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Ralph-Christian Amthor, Sigrid James et al.: Lehrbuch Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit

Rezensiert von Prof. Dr. Nicole Ermel, 14.11.2023

Cover Ralph-Christian Amthor, Sigrid James et al.: Lehrbuch Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit ISBN 978-3-7799-3089-1

Ralph-Christian Amthor, Sigrid James, Dieter Kulke: Lehrbuch Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2023. 300 Seiten. ISBN 978-3-7799-3089-1. D: 24,00 EUR, A: 24,70 EUR.
Reihe: Studienmodule Soziale Arbeit. In Beziehung stehende Ressource: ISBN: 9783779938699. In Beziehung stehende Ressource: ISBN: 9783779972228.

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Thema

Das Lehrbuch macht sich zur Aufgabe, theoriefundiert in zentrale Handlungskonzepte für den direkten beruflichen Kontakt von Sozialarbeiter*innen mit Klient*innen und relevanten Zielgruppen einzuführen. Die damit verbundenen theoretischen Grundlagen sowie die entsprechenden Methoden, Techniken und Vorgehensweisen werden an Beispielen aus der praktischen Sozialen Arbeit erläutert.

Autor*innen

Prof. Dr. Ralph-Christian Amthor ist Professor für Grundlagen der Sozialen Arbeit (Geschichte, Theorie und Handlungslehre) an der Hochschule Würzburg.

Prof. Dr. Sigrid James ist Professorin für Theorien und Methoden der Sozialpädagogik an der Universität Kassel.

Prof. Dr. Dieter Kulke ist Professor für Soziologie und Leiter des Vertiefungsmoduls Soziale Arbeit und Behinderung an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

Entstehungshintergrund

Die Autor*innen des Lehrbuches möchten den vielfältigen Entwicklungen von Handlungskonzepten der Sozialen Arbeit in den letzten Jahren und Jahrzehnten Rechnung tragen. Sie machen sich so auf den Weg, zu einer fachlichen Selbstvergewisserung und Erweiterungen der Perspektiven (in) der Sozialen Arbeit als praxisorientierte Profession und wissenschaftliche Disziplin beizutragen.

Aufbau

Das Lehrbuch widmet sich – ausgehend von Begriffsklärungen und allgemeinen Einordnungen zum Verständnis Sozialer Arbeit – einzelnen Handlungskonzepten im vorrangig deutschsprachigen Raum mit einzelnen internationalen Bezügen. Neun Handlungskonzepte werden in einzelnen Kapiteln einem jeweils relativ stringenten Aufbau folgend dargestellt und kritisch gewürdigt. Den Abschluss bilden Erörterungen zu einer evidenzbasierten Praxis.

Inhalt

Das Lehrbuch umfasst insgesamt 330 Seiten und zeigt sich als Monographie, bei der die einzelnen Kapitel von jeweils einer/​einem Autor*in namentlich verantwortet werden. Am Anfang der insgesamt elf Kapitel findet sich je ein kurzes Abstract. Am Ende der einzelnen Kapitel sind Übungen, Hinweise zum Weiterlesen und das Literatur- und Quellenverzeichnis aufgelistet.

Das erste Kapitel von Ralph-Christian Amthor erstreckt sich von den Seiten 13 bis 42 und beschreibt allgemeine Grundlagen des Lehrbuches. Mit den einleitenden Gedanken skizziert der Autor historische Entwicklungslinien der Sozialen Arbeit und aktuelle Vorgehensweisen und Handlungskonzepte in der Praxis (1.1). Daran schließt er aktuelle Fragestellungen aus Sicht der Praxis in Deutschland (1.2) an. Er richtet seinen Blick auf den internationalen (Theorie-)Diskurs im englischsprachen Raum u.a. in den USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland (1.3) und schlägt den Bogen zurück zu den deutschen fachlichen Auseinandersetzungen zum Begriff Handlungskonzepte (1.4). Die weiteren Teilkapitel legen eine Systematik (1.5), wissenschaftliche Bezugsdisziplinen und Wirkfaktoren (1.6) sowie eine Abgrenzung zum Begriff „Methoden“ dar (1.7). Weiter grenzt er im Kapitel 1.8 Theorien der Sozialen Arbeit ab. Den Abschluss dieses Kapitels bildet das hier angewendete Grundverständnis von Profession und Disziplin Sozialer Arbeit (1.9).

