Werner Köpp, Tabea Tillinger: Essstörungen
Rezensiert von Prof. Dr. Carsten Rensinghoff, 31.01.2024
Werner Köpp, Tabea Tillinger: Essstörungen.
Psychosozial-Verlag GmbH & Co. KG
(Gießen) 2023.
140 Seiten.
ISBN 978-3-8379-3253-9.
D: 19,90 EUR,
A: 20,50 EUR.
Reihe: Analyse der Psyche und Psychotherapie.
Thema
In der Publikation entwerfen die Autoren „einen psychodynamischen Zugang zur Behandlung psychogener Essstörungen“ (Klappentext). Ihr Blick richtet sich auf die Krankheitsbilder Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und Essanfallstörungen.
Autor:in oder Herausgeber:in
Werner Köpp ist Facharzt für Psychodynamik und Psychotherapie, Psychoanalytiker, Lehranalytiker. Außerdem ist er Facharzt für Innere Medizin.
Tabea A. Tillinger ist Psychoanalytikerin und psychologische Psychotherapeutin für tiefenpsychologisch fundierte und analytische Psychotherapie.
Beide Autoren haben eine eigene Praxis in Berlin.
Aufbau
- Historisches
- Psychodynamische und psychoanalytische Konzepte
- Gesellschaftliche und kulturelle Wirkfaktoren
- Psychotherapeutische Praxis
Inhalt
Im historischen Abschnitt legen die Autoren den Blick auf die Anorexia nervosa, die Bulimia nervosa und die Folgen des maßlosen Essens, der Esssucht.
Wie Forschungsergebnisse aus dem 20. Jahrhundert zeigen, ist die Essstörung ein überwiegend weibliches Phänomen. Verantwortlich hierfür ist scheinbar die soziokulturelle Determinante. Aus psychoanalytischer Sicht repräsentieren Essstörungen die Störung unserer Kultur. Und weil es sich größtenteils um ein weibliches Phänomen handelt, werden vorwiegend die weiblichen Essstörungen in den Blick genommen.
Für die psychotherapeutische Praxis ist festzuhalten, dass hausärztlich diagnostizierte psychogene Essstörungen hauptsächlich in einem veränderten Ess- und Bewegungsverhalten begründet sind. Medizinische Komplikationen sind vor der psychotherapeutischen Behandlung zu beseitigen, als da beispielsweise wäre der Alkohol- oder psychogener Drogenkonsum. Letztgenanntes wirkt sich nicht auf die Essstörungspathologie aus.
Bei einem integrativen therapeutischen Blick wird das gestörte Körperbild in das therapeutische Konzept eingebaut „Zunehmend stellten auch körperorientierte Behandlungsverfahren ein wichtiges Bindeglied zwischen (noch) nicht verbalisierbarem – also präverbalem – Erleben und verbalisierbaren Fantasien dar“ (S. 69).
Wenn eine stationäre psychotherapeutische Behandlung der Essstörungen unumgänglich ist, so hat diese nach multimodalen Behandlungsprinzipien zu erfolgen. „Der Vorteil dieses Vorgehens besteht darin, dass erlebnisorientierte und verbal konzipierte Behandlungsmethoden parallel durchgeführt werden können“ (S. 73 f.) und ein derartiges multimodales Vorgehen ist in der ambulanten Psychotherapie i.d.R. nicht möglich. In der ambulanten Psychotherapie werden primär verbale Methoden durchgeführt.
Diskussion
Bei der Lektüre ist erkennbar, dass der psychotherapeutischen Behandlung von Essstörungen eine sorgfältige Diagnostik und Behandlungsplanung vorausgehen muss. Hierfür sprechen u.a. auch die Fallbeispiele.
Das Thema Essstörungen scheint also gar nicht so einfach handhabbar zu sein. Behandlungsbedürftige Essstörungen bleiben wohl auch oft unerkannt. Und wann ist eine Essstörung behandlungsbedürftig? Hat nicht jede Frau einmal in einer Krise eine Essstörung? Hier ist die psychotherapeutische Sichtweise der Autoren hilfreich, denn sie wollen den Patientinnen Wege zur passenden Speise und dem dazugehörenden Verhalten aufzeigen.
Fazit
In der besprochenen Literatur wird sich der psychotherapeutischen Behandlung von Essstörungen gewidmet. Erläutert wird die multimodale Behandlungsstrategie, welche im Zusammenhang mit Essstörungen als sinnvoll erscheint.
Rezension von
Prof. Dr. Carsten Rensinghoff
Hochschullehrer für Heilpädagogik und Inklusive Pädagogik an der DIPLOMA Hochschule
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Es gibt 181 Rezensionen von Carsten Rensinghoff.
Zitiervorschlag
Carsten Rensinghoff. Rezension vom 31.01.2024 zu:
Werner Köpp, Tabea Tillinger: Essstörungen. Psychosozial-Verlag GmbH & Co. KG
(Gießen) 2023.
ISBN 978-3-8379-3253-9.
Reihe: Analyse der Psyche und Psychotherapie.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30854.php, Datum des Zugriffs 08.11.2024.
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