Lea Wedewardt: Ankommen dürfen statt loslassen müssen
Rezensiert von Alexandra Großer, 14.09.2023
Lea Wedewardt: Ankommen dürfen statt loslassen müssen. Bedürfnisorientierte Eingewöhnung in Kita, Krippe und Kindertagespflege. Verlag Herder GmbH (Freiburg, Basel, Wien) 2023. 144 Seiten. ISBN 978-3-451-39777-6. D: 18,00 EUR, A: 15,50 EUR, CH: 21,90 sFr.
Thema
Jede Kita hat inzwischen ein Eingewöhnungskonzept. Doch wie läuft die Eingewöhnung genau ab? Wieviel weinen, Trauer darf sein? Wie wird die Trennungszeit gestaltet, darf eine Mutter auch mal nicht loslassen dürfen? Welche Sorgen und Ängste begleiten Eltern während der Eingewöhnung und wie geht es den Kindern? Sind sie bereit für den Abschied oder brauchen sie noch Zeit? Die Autorin nimmt die Eingewöhnung in den Kitas in den Blick, klärt über Mythen und Missverständnisse, die mit Eingewöhnungen einhergehen auf. Lea Wedewardt zeigt in diesem Buch auf, wie eine achtsame und bedürfnisorientierte Eingewöhnung gelingen kann.
AutorIn
Lea Wedewardt ist Kindheitspädagogin (BA) und hat Praxisforschung in der Pädagogik (MA) studiert. Sie berät und coacht pädagogische Fachkräfte und Teams rund um die Themen zur bedürfnisorientierten Pädagogik. Zudem betreibt sie neben ihrem Kita-Podcast einen Blog zur bedürfnisorientierten Pädagogik.
Aufbau
Das Buch ist sehr übersichtlich aufgebaut. In 12 Kapiteln führt die Autorin aus, wie eine bedürfnisorientierte Eingwöhnung in Kitas implementiert werden kann. Dazu kommen verschiedene Exkurse, in farbig abgesetzten Kästen. Ab dem dritten Kapitel wird jedes Kapitel mit einem Praxisbeispiel eingeleitet, anhand theoretischer Erkenntnisse analysiert und praxisnah erläutert, was die pädagogische Fachkraft stattdessen hätte tun können. Einige Kapitel enthalten farbig abgesetzte Tabellen sowie Grafiken.
Inhalt
Kapitel 1: Ankommen dürfen und Sicherheit finden
Lea Wedewardt vergleicht im ersten Kapitel die Eingewöhnung mit der Reise auf einen fremden Planteten. Sie zeigt auf, was Menschen brauchen, um sich Schritt für Schritt auf diesem Planeten sicherer zu fühlen. Gleichzeitig macht sie deutlich, dass die Eingewöhnung für alle Beteiligten Stress bedeutet und eine unangemessene Begleitung einer Eingewöhnung zu einer traumatischen Erfahrung für das Kind werden kann, wie für Eltern und pädagogische Fachkräfte. Daher ist es wichtig, dass die „Kinder und Eltern mit ihren individuellen Gefühlen und Bedürfnissen ernst- und angenommen werden“ (S. 13). Zugleich unterzieht sie den Begriff Eingewöhnung einer kritischen Betrachtung, weshalb im Buch auch die „Begrifflichkeiten Beziehungszeit, Ankommenszeit oder Ankommensphase gebraucht werden“ (S. 6). Ebenfalls „viel diskutiert wird … die Frage, ob Kinder zu pädagogischen Fachkräften eine Bindung oder eine Beziehung aufbauen“ (S. 8), weshalb im Buch von „Fachkraft-Kind-Beziehung“ (ebd.) die Rede sein wird, da „diese Begrifflichkeit dem aktuellen wissenschaftlichen Standard entspricht“ (S. 8). Des Weiteren erfahren die Leser*innen in diesem Kapitel den aktuellen Stand zur Transitions- und Eingewöhnungsforschung.
