Cora Besser-Siegmund, Harry Siegmund et al.: Zukunfts-Resilienz
Rezensiert von Prof. Dr.em. Jürg Frick, 18.01.2024

Cora Besser-Siegmund, Harry Siegmund, Lola Siegmund, Elke Hartmann-Wolff: Zukunfts-Resilienz. Stark werden in Krisenzeiten. Junfermann Verlag GmbH (Paderborn) 2023. 160 Seiten. ISBN 978-3-7495-0505-0. D: 25,00 EUR, A: 25,70 EUR.
Thema
Die Autor*innen wollen interessierten Leser*innen den besonders durch Medien weit verbreiteten Zukunftsängsten und Negativschlagzeilen mit ihrem Konzept der Zukunfts-Resilienz ein aktives und positives Emotionsmanagement mit Coaching- und Selbstcoachingmöglichkeiten entgegenhalten.
Autor*innen
Cora Besser-Siegmund, Harry Siegmund und Lola Siegmundleiten das Besser-Siegmund Institut in Hamburg; Elke Hartmann-Wolff ist Redakteurin beim Magazin ‚Psychologie heute‘ und wingwave-Coach und Verfasserin des 2. Kapitels.
Aufbau und Inhalt
Das Buch gliedert sich in 15 Kapitel und einem Anhang zum wingwave-Coaching sowie Infos zur wingwave-Ausbildung.
In der Einleitung definieren die Autor*innen die Zukunfts-Resilienz als Fähigkeit, die persönliche Zukunft trotz problematischer Prognosen mit positiven Lichtquellen auf dem Lebensweg Richtung Zukunft wahrzunehmen – wichtig, um in der Flut von negativen Nachrichten nicht unterzugehen. Dazu gehen sie von den 7 Säulen der Resilienz – Akzeptanz und Zufriedenheit, Optimismus, soziale Bindung und Netzwerk, Lösungsorientierung, Verlassen der Opferrolle und Übernahme von Verantwortung, Selbstwahrnehmung/​Selbstreflexion/​Selbstwirksamkeit sowie Zukunftsplanung – aus, die sie mit verschiedenen Übungsvorschlägen stärken wollen.
Elke Hartmann-Wolff plädiert im 2. Kapitel für einen bewussten und zurückhaltenden Umgang mit der (negativen) Nachrichtenflut.
Anschließend geht es um die unterschiedlichen Erregungssysteme unseres Nervensystems (arousel) und die Wichtigkeit, sich bewusst in Zeitfenstern (statt permanent) über Nachrichten zu informieren. Dazu helfen laut den Autor*innen ‚Micro Wings‘, kleine Flügelschläge im Alltag. Beispiele: Grübelfilme am Abend in Violett durchdenken, das Wort Zukunft in emotional attraktiven Farben und Formen aussprechen-lesen-denken.
Statt an Weltuntergangsideen und selbsterfüllenden Prophezeiungen anzuhängen – beides lähmt – geht es darum, eine positive Zukunftserwartung zu entwickeln (oder behalten), was sich z.B. auch in einer bewussten und positiven Wortwahl zeigt.
Es geht auch darum, sich in einer positiven Zukunftsvision wahrzunehmen und mit subjektiv positiven Emotionen zu verknüpfen: dazu helfen ‚anziehende‘ Bilder von sich selber, die mit Musik, Beleuchtung, wingwave-Musik der Autor*innen usw. verstärkt werden.
In einem weiteren Kapitel geht es um den Colliculus-Effekt: ein Aufmerksamkeits-Zentrum des Gehirns. Die Aktivierung des Colliculus durch die EMDR-Augenbewegungen – am besten in Präsenzsitzungen – hilft zum Stressabbau. Für das Selbstcoaching eignet sich die wingwave-Musik mit Kopfhörer: die Augen suchen impulsgesteuert den Ton, der sich immer links und rechts abwechselt, was zur Entspannung führt. Viele weitere Möglichkeiten finden sich auf den Seiten 85–100.
