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Melitta Horak, Sonja Haubitzer: Community health nurse

Rezensiert von Jürgen Drebes, 25.07.2023

Cover Melitta Horak, Sonja Haubitzer: Community health nurse ISBN 978-3-7089-2107-5

Melitta Horak, Sonja Haubitzer: Community health nurse. Handlungsfelder der Pflege im Kontext von Public Health. Facultas Verlag (Wien) 2021. 155 Seiten. ISBN 978-3-7089-2107-5. D: 24,20 EUR, A: 24,90 EUR, CH: 31,00 sFr.

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Thema

Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit der Implementierung von Community Health Nursing als Public-Health-bezogenes Handlungsfeld in Österreich. Es lehnt sich an die internationalen Entwicklungen unter Berücksichtigung der Gegebenheiten und Herausforderungen des österreichischen Gesundheitssystems an.

Autorinnen

Melitta Horak ist Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Advanced Practice Nurse, Integrierte Versorgungsmanagerin sowie zertifizierte Casemanagerin und hat sich spezialisiert in den Bereichen Public Health und Public/​Community/​Family Health Nursing. Sie ist Hochschullehrende an der Fachhochschule Kärnten.

Sonja Haubitzer ist Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Juristin, Master of Education, gerichtlich beeidete Sachverständige sowie Referentin für Pflege und Recht. Sie ist Hochschullehrende an der Fachhochschule Kärnten.

Entstehungshintergrund

Die persönliche Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern und damit die Gesundheitskompetenz zu stärken, war das erklärte Ziel im Zielsteuerungsvertrag 2017–2021 des österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Im Regierungsprogramm 2020–2024 wurde das Ziel aufgegriffen und das Projekt ‚Community Nurse‘ zur Unterstützung pflegender Angehöriger mit der Koordination von mobilen Pflege- und Betreuungsdiensten sowie der Durchführung präventiver Hausbesuche ab dem 75. Lebensjahr beschlossen.

Aufbau und Inhalt

In der Einleitung wird von den Autorinnen die Notwendigkeit neuer Handlungskonzepte in der pflegerischen Versorgung in Österreich dargestellt. In Kapitel 1 beschreiben Melitta Horak und Sonja Haubitzer den aktuellen Status der Pflegefachpersonen bzw. der Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegenden in Österreich. Dabei werden die unterschiedlichen Versorgungsbereiche im Gesundheitssystem skizziert sowie die Bedeutung und Weiterentwicklung der Primärversorgung betont. Weiter beschreiben die Autorinnen die Ausbildungssituation in der Gesundheits- und Krankenpflege und nehmen mit Betonung der Kompetenzbereiche Bezug auf das Berufsbild des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege.

In Kapitel 2 wird von den Autorinnen der Begriff Public Health definiert sowie erläutert und anschließend das Verständnis von Krankheit und Gesundheit aus unterschiedlichen Sichtweisen aufgezeigt. Es folgt eine Darstellung verschiedener Modelle und Konzepte von Prävention und Gesundheitsförderung. Bevor abschließend Grundrechte in der Pflege beschrieben werden, wie beispielsweise das Recht auf persönliche Freiheit oder das Recht auf Gesundheit, beleuchten Melitta Horak und Sonja Haubitzer den Paradigmenwechsel von ‚Primary Medical Care‘ zu ‚Primary Health Care‘.

In Kapitel 3 wird der Begriff ‚Public Health‘ um den Aspekt der Pflege erweitert und mit den Handlungsfeldern ‚Community Health Nursing‘ und ‚Family Health Nursing‘ in Zusammenhang gebracht. Die Autorinnen beschreiben den ‚Public Health Nursing Process‘ zur Erfassung und Einbeziehung aller relevanten Faktoren in einer Gemeinschaft sowie der Identifizierung der Zielgruppen in unterschiedlichen Institutionen. Nachfolgend wird das ‚Public Health Intervention Wheel‘ dargestellt, in dem die unterschiedlichen Interventionsbereiche einer Community Health Nurse farblich unterschieden werden. Im roten Interventionsbereich erfolgt die Identifizierung von Fallsituationen mit Kontrolle und Überwachung von gesundheitsgefährdenden Prozessen, die Ermittlung von Erkrankungen und gesundheitsgefährdenden Faktoren, das soziale Engagement sowie die systematische Überprüfung in Form von Screenings. Im grünen Interventionsbereich werden Bereiche dargestellt, in denen eine Weitervermittlung und eine Nachbetreuung erfolgt, eine Delegationsfunktion eingenommen wird oder Case Management zum Tragen kommt. Im blauen Interventionsbereich sind Bereiche entsprechend markiert, in denen Beratung und psychosoziale Betreuung sowie Gesundheitslehre angeboten wird. Im orangefarbenen Interventionsbereich erfolgt die Zusammenarbeit und Vernetzung bzw. die Organisation von Gemeinschaften und im gelben Interventionsbereich sind Bereiche entsprechend markiert, in denen die Anwaltschaft für gesundheitliche Belange, das soziale Marketing sowie die Durch- und Umsetzung von Strategien begründet ist.