Kapitel 2: Bedürfnisorientierte Eingewöhnung oder eine Beziehungszeit gestalten
Im zweiten Kapitel verbindet die Autorin die Gewaltfreie Kommunikation von Marshall Rosenberg mit dem Bedürfnisorientierten Ankommensprozess. Sie weist in ihren Ausführungen darauf hin, dass während der Eingewöhnungszeit unterschiedliche Gefühle und damit Bedürfnisse zusammenkommen. Jede*r der Beteiligten, pädagogische Fachkraft, Kind, Eltern, hegen unterschiedliche Gefühle hinter denen vielfältige Bedürfnisse stehen. Die Fachkraft hat die Aufgabe die unterschiedlichen Bedürfnisse wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Ebenso empfindet „jedes Kind und jede Begleitperson Sicherheit auf eine andere Art und Weise“ (S. 24). Dies zu berücksichtigen sowie Kindern und Begleitpersonen die Möglichkeit zur Mitbestimmung im Ankommensprozess zu geben, als auch die Erfüllung ihrer Bedürfnisse, stellen einen guten Weg Richtung Loslösung dar.
Kapitel 3: Verantwortung tragen für die Beziehungsqualität
Dieses Kapitel beginnt, wie die folgenden, mit einem Fallbeispiel. In diesem Beispiel denkt die pädagogische Fachkraft, dass das eineinhalbjährige Kind eine zu enge Bindung an die Mutter hat, die das Kind noch stillt. Damit sieht die pädagogische Fachkraft die Verantwortung für den Loslöseprozess bei der Mutter. „Eine zu enge Bindung gibt es nicht“ (S. 28) stellt Lea Wedewardt zunächst klar. „Aus bindungstheoretischer Sicht wird zwischen einer sicheren und unsicheren Bindung unterschieden (vgl. Grossmann & Grossmann 2012/2021)“ (S. 29). Eine Eingewöhnung, die nicht voranschreitet kann vielerlei Gründe haben. Möglicherweise sind sich pädagogische Fachkraft und Begleitperson unsympathisch, die Mutter wird mit Erinnerungen konfrontiert, „die einen Abschied vom Kind erschweren“ (S. 28) oder das Kind hat „grenzverletzendes Verhalten beobachtet“ und will nicht bleiben. Dies sind nur einige Aspekte, die die Autorin nennt. Ein Grund ist jedoch, dass die pädagogische Fachkraft die „Verantwortung für die Beziehungsgestaltung“ (ebd.) nicht aktiv übernimmt. Dies bedeutet Mutter und Kind brauchen „eine Vielzahl von Interaktionserfahrungen“ (S. 29) mit der pädagogischen Fachkraft, damit bei beiden ein „Gefühl von emotionaler Sicherheit“ (ebd.) entsteht. Das Stillen kann, so die Autorin, „als Ressource für die Ankommensphase“ gelten. Dem Kind dient das Stillen als „Regulationsstrategie“ (S. 30) in einer aufregenden Phase. Es ermöglicht ihm neben der Exploration der Kita den Rückzug zur Mutter und Beruhigung. Durch eine feinfühlige Beziehungsgestaltung ermöglicht es die pädagogische Fachkraft Eltern und Kind in der Kita anzukommen.
Kapitel 4: Wenn Eingewöhnungsmodelle zum Hindernis werden
In manchen Kitas wird die zeitliche Abfolge, die Eingewöhnungsmodelle als Orientierungspunkte vorgeben zu starr und unflexibel befolgt. Dabei wird die Individualität der Kinder und Eltern sowie ihre Bedürfnisse übersehen. Die Autorin plädiert in diesem Kapitel dafür auf die verschiedenen Bedürfnisse, Temperamente und Persönlichkeiten der Kinder zu achten und die Eingewöhnungszeit an den Signalen des Kindes und der Begleitperson auszurichten.
Kapitel 5: Den Abschiedsmoment passend gestalten
In diesem Praxisbeispiel wird der Abschiedsmoment von der pädagogischen Fachkraft bestimmt, indem sie die Begleitperson bittet zu gehen, während das Kind in sein Spiel vertieft ist. Was beim Kind, als es bemerkt, dass die Begleitperson nicht mehr da ist, zu bitterlichem Weinen führt. Werden Kind und Begleitperson nicht auf die Trennung vorbereitet oder sind „nicht bereit für die Trennung … kann es zu einer Überforderung kommen“ (S. 51) und für Kind und Begleitperson „traumatisch sein“ (S. 52). Deshalb sollte der erste Abschied, die erste Trennung, nicht zu früh erfolgen, sondern sollte sich an den Bedürfnissen und Signalen des Kindes, wie der Begleitperson, orientieren. Gemeinsam bestimmen alle Beteiligte „den Zeitpunkt des ersten Abschieds“ (S. 59).
