Michael Bohne, Sabine Ebersberger: PEP-Tools für Therapie, Coaching und Pädagogik
Rezensiert von Dipl.-Päd. Petra Steinborn, 10.09.2024
Michael Bohne, Sabine Ebersberger: PEP-Tools für Therapie, Coaching und Pädagogik. Interventionen und Arbeitsmaterialien zur Prozess- und Embodimentfokussierten Psychologie.
Carl-Auer Verlag GmbH
(Heidelberg) 2022.
127 Seiten.
ISBN 978-3-8497-0460-5.
D: 34,95 EUR,
A: 36,00 EUR.
Reihe: Reden reicht nicht!?
Thema
Die Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie (PEP) zeigt hohe Wirksamkeit und wird als Tool in Therapie, Beratung, Coaching und Pädagogik eingesetzt. Nun wurde für die Arbeit mit PEP dieser Praxisleitfaden mit zentralen Interventionstools für Klient·innen aller Altersgruppen entwickelt. Im ersten Teil sind neben der Vorstellung der Vorgehensweise der einzelnen Intervention Fragen zur Reflexion enthalten, um die Interventionen in die jeweilige Phase des Beratungs- oder Therapieprozesses zu integrieren und die eigene Kompetenz weiter zu entwickeln. Der zweite Teil stellt zu jedem PEP-Interventionstool praxisnahe Arbeits- und Informationsblätter zum Anleiten, Ausfüllen, Gestalten oder als Schaubilder zum Vorzeigen bereit. Sie können auf diese Weise den Therapie- bzw. Beratungsprozess unterstützen.
Autor:in oder Herausgeber:in
Michael Bohne ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und einer der bedeutendsten Vertreter der Klopftechniken in Deutschland. Er ist der Entwickler der neuen Interventionsarchitektur namens PEP®. Zudem arbeitet Bohne als Autor, er ist Herausgeber zahlreicher Bücher und unterstützt und initiiert Forschungsprojekte u.a. mittels fMRT zu den Klopftechniken und PEP® an der Medizinischen Hochschule in Hannover.
Sabine Ebersberger hat im Bereich Gesundheitspsychologie promoviert. Als Kunsttherapeutin (DFKGT), Supervisorin und Coach arbeitet sie in eigener Praxis in München und Stuttgart. Darüber hinaus veröffentlicht sie zu kunsttherapeutischen und gesundheitspsychologischen Themen und entwickelt sog. therapyTOOLS – Materialien für Therapie, Beratung & Coaching.
Entstehungshintergrund
Dieses Handbuch ist eine Ergänzung zu den Büchern von Michael Bohne und Sabine Ebersberger, wie zum Beispiel zum Buch aus dem Jahr 2022 mit dem Titel „Entwicklung empowern mit PEP. Prozess- und embodimentfokussiert arbeiten mit Kindern und Jugendlichen“. Bei socialnet liegt eine Rezension vor.
Aufbau und Inhalt
Dieser Leitfaden ist im DIN A 4 Softcover Format erschienen und hat einen Umfang von 125 Seiten, die sich in zwei Teile (Teil I PEP-Interventionstools, Teil II Arbeitsmaterial) und 15 Kapitel sowie 27 Arbeitsblätter gliedern. Er ist als Arbeitsbuch konzipiert und dient als Leitfaden, Reflexionshilfe und Nachschlagewerk. Als Anredeform wurde das „Du“ gewählt. Zusammengefasst sind die zentralen PEP Tools, sodass sie in kompakter Form vorliegen und wie eine Art Checkliste genutzt werden kann. Jedes Tool beginnt mit einem Titelblatt in Comicform. Daran schließen sich Tabellen mit den Fragen „Wann, wozu, wie und Gut zu wissen“ an. Zu jeder vorgestellten Intervention folgen die Abschnitte „junge Zielgruppe“, gemeint sind Kinder und Jugendliche und „Reflexionsfragen und Notizen“, die so aufbereitet sind, dass direkt auf die jeweilige Seite geschrieben werden kann. Diese Art der Aufbereitung gibt einen übersichtlichen, schnellen Zugang und die Darreichungsform erlaubt es Anwendenden, sich ihre eigenen Notizen zu machen, sodass ein persönliches Handbuch (Leitfaden, Reflexionshilfe und Nachschlagewerk) entsteht.
