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Robert Brooks, Sam Goldstein: Das Resilienzbuch

Rezensiert von Dr. Marlen Eisfeld, 14.10.2024

Cover Robert Brooks, Sam Goldstein: Das Resilienzbuch ISBN 978-3-608-98741-6

Robert Brooks, Sam Goldstein: Das Resilienzbuch. Kinder fürs Leben stärken. Klett-Cotta Verlag (Stuttgart) 2023. 9. Auflage. 384 Seiten. ISBN 978-3-608-98741-6. D: 23,00 EUR, A: 23,70 EUR.

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Thema

Ziel des Buches ist die Entwicklung eines vertieften Verständnisses über das Resilienzkonzept. Mit dieser nunmehr 9. Auflage, zeigt dieser Klassiker seine hohe Bedeutsamkeit für die Praxis. Bekannt geworden ist dieses Buch unter diesem Titel: „Das Resilienz-Buch. Wie Eltern ihre Kinder fürs Leben stärken – Das Geheimnis der inneren Widerstandskraft“. Eine Rezension dieser Ausgabe von Michael Schnabel (16.09.2008) gibt es hier: https://www.socialnet.de/rezensionen/4434.php. Kaum abweichend von den ersten Auflagen bietet das Buch einen praxisnahen Wegweiser in die Entwicklung von resilienten Kindern. Im Vordergrund steht dabei der präventive Charakter, um psychischen Störungen vorzubeugen.

Autoren

Robert Brooks und Sam Goldstein arbeiten und forschen seit fünfzig Jahren gemeinsam zum Thema Resilienz. Ihre Erfahrungen aus der klinischen Tätigkeit als Psychologen mit Kindern, Eltern, ErzieherInnen und anderen Fachleuten beschreiben Resilienz als ein bedeutsames Konzept für die positive Veränderung von Entwicklungswegen. Beide haben ihre Forschungstätigkeit an renommierten Universitäten durchgeführt. So hat Robert Brooks an der Harvard Medical School gelehrt, und Sam Goldstein unterrichtet an der Universität von Utah und ist zudem Klinischer Direktor des „Neurology Learning and Behavior Center“.

Aufbau und Inhalt

Zwei Vorworte führen diese Auflage des Buches ein. PD. Dr. med. Edgar Friedrichs verweist auf die hohe Relevanz der Thematik. Laut Bundesärztekammer gibt es in Deutschland einen „bedrohlichen Vormarsch“ von Depressionen, Suchtkrankheiten, Essstörungen und aggressivem Verhalten, welche erhebliche Risikofaktoren für ein gesundes Leben darstellen. Deshalb bieten salutogene Ansätze wie das Resilienzkonzept einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung von Wirkfaktoren zur Gesundheit. Im zweiten Vorwort benennen die beiden Autoren das zentrale Ziel ihres Buches: „In diesem Buch wollen wir die Ergebnisse unserer Forschung zum Thema Resilienz und zu der Frage, warum manche Kinder mit schlimmsten Lebensumständen fertigwerden, zusammenfassen und in praktischer Form vorlegen. Nach unserer Überzeugung ist es die wichtigste Aufgabe von Eltern und ErzieherInnen, unseren Kindern eben diese Fähigkeiten auf Dauer zu vermitteln“ (S. 18). So gliedern die Autoren das Buch in 13 Kapitel. Alle Kapitel sind mit einschlägigen Überschriften und Begriffen untergliedert. Der Anhang gibt einen Überblick zu den einzelnen Kapiteln in Form von kurzen Ratschlägen. Zudem gibt es eine Übersicht der Fallbeispiele am Ende des Buches und nach dem Literaturverzeichnis folgt eine Auflistung von zusätzlich empfohlener Literatur zum Thema.

Inhalt der Kapitel:

1 Die Träume und Wunschvorstellungen der Eltern

Hier werden zentrale Fachbegriffe anschaulich erklärt und mit der Lebenswirklichkeit der Eltern und ihrer Kinder in Zusammenhang gebracht. Zunächst wird die Welt- und Lebensorientierung des resilienten Kindes beschrieben. Es folgt die Perspektive der Eltern auf eine resilienzfördernde Welt- und Lebensorientierung. Dazu wird der Begriff der Empathie eingeführt und welche Bedeutung die elterliche Sicht auf das Kind hat. Akzeptanz und Wertschätzung sowie die Identifikation von „Kompetenzinseln“ (Stärken) der Kinder werden verdeutlicht, damit unsere auch unsere Zukunft sind.

2 Empathie lehren und vermitteln

Mit dem Begriff der Empathie beschäftigt sich auch das 2. Kapitel. Schwerpunkt wird nun auf die Funktion und die praktische Relevanz gesetzt. Durch die Veranschaulichung von vier Hindernissen im Erziehungsalltag können Eltern lernen, wie sie empathisch mit ihren Kindern umgehen können und durch diese Kenntnis den heilsamen Einfluss der Empathie erleben.

