Suche nach Titel, AutorIn, RezensentIn, Verlag, ISBN/EAN, Schlagwort
socialnet Logo

Susanne Femers-Koch: Intervision für die schreibpädagogische Praxis

Rezensiert von Monika Danisch, 22.12.2023

Cover Susanne Femers-Koch: Intervision für die schreibpädagogische Praxis ISBN 978-3-658-38864-5

Susanne Femers-Koch: Intervision für die schreibpädagogische Praxis. Ein Schreibgruppenkonzept für die Kollegiale Beratung. Springer (Berlin) 2023. 155 Seiten. ISBN 978-3-658-38864-5. D: 35,51 EUR, A: 39,06 EUR, CH: 42,00 sFr.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.
Inhaltsverzeichnis bei der DNB.

Kaufen beim socialnet Buchversand

Thema

Das Buch beschäftigt sich mit der Umsetzung der Kollegialen Beratung in Schreibgruppen. Kollegiale Beratung, auch als Intervision bekannt, ist ein selbstorganisiertes Beratungsformat, das sich die Professionalisierung des beruflichen Handelns, sowie die Selbstreflexion und Perspektivenerweiterung zur Aufgabe gemacht hat. Die Autorin entwirft in ihrem Buch sechs Intervisionssitzungen, die durch schreibpädagogische Interventionen zur Reflexion der eigen schreibpädagogischen Praxis einlädt.

Autorin

Prof. Dr. Susanne Fermers- Koch, Dipl. Psychologin und Personal und Business Coach, Lehr-, Forschungs,-und Beratungstätigkeit, sowie zahlreiche Publikationen

Masterstudiengang Biographisches und Kreatives Schreiben ,ASH Berlin

Aufbau

Das Buch ist in 7 Kapitel aufgeteilt, die immer mit einer entsprechenden Literaturliste abschließen und dadurch auch inhaltlich abgeschlossen sind. Jedes Kapitel ist nochmals in Unterkapitel eingeteilt. Oft folgt dem Unterkapitel eine Schlussfolgerung und Fazit.

Der Anhang ist sehr informativ und umfangreich und hält beträchtliche weiterführende, oder im Text angesprochene Unterlagen bereit. Danach folgt eine umfangreiche Literaturliste

Inhalt

In der Einleitung, dem ersten Kapitel des Buches, gibt uns die Autorin einen ersten Einblick in das Thema und die Vorgehensweise. Sie erläutert das Ziel ihrer Publikation und zieht Fachpublikationen zum jeweiligen Thema in ihre Erläuterung mit ein.

Des Weiteren finden wir eine ausführliche Liste mit wesentlichen Fachbegriffen aus dem Buch, die detailliert und verständlich erläutert und erklärt werden.

Das zweite Kapitel, das sich mit der Schreibpädagogischen Praxis beschäftigt, ist in nochmals in 4 Unterkapitel aufgeteilt. Im ersten Unterkapitel werden Themen wie Berufsfeld, Tätigkeitsprofile und Berufsrollenbezeichnungen deutlich dargelegt und erläutert. Unterschiede der unterschiedlichen Bezeichnungen werden herausgearbeitet und dargestellt. Die Bedeutung der schreibpädagogischen Praxis in ihrer Heterogenität wird erarbeitet. In der zweiten Unterteilung werden die Herausforderungen und Belastungen der Schreibpädagoginnen herausgestellt. Die Interaktion des Beratungsprozesses wird deutlich und durch mehrere Gestaltungsaufgaben erläutert. Es wird deutlich, dass es in schreibpädagogische Praxis zu Belastungen und Herausforderungen kommt, sodass Beratung, Supervision, Intervision genauso wie eine fundierte schreibpädagogische Ausbildung, angezeigt scheinen. Der 3. Teil des zweiten Kapitels beschäftigt sich mit der Professionalisierung und Qualitätssicherung innerhalb des Berufsbildes. Durch entsprechende Studiengänge und qualifizierte Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten wird dieser Anspruch gewährleistet. Zur Qualitätssicherung fehlen jedoch bisher Beratungs-, Supervisions- und Reflexionsangebote.Im 4. Teil werden Reflexionsmethoden vorgestellt und erläutert sowie deren Wichtigkeit in diesem Kontext aufgezeigt.