Kapitel 6: Zugewandt trösten
Im einleitenden Fallbeispiel versucht die pädagogische Fachkraft ein Kind, welches beim Abschied weint, vermeintlich mit Sätzen wie, „Ist doch nicht so schlimm…“ (S. 64), „Aber morgen weinst Du beim Abgeben nicht mehr …“ (ebd.) zu trösten beziehungsweise abzulenken. Übersehen wird hier, dass das Kind Trost braucht und eine pädagogische Fachkraft, die mit der Traurigkeit des Kindes umgehen kann (vgl. ebd.). Das Kind lernt hier unter anderem Botschaften, wie „Ich darf keine Gefühle zeigen“ (S. 66), „Ich bin nur richtig, wenn ich nicht weine“ (ebd.). Damit werden dem Kind seine Gefühle abgesprochen und bewertet und es lernt negative Glaubenssätze über sich. Oft versuchen Pädagogen durch Ablenkung Kinder, die weinen, zu beruhigen. Werden Kinder jedoch von Gefühlen überflutet „ist die neuronale Aktivität überwiegend im „Gefühlsgehirn“ (im limbischen System) zu verzeichnen. Dadurch ist es für kognitive Reize von außen unzugänglich“ (S. 67). Für das Kind im Praxisbeispiel wäre es wichtig, dass es seine Gefühle der Traurigkeit spüren darf und mit ihnen angenommen wird (vgl. ebd.) Unverarbeitete Gefühle bleiben im Körper und können sich im Verlauf des Tages immer wieder anderweitig bemerkbar machen, zum Beispiel durch Wut, Ärger, körperliche Schmerzen, traurige Stimmung. Um „angemessen trösten“ (S. 69) zu können, erläutert die Autorin im nachfolgenden einige Reflexions- und Handlungsstrategien, wie zum Beispiel „die Reflexion eigener wunder Punkte, Glaubenssätze und Reaktionsmuster“ (ebd.) sowie die Anwendung einer „Gefühle annehmenden Sprache“ (ebd.) um nur einige zu nennen.
Kapitel 7: Wie viele Tränen dürfen sein?
In diesem Kapitel räumt Lea Wedewardt mit einigen Mythen auf, die als Glaubenssätze in Kitas kursieren und zu manch Fehleinschätzung führen. Denn jedes Weinen eines Kindes hat seine guten Gründe, die es gilt im Sinne einer bedürfnisorientierten Pädagogik und damit bedürfnisorientierten Eingewöhnungszeit herauszufinden. Dies kann, wie anhand des Fallbeispiels dargestellt, dazu führen gemeinsam mit den Eltern nochmal zu überlegen, wie die Ankommenszeit für das Kind so gestaltet werden kann, dass das Kind gut in der Kita ankommen kann und nicht gewaltsam vom Arm der Mutter zum Arm der Fachkraft wechselt.
Kapitel 8: Reaktivierung von erinnertem Schmerz
In diesem Kapitel geht es um die pädagogischen Fachkräfte und ihren Emotionen während der Ankommensphase. Die Ankommenszeit ist auf Seiten der Kinder, wie Eltern mit starken Emotionen und Stress verbunden. Abschiede und Trennung können bei der pädagogischen Fachkraft eigene unverarbeitete „Trauererfahrungen“ (S 94) auslösen. Diese schmerzhaften Gefühle möchten wir abwehren und vermeiden, weil sie „zu bedrohlich“ (S. 97) scheinen. Dies kann dazu führen, dass Kindern Trauer und Trost verwehrt wird, weil eigene unangenehme Erfahrungen damit verbunden sind sowie unerfüllte Bedürfnisse. Ebenso hinderlich können verinnerlichte Glaubenssätze die Ankommenszeit der Kinder in der Kita negativ beeinflussen. Für pädagogische Fachkräfte bedeutet dies, sich mit eigenen Trauer- und Abschiedsmustern und damit verbundenen Emotionen und Bedürfnissen sowie hinderlichen Glaubenssätzen auseinanderzusetzen und neue Strategien beziehungsweise positive Glaubenssätze zu formulieren und einzuüben. Die Autorin weist an dieser Stelle darauf hin, sich dafür professionelle Unterstützung zu holen.