Das zweite Kapitel von Sigrid James legt auf den Seiten 43 bis 71 psychodynamische Handlungskonzepte dar. Das Kapitel 2.1 beginnt damit, dass geschichtliche Entwicklungen und die aktuelle Relevanz des Konzepts beschrieben werden. Die Erläuterungen zur Nutzung von Termini (2.2) werden durch Grundlagen psychoanalytischer Theorie (2.3) ergänzt. Weiter werden die Entwicklungen der psychoanalytischen (Sozial-)Pädagogik und Sozialarbeit herausgearbeitet (2.4). Ausgehend von psychodynamischen Konzepten und Methoden in der Sozialen Arbeit (2.5), beschreibt die Autorin Fallverstehen in der psychodynamischen Sozialen Arbeit (2.6). Den Abschluss bilden empirische Grundlagen und Wirkungsnachweise (2.7) und eine kritische Würdigung des Ansatzes (2.8).

Das dritte Kapitel von Sigrid James beschreibt auf den Seiten 72 bis 100 Handlungskonzepte der Verhaltensorientierten Sozialen Arbeit. Die Einleitung würdigt den Ansatz als insbesondere im anglo-amerikanischen Raum sehr viel stärker etabliert als in Deutschland (3.1). Im Kapitel 3.2 erläutert die Autorin die Entwicklung und Zielsetzung der Verhaltensorientierten Sozialen Arbeit. Im Anschluss werden die Grundlagen der Klassischen bzw. Respondenten Konditionierung (3.3) und der Operanten bzw. Instrumentellen Konditionierung (3.4) dargelegt. Im Weiteren werden kognitive Lerntheorien (3.5), Modelllernen (3.6) und Weiterentwicklungen für die Soziale Arbeit (3.7) erläutert. Abschließend werden empirische Wirkungsnachweise (3.8) ausgeführt und es erfolgt eine kritische Würdigung des Handlungskonzepts (3.9).

Das vierte Kapitel von Ralph-Christian Amthor nimmt sich auf den Seiten 101 bis 127 der Handlungskonzepte aus der Humanistischen Psychologie an. Zu Beginn beschreibt der Autor Entwicklungslinien des Ansatzes (4.1). Daran anknüpfend geht es um die Persönlichkeitstheorie von Carl Rogers (4.2) und zentrale Haltungen und die Bedeutung der Selbstexploration (4.3). In den folgenden Kapiteln geht es um ausgewählte Techniken der Gesprächsführung (4.4) und ein Beispiel aus der Beratungspraxis (4.5). Weitere Anwendungsfelder und Ansätze werden im Folgenden skizziert (4.6). Dabei wird die Themenzentrierte Interaktion nach Ruth Cohen im Besonderen noch einmal kurz erläutert (4.7). Abschließend erfolgen ein Bezug zu anderen Handlungskonzepten, eine kritische Würdigung (4.8) und ein empirischer Wirkungsnachweis (4.9).

Das fünfte Kapitel von Ralph-Christian Amthor widmet sich auf den Seiten 128 bis 157 systemisch-konstruktivistischen Handlungskonzepten. Der Autor startet mit einem ersten Überblick zur systemischen Sozialen Arbeit (5.1) und schließt daran klassische Konzepte aus der Familientherapie an (5.2). Anschließend erörtert er die Sichtweisen Autopoietischer Systeme und dem des Radikalen Konstruktivismus (5.3) sowie Theorien sozialer Systeme, dem Sozialen Konstruktionismus und der Postmoderne (5.4). Darauf aufbauend werden die Berater*innenrolle und Haltungen in der systemischen Beratung (5.5), systemische Fragetechniken (5.6) und weitere Anwendungsbereiche dargelegt (5.7). Anschließend wird ein Bogen zu anderen Handlungskonzepten gespannt und es erfolgt eine kritische Würdigung des Ansatzes (5.8). Den Schluss des Kapitels bildet ein empirischer Wirkungsnachweis (5.9).