Im 3. Kapitel ist der inhaltliche Schwerpunkt die Intervision. Im ersten Unterkapitel wird die Abgrenzung zu verwandten Begrifflichkeiten vorgenommen um das Konzept der „Intervision als Form kollegialer Beratung“ differenziert darzustellen. Die Potenziale von Supervision und Intervision werden erläutert und die Rolle der letztgenannten kollegialen Praxisreflexion deutlich. Die Spezialisierung von Supervisor*innen in dem Bereich der Schreibpädagogik scheint noch auszustehen.

Im folgenden Unterkapitel wird die Abgrenzung zu den Begriffen Coaching und Beratung deutlich. Beide Begriffe und Beratungsmethoden werden ausführlich erläutert, differenziert betrachtet und von dem Prozess der Praxisreflexion beruflichen Handelns (Supervision und Intervision) abgegrenzt. Intervision wird ein hohes Maß an Weiterentwicklung des professionellen Handelns zugeschrieben.

Im dritten Unterkapitel wird das Konzept der Intervision als Kollegiale Beratung vorgestellt und wesentliche Merkmale erarbeitet. Möglichkeiten dieser strukturierten und lösungsorientierten Form dieser selbstreflexiven Praxisberatung werden erläutert.

Darauffolgend werden im nächsten Unterkapitel die Rollen in der Intervision genauer betrachtet. Rollentypen und deren Verteilung werden erläutert, sowie die Sinnhaftigkeit der Rollenwechsel besprochen, die Gruppengrösse und Sitzungslänge festgelegt.

Im fünften Unterkapitel werden auf das Prozessmodell und die Prinzipien der Intervision eingegangen. Einführung-Rollenübernahme-Problemdarstellung-Problemanalyse-Problempräzisierung-Problemlösung-Prozessreflexion werden genauso verständlich und ausführlich dargestellt wie die unterschiedlichen Beratungsprinzipien Humanistisch-Systemisch-Ressourcenorientiert.

Folgend geht es im sechsten Unterkapitel um den Forschungsstand zur Intervision in der schreibpädagogischen Praxis. Die Wirksamkeit von Supervision wird genauso diskutiert wie die Wirkung und zur Entlastungsfunktion von Intervision in der schreibpädagogischen Praxis.

Im 4. Kapitel, in dem es um die Methoden der Reflexion geht, erarbeitet die Autorin im ersten Unterkapitel das Anforderungsprofil für Reflexionsmethoden heraus. Die Anforderungen sind sehr hoch und es werden anspruchsvolle Auswahlkriterien für die Methodenauswahl festgelegt.

Das Methodenrepertoire für die Intervision wir im nachfolgenden Unterkapitel beschrieben. Viele der geeigneten Methoden stammen aus dem Methodenpool der Supervision.

Die Bandbreite der Methoden für die Intervision ist sehr groß. Die Autorin legt einen Schwerpunkt auf zwei methodische Vorgehensweisen: Fragen stellen (zur Informationsgewinnung und zur Lösungsfindung) und Hypothesen (dienen als Grundlage zu Lösungserarbeitung) entwickeln.

Die Methoden lassen sich in dem entwickelten Intervisionsmodell zuordnen und können in passende Schreibmethoden adaptiert werden.

