Patricia Trautmann-Villalba, Sarah Hain: Therapie-Tools Peripartalzeit
Rezensiert von Tamara Glasl, 20.09.2023

Patricia Trautmann-Villalba, Sarah Hain: Therapie-Tools Peripartalzeit. Mit E-Book inside und Arbeitsmaterial.
Beltz Juventa
(Weinheim und Basel) 2023.
244 Seiten.
ISBN 978-3-621-28935-1.
D: 46,00 EUR,
A: 46,60 EUR.
Reihe: Therapie-Tools.
Thema
Die Autorinnen Dr. Patricia Trautmann-Villalba und Dr. Sarah Hain widmen sich dem Themenschwerpunkt der Peripartalzeit und der Förderung psychischer Gesundheit von (werdenden) Eltern während der Schwangerschaft der Mutter und den ersten Lebensmonaten des Kindes. Diesem Thema begegnet das Buch mit kurzen inhaltlichen Einführungen und einer sehr umfangreichen Auswahl an Materialien zu Inhalten, wie Elternschaft und Elternrolle, Aufbau, Entwicklung und Stützung der Eltern-Kind-Beziehung, oder Wohlfühlen und Bewältigungsstrategien (vgl. S. 5–9).
Entstehungshintergrund
Das Buch ist Teil der Reihe „Therapie-Tools“ des Beltz Verlags. Die Reihe bietet Arbeitsmaterialen zu unterschiedlichen psychologisch-sozialen Problemstellungen und richtet sich insbesondere an Psychotherapeut*innen.
Aufbau
Vor dem inhaltlichen Teil erhalten die Leser*innen eine Übersicht über die Arbeits- und Informationsblätter. Im Rahmen eines Vorworts erfolgt eine erste thematische Annäherung. Es folgenden Hinweise zur Arbeit mit diesem Buch. Hier werden die unterschiedlichen Symbole, die in den Arbeitsblättern Verwendung finden, in einer Legende erklärt. Anschließend beginnt der eigentliche Aufbau des Buches. Das Inhaltsverzeichnis kann der DNB entnommen werden.
Inhalt
Das Buch beschäftigt sich mit den Herausforderungen für (werdende) Eltern und Kind während der Schwangerschaft und den ersten Lebensmonaten des Kindes (vgl. S. 8–9). Es thematisiert psychische Belastungen und Erkrankungen während der Peripartalzeit und bieten Arbeitshilfen für Fachkräfte zur Unterstützung betroffener Paare und Familien.
Elternschaft und Elternrolle
Der erste Teil des Buches geht auf die Veränderungen durch das Eltern-werdens ein. Die Schwangerschaft und Geburt eines Kindes steht im Spannungsfeld zwischen Neuanfang und Fortsetzung (vgl. S. 16–17). „Insofern ist Elternschaft sowohl der Beginn etwas Neuem und die Adaption hieran nötig, als auch die Fortführung (Identifizierung) oder Verabschiedung (Entidentifizierung) von etwas Altem“ (S. 16). Auch in der Gefühlswelt neuer Eltern können Konflikte auftreten. Schönes und unangenehmes Erleben liegen in dieser Zeit nahe beieinander. Gefühle von Hoffnung und Vorfreude, aber auch Anspannung, Sorgen, Zweifel und Schuldgefühlen können diesen Lebensabschnitt prägen (vgl. S. 16). Die Übungen sollen Eltern helfen mit den Veränderungen und den negativen Gefühlen besser umgehen zu können. Die Eltern sollen von falschen Vorstellungen und Erwartungen an sich selbst und an den Partner ablassen und stattdessen zu ihrer eigenen Familie zusammenwachsen (vgl. S. 18–36).
