Kurt Gerwig: Großeltern und ihre Enkel
Rezensiert von Angela M. Laußer, 19.08.2024
Kurt Gerwig: Großeltern und ihre Enkel. Der Zauber einer besonderen Beziehung. AV1 Pädagogik-Filme (Kaufungen).
Thema
Der Titel und Untertitel signalisiert bereits das Thema: Es geht um die Beziehung zwischen Großeltern und Enkel und welche Bedeutung diese für die Beteiligten haben kann.
Autor:in
Kurt Gerwig ist Produzent und Autor von Pädagogikfilmen und Inhaber von AV1. Seit 1986 produziert er Auftragsfilme im Bereich Wirtschaft und Industrie. In Eigenproduktionen realisiert er parallel dazu Filme aus sozialen Bereichen, da er selber als Dipl. Sozialpädagoge über langjährige Praxiserfahrung im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit verfügt.
Aufbau und Inhalt
Der Film ist in 5 Episoden unterteilt, die je Episode mehrere 2- bis 4 minütige Sequenzen umfassen. Wissenschaftlich begleitet werden die Beiträge von dem Kinder- und Jugendtherapeuten Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff aus Kassel
Mehrere Großeltern, einschließlich des Filmproduzenten Kurt Gerwig, deren Enkel und deren Eltern berichten von ihren Erlebnissen und schildern die Besonderheit dieser Dreieckskonstellation.
In der ersten Episode geht es im Kern darum, welchen „Zauber“ die „besondere Beziehung“, zwischen Großeltern und ihren Enkel haben kann, wenn günstige Bedingungen gegeben sind. Denn wie gut und wie eng die Beziehung werden kann, ist von mehreren Faktoren abhängig: vom Alter, den materiellen Ressourcen und dem Zeitbudget der Großeltern einerseits und vor allem auch vom Wohnort der Eltern bzw. der Enkel. Räumliche Nähe ermöglicht in der Regel auch mehr Möglichkeiten für den Kontakt zwischen Großeltern und Enkel. Wie gut sich eine relativ harmonische Beziehung zwischen Großeltern und Enkel entwickeln kann, ist zudem abhängig davon, ob Großeltern und Eltern der Enkel sich ihrer unterschiedlichen Rollen bzw. Aufgaben bewusst sind und sich darüber verständigen können. Denn die unterschiedlichen Erziehungsvorstellungen und auch Verhaltensnormen, die es meist zwischen Großeltern und Eltern gibt, bergen ein nicht zu vernachlässigendes Konfliktpotenzial. Ideal ist, wenn die Großeltern sich vorrangig, wenn nicht sogar ausschließlich als „Betreuer“ der Enkel sehen und den Eltern deren Rolle als „Erzieher“ nicht streitig machen.
In der zweiten Episode widmet sich der Film der Beziehung zwischen Großeltern und Enkel und geht den Fragen nach, welche Wirkung die Großeltern auf die Enkel und umgekehrt, welche Wirkung die Enkel auf die Großeltern haben können. Obgleich in den einzelnen Sequenzen etwas holzschnittartig die wechselseitigen Wirkmechanismen angesprochen werden, wird erkennbar und nachvollziehbar geschildert, dass beide Seiten voneinander lernen können und die Beziehung für beide Seiten eine lebensgeschichtliche Bereicherung sein kann. Die Großeltern können für die Enkel nicht nur Beziehungspersonen sein, sondern auch Entwicklungsbegleiter und Vermittler von Werten und Normen sein. Die Enkel hingegen können insofern für die Großeltern eine Bereicherung sein, als sie gefordert sind, sich mit der zukünftigen Generation auseinanderzusetzen. Auch ermöglichen sie den Großeltern die eigene Lebensgeschichte zu reflektieren und durch die Auseinandersetzung mit den Enkeln eine neue Mehrgenerationsperspektive einzunehmen.
Nach der zusammenfassenden Zwischenbilanz zum Verhältnis zwischen Großeltern und Enkeln in der dritten Episode berichtet der Autor in der vierten Episode von der Abenteuer-Reise mit seinem Enkel, in der beide gemeinsam in mehreren Etappen mit dem Fahrrad von der Zugspitze bis nach List radelten. Der Autor beschreibt diese Reise als Expedition der beiden, in denen sie nicht nur gemeinsam die Gegenden, die sie durch queren, erkunden, sondern auch eine Art „innerer Forschungsreise“ erlebten, insofern als sie ihre unterschiedlichen Sichtweisen, ihre Stärken und Schwächen besser kennenlernten und so „vertraute Fremde“ werden konnten
In der fünften Episode widmet sich der Film „Den Dritten im Bunde – den Eltern der Enkel“. Berichtet wird hier, dass in der Regel die Großeltern und deren Kinder, die mit der Geburt ihrer Kinder nun selbst Eltern werden, meist zu Beginn noch keine bestimmten Erwartungen zwischen den beiden Parteien vorherrschen. Sie entstehen erst mit der Zeit und daher ist es wichtig, dass die Erwartungen und Wünsche, die die „neuen“ und die „alten Eltern“ jeweils aneinander und in Bezug auf die Enkelkinder haben, frühzeitig offen besprochen werden. Des Weiteren wird in diesem Teil auf die möglichen Konfliktfelder eingegangen, die in dieser neuen Beziehungskonstellation entstehen können. Zuletzt werden die Chancen für beide Seiten benannt, die zu einer vertrauensvollen, offenen und partnerschaftlichen Beziehung zwischen „alten“ und „neuen“ Eltern führen kann.
Diskussion
Der vorliegende Film schildert in kurzen, aber doch nachvollziehbaren Episoden, einen lehrreichen Beitrag dazu, wie eine gute Beziehung zwischen Großeltern und Enkeln entstehen kann und auch wie Großeltern und Eltern der Enkel in dieser neuen Beziehungskonstellation ein neues Verständnis füreinander entwickeln können. Wenn eine offene und vertrauensvolle Auseinandersetzung der „alten“ und der „neuen“ Eltern über die jeweiligen Erwartungen, Wünsche und Vorstellungen erfolgt, dann ist auch eine für alle Beteiligten bereichernde und lehrreiche Beziehungskonstellation möglich, die für alle lebensgeschichtlich bedeutsame Erfahrungen und Entwicklungen eröffnet.
Fazit
Der Film bietet eine Reihe von Anregungen und Impulsen sowohl für die, die schon Großeltern und Eltern sind, als auch für die, die es noch werden.
Rezension von
Angela M. Laußer
Dipl. Soziologin, Beraterin, Trainerin und Coach
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Es gibt 17 Rezensionen von Angela M. Laußer.
Zitiervorschlag
Angela M. Laußer. Rezension vom 19.08.2024 zu:
Kurt Gerwig: Großeltern und ihre Enkel. Der Zauber einer besonderen Beziehung. AV1 Pädagogik-Filme
(Kaufungen).
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31003.php, Datum des Zugriffs 12.09.2024.
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