3 Wirksames Kommunizieren

Nach der Definition zur Kommunikation in einer resilienten Welt- und Lebensorientierung dienen zehn Schritte zur wirksamen Kommunikation in der Eltern-Kind-Beziehung. Dabei gilt die Regel: Zuhören – lernen und verstehen – Einfluss nehmen. Fallbeispiele zeigen auch hier, wie Geduld oder Humor den Kommunikationsprozess beeinflussen kann und damit auch die Resilienzfähigkeit des Kindes.

4 Erziehungsauftrag und Wortwahl

In diesem Kapitel wird auf die Vergangenheit der Eltern eingegangen. Durch die Beschreibung von Skripts wird erklärt, weshalb sie so beharrlich und vorhersagbar sind. Hindernisse bei negativen Skripts und Leitsätze für positive Skripts werden anschaulich dargelegt. Das Kapitel endet mit Hinweisen zur Umformulierung von Skripts.

5 Liebe und Wertschätzung

Als sehr zentral für das resiliente Aufwachsen werden Liebe und Wertschätzung in diesem Kapitel thematisiert. So können Eltern in sechs Schritten allgemeinverständlich lernen, wie sie ihren Kindern das Gefühl vermitteln, dass sie geliebt und als sie selbst geschätzt.

6 Das Kind akzeptieren – so wie es ist

Wie bereits aus dem 1. Kapitel bekannt ist, dient Akzeptanz als Voraussetzung für Resilienz, deshalb werden hier vier Schritte zur Akzeptanz vorgestellt. Als theoretische Einführung werden aktuelle Temperamentskonzepte und die damit verbundenen ungleichen Fähigkeiten der Kinder beschrieben.

7 Erfolgserfahrungen

In diesem Kapitel geht es um die Stärken bzw. Kompetenzinseln der Kinder. Dabei werden zunächst Hindernisse identifiziert, die der Festigung von Kompetenzinseln entgegenstehen. Dem Prinzip dieses Buches folgend werden dann praxisnahe Prinzipien für die Stärkung kindlicher Erfolgserfahrungen vorgestellt.

8 Aus Fehlern lernen

Um Fehler und Rückschläge zu verstehen, müssen Eltern zunächst die Hindernisse erkennen, die den produktiven Blick auf eigene Fehler verstellen. Erst dann können sie Kindern helfen, mit Fehlern und Misserfolgen umzugehen und die Furcht vor Fehlern zu verlieren.

9 Verantwortungsbereitschaft, Mitgefühl und soziales Empfinden

Im Rahmen der Resilienzentwicklung wird auch gesellschaftliches Engagement verstanden und mit Hilfe von fünf Prinzipien aufgezeigt, wie wir unseren Kindern helfen können, Verantwortung, Mitgefühl und soziales Empfinden auszubilden.

10 Problemlösefähigkeit und Entscheidungskompetenz

Eine weitere Schlüsselkompetenz ist die Problemlösefähigkeit von Kindern, die in diesem 10 Kapitel durch Hindernisse für die Ausbildung von Entscheidungskompetenz und Prinzipien zum Erlernen von Entscheidungskompetenzen begründet wird.

11 Erziehung zur Disziplin

Für eine resiliente Orientierung der Erziehungsgrundsätze steht dieses Kapitel. Themen zur Disziplin und Strafe werden in sieben Hindernisse gegliedert und erläutert. Es folgen neun Erziehungsgrundsätze, die Kindern eine resiliente Entwicklung ermöglichen.

12 Das Bündnis zwischen Elternhaus und Schule

Die Schule als weiterer Ort in der Lebenswelt von Kindern wird über Prinzipien eines produktiven Eltern-Lehrer-Verhältnisses beschrieben. Auch schulische Interventionen werden anhand von Prinzipien dargestellt. Zentral ist der empathische und wertschätzende Umgang miteinander.

13 Mut und Hoffnung

Ausführliche Fallgeschichten von Ed und die Sitzungen mit Lisa runden das Buch ab.

Diskussion

Resilienz wird von den Autoren als grundsätzliche Kompetenz verstanden, um mit den täglichen Herausforderungen des Lebens zurechtzukommen, dabei vertreten sie einen sehr weiten Resilienzbegriff, ohne diesen in weitere theoretische Modelle einzuordnen. Mit dem Ziel des Buches Eltern und Fachleute eine Anleitung zur resilienten Erziehung ihrer anvertrauten Kinder zu geben, geht auch ein sehr hoher Appellcharakter einher, der keine Rücksicht auf die Komplexität des Lebens nimmt. Durch die unterschiedlichen Fallgeschichten wird dennoch deutlich, welches Potenzial diese Sichtweise auf die kindliche Entwicklung birgt. In Kombination mit weiteren entwicklungspsychologischen Konzepten eine Bereicherung.

Fazit

Eine enge Verzahnung der theoretischen Erkenntnisse zur Resilienz mit den praktischen Beispielen macht dieses Buch besonders lesenswert. Es ist zur Orientierung von Eltern und Fachleuten für eine resiliente Erziehung sehr gut geeignet.

Rezension von
Dr. Marlen Eisfeld
Universität Rostock
Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation
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Es gibt 2 Rezensionen von Marlen Eisfeld.

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ISSN 2190-9245