Hanna Preuss-van Viersen: BeYOUtiful
Rezensiert von Dr. phil. Christina Maiwald, 09.04.2024
Hanna Preuss-van Viersen: BeYOUtiful. Wie du mit deinem Körper Freundschaft schließt. Balance Buch + Medien Verlag (Köln) 2023. 160 Seiten. ISBN 978-3-86739-250-1. D: 18,00 EUR, A: 18,50 EUR.
Mein Körper – vom Feind zum Freund
Wie stehe ich zu meinem Körper? Wie gehe ich mit ihm um? Bin ich zufrieden mit ihm oder versuche ich die ganze Zeit, ihn zu verbessern, zu optimieren oder zu kaschieren? Dieses Buch lädt junge Menschen dazu ein, ihr eigenes Körperbild besser kennenzulernen und ihrem Körper wohlwollend zu begegnen.
Autor:in
Dr. Hanna Preuss-van Viersen ist Diplom-Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz. Ihr Forschungsschwerpunkt und ihre Dozentinnentätigkeit liegen in den Bereichen neue Behandlungstechniken für Jugendliche mit Essstörungen und der Impuls- und Emotionsregulation bei Essstörungen.
Entstehungshintergrund
Die Autorin begleitet als Psychotherapeutin esstörungsbelastete junge Menschen, meist mit dem Ziel, sich selbst eher akzeptieren zu können. Gewichtsabnahme und/oder Muskelaufbau werden häufig als einzige Strategie erachtet, sich selbst annehmen zu können, um von anderen als liebens- und begehrenswert angesehen zu werden. Körperunzufriedenheit, häufig aufgrund eines verminderten Selbstwertgefühls, stellt einen bedeutenden Risikofaktor bezüglich der Entstehung von Essstörungen und anderen Störungen dar.
Ziel der Autorin ist es, Individuen zu verdeutlichen, dass es ausschließlich wertvolle Körper gibt. Wie das zu erreichen wäre, schildert sie für Betroffene genauso wie für Menschen, die in diesem Buch junge Leute begleiten.
Aufbau und Inhalt
Nachfolgend werden anhand des Inhaltsverzeichnisses die verschiedenen Kapitel dargestellt. Sechs weibliche und männliche Protagonisten zwischen 14 und 18 Jahren kommen zu Körperthemen zu Wort und veranschaulichen somit deren Gedanken und Gefühle aus deren Lebenswelt heraus.
Warum es sich für dich lohnen könnte, dieses Buch zu lesen
Mehr Jugendliche und junge Erwachsene, als man denkt, sind unzufrieden mit ihrem Körper, leiden unter Unsicherheiten bezüglich ihres Gewichtes und/oder wegen bestimmter Körperteile. Ab wann ist es pathologisch? Kontroll-, Vermeidungsverhaltensweisen werden dargestellt und im Buch ist beschrieben, wann es problematisch wird. Es gibt heutzutage ein breites Spektrum an für Jugendliche in der Findungsphase positiven wie negativen Vorbildern in Social Media. Körperaktivisten beschwören und feiern die Körpervielfalt.
Unzufriedenheit mit dem Körper kennen viele Menschen. Fast jeder will schlanker oder muskulöser sein. Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühle und Verhalten können, falls das Körperbild negativ geprägt ist, als Teufelskreis bezeichnet werden. Die vier Komponenten können sich wiederum auch wechselweise positiv beeinflussen, wenn entsprechende, im Buch vorgestellte Strategien genutzt werden, um seinen Körper eher zu akzeptieren.
Woher kommt die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper?
Veränderungen in der Pubertät werden wertschätzend beschrieben, denn der Wechsel vom Kind zum Jugendlichen bis hin zum erwachsenen Menschen verläuft nicht immer problemlos. Es besteht die Notwendigkeit, sich gut um sich selbst zu kümmern.
Woher stammen Verletzlichkeiten bezüglich des Körpers? Ausgrenzungserfahrungen, Bodyshaming in den soz. Medien oder sexuelle Grenzüberschreitungen. Zusätzlich: Je nach Sozialisierung hat jeder seine eigene Körperbildgeschichte. Teufelskreise zu durchbrechen, ist wichtig und die Motivation, diese positiv zu beeinflussen, erforderlich, damit sich der Mensch, so wie er/sie ist, wieder wohlwollend annehmen kann.