Im Kapitel 4 werden die rechtlichen Grundlagen für die Anwaltschaft von gesundheitlichen Belangen beschrieben. Die Autorinnen skizzieren hierbei das Erwachsenenschutzrecht mit den Bereichen Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit, persönliche und familiäre Angelegenheiten sowie die Zustimmung zur medizinischen Behandlung der gesetzlichen Gesundheitsberufe. Ferner werden mit der Vorsorgevollmacht, der gewählten Erwachsenenschutzvertretung sowie der gesetzlichen und gerichtlichen Erwachsenenvertretung die vier verschiedenen Arten der Vertretungsformen angeführt. Melitta Horak und Sonja Haubitzer geben dann Auskunft über Aufgaben und Pflichten in der Erwachsenenvertretung und gehen abschließend ausführlich auf die Patientenverfügung ein.

Kapitel 5 beschäftigt sich mit unterschiedlichen Instrumenten für die Umsetzung von Community Health Nursing. Die Autorinnen beschreiben hier ein ‚Community Health Assessment‘, das im Rahmen eines Lehrprojektes zusammen mit amerikanischen und österreichischen Studierenden in Österreich durchgeführt worden ist. Dieses Assessment-Instrument folgt den drei Schritten ‚Beschreibung und Identifizierung einer Gemeinschaft‘, ‚Windshield Survey‘ sowie ‚erweiterte Daten- und Informationssammlung durch Interviews‘. Als weitere Instrumente werden von den Autorinnen das ‚Calgary Familien-Assessment‘ und das ‚15-Minuten-Familiengespräch‘ dargestellt. Abschließend führen Melitta Horak und Sonja Haubitzer den Pflegeprozess im Sinne des Advanced Nursing Process als Instrument für die Umsetzung von Community Health Nursing mit den unterschiedlichen Klassifikationssystemen an.

Im abschließenden Kapitel 6 werden von den Autorinnen rechtliche Grundlagen in Bezug auf Schadenersatzrecht und Haftung beschrieben, die bei der Implementierung von Community Health Nursing von Bedeutung sind. Unterschieden werden hier Definition und Erläuterung der rechtlichen Bedeutung des Begriffes Schaden, der Begriffe Rechtswidrigkeit und Schutzzweck der Norm, des Begriffes Verschulden sowie des Begriffes Kausalität.

Diskussion

In dem Buch Community Health Nurse – Handlungsfelder der Pflege im Kontext von Public Health gelingt es Melitta Horak und Sonja Haubitzer eindrücklich, das komplexe Thema Community Health Nursing komprimiert und dennoch umfassend darzustellen. Zu Beginn wird die Situation der pflegerischen Versorgung in Österreich in der Übersicht skizziert und die Bedeutung einer Weiterentwicklung des Berufsbildes hervorgehoben. An dieser Stelle wäre meiner Meinung nach wichtig gewesen, darauf hinzuweisen, dass eine angemessene pflegerische Versorgung mit der Akademisierung der Pflegeberufe einhergeht und die Verantwortlichkeiten auf alle an der Versorgung beteiligten Professionen entsprechend ihrer Qualifikationen verteilt werden müssen. Bereits im Buchtitel wird betont, dass das Thema Community Health Nurse im Kontext von Public Health betrachtet wird, folglich wird in den nächsten zwei Kapiteln sowohl das Thema Public Health allgemein als auch im Weiteren der Public Health Nursing Prozess speziell betrachtet. Hier hätte ich mir gewünscht, dass bei der Betrachtung der Interventionsbereiche das Thema Case Management noch stärker einbezogen wird. Die Bedeutung einer Anwaltschaft von gesundheitlichen Belangen ist ein wichtiger Aspekt, der von den Autorinnen entsprechend gewürdigt wird. Bei der Vorstellung von Instrumenten für die Umsetzung von Community Health Nursing wäre meiner Meinung nach wichtig, darauf hinzuweisen, dass eine Community Health Nurse dahingehend ausgebildet werden muss, abhängig vom jeweiligen Setting, eigenständig passgenaue Assessments nach wissenschaftlichen Kriterien zu entwickeln. Die abschließend aufgeführten rechtlichen Grundlagen zu den Themen Schadensrecht und Haftung sind zwar bedeutsam, es stellt sich jedoch die Frage, ob in anderen Bereichen des Gesundheitssystems ähnlich kritisch mit diesen Begriffen umgegangen wird.

Fazit

Ähnlich wie in Deutschland befindet sich die pflegerische Versorgung der österreichischen Bevölkerung zu sehr in der Verantwortung der Medizin. Im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten wird in dem Buch der Handlungsansatz von Community Health Nursing sehr gut dargestellt. Es fehlt ein wenig der Mut, die bestehenden Strukturen kritisch zu betrachten und auf einen Prüfstand zu heben.

Rezension von
Jürgen Drebes
Doktorand der Pflegewissenschaft Wissenschaftlicher Mitarbeiter Lehrstuhl für Community Health Nursing Department für Pflegewissenschaft Fakultät für Gesundheit Private Universität Witten/Herdecke gGmbH
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Es gibt 5 Rezensionen von Jürgen Drebes.

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Zitiervorschlag
Jürgen Drebes. Rezension vom 25.07.2023 zu: Melitta Horak, Sonja Haubitzer: Community health nurse. Handlungsfelder der Pflege im Kontext von Public Health. Facultas Verlag (Wien) 2021. ISBN 978-3-7089-2107-5. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31167.php, Datum des Zugriffs 23.01.2025.


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