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Michaela Huber: Wie es ist, muss es nicht bleiben

Rezensiert von Wolfgang Schneider, 12.03.2024

Cover Michaela Huber: Wie es ist, muss es nicht bleiben ISBN 978-3-7495-0471-8

Michaela Huber: Wie es ist, muss es nicht bleiben. Wirksame Psychotherapie-Tools zur Persönlichkeitsveränderung. Junfermann Verlag GmbH (Paderborn) 2023. 120 Seiten. ISBN 978-3-7495-0471-8. D: 22,00 EUR, A: 22,70 EUR.

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Thema

Michaela Huber stellt in ihrem neuesten Buch Arbeitstechniken vor, die sich in der Psychotherapie mit schwer traumatisierten Menschen bewährt haben – in der Arbeit mit Menschen, die schon fast den Glauben an tragfähige Veränderungen aufgegeben hatten. Neben der Bearbeitung von Traumata sind diese Methoden auch für weitere Themenfelder in der Psychotherapie, im Coaching, in der Supervision oder der Beratung geeignet.

Autor:In oder Herausgeber:In

Michaela Huber ist dem Fachpublikum aufgrund ihrer großen Expertise im Bereich Traumafolgen und ritualisierte sexuelle Gewalt ein Begriff. Sie ist psychologische Psychotherapeutin, Supervisorin und Ausbilderin in der Traumabehandlung.

Aufbau und Inhalt

Nach einer Einleitung mit wichtigen Tipps und Hinweisen für die Anwender:innen der vorgestellten Techniken – zum Beispiel dem, dass eigene „Gewordensein“ zu erkennen und wertzuschätzen – stellt Michaela Huber vier Techniken vor, die sie in der Behandlung von Traumapatient:innen einsetzt. Zu all diesen Techniken werden auch Auswertungsblätter vorgestellt sowie eingängige Fallbeispiele geliefert

  • Die Kaskadentechnik

Um nicht zu viel über die Technik an sich zu verraten, sei hier darauf verwiesen, was es bringt, mit den Kaskaden zu arbeiten. Im Prozess sollte deutlich werden, dass die Klient:innen Wissen darüber erlangen, dass das Symptom, was sie beeinträchtigt, auch heute durchaus noch einen subjektiven Sinn hat und sie letztlich einmal vor Schlimmerem bewahrt hat. Dazu gehört auch, „dass das Symptom eine Geschichte hat und in einer Situation entstanden ist, als es nichts Besseres gab oder es das einzige war, das einem übrigblieb“ (S. 30).

  • Die Körper-Problem-Ressourcentechnik

Wer meint, an seiner eigenen Misere nichts verändern zu können, weil ihm/ihr dazu einfach die Fähigkeiten fehlen, der kann sich und seine vorhandenen Stärken unter entsprechend fachlicher Anleitung mit dieser Technik (wieder)finden. Dabei steht am Anfang, „den betroffenen Menschen wieder auf eine freundliche Weise mit dem eigenen Körper mit dem eigenen Körper in Kontakt [zu] bringen“ (S. 33). Nach diesem Beitrag zur Stabilisierung geht es letztlich darum, eigene Ressourcen zu finden und sie mit dem Problem und dessen Lösung in Kontakt zu bringen.

  • Die Hand-aufs-Herz-Technik

Letztlich geht es bei dieser Technik um die Möglichkeit der aufrichtigen Selbstbestätigung, wie Michaela Huber es nennt. Auch hier steht die Berührung von bestimmten Regionen des eigenen Körpers im direkten Zusammenhang mit der Benennung eigener Stärken und Talente. Stark verkürzt soll die Technik am Ende dabei helfen, das Selbst anzuerkennen mit einem guten Gefühl.

  • Die Affektketten-Technik

Es handelt sich dabei um eine Technik, die nicht so ohne weiteres eingesetzt werden kann, da sie einiges an Vorbereitung erfordert und auch nur von erfahrenen Behandler:innen oder Berater:innen eingesetzt werden sollte. Letztlich soll ein körperlich oder emotional schmerzender Zustand in seiner individuellen Entstehungsgeschichte von der Gegenwart zurück betrachtet werden, um so ein Verstehen für die Problematik zu erlangen und so Lösungswege und versteckte Ressourcen zu finden und zu würdigen.

Diskussion

Michala Huber ist eine absolute Expertin auf ihrem Gebiet. Insofern versteht es sich von selbst, dass auch dieses Buch lesenswert ist und lehrreiche Einblicke in die Methoden einer Fachfrau sondergleichen bietet. Dabei sind die vorgestellten Techniken – Kaskadentechnik, „Hand aufs Herz“ und Körperessourcentechnik – nicht ganz neu, sondern von bereits existierenden Methoden für die Therapie abgeleitet. Darüber hinaus finden sich aber auch neue Kombinationen bekannter Techniken wie zum Beispiel Timeline-, Screen- und Containment-Technik. Zu allen Tools wird anschaulich beschrieben, wie sie eingesetzt werden können, worauf besonders zu achten ist, welche Voraussetzungen und Vorarbeiten nötig sind und was sie bewirken können. Alles in allem also ein Buch, das neues Wissen bei den Leser:innen generiert, sofern sie sich denn über die einleitenden Seiten zuende gewundert haben. Dass Michaela Huber, bekanntlich eine große Kritikerin der politischen Maßnahmen während der Corona-Pandemie, den Raum bekommt, in einem Fachbuch so viel persönliche Meinung zu äußern, die zumindest aus Sicht des Rezensenten nichts mit dem Thema des Buches zu tun hat, ist verwunderlich – ohne dabei Michaela Hubers Meinung an sich kritisieren zu wollen. Wenn dann noch krude Theorien über die Wirkung von Corona-Impfungen ohne jede Quelle verbreitet werden (Wer hat eigentlich je behauptet, dass diese oder nahezu jede andere Impfung einen hundertprozentigen Schutz bietet?), dann überlegt man für einige Sekunden, ob man dieses Buch wirklich lesen möchte oder ob man sich eventuell vergriffen hat und vielleicht doch eine Querdenker-Veröffentlichung in den Händen hält. Wer diesen Teil staunend und auch ein bisschen peinlich berührt überstanden hat, der findet das, was ein Huber-Buch verspricht: höchste Fachkompetenz in eingängig lesbarer Form, das mit grafischen Elementen und Zeichnungen hervorragend abgerundet wird. Material zu den einzelnen Techniken findet sich über einen zur Verfügung gestellten Downloadlink des Verlages.

Fazit

Wer nach der Einleitung noch dabei ist, den erwartet ein Buch, wie man es von Michaela Huber kennt – auf höchstem Niveau mit sehr viel lehrreichem Input, gepaart mit liebevollen Zeichnungen.

Rezension von
Wolfgang Schneider
Sozialarbeiter
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Zitiervorschlag
Wolfgang Schneider. Rezension vom 12.03.2024 zu: Michaela Huber: Wie es ist, muss es nicht bleiben. Wirksame Psychotherapie-Tools zur Persönlichkeitsveränderung. Junfermann Verlag GmbH (Paderborn) 2023. ISBN 978-3-7495-0471-8. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31021.php, Datum des Zugriffs 14.01.2025.


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