Im dritten Unterkapitel werden die Methoden des Biographischen und Kreativen Schreibens vorgestellt und besprochen. Die Möglichkeiten des kreativen und biographischen Schreibens werden ausführlich dargestellt, besonders fällt auf, dass sie zur Selbsterkenntnis und Selbsterfahrung beitragen können. Schreiben kann in diesem Sinne auch als schreibende Selbstreflexion verstanden werden. Schreibmethoden, als Handlungsanleitungen verstanden, können kognitive Prozesse anregen. Wirksamkeit, bzw. positive Effekte des Schreibens lassen sich nachweisen, dadurch scheint Schreiben ein geeignetes Mittel zur Reflexion beruflichen Handelns, und dadurch auch für die Intervision erscheinen.

Folgende Wirkfaktoren werden genannt und erläutert:

  • Emotionsregelung
  • Selbstwirksamkeit
  • Soziale Integration

Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass der schreibende selbstreflexive Prozess die eigene berufliche Auseinandersetzung in der Intervision unterstützen kann.

Im nachfolgenden Unterkapitel setzt sich die Autorin mit der Adaption von Intervisionsmethoden für das Schreiben auseinander. Die Intervisionsmethoden und die Anpassung, bzw. Umwandlung werden aufgezeigt. Mögliche Requisiten und deren Bedeutung werden besprochen und exemplarisch aufgezeigt. Mit Fragen zu der jeweiligen Anpassung erhält der/die Leser*in weitreichende Informationen zu weiteren psychologisch-pädagogischen Konzepten, zu Überlegungen und Ideen. Schlussfolgernd stellt die Autorin fest, dass sich Intervisionsmethoden gut in Schreibmethoden transferieren lassen, sowie Schreiben an sich den Intervisionszielen dienen und als Mehrwert betrachtet werden kann.

Im Kapitel 5 widmet sich die Autorin der Entwicklung eines Schreibgruppenkonzepts für die Kollegiale Beratung.

Im ersten Unterkapitel geht sie folgerichtig dem Konzeptionsverständnis und dem Planungsrahmen nach. Sie adaptiert die Leitfragen nach Klafki zu Planungsfragen für die Kollegiale Beratung. Danach beschäftigt sie sich in den nächsten beiden Unterkapiteln mit dem Intervisionssetting und den Intervisionszielen, wie auch mit den Intervisionsgruppen und Intervisionsleitung.

Weiter geht es mit den Intervisionsthemen und Intervisionsstrukturen bzw.-phasen. Als Intervisionsthemen ermittelt sie Berufsrolle- Beziehungen zu Klient*innen-Belastungen und Veränderungswünsche. Die Häufigkeit der geplanten Sitzungen, die Dauer, wie auch die passenden Arbeitsräume werden diskutiert.

Im fünften Unterkapitel bespricht die Autorin Schreibbasierte Reflexionsmethoden und Feedbackverfahren. Sie erläutert die Arbeitsweise, den Ansatz wie auch die Materialsammlung der Schreibwerkstatt.

Nachfolgend beschreibt sie die Evaluation der Schreibwerkstatt zur Intervision. Sie stellt die Kriterien vor, die für eine differenzierte Evaluation sinnvoll erscheinen. Im Anhang findet sich hierzu ein ausführlicher Evaluationsbogen.

Im Kapitel 6 geht es um die Implementierung des Konzepts. Es werden sechs initiale Schreibgruppensitzungen beschrieben. Zuerst wird die Einladung zur Intervision und Gründung einer Schreibwerkstatt Kollegiale Beratung vorgestellt. Danach sind in den nachfolgenden 6 Unterkapiteln die jeweils geplanten Intervisions-Sitzungen ausführlich, sehr detailliert, nachvollziehbar, methodisch aufbereitet, aufgeführt.

