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Jutta Gorschlüter, Marie Gorschlüter: Mit Kindern kommunizieren, lernen und spielen

Rezensiert von Dr. Dipl.-Psych. Lothar Unzner, 01.08.2023

Cover Jutta Gorschlüter, Marie Gorschlüter: Mit Kindern kommunizieren, lernen und spielen ISBN 978-3-17-042383-1

Jutta Gorschlüter, Marie Gorschlüter: Mit Kindern kommunizieren, lernen und spielen. Erziehung im Alltag gestalten. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2023. 140 Seiten. ISBN 978-3-17-042383-1. 32,00 EUR.

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Thema

Das Buch beschreibt, wie Eltern im alltäglichen Erziehungsgeschehen ohne großen Aufwand spielerisch Kompetenzen und Kernfähigkeiten der Kinder fördern können. Beziehungsaufbau, Kommunikation und die spielerische Festigung von Basiskompetenzen sind die Grundthemen.

Autorinnen

Die Autorinnen Jutta Gorschlüter und Marie Gorschlüter sind Lerntherapeutinnen mit eigener Praxis in Münster. Die Bilder in diesem Buch stammen von der Illustratorin und Live-Zeichnerin Charlotte Hofmann.

Aufbau und Inhalt

In der Einführung führen die Autorinnen aus, Aufgabe der Eltern sei es nicht, die Kinder zu verbiegen, sondern einen sicheren Hafen zu bieten. Beide Seiten können dabei viel gewinnen. Dies sei der Schlüssel zu einer gelungenen und harmonischen Familiensituation, zum entspannten Umgang mit dem Kind und führe auch zu einem selbstbewussten Kind.

Im ersten Kapitel (Sprache und Sprechen) empfehlen die Autorinnen von Anfang richtig mit dem Kind zu sprechen und Babyworte (z.B. „wauwau“) zu vermeiden; das Kind muss sonst den Namen (Wortbedeutung) zweimal lernen. Für die Erweiterung des Wortschatzes werden Bilderbücher oder das Kommentieren der eigenen Handlungen empfohlen und der richtige Umgang mit Fragen (eigene und kindliche Fragen) besprochen. Insgesamt ist es besser, das Kind nicht plump zu verbessern, sondern das Richtige in einen eigenen Satz einzubauen.

Die nächsten 75 Seiten kreisen rund um die Themen Kommunikation und Erziehung. Als Leitlinie wird formuliert: Möglichkeiten aufzeigen, Begeisterung vorleben und nicht Druck aufbauen und Zwang ausüben. Kinder sehen die Erwachsenen als Vorbilder und übernehmen deren Verhalten. Hilfreich ist es auch, sich in die Perspektive des Kindes zu versetzen. Eine Erziehung auf Augenhöhe impliziert Freiheit, aber auch Grenzen. Flexible Regeln, die überprüft werden können, sowie Konsequenzen sollen erklärt, aber auch eingehalten werden. Es wird erklärt, wie ein „Nein“ richtige eingesetzt werden kann und was Drohungen und Strafen bewirken. Die Frage, was und wie Kinder mitentscheiden dürfen, und was dabei zu beachten gilt, ist das nächste Thema. Mit dem klassischen Beispiel des Wutanfalls im Supermarkt werden der Umgang mit Wut, Aggression, Schimpfwörtern besprochen. Wichtig ist dabei ein „Ruhig-bleiben“ und gemeinsames Durchstehen der Situation. Auch richtiges Loben und Belohnen will gelernt sein. In den folgenden Abschnitten beschäftigen sich die Autorinnen mit dem Umgang mit Schmerzen und Ängsten und der Achtung und dem Schutz der persönlichen Grenzen des Kindes (auch gegen andere Personen z.B. Verwandten). Für den Umgang mit Gefühlen ist darauf zu achten, diese ernst zu nehmen und sie nicht zu bagatellisieren, aber auch nicht zu übertreiben, gemeinsam Lösungen zu finden und einen „Gefühlswortschatz“ aufzubauen. Insgesamt sollte der „Wohlfühl-Akku“ aufgeladen werden und die Eltern sich am Tempo des Kindes freuen und zusammen Positives erleben. Auch Rituale entspannen die Situationen und geben dem Kind Halt und Orientierung.

