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Peter Bünder, Angela Helfer et al.: Praxisbuch Marte Meo

Rezensiert von Dipl.-Theol. Brigitte Elloumi-Link, 28.03.2006

Cover Peter Bünder, Angela Helfer et al.: Praxisbuch Marte Meo ISBN 978-3-00-015275-7

Peter Bünder, Angela Helfer, Annegret Sirringhaus-Bünder: Praxisbuch Marte Meo. Entwicklungsförderung mit Videounterstützung. Kölner Verein für systemische Beratung e.V. (Mönchengladbach) 2005. ISBN 978-3-00-015275-7. 12,00 EUR.
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Einführung in das Thema/Hintergrund

"Marte Meo" leitet sich vom lateinischen "mars martis" ab und bedeutet  sinngemäß "etwas aus eigener Kraft erreichen". Die von der Niederländerin Maria Aarts  in den 1980er Jahren entwickelte Kommunikationsmethode versteht sich als ein Modell, Entwicklung durch eine planvolle Gestaltung von Kommunikationsprozessen zu fördern, und wird in verschiedenen psychosozialen Arbeitsfeldern international eingesetzt.

In der sozialpädagogischen Familienhilfe wird "Marte Meo" von lizenzierten Pädagogen, Psychologen und Therapeuten angeboten. Die Methode will (problembelastete) Eltern ermutigen, ihre eigene Kraft zu nutzen, um die Kommunikation mit ihren Kindern zu verbessern. Im Vordergrund der Begleitung stehen Hilfen zu einer gelingenden Alltagskommunikation zwischen Eltern und Kindern, die sich positiv auf die Entwicklung von Kindern auswirkt. Zentrales Element des Coachings ist ein videobasiertes, bildgestütztes Präventions-/Interventionsmodell. Die teilnehmende Beobachtung und gemeinsame Analyse von Videoaufnahmen aus familiären Alltagssituationen soll Eltern befähigen, die Initiativen ihrer Kinder bewusster wahrzunehmen und ihre eigenen kommunikativen Fähigkeiten zu (re-) aktivieren, zu verändern und weiterzuentwickeln.

Autoren

  • Prof. Dr. Peter Bünder, Dipl.-Päd., Familientherapeut (DGSF) und Supervisor, Fachhochschule - University of Applied Sciences - Düsseldorf. Lehrgebiet Erziehungswissenschaft am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften. Vorsitzender des Kölner Vereins für systemische Beratung e.V.
  • Dipl. Soz.-Arb. Annegret Sirringhaus-Bünder, Dipl.-Sozialarbeiterin, Familientherapeutin (DGSF), Lehrtherapeutin (DGSF), Supervisorin (DGSv); NLP-Lehrtrainerin (DVNLP), Lizenzierte Ausbilderin für Marte Meo-Videoberatung (Licensed Supervisor); seit 1985 in freier Praxis für Beratung, Fortbildung und Supervision in Köln.
  • Angela Helfer, Weiterbildungen im Kölner Verein für systemische Beratung e.V.

Aufbau und Inhalt

Dem Buch gelingt es, übersichtlich, Schritt für Schritt zu erklären, wie ein Elterncoaching zur Entwicklungsförderung von Kindern mit Videounterstützung nach der Marte Meo-Methode vorbereitet und in der Praxis umgesetzt werden kann.

Dazu werden, nach Vorbemerkungen (Kapitel 1) als Einstieg, auf dem Hintergrund entwicklungspsychologischer Erkenntnisse fünf Elemente gelingender Kommunikation nach Marte Meo vorgestellt (Kapitel 2):

  1. Initiativen des Kindes wahrnehmen,
  2. auf die Initiativen des Kindes eingehen,
  3. Benennen der Initiativen,
  4. "take turns" - sich in der Kommunikation abwechseln,
  5. Leiten und Lenken.

Durch die Auswertungen kleiner Filmsequenzen und Tipps aus der Praxis wird anschaulich verdeutlicht, wie TherapeutInnen konstruktive Dialogtechniken mit Eltern einüben können, damit diese aktuellen Bedürfnissen des Kindes kommunikativ gerecht werden.

