundheit und Soziales
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Es gibt 85 Rezensionen von Nina Fleischmann.

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Zitiervorschlag
Nina Fleischmann. Rezension vom 18.10.2023 zu: Roland Böhmer-Breuer: Aufbauwissen Pflege - Lebensweltorientierung. Urban & Fischer in Elsevier (München, Jena) 2023. ISBN 978-3-437-28551-6. Reihe: Aufbauwissen Pflege. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30525.php, Datum des Zugriffs 08.09.2024.


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