Auch Eltern brauchen eine Auszeit und sollten sich diese ohne schlechtes Gewissen zugestehen. Es lohnt sich, Konflikten konkret vorzubeugen und so mit den eigenen Energien hauszuhalten. Schon Krabbelkinder wollen mithelfen und können in den ganz normalen Alltag (Haushalt) einbezogen werden („Geschirrspüler ausräumen muss eine interessante Tätigkeit sein; meine Eltern machen das täglich“).

Für die kleinen Kinder ist Spielen und Lernen dasselbe. Sie lernen am besten spielerisch, wenn Begeisterung und kreative Ideen gefördert werden und nichtregelhaftes Spiel nicht abgewertet wird. Auch ein entspanntes Spiel der Kinder untereinander ist wichtig. Es werden Tipps für altersgerechtes Spielen und Spielzeug gegeben sowie der Umgang mit Medien angesprochen.

Abschließend wird erfasst, was ein Kind bis Schulbeginn können sollte; Sprache, Logik, Orientierung, Feinmotorik, Grobmotorik, Konzentration und Gedächtnis werden erfasst und auch kurz nochmal Fördermöglichkeiten im Alltag angesprochen.

Die Themen werden durch viele Fallbeispiele veranschaulicht. Wichtiges ist in Rahmen eingefasst. Zu Beginn jedes Unterkapitels veranschaulicht ein Cartoon das Thema.

Diskussion

In diesem Buch wird, veranschaulicht durch viele Fallbeispiele, erarbeitet, wie ohne großen Aufwand spielerisch Kompetenzen und Kernfähigkeiten der Kinder gefördert werden können und wie kritische Situationen (mit den Eltern, aber auch mit anderen Kindern), entschärft und positiv gestaltet werden können. Im Mittelpunkt steht dabei die Beziehung zu den Eltern.

Die Autorinnen nehmen auch die Erschöpfung der Eltern wahr und ernst. Es wird deutlich, dass nicht immer alles richtig gemacht werden kann. Ich füge an, es genügt ein „good enough mothering“ im Sinne Winnicotts.

An ganz konkreten, realitätsnahen Situationen werden wirksame erzieherische Handlungsanleitungen entwickelt. Diese Situationen kennt jeder Elternteil, aber auch jede Person in Beratungsfunktion. Wichtig ist, dass neben konkreten Ratschlägen auch immer ein pädagogisches Grundverständnis und eine beziehungsorientierte Haltung vermittelt werden.

Der Alterszeitraum, der überwiegend angesprochen wird (siehe auch Fallbeispiele), umfasst die ersten sechs Lebensjahre bis zur Einschulung; entsprechend auch das abschließende Kapitel zu den Fertigkeiten, die ein Kind bis dahin können sollte. Bei entsprechenden Fragen ist auch die Kinderärztin/der Kinderarzt (u.a. bei den U-Untersuchungen) ein verlässlicher Partner.

Gut fassen die Autorinnen ihre Position in den letzten Sätzen des Buches (S. 140) zusammen, die ich deshalb zitieren möchte;

„Kinder sind das Größte, Tollste, Beste und Wertvollste, was wir haben. Genauso sollten wir sie behandeln. In diesem Sinne: Genießen Sie Ihre Kinder“.

Zielgruppen

Eltern, aber auch Erzieherinnen und Erzieher

Fazit

Das Buch zeigt, wie Eltern im erzieherischen Alltag spielerisch Kompetenzen und Kernfähigkeiten der Kinder fördern können. Beziehungsaufbau zwischen Eltern und Kind, die Gestaltung ihrer Kommunikation und die spielerische Festigung von Basiskompetenzen in den verschiedenen Lernbereichen sind die Kernthemen. An ganz konkreten, realitätsnahen Situationen, die jede(r) kennt bzw. in ähnlicher Form erlebt (hat), wird ein Grundverständnis und eine erzieherische Haltung vermittelt und so der der erzieherische Blick geschärft. Darauf aufbauend werden hilfreiche und wirksame Handlungsanleitungen entwickelt.

Rezension von
Dr. Dipl.-Psych. Lothar Unzner
ehem. Leiter der Interdisziplinären Frühförderstellen in Dorfen, Erding und Markt Schwaben im Einrichtungsverbund Steinhöring
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Es gibt 195 Rezensionen von Lothar Unzner.

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Zitiervorschlag
Lothar Unzner. Rezension vom 01.08.2023 zu: Jutta Gorschlüter, Marie Gorschlüter: Mit Kindern kommunizieren, lernen und spielen. Erziehung im Alltag gestalten. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2023. ISBN 978-3-17-042383-1. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30858.php, Datum des Zugriffs 14.09.2024.


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