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Lieselotte Ahnert: Auf die Väter kommt es an

Rezensiert von Dr. Dipl.-Psych. Lothar Unzner, 08.12.2023

Cover Lieselotte Ahnert: Auf die Väter kommt es an ISBN 978-3-550-20209-4

Lieselotte Ahnert: Auf die Väter kommt es an. Wie ihr Denken, Fühlen und Handeln unsere Kinder von Anfang an prägen | Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über die wichtige Rolle von Vätern. Ullstein Buchverlage GmbH (Berlin) 2023. 288 Seiten. ISBN 978-3-550-20209-4. D: 21,99 EUR, A: 22,70 EUR, CH: 24,90 sFr.

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Autorin

Univ.- Prof. Dr. Lieselotte Ahnert (geb. 1951) ist emeritierte Professorin für Entwicklungspsychologie des Instituts für Psychologie der Universität Wien und Gastprofessorin an der Freien Universität Berlin. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören: die Mutter- und Vater-Kind-Bindung, Beziehungsvielfalt bei Kindern, Stress in der Kindheit, Frühe Bildung und die Entwicklung von Kleinkindern in familiärer und außerfamiliärer Betreuung.

Thema

Was macht einen guten Vater aus? Welche Rolle spielt er bei der Entwicklung seines Kindes? Zentrale Fragen und viele Facetten der Vater-Kind-Beziehung werden herausgearbeitet und gezeigt, wie sich Mutter und Vater ergänzen.

Aufbau und Inhalt

Das Buch umfasst 8 Kapitel.

Im ersten Kapitel plädiert Ahnert für mehr Einbeziehung der Väter. Sie gibt einen kurzen geschichtlichen Aufriss der Rolle der Väter in Forschung und Gesellschaft.

In Kapitel 2 geht es um Väter gestern und heute. Im traditionellen Rollenbild hatten Väter Verantwortung für die Familie. Mütter Verantwortung in der Familie. Von „neuen“ Vätern wird beides erwartet, Versorgung und Fürsorge. Die Versorgerrolle ist tief verankert. Ahnert zeigt dies auch in einer evolutionsbiologischen Einordnung und der Entwicklung der Vaterschaft. Die Bedeutung eines verlässlichen Einkommens wird verdeutlicht sowie die Arbeitsmotivation von Vätern und kinderlosen Männern verglichen.

Männlichkeit und Vaterschaft ist das Thema des dritten Kapitels. Die Bedeutung der männlichen Identität für Partnerschaft und Fürsorge wird herausgearbeitet. Veränderungen der Physiologie und die Verringerung der Testosteronwerte durch Versorgung und Kuscheln wird beschrieben. Dies ist aber eingebunden in das gesamte komplexe hormonelle System zu bewerten.

Kapitel 4: In unserer Gesellschaft wollen Männer auch gute und kompetente Väter sein. Eine eklatante Kluft zwischen Planung und Pläne für die Vaterschaft und der Umsetzung wird verdeutlicht. Ahnert geht auf die Vaterschaft rund um die Geburt ein (Rolle, Gefühle, Auswirkungen; auch Väter können an einer PTBS erkranken). Es ist wichtig, Handlungsfähigkeit zu erwerben und Vaterkompetenzen zu entwickeln, aber auch mit Konflikten in der Partnerschaft umzugehen. Dies alles wird den Vätern nicht leicht gemacht.

In Kapitel 5 wird die Bedeutung des Vaters beim Spracherwerb beschrieben. Die Väter sind für die Kinder schwieriger einzuschätzen; sie lernen aber, unbefangen darauf los zu plappern. Es geht dabei weniger um Emotionales, sondern mehr um Mentales. Von großer Bedeutung ist auch hier das Betrachten von Bilderbüchern.

Im sechsten Kapitel geht es um das gemeinsame Spielen. Väter engagieren sich häufiger in Rauf- und Tobespielen, haben aber gleiche Fähigkeiten wie Mütter in Fantasie- und Rollenspielen. Väter achten mehr auf die Einhaltung von Regeln bei Regelspielen und fördern Aspekte leistungsmotivierten Verhaltens (Setzen von Zielen, Ausdauer, Selbstwirksamkeit).

Wie kann ein Vater emotionale Zuwendung geben und Sicherheitsbasis werden (Kapitel 7: Bindung). Eine wichtige Variable als Prädiktor für sichere Bindung ist die Freude am Vatersein, wichtiger noch als die Spielkompetenz.

Im achten Kapitel wird deutlich, dass das Vereinbarkeitsproblem von Familie und Beruf auch für „neue“ Väter zutrifft. Es gilt dieses Dilemma anzugehen, das familiäre Engagement zu fördern, einen Rückzug zu vermeiden und Stressbewältigungskompetenzen aufzubauen.

Diskussion

Die unterschiedlichen Facetten von Vaterschaft zu kennen, ist für alle, die mit Familien arbeiten, von großer Bedeutung. Dazu ist in den letzten Jahrzehnten intensiv geforscht worden. 

Lieselotte Ahnert gelingt es, die mittlerweile umfangreiche englischsprachige Forschungsliteratur einer breiteren (Fach-)Öffentlichkeit verständlich zu präsentieren. Sie setzte auch deutliche Akzente in der deutschsprachigen Forschungslandschaft durch die Gründung des Central European Network on Fatherhood (CENOF), dessen Ergebnisse auch immer wieder einfließen.

Bei aller Sorgfalt ist nicht ausgeschlossen, dass sich kleine Fehler einschleichen. So wurde die Fremde Situation nicht erst Ende der 80 Jahre entwickelt (S. 185).

Ich hoffe, dieses Buch trägt dazu bei, dass die Väter sich ihrer Bedeutung und Verantwortung für Kind und Familie noch mehr bewusst und entsprechend unterstützt werden. Ich hoffe, dass auch in den frühen Lebensjahren des Kindes abwiegelnde Sätze wie „das ist die Sache der Mutter“ selten werden. Ich hoffe, auch Väter, Mütter und andere Familienangehörige greifen zu diesem Buch. Der Titel ist gut gewählt, um Väter zu motivieren, mit Stolz zu dem Buch zu greifen.

Zielgruppen

Alle Personen, die sich berufsbedingt mit Vätern und Familien beschäftigen, z.B. Hebammen, Sozialarbeiter*innen, Erzieher*innen, Pädiater*innen, Familientherapeut*innen, Mitarbeiter*innen von interdisziplinären Frühförderstellen, aber auch Väter, Mütter und andere Familienangehörige

Fazit

Lieselotte Ahnert gelingt es, die mittlerweile umfangreiche Forschungsliteratur verständlich zu präsentieren. Sie zeigt auf, was einen guten Vater ausmacht und welche Rolle er in der kindlichen Entwicklung spielt. Denn: auch auf die Väter kommt es an.

Rezension von
Dr. Dipl.-Psych. Lothar Unzner
ehem. Leiter der Interdisziplinären Frühförderstellen in Dorfen, Erding und Markt Schwaben im Einrichtungsverbund Steinhöring
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Es gibt 199 Rezensionen von Lothar Unzner.

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ISSN 2190-9245