Hab Mut zur Veränderung
Dieses Kapitel zeigt auf, wie sich der Leser/die Leserin selbst helfen kann. Das perfekte Aussehen gibt es nicht, denn es geht ja „nur“ um die Hülle. Mit sich selbst klar zu kommen, ist wichtiger. Die Veränderung des Körpers in der Pubertät ist für jeden Menschen eine Herausforderung, ob sportlich oder nicht, dick oder dünn. Mitgefühl mit sich selbst ist wichtig und eine sich annehmende Haltung das Ziel. Einen Zugang zu sich und seinem Körperbild zu bekommen, das schreibt die Autorin über die Arbeit am inneren, damals verletzten Kind. Der Kontakt zum inneren Kind kann unterstützen, sich selbst anzunehmen, wie man ist, und ermöglicht insgesamt, sich selbst oder sich mit Unterstützhang von Professionellen zu heilen. Die Autorin spricht ein Plädoyer dafür aus, grundsätzlich einfach dankbar zu sein für seinen Körper, er verdient Anerkennung für seine Leistung.
Weiterführende Informationen
Hier ist eine umfangreiche Auflistung bezüglich inspirierender social-media-accounts, hilfreichen Internetquellen, für Beratung und Therapie, aber auch weiterführende Literatur vorzufinden, in denen Themen wie Körperzufriedenheit, Mehrgewichtigkeit, Essstörungen und körperdysmorphe Störungen zu finden sind.
Zusätzlich gibt es im Downloadbereich Arbeitsblätter und eine Infobroschüre für Eltern, Freunde und Partner sowie einen Zugang zu Kurzinterviews mit bekannten Körperaktivistinnen und -aktivisten aus den sozialen Medien.
Diskussion
Hanna Preuss-van Viersen macht den LeserInnen Mut, dass unter anderem schmerzhafte Erlebnisse aus der Kindheit nichts mehr mit dem Körperbild von heute zu tun haben müssen, denn derjenige/diejenige ist heute vermutlich viel stärker und die Menschen des Umfelds sind ganz andere. Das Buch ist nützlich für Jugendliche, die sich auf den Weg machen wollen, sich selbst besser kennenzulernen, mit dem Ziel, Selbstakzeptanz zu erreichen. Als Beispiel werden Strategien vorgestellt, um innere Kritiker z.B. mit Alternativgedanken zu beruhigen. Sie wären zu dick zu klein, hätten nicht genügend Muskeln, denken sich einige Jugendliche, ja „Fit is the new skinny“. Es geht aber nicht darum, anderen zu gefallen oder einem Vorbild nachzujagen, sondern sich mit seinem Körperbild zu vertragen. Es scheint eine Entwicklungsaufgabe zu sein, Mitgefühl für seinen eigenen Körper zu empfinden. Wie der Körper zum Freund wird, beschreibt die Autorin mittels therapeutischer Verfahren für die Körperzufriedenheit, über kognitive Verhaltenstherapie, über Schematherapie sowie über praktische Übungen. Dies alles dient dazu, um mit seinem körperlichen Selbst Frieden zu schließen.
Der Titel: BeYOUtiful stellt ein interessantes Wortspiel dar, spricht aber evtl. eher die jungen Menschen an, die schon auf dem Weg sind herauszufinden, wie sie ihren Körper eher akzeptieren könnten. Hoffentlich wirkt der Titel auch auf den Typus von Jugendlichen interessant, die ihren Körper noch als Feind erleben. Leicht zu kritisieren ist, dass das Lektorat u.a. übersehen hat, dass z.B. auf S. 14 ein Satz doppelt hintereinander zu finden ist. Der Begriff körperdysmorphe Störungen (S. 13) ist ohne Definition aufgeführt.
Zur grundsätzlichen Buchgestaltung ist zu sagen, dass Buchcover und Buchlayout vom Stil/Typo nicht einheitlich wirken. Satz und Layout des Buches mit dem sehr kräftigen, flächigen Türkis ist ein klein wenig zu viel des Guten. Ein Stichwortverzeichnis, zum schnellen Nachschlagen, wäre angenehm gewesen.
Fazit
BeYOUtiful ermöglicht, insbesondere durch die sechs Protagonisten einen Zugang zur Lebenswelt von Jugendlichen bzw. holt junge Leute mit dem ansprechend und interessant geschriebenen Buch ab.
Es wird gute Dienste, auch mittels der vorgeschlagenen Übungen leisten, denn es ist elementar, sich mit seinem Körper anzufreunden und die inneren Kritiker zu beruhigen.
Um Selbstakzeptanz und Wohlwollen zu erreichen, benötigt es Strategien, die hier vorgestellt werden. Das Buch ist empfehlenswert für alle, die professionell oder in einem anderen Kontext mit Jugendlichen zu tun haben, aber natürlich auch für die Jugendlichen selbst.
Rezension von
Dr. phil. Christina Maiwald
Dipl.-Sozialwirtin
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Zitiervorschlag
Christina Maiwald. Rezension vom 09.04.2024 zu:
Hanna Preuss-van Viersen: BeYOUtiful. Wie du mit deinem Körper Freundschaft schließt. Balance Buch + Medien Verlag
(Köln) 2023.
ISBN 978-3-86739-250-1.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30634.php, Datum des Zugriffs 18.01.2025.
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