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Heinz-Gert Papenheim, Joachim Baltes u.a.: Verwaltungsrecht für die soziale Praxis

Rezensiert von RA Marianne Schörnig, 31.08.2023

Cover Heinz-Gert Papenheim, Joachim Baltes u.a.: Verwaltungsrecht für die soziale Praxis ISBN 978-3-947273-70-6

Heinz-Gert Papenheim, Joachim Baltes, Ingo Palsherm, Rainer Kessler: Verwaltungsrecht für die soziale Praxis. Ein Handbuch für Sozialberufe. Fachhochschulverlag (Frankfurt am Main) 2023. 27. überarbeitete Auflage. 527 Seiten. ISBN 978-3-947273-70-6. D: 25,00 EUR, A: 25,70 EUR.
Reihe: Fachhochschulverlag - Band 15.

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Thema

Das Handbuch „Ein Handbuch für Sozialberufe: Verwaltungsrecht für die soziale Praxis“ von Papenheim u.a. ist ein unverzichtbares Nachschlagewerk für Sozialarbeiterinnen und Pädagoginnen, das eine umfassende Zusammenstellung des für Sozialberufe relevanten Verwaltungsrechts bietet. Es dient sowohl der rechtlichen Absicherung der eigenen Arbeit als auch der Unterstützung von Klienten bei der Durchsetzung ihrer Rechte.

Autoren

Die verschiedenen Kapitel wurden von den Autoren (entsprechend ihrer Fachgebiete?) überarbeitet. Leider fehlt eine kurze Biografie der einzelnen Autoren. Gerade, weil es sich um ein Handbuch für die Ausbildung handelt, wäre es interessant zu erfahren, wer von den Verfassern in der Ausbildung (z.B. Fachhochschule) und wer in der Praxis (Behörde, Jugendamt) tätig ist. Aus dem jeweiligen Schwerpunkt des Verfassers ließen sich möglicherweise Rückschlüsse auf die spätere berufliche „Realität“ ziehen. Der Aufbau des Handbuchs ermöglicht einen schnellen Zugriff auf die verschiedenen Themen durch ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, Stichwortverzeichnis und Stichworte in Sperrdruck am Rand der Texte.

Aufbau und Inhalt

Nunmehr findet sich zu Beginn jedes einzelnen Kapitels ein – recht straff zusammengefasstes – Inhaltsverzeichnis. Dieses wird wettgemacht durch eine direkte und verständliche Darstellung des Rechts durch Erläuterungen, Erklärungen und Beispiele. Zudem werden im Text präzise Quellenangaben gemacht und ein umfangreiches Literatur- und Urteilsverzeichnis angeboten, was dem Handbuch eine Tiefe verleiht, die über die übliche Ausbildungsliteratur hinausgeht. Schade allerdings, dass das Handbuch praktisch zur Gänze auf grafische Darstellungen verzichtet.

Diskussion

Leider ist die 27. Auflage überrannt worden von den aktuellen Geschehnissen. Beispielsweise findet sich nirgendwo auch nur die Erwähnung des Begriffes „Bürgergeld“. Die Vorauflage stammt aus 2019, also vor Corona. Die hier besprochene Auflage ist aus Mai 2023, also nach der Pandemie. Die Digitalisierung der Sozialverwaltung hinkt zugegeben der Strafjustiz – gar nicht zu reden von der Industrie oder dem Handel – hinterher. Jedoch werden die teilweise drastischen Entwicklungen (wie der elektronische Rechtsverkehr) komplett ignoriert. Die digitale Welt gehört nicht den Social Media alleine! Dieses Buch ist explizit ein „Handbuch für Sozialberufe“. Es hätte den Autoren zu denken geben sollen, dass die Adressaten dieses Buches nicht nur in Präsenz, sondern hybrid, vereinzelt sogar nur online unterrichtet werden. Dazu kein Wort.

Auch werden Zivil- und Strafrichter, Juristen in den Rechtsämtern der Kommunen und die Juristen der freien Träger dafür kritisiert, dass sie zwar die von ihnen anzuwendenden Gesetze, nicht aber die Vorschriften des Sozialgesetzbuches bzw. die einschlägige Rechtsprechung kennen würden. Dann läge es doch gerade besonders im Interesse der Betroffenen, sich dort besser, um nicht zu sagen: bestens, auszukennen, um sich, ihre Arbeit und ihre Klienten zu schützen.

Soziale Rechte gegenüber Behörden (Jobcenter, Jugendämter, Rentenversicherung, Krankenkasse etc.) lassen sich ohne Sozialverwaltungsrecht und Kenntnisse der Grundlagen nicht verwirklichen. Gerade dieser Teil nimmt im Buch nicht einmal 100 von 523 Seiten ein- das ist zu wenig. Das kann man natürlich mit „so wird eine Theorielastigkeit vermieden“ erklären, – man kann es aber auch „lückenhaft“ nennen.

Sozialverwaltungsverfahrensrecht ist bei Studierenden Sozialer Berufe nicht sehr beliebt und wird in der Ausbildung als „zu kopflastig“, „zu umständlich“, „zu bürokratisch“ vernachlässigt. Schade, damit werden diese Vorurteile nur weitergegeben und liebevoll gepflegt. Das Buch sollte Jurastudenten daher umso mehr erfreuen: Auch unter ihnen ist Sozialrecht nicht sehr beliebt, – die wenigen, die sich für dieses Wahlfach entscheiden, finden hier praktische Anwendungsbeispiele.

Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Handbuch „Ein Handbuch für Sozialberufe: Verwaltungsrecht für die soziale Praxis“ eine Kaufempfehlung für Sozialarbeiterinnen, Pädagoginnen und Jurist*innen darstellt. Es liefert zahlreiche praxisnahe Beispiele und Fallbezüge, die in juristischer Literatur oft fehlen. Wenn die Zielgruppe allerdings Studierende Sozialer Arbeit sein soll, dann wird auch diese Auflage in deren Regalen verstauben.

Rezension von
RA Marianne Schörnig
Fachanwältin für Sozialrecht, Düsseldorf
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Es gibt 9 Rezensionen von Marianne Schörnig.

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Zitiervorschlag
Marianne Schörnig. Rezension vom 31.08.2023 zu: Heinz-Gert Papenheim, Joachim Baltes, Ingo Palsherm, Rainer Kessler: Verwaltungsrecht für die soziale Praxis. Ein Handbuch für Sozialberufe. Fachhochschulverlag (Frankfurt am Main) 2023. 27. überarbeitete Auflage. ISBN 978-3-947273-70-6. Reihe: Fachhochschulverlag - Band 15. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/30951.php, Datum des Zugriffs 05.10.2023.


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