Für den Gebrauch der PEP Interventionstools (Teil I) wird empfohlen, dass Anwendende eine PEP-Fortbildung absolviert haben, denn diese bildet die theoretische Grundlage, auf die im hier vorgelegten Buch nicht explizit eingegangen wird.
Auch das Basiswissen der Arbeits- und Embodimentfokussierten Psychologie (PEP) wird in Tabellenform dargestellt, und zwar anhand der Fragen „wann“ PEP angewendet wird, „wozu“ PEP angewandt wird, „wie“ PEP angewendet wird und den Abschluss bietet die Kategorie „Gut zu wissen“.
Die Arbeit mit PEP beginnt mit dem Einschätzen der subjektiv erlebten Belastung, es folgen beispielsweise Überkreuz- und Fingerberührübung, Selbststärkungsübung und Klopfübung sowie eine Zwischen- und eine Abschlussentspannung. Die Betrachtung der sog. Big-Five-Lösungsblockaden, also häufig vorkommende Ursachen für psychische Leiden und emotionalen Stress öffnet neue Zugänge. Gemeint sind Selbstvorwürfe, Vorwürfe gegenüber anderen, Erwartungen an andere, inneres Schrumpfen und parafunktionale Loyalitäten. Diese parafunktionalen Loyalitäten zeigen, dass Menschen auf unbewusste Art mit anderen Personen im Leiden verbunden sind, mit dem Effekt, dass es keine die Erlaubnis gibt, ein für die Person positives Ziel zu erreichen. Die Person bleibt loyal und verhindert damit, den anderen zu verletzen. Hinter den Big Five stehen in der Regel belastende einschränkende Beziehungsmuster, Muster, die sich langhaltend ungünstig auswirken und schon längst nicht mehr brauchbar sind.
Angeboten wird eine Verzeihübung bei Selbstvorwürfen, eine Übung, die die Verantwortung beim anderen belässt, eine Übung zu Kraftsätzen und Aktivierung der vier Powerpunkte und eine Zielbildimagination. Die Interventionen schließen mit der Übung zum PEP-Selbstwerttraining.
Der II. Teil Arbeitsmaterial enthält 27 Arbeitsblätter, analog zu den Tools. Diese können als Kopiervorlagen dienen und den Klient:innen zur Verfügung gestellt werden. Ein Arbeitsblatt enthält unter anderem die 16 Klopfpunkte, Gefühle können mithilfe von Bilderkarten benannt werden oder es gibt Übungen zur Zwischen- oder Abschlussentspannung. Neben Erklärungen zum PEP-Selbstwerttraining werden Hinweise zu den eigenen Selbstwerträuber und Selbstwertspendern erklärt. Auch gibt es Blätter für PEP in Kita und Grundschule, hier ist eine Übung als „Klopf mit!“-Übung benannt oder es gibt die Übung „Kurbel-Trick“. Auch in Kita und Grundschule kann mit den vier Powerpunkten gearbeitet werden. Das Buch schließt mit dem Abbildungsverzeichnis und einem umfangreichen Literaturverzeichnis.
Diskussion
Dieser Leitfaden stellt eine gute Ergänzung zur veröffentlichen Literatur zum Arbeiten nach PEP dar. PEP steht für „Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie“. Ursprünglich wurde der Terminus „energetisch“ verwendet, dieser Begriff wurde mittlerweile durch „embodimentfokussiert“ ersetzt. PEP als Interventionsform setzt auf die Selbstaktivierung der Klient:innen, sie ist damit eine gute Selbsthilfetechnik. Das Klopfen, verknüpft mit multisensorischen bifokalen Stimulationen, verstört neuronale Netzwerke z.B. durch Klopfen auf bestimmte Punkte im Körper, Augenrollbewegungen, Summen und Zählen, dazu kommt das Aussprechen von Affirmationen, derartige Interventionen haben verändernde Wirkung.
Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist in PEP von zentraler Bedeutung, es gilt, dieses Erleben zu aktivieren. Das Konzept der Selbstwirksamkeit wurde schon in den 1970er Jahren vom kanadischen Psychologe Albert Bandura entwickelt. Er fand heraus, wie bedeutsam die Erwartung von Selbstwirksamkeit (im Englischen „self-efficacy“) ist. Es geht darum, dass darauf vertraut wird, Kompetenzen zu besitzen, um gewünschte Handlungen erfolgreich selbst ausführen zu können.
Kinder und Jugendliche werden neben Erwachsenen als Zielgruppe benannt, was in der Literatur nicht benannt wurde sind Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen. Aus meiner Erfahrung ist es gut vorstellbar, dass auch diese Zielgruppe von den Tools profitieren kann. Die Arbeitsblätter müssten sprachlich in leichter Sprache angepasst werden. In meinen Fortbildungen fließt das Wissen aus der Kognitionswissenschaft zum Embodiment, also der Wechselwirkung von Körper und Psyche ein und ich erlebe als Reaktion immer wieder ein großes Staunen darüber, was mit einfachen Mitteln bewirkt werden kann, gerade auch bei den Klient:innen, die vielfältige Kommunikations- und Interaktionshemmnisse haben.
Es ist höchste Zeit, dass dieses Wissen zur Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie in pädagogischen Handlungsfeldern einfließt und an Bekanntheit gewinnt. Gerade auch im Umgang mit sog. herausforderndem Verhalten/​Verhaltensauffälligkeiten wäre dies eine Bereicherung und Erweiterung des Fokus. Leider ist es immer noch so, dass die Ursache für Verhaltensauffälligkeiten der Person und der Behinderung zugeordnet wird. Das ist oft eine zu einfache Zuschreibung. Ursachen liegen aus meiner Erfahrung darin, dass zu wenig Augenmerk auf das Umfeld/die Umwelt, die Strukturen und Abläufe sowie das Verhalten von Bezugspersonen/​Lehrkräften/Mitarbeitenden gelegt wird. Die Bedingungen sollten so beschaffen sein, dass Stress reduziert wird und Selbstwirksamkeit erfahren werden kann. Auf dieser Basis kann es gelingen, Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen darin zu unterstützen, sich selbst zu stärken, Strategien im Umgang mit Stress zu entwickeln und sich damit aus einer oft erlebten Ohnmacht zu befreien. Ein Ziel, das für jeden Menschen Gültigkeit haben sollte.
Fazit
Das Buch ist ein Must have! Gelungen ist die Art der Aufbereitung, die Seiten können direkt als Arbeitsblätter kopiert werden, die Comiczeichnungen sind vor allem für die Zielgruppe junger Menschen ansprechend, die Ansprache in der Du-Form stellt einen unverkrampften direkten Zugang mit hohem Aufforderungscharakter dar. Die Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie (PEP) zeigt hohe Wirksamkeit und wird als Tool in Therapie, Beratung, Coaching und Pädagogik eingesetzt. Dieser Praxisleitfaden wurde für Klient:innen aller Altersgruppen zur Unterstützung des Therapie- bzw. Beratungsprozesses entwickelt.
Rezension von
Dipl.-Päd. Petra Steinborn
Tätig im Personal- und Qualitätsmanagement in einer großen Ev. Stiftung in Hamburg-Horn. Freiberuflich in eigener Praxis (Heilpraktikerin für Psychotherapie). Leitung von ABC Autismus (Akademie-Beratung-Coaching), Schwerpunkte: Autismus, TEACCH, herausforderndes Verhalten, Strategien der Deeskalation (systemisch), erworbene Hirnschädigungen
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Zitiervorschlag
Petra Steinborn. Rezension vom 10.09.2024 zu:
Michael Bohne, Sabine Ebersberger: PEP-Tools für Therapie, Coaching und Pädagogik. Interventionen und Arbeitsmaterialien zur Prozess- und Embodimentfokussierten Psychologie. Carl-Auer Verlag GmbH
(Heidelberg) 2022.
ISBN 978-3-8497-0460-5.
Reihe: Reden reicht nicht!?.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30946.php, Datum des Zugriffs 06.10.2024.
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