Es folgen Vorabklärungen (Kapitel 3), die definieren, in welchen Grenzen ein Marte Meo-Prozess stattfinden kann und wann nicht (Freiwilligkeit, Schweigepflicht, Wahrung persönlicher Grenzen, Respekt vor dem Lebensstil der Familie). Auch hier werden praxisnahe Check- und Arbeitslisten als Hilfen angefügt, die TherapeutInnen z.B. entwicklungsgefährdeter und/oder sozial isolierter Kindern unterstützen, einen Überblick über die Möglichkeiten der Kinder und deren Fördermöglichkeiten zu erhalten sowie Anhaltspunkte darüber, ob evtl. das Hinzuziehen von spezialisierten Diagnostikern notwendig ist.

Das größte Kapitel (Kapitel vier) beschreibt differenziert den Ablaufes eines Marte Meo-Prozesses. Es informiert über Zielvereinbarungen mit den Eltern, die Dauer des Prozesses (ca. 6 Monate bis 1 ½  Jahre), das Setting der Videobeobachtung im häuslichen Bereich, die Durchführung der Videoaufnahmen (Dauer der einzelnen Aufnahmesequenzen, Infos zu Kameraeinstellung, Beleuchtung und Perspektive), die Auswahl der Sequenzen für die spätere Analyse (ca. 10 Minuten reichen für ein späteres einstündiges Gespräch), die Videointeraktionsanalyse (vierschrittige Methode, an deren Ende die Therapeutin ihre pädagogisch-therapeutische Diagnose formuliert und Lernschritte für Kind und Eltern festlegt) sowie den "Review"/Videoberatung. Bei letzterem werfen die Eltern mit der Therapeutin einen Blick auf eine im Film festgehaltene Situation und analysieren gemeinsam starke und schwache Seiten der Kommunikationssituation. Das Buch legt ein deutliches Augenmerk darauf, dass es hierbei nicht um problemorientiertes sondern um ein entwicklungsorientiertes Wahrnehmen geht. Marte Meo-TherapeutInnen erhalten Anregungen, wie sie Eltern ermutigen, eigene Kräfte zu nutzen (Kooperations-, Aktions-, Lösungsmodell gegen Konfliktmodell). Praxishilfen des Buches zeigen angehenden TherapeutInnen, wie sie selbst als förderliches Modell von Kommunikation agieren können.

Das abschließende Kapitel "Präsentation" (Kapitel fünf) ergänzt ausbildungsrelevante Informationen zum formellen Abschluss der Weiterbildung zur Marte Meo-Therapeutin (Vorstellung der eigenen Arbeit durch Filmsequenzen). Mit einigen Literatur- und Filmtipps sowie Adressen im Anhang.

Zielgruppe

Das Praxisbuch richtet sich im Besonderen an TeilnehmerInnen der Weiterbildung zur Marte Meo-TherapeutIn, die sich die Marte Meo-Methode aneignen wollen, aber auch an alle Interessierten.

Fazit

Das Praxisbuch wird seinem Namen durch praktische Anregungen und anschauliche Beispiele aus und für die Praxis gerecht.  Wünschenswert wären ausführlichere Informationen über praktische Erfahrungen der Kinder und Familien mit der Marte Meo-Methode. Die bewusst gewählte Perspektive, angehenden TherapeutInnen einen fundierten Überblick und einen guten Einstieg in diese Kommunikationsmethode zu geben, ist gelungen. Das Buch ist daher auch für Fachkräfte, die mit Kindern pädagogisch und /oder therapeutisch arbeiten (ErzieherInnen, LehrerInnen, TherapeutInnen) interessant.

Rezension von
Dipl.-Theol. Brigitte Elloumi-Link
Redakteurin beim Deutschen Bildungsserver am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung

Es gibt 1 Rezension von Brigitte Elloumi-Link.

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ISSN 2190-9245