Methoden, Schreibimpulse, Ablauf und Fragen sind in den Sitzungsplanungen vollständig hinterlegt. Die Sitzungen bauen aufeinander auf und sind inhaltlich und methodisch klar dargelegt:

  • Einführung in die Intervision
  • Eigene Berufsrolle explorieren und reflektieren
  • Beziehungen zu Klientinnen in Dynamik und Konfliktpotenzial reflektieren
  • Belastungen in der Berufsrolle erkennen und Entlastungsideen entwickeln
  • Veränderungswünsche explorieren und Innovationen vorbereiten
  • Zwischenevaluation der schreibgruppenbasierten Intervision

Im 7. und letzten Kapitel Das Intervisionssetting für die schreibpädagogische Praxis: Eine Zusammenfassung, Reflexion und Ausblick erläutert die Autorin unter anderem den Nutzen des Settings

  • für die schreibpädagogische Praxis
  • für schreibpädagogische Studiengänge zum Biografischen und kreativen Schreiben
  • für die berufsständische Fachdiskussion der schreibpädagogischen Praxis
  • für die Forschung zum Biografischen und Kreativen Schreiben

Diskussion

Der Autorin ist mit diesem Fachbuch für Schreibpädagog*innen, Schreibberater*innen, sowie Supervisoren, Coachs und Berater*innnen eine interessante und komplexe Betrachtung auf das Aufgabenfeld und spezifischen Herausforderungen der jeweiligen Berufsgruppe gelungen. Sie verbindet gekonnt, fachlich fundiert und kreativ Schreibpädagogische Angebote mit Kollegialer Beratung als Intervision. Sie bezieht in ihren theoretischen Abriss umfänglich die aktuellen Publikationen und die wichtigsten Autor*innen mit ein. Durch den Verweis auf die jeweiligen Quellen und weitere Erläuterungen wird der wissenschaftliche Anspruch deutlich und fordert den/die Leser*in heraus. Trotz des wissenschaftlichen Stils ist das Buch gut zu lesen, bietet interessante Einblicke in die Schreibpädagogik und Beratung. Dem Buch bietet durch die erarbeiteten Intervisionseinheiten einen vielfältigen Blumenstrauß von Methoden, kreativen Umsetzungsmöglichkeiten und Impulse für die eigenen schreibpädagogische und/oder beraterische Praxis.

Fazit

Das Buch ist ein Gewinn für alle Schreibpädagog*innen, die sich sowohl mit der Reflexion der eigenen schreibpädagogischen Praxis auseinandersetzen als auch Intervisionsgruppen für Schreibpädagog*innen anbieten möchten. Des Weiteren bietet das Buch eine Fülle an Methoden, Schreibübungen und Impulse für die Beratungs-, und Supervisionspraxis. Das Buch ist Supervisor*innen, Schreibberater*innen und Praktiker*innen der Schreibpädagogik genauso zu empfehlen, wie Studierenden der jeweiligen Fachrichtung.

Rezension von
Monika Danisch
Sozialmanagerin (B.A.), Supervisorin und Coach (M.A.; DGSv / bso), Schreibpädagogin (M.A.), Lehrsupervisorin, Lehrbeauftragte und Dozentin
Mailformular

Es gibt 2 Rezensionen von Monika Danisch.

Zitiervorschlag anzeigen Besprochenes Werk kaufen

Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt. Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns. Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.


socialnet Rezensionen durch Spenden unterstützen
Sie finden diese und andere Rezensionen für Ihre Arbeit hilfreich? Dann helfen Sie uns bitte mit einer Spende, die socialnet Rezensionen weiter auszubauen: Spenden Sie steuerlich absetzbar an unseren Partner Förderverein Fachinformation Sozialwesen e.V. mit dem Stichwort Rezensionen!

Zur Rezensionsübersicht

Sponsoren

Wir danken unseren Sponsoren. Sie ermöglichen dieses umfassende Angebot.

Über die socialnet Rezensionen
Hinweise für Rezensent:innen | Verlage | Autor:innen | Leser:innen sowie zur Verlinkung

Bitte lesen Sie die Hinweise, bevor Sie Kontakt zur Redaktion aufnehmen.
rezensionen@socialnet.de

ISSN 2190-9245