Kapitel 9: Bedürfnisse von Begleitpersonen ernst nehmen
Das Fallbeispiel beschäftigt sich mit einer Mutter, der der Abschied von ihrem Kind schwerfällt und die noch nicht loslassen kann. Während ihr Kind für eine erste Trennung bereit wäre. Der Begleitperson hier Vorwürfe oder gar Schuldgefühle zu machen ist kontraproduktiv. Viel wichtiger wäre hinter die Kulissen zu schauen und herauszufinden, welche Sorgen die Mutter während der Ankommenszeit begleiten. Vielleicht hat auch sie mit schmerzhaften Erinnerungen von Trauer- und Abschiedsphasen zu kämpfen sowie prägenden hinderlichen Glaubenssätzen.
Die „Trennungsangst der Eltern fördert die Trennungsangst der Kinder“ (S. 108). Auch wenn das Kind für eine erste Trennung bereit ist, spürt es die Trennungsangst der Begleitperson. Daher hilft es nicht, der Begleitperson mit „Sie müssen auch mal loslassen können“ (S. 106) Druck zu machen, denn das verhindert das Loslassen noch mehr, sondern der Mutter „feinfühlig mit Verständnis und Mitgefühl“ (S. 109) zu begegnen und den guten Grund zu ergründen. Im weiteren Verlauf zeigt Lea Wedewardt, welche guten Gründen den Loslösungsprozess beeinflussen können und was die pädagogische Fachkraft tun kann.
Kapitel 10: Nähe als Chance begreifen
Manche Kinder zeigen durch Weinen, hinterherlaufen und Arme ausstrecken, dass sie immer wieder auf den Arm genommen werden möchten. Manche pädagogischen Fachkräfte empfinden dieses Bedürfnis der Kinder nach Nähe als Verwöhnen. Möglicherweise führt „auch der Anspruch es allen Kindern recht machen und keines bevorzugen zu wollen“ (S. 115) zum Abwehrverhalten der pädagogischen Fachkraft. Die Verweigerung von Nähe kann auch in der Annahme liegen, „pädagogische Fachkräfte müssten die professionelle Distanz wahren“ (S. 116). Kinder jedoch brauchen „Körperkontakt und Nähe, damit sie sich sicher und geborgen fühlen können“ (S. 112). Lieselotte Ahnert „beschreibt das Tragen als ein Mittel zur nachhaltigen Befriedigung kindlicher Bedürfnisse nach Wärme und Geborgenheit“ (S. 115). Die Autorin erläutert im weiteren Verlauf, wie pädagogische Fachkräfte dem Bedürfnis nach Nähe nachkommen können. Ein Exkurs zum Thema Tragehilfe erläutert, wie dies als Alternative für das Nähebedürfnis von Kindern genutzt werden kann.
Kapitel 11: Übergangsobjekte und Übergangsrituale schätzen
Lea Wedewardt erläutert in diesem Kapitel die Wichtigkeit von Übergangsobjekten und Übergangsritualen. Manche Kinder haben spezielle Übergangsobjekte, die ihnen während des Tags helfen Sicherheit, Beruhigung, emotionalen Halt und Verbindung zu den ihm vertrauten Menschen zu fühlen. Übergangsobjekte können für Kinder eine „unglaubliche Wichtigkeit“ (s. 127) haben. Diese abgeben zu müssen kann für Kinder „eine große Unsicherheit bedeuten“ (S. 129). In manchen Kitas gibt es die Regel, dass das Übergangsobjekt (Schal, Decke, Kuscheltier, Schnuller, etc.) nach einer Weile vom Kind abgeben werden muss und an einem dafür vorgesehen Platz aufbewahrt wird. Die Autorin plädiert dafür, diese Regeln zu hinterfragen und im Sinne der Partizipation mit den Kindern und dem Team zu besprechen weitere Lösungsmöglichkeiten zu finden. Möglicherweise führt es zur Abschaffung der Regel. Ebenso wichtig, wie Übergangsobjekte, sind Übergangsrituale, die dem Kind Halt geben. Auch diese sollten den Kindern nicht verwehrt werden, besonders in der Ankommenszeit.