Das sechste Kapitel von Ralph-Christian Amthor macht auf den Seiten 158 bis 187 Konzepte des systemischen Paradigmas der Sozialen Arbeit zum Thema. Der Autor betont zu Beginn die Relevanz des systemischen Paradigmas der Sozialen Arbeit (6.1) und stellt einen metatheoretischen Bezugsrahmen her (6.2). Dann beschreibt er menschliche Bedürfnisse und soziale Probleme als zentrale Aspekte des Züricher Modells (6.3). Weiter erläutert er eine vereinfachte allgemeine Handlungstheorie (6.4) und eine spezielle Handlungstheorie (6.5). Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession und ein Überblick zu weiteren methodischen Ansätzen stehen im Zentrum der nächsten Teilkapitel (6.6 und 6.7). Abschließend wird ein Bezug zu anderen Handlungskonzepten hergestellt und es erfolgt eine kritische Würdigung (6.8). Das Ende des Kapitels bildet ein empirischer Wirkungsnachweis (6.9).

Das siebte Kapitel von Sigrid James befasst sich auf den Seiten 188 bis 214 mit der Person-in-Environment-Perspektive und ökosystemischen Konzepten. In der Einleitung wird die Relevanz der Ansätze gewürdigt (7.1). Darauf aufbauend werden der Entstehungszusammenhang (7.2) und theoretische Grundlagen (7.3) beschrieben. Das Modell Ökologie der menschlichen Entwicklung von Uri Brofenbrenner (7.4) und das Life-Modell von Carel Germain und Alex Gittermann (7.5) werden im Folgenden fokussiert. Die nächsten Teilkapitel stellen mit ökosystemischen Methoden und Strategien (7.6) sowie einem Fallbeispiel (7.7) einen Handlungsbezug her. Das Ökosystemische Modell in der Forschung (7.8) und dessen kritische Würdigung (7.9) schließen das Kapitel ab.

Das achte Kapitel von Dieter Kulke nimmt sich auf den Seiten 215 bis 242 Ökologisch-kritischen Konzepten an. Der Autor startet seine Darstellungen mit einer Einordnung und der historischen Genese (8.1) sowie einer Beschreibung der Diskurse Ökologisch-kritischer Sozialer Arbeit (8.2). Er zieht Legitimationen für die Ökologisch-kritische Soziale Arbeit heran (8.3) und betrachtet Nachhaltigkeits- (8.4) und Gerechtigkeitskonzepte (8.5) in diesem Kontext. Das Kapitel 8.6 stellt methodische Umsetzungen der Ökologisch-kritisch Sozialen Arbeit in den Fokus. Anschließend werden Bezüge zu anderen Handlungskonzepten hergestellt und es erfolgt eine kritische Würdigung (8.7). Zum Schluss des Kapitels erfolgt ein empirischer Wirkungsnachweis (8.8).

Im neunten Kapitel stellt Dieter Kulke auf den Seiten 243 bis 273 Konzepte der Gemeinwesenarbeit und der Sozialraumorientierung dar. Der Autor beginnt damit, den geschichtlichen Hintergrund (9.1), grundlegende Begriffe (9.2) und den Stellenwert der Konzepte in Deutschland (9.3) zu erörtern. Praxisbezüge werden hergestellt durch Methoden und Techniken der Sozialraumanalyse (9.4), Interventionen in der Gemeinwesenarbeit und Sozialraumorientierung (9.5) sowie die Kompetenzen und die Rolle der Sozialen Arbeit bzw. der Fachkräfte (9.6). Final werden empirische Grundlagen und Wirkungsnachweise (9.7) sowie Bezüge zu anderen Handlungskonzepten und eine kritische Würdigung (9.8) dargestellt.

Das zehnte Kapitel von Dieter Kulke beschreibt auf den Seiten 274 bis 303 Konzepte des Case Managements und Sozialmanagements. Das Kapitel beginnt mit Darstellungen der Entwicklungsphasen und Hintergründe der Modelle (10.1). Daran schließen sich Betrachtungen des Modells des Case Management an, bei dem zuerst die individuelle Ebene (10.2) und der Case-Management-Prozess (10.3) erörtert werden. Abgrenzend dazu werden Sozialmanagement aus der organisationellen Ebene (10.4) und Steuerungsmodi (10.5) dargestellt. Den Abschluss des Kapitels bilden empirische Grundlagen und Wirkungsnachweise (10.6) sowie eine kritische Würdigung der Konzepte (10.7).