In einem weiteren Kapitel werden die Auswirkungen von positiven Emotionen auf verschiedenste Körperfunktionen wie Muskeltonus oder Atem beschrieben und weitere Selbstcoaching-Übungen vorgeschlagen (S. 104–107).
Zukunfts-Resilienz heisst für die Autor*innen auch Training in Hoffnung sowie in Überraschungskompetenz: eine persönliche oder andere Herausforderung als Thema und nicht als Problem zu betrachten sowie negative Erfahrungen als Lernfelder zu verstehen. Dabei geht es nicht darum, negative Seiten eines Ereignisses einfach zu leugnen, sondern die Sache von einer anderen, lösungs- und zukunftsorientierten Seite her zu betrachten.
Werte als Kraftquellen für die Zukunfts-Resilienz können mit einer persönlichen Wertehierarchie genutzt werden: Was ist mir wichtig? Wie verankere ich das?
Die Selbstmotivation durch den inneren Dialog mit motivierenden positiven Formulierungen – ‚das wirst du schaffen‘ usw. – in Verbindung mit der ‚richtigen‘ Stimme und Musik wird als weitere Möglichkeit der Zukunfts-Resilienz dargestellt. Das kann zusätzlich auch Energievorbilder wie Schauspieler u.a. beinhalten. Damit verlässt man die Opferrolle und übernimmt Verantwortung. Dabei plädieren die Autor*innen für eine realistische Sicht: sich auch alle möglichen negative Konsequenzen vorzustellen kann richtig angepackt durchaus konstruktiv sein, um daraus wichtige Konsequenzen und Lernmöglichkeiten für zukünftige Verbesserungen zu ziehen. Die Beschäftigung mit zukünftigen möglichen Herausforderungen als Gedankenspiel aufzufassen, kann dabei helfen, nicht naiv nur an das Positive zu glauben und dann zu scheitern.
Im Kapitel zum sozialen Zukunftspanorama finden wir eine Erweiterung der Ausführungen über das Zukunfts-Ich: für die Realisierung unserer Zukunftsziele braucht unser Gehirn konkrete intensive, sinnesfreundliche und ganzheitliche Vorstellungen. Ein motivierender Zukunftsfilm mit einem positiven Zukunftsszenario wie zum Beispiel eine gelungene Prüfung. Wichtig dabei ist die intensive Imagination des zufriedenstellenden Ausgangs des Zukunftserlebnisses mit einem gratulierenden Prüfer, dem klatschenden Publikum; auch hier sind laut den Autor*innen zusätzliche farbige Collagen nützlich, die man aufhängen lassen sollte.
Diskussion
Das vorliegende Buch stellt nach kurzen theoretischen Grundgedanken Coaching- und Selbstcoaching-Methoden für ein effektives Emotionsmanagement zur Zukunfts-Resilienz von Individuen vor, wobei neben der neurobiologischen Bezugnahme auch die gezielte Nutzung von ressourcenorientierten Ansätzen dargestellt wird. Es bietet eine anregende, gut lesbare und auch mit ansprechend-passenden Bildern versehene Lektüre zum Thema. Als empfehlenswerte ergänzende und erweiternde Lektüre bietet sich idealerweise das Buch von Karim Fathi: Resilienz im Spannungsfeld zwischen Entwicklung und Nachhaltigkeit, Wiesbaden 2019, an.
Einige wenige Druckfehler wären für eine 2. Auflage zu korrigieren.
Fazit
Es handelt sich um ein anregendes und praxisbezogenes Buch, das sich sowohl für an Selbstcoaching Interessierte wie für Beratende eignet.
Rezension von
Prof. Dr.em. Jürg Frick
Langjähriger Dozent und Berater an der Pädagogischen Hochschule Zürich.
Seit 2017 eigene Praxis (Beratungen, Supervision, Weiterbildungsseminare) und freier Mitarbeiter u.a. an diversen Pädagogischen Hochschulen.
www.juergfrick.ch
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