Kapitel 12: Wiedereingewöhnung oder einen Schritt zurück
Manche Kinder, die sich schnell in der Einrichtung zurechtfinden und mit scheinbarer Freude und Neugierde in die Krippe kommen, nach einer Weile auch ohne die Begleitperson zu vermissen längere Zeit in der Kita bleiben, gelten oft als eingewöhnt. Für sie ist die Eingewöhnung scheinbar vorbei. Meist fällt erst auf, dass das Kind noch keine ausreichende sichere Beziehung zu den pädagogischen Fachkräften aufgebaut hat, wenn durch Krankheit des Kindes oder Ferien, eine Pause des Kitabesuchs entsteht und die Kinder mit Weinen auf die Trennung der Eltern reagieren sowie im Alltag oft weinen und traurig sind. Zeigen Kinder Trennungsschmerz oder sind besonders still, sollten alle Beteiligten nochmal einen Schritt zurück treten und die Situation neu betrachten. Es kann sein, dass das Kind mehr Beziehungszeit mit den Eltern in der Kita braucht, um wieder in der Kita anzukommen und um Beziehung zu der pädagogischen Fachkraft aufbauen zu können. Lea Wedewardt weist in diesem Zusammenhang darauf hin, Rückschritte einzuplanen, mit den Eltern individuelle Lösungen zu finden, sowie Rückschritte in den Kitaverträgen zu berücksichtigen, damit Eltern darauf vorbereitet sind, falls es eine weitere Ankommenszeit braucht.
Diskussion
Lea Wedewardt stellt mit ihrem Buch „Ankommen dürfen statt Loslassen müssen“ die bedürfnisorientierte Eingewöhnung in Kitas vor. Sie hinterfragt kritisch die gängigen Eingewöhnungsmodelle und deren Umsetzung in den Kitas. Allen voran das Berliner Eingewöhnungsmodell, welches in Kitas, durch seine klaren Strukturen, das Beliebteste ist. Ihre Kritik trifft nicht die Modelle an sich, sondern die Umsetzung in den Kitas. Zu starr, zu eng, zu absolut werden diese oft in den Einrichtungen umgesetzt. Dabei wird übersehen, dass alle Autoren der Modelle die Wichtigkeit betonen, auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder und Begleitpersonen zu achten, als auch die Individualität der Kinder und danach die Eingewöhnungszeit auszurichten. Mit ihren Ausführungen zur bedürfnisorientierten Eingewöhnung macht sie genau darauf aufmerksam. Meiner Meinung nach geht es nicht darum noch ein Modell zu etablieren, sondern das eigene Eingewöhnungsmodell, die eigenen Glaubenssätze, die damit verbunden sind, kritisch zu hinterfragen sowie die eigenen Trennungs- und Abschiedserfahrungen zu reflektieren. Es geht darum die Bedürfnisse aller Beteiligten, Kinder, Begleitpersonen, als auch pädagogischen Fachkräfte, zu berücksichtigen, anzunehmen, zu sehen und zu erfüllen. Damit sich aus dem bisherigen Modell Eingewöhnung Beziehungs- und Ankommenszeit entwickeln kann. Sich also nicht starr an die jeweiligen genannten Zeiten der Phasen in den Eingewöhnungsmodellen zu halten, sondern sie als Orientierungspunkte zu nutzen, so wie sie schon immer gedacht waren, und vor allem auf die Signale der Kinder zu achten.
Fazit
Wer sich auf den Weg macht in seiner Kita die bedürfnisorientierte Pädagogik umzusetzen, wer statt Eingewöhnung Ankommenszeit und Beziehungszeiten mit den Kindern und Begleitpersonen implementieren möchte, findet in diesem Buch, für eine achtsame und bedürfnisorientierte Eingewöhnung, viele Impulse und Anregungen die bisherige Praxis zu hinterfragen und neuzudenken.
Rezension von
Alexandra Großer
Fortbildnerin, päd. Prozessbegleiterin, systemische Beraterin
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Zitiervorschlag
Alexandra Großer. Rezension vom 14.09.2023 zu:
Lea Wedewardt: Ankommen dürfen statt loslassen müssen. Bedürfnisorientierte Eingewöhnung in Kita, Krippe und Kindertagespflege. Verlag Herder GmbH
(Freiburg, Basel, Wien) 2023.
ISBN 978-3-451-39777-6.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30836.php, Datum des Zugriffs 02.11.2024.
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