Das elfte Kapitel von Sigrid James auf den Seiten 304 bis 330 weicht etwas von der Struktur der vorangehenden Kapitel ab und thematisiert evidenzbasierte Praxis als Handlungsgrundlage. Dafür werden einleitend die Entstehungszusammenhänge (11.1) und die Kontroversen dazu in der Sozialen Arbeit (11.2) nachvollzogen. Die folgenden Kapitel beschreiben evidenzbasierte Praxis als fallbezogenen Prozess (11.3) und empirisch gestützte Praktiken (11.4). Anschließend beschreibt die Autorin die Linien von der Evidenzbasierung zur Implementationswissenschaft (11.5) sowie Weiterentwicklungen und alternative Ansätze (11.6). Das Kapitel schließt mit Beschreibungen der deutschen Kritik am Modell und einem Resümee (11.7).

Diskussion

Das Buch zeigt sich durch einen relativ gleichförmigen Aufbau der einzelnen Kapitel sehr lesefreundlich. Auch die Sprache liest sich leicht verständlich, ohne an wissenschaftlicher Tiefe einzubüßen.

Das Lehrbuch gewinnt zudem durch das Abstract zu Beginn jedes Kapitels und die Übungen und weiteren Literatur- und Quellenhinweise. In dieser Veröffentlichung werden wichtige aktuelle Entwicklungen der Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit sehr strukturiert und fundiert nachvollzogen und sowohl für die Hochschulausbildung als auch für die Praxis zugänglich gemacht. Das Buch ermöglicht zudem einen niederschwelligen Zugang zu den zentralen Theorielinien und den Hintergründen der einzelnen Modelle.

Neben der Schreibleistung der Autor*innen lässt sich die hohe fachliche Qualität des Lehrbuchs sicherlich auch damit begründen, dass dieses ein umfangreiches Begutachtungsverfahren durchlaufen hat.

Das Buch spart etwas eine Gesamtschau der vorgestellten Handlungskonzepte und eine Begründung dieser Auswahl aus. So stehen die einzelnen in sich sehr schlüssigen Konzeptdarstellungen etwas unverbunden nebeneinander. Im Bewusstsein von Unvollständigkeiten verweisen die Auto*innen bereits im Vorwort auf eine geplante weitere Auflage.

Dieses Buch leistet einen wertvollen Beitrag dazu, den fachlichen Dialog von Wissenschaft, Hochschulausbildung und Praxis der Sozialen Arbeit zu befördern. Insbesondere die Nutzbarkeit für die Hochschullehre in der Sozialen Arbeit und angrenzenden Studiengängen scheint gelungen.

Fazit

Dieses Lehrbuch stellt in relativer Kürze zentrale Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit prägnant und gut nachvollziehbar vor. Dabei liegt die große Stärke des Buches in der Lesefreundlichkeit und den anschaulich gestalteten Graphiken. Die Monografie hat das Potenzial, fachlichen Dialog von Wissenschaft, Hochschulausbildung und Praxis der Sozialen Arbeit zu befördern.

Rezension von
Prof. Dr. Nicole Ermel
Professorin für Soziale Arbeit an der internationalen Hochschule (iu) am Campus Köln
Schwerpunkte in Lehre und Forschung: Methoden der Sozialen Arbeit, Schulsozialarbeit, Konzept- und Qualitätsentwicklung in der Sozialen Arbeit, Changemanagement, Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
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Es gibt 4 Rezensionen von Nicole Ermel.

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Zitiervorschlag
Nicole Ermel. Rezension vom 14.11.2023 zu: Ralph-Christian Amthor, Sigrid James, Dieter Kulke: Lehrbuch Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2023. ISBN 978-3-7799-3089-1. Reihe: Studienmodule Soziale Arbeit. In Beziehung stehende Ressource: ISBN: 9783779938699. In Beziehung stehende Ressource: ISBN: 9783779972228. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30896.php, Datum des Zugriffs 02.11.2024.


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