Aufbau, Entwicklung und Stützung der Eltern-Kind-Beziehung
Im zweiten Teil gehen die Autorinnen auf die Beziehung zwischen Kind und Eltern ein. Psychische Belastungen oder Erkrankungen von Eltern wirken sich negativ auf den Säugling, oder das Kind aus. Um negative Entwicklungsverläufe für Kinder abzufangen, oder zu verringern, sind gezielte Interventionen für die Eltern nötig (vgl. S. 39). Durch gezielte Übungen soll die Kommunikation zwischen Kind und Eltern verbessert werden. Eltern lernen, Signale richtig zu deuten und ihnen mit angemessenen Reaktionen zu begegnen (vgl. S. 40–64). Auf der Grundlage einer guten Interaktion können anschließend positive Emotionen aufgebaut werden. Mit professioneller Hilfe der Fachkräfte werden negative Gefühle aufgearbeitet (vgl. S. 66–87). In einem letzten Schritt widmet sich der zweite Teil dem Erleben der Elternrolle. Hier werden bestehende elterliche Kompetenzen besprochen und weiter ausgebaut. Ebenso wird der Abbau unnötiger und hinderlicher Faktoren für einen gelingenden Familienalltag angeregt (vgl. S. 88–105).
Wohlfühlen und Bewältigungsstrategien
Mit der Geburt eines Kindes gehen tiefgreifende Veränderungen einher. Diese haben sowohl für den einzelnen Elternteil, als auch für die Paarbeziehung Auswirkungen und können die psychische Gesundheit positiv, oder negativ beeinflussen. Der dritte Teil vermittelt den Eltern daher Strategien, die dazu beitragen sollen die Folgen von negativen Einflüssen wie Stress, oder Überforderung abzumildern und Wohlbefinden bei Kind und Eltern auszubauen und zu vertiefen (vgl. S. 106). Die Eltern lernen in gezielten Übungen besser mit unangenehmen Situationen und Herausforderungen im Alltag und in der Erziehung umzugehen. Ziel ist ein verständnisvoller, wertschätzender und positiver Umgang mit dem Partner, dem Kind und sich selbst. Dabei wird zwischen Übungen mit dem Fokus auf die Einzelperson, die Eltern und das Paar unterschieden (vgl. S. 106–2018).
Der Blick in die Zukunft
Im letzten Teil des Buches werden die Eltern und Familien auf eine Zeit nach der Intervention vorbereitet. Es werden Übungen angeboten, die auf eine Zukunft ohne weitere Unterstützung vorbereiten soll (vgl. S. 219). In diesem Abschnitt wird Gelerntes wiederholt und der eigene Anspruch an die kommende Zeit reflektiert. Umgang mit Krisen und Herausforderungen werden ebenso thematisiert (vgl. S. 219–242).
Diskussion
Die Reihe „Therapie-Tools“ ist in der Praxis auch in anderen Professionen und Arbeitsbereichen vertreten und kann über die Therapie hinaus Anwendung bei Fachkräften finden. Die Materialien können beispielsweise für Sozialdiagnostik, oder Anamnese in Beratungssituationen, oder in der Hilfeplanung gewinnbringend eingesetzt werden. Das Buch zum Thema „Peripartalzeit“ widmet sich einem Thema, das über die Familienhilfe hinaus auch in anderen Arbeitsfeldern immer wieder relevant werden kann. Wer für solche Fälle methodisch gewappnet sein will, profitiert von den hilfreichen Anregungen und den einfach anwendbaren Arbeitsblättern.
Über die Praxis hinaus bietet diese Reihe auch hilfreiche Anregungen für eine anwendungsorientierte Lehre. Studierende können mit den Arbeitsmaterialien konkretes Handlungswissen für die spätere Praxis sammeln. So könnten beispielsweise theoretisch teilweise sehr komplexe Inhalte durch Übungen unterfüttert werden.
An dieser Stelle soll noch erwähnt werden, dass es mittlerweile auch erste Bemühungen der Autor*innen dieser Buchereiche gibt, Versionen in Leichter Sprache zu veröffentlichen. Eine Entwicklung, die dringend weiter vorangetrieben werden muss und meinen höchsten Zuspruch erhält. So bleibt zu hoffen, dass der Reihe bald noch weitere Teile in Leichter Sprache hinzugefügt werden.
Fazit
Das Buch ordnet sich in eine Reihe sehr hilfreicher Arbeitsmaterialien zu unterschiedlichsten Themenschwerpunkten ein. Es bietet eine Vielzahl an Arbeitshilfen für Fachkräfte, die mit Eltern und Familien arbeiten und kann somit über die Psychotherapie hinaus Anregungen bieten. Eine empfehlenswerte Buchreihe mit vielen hochinteressanten Themen rund um psychosoziale Problemlagen.
Rezension von
Tamara Glasl
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