Tassilo Knauf, Barbara Huber-Kramer: Das individuelle Entwicklungs- und Kompetenz-Profil
Rezensiert von Stefanie Fischer, 28.03.2024
Tassilo Knauf, Barbara Huber-Kramer: Das individuelle Entwicklungs- und Kompetenz-Profil. EKP: beobachten und dokumentieren: 3-6 Jahre. Verlag Herder GmbH (Freiburg, Basel, Wien) 2023. 48 Seiten. ISBN 978-3-451-39439-3. D: 18,00 EUR, A: 18,60 EUR, CH: 25,90 sFr.
Thema
Seit mehr als zwei Jahrzehnten gehört die Beobachtung und Dokumentation von kindlichen Entwicklungs- und Lernprozessen zu den grundlegenden Aufgaben der Kindertageseinrichtung. Das Heft „Das individuelle Entwicklungs- und Kompetenzprofil. Beobachten und dokumentieren. 3–6 Jahre.“ ist ein Manual zum standardisierten Beobachtungs- und Dokumentationsinstrument.
Autor:in
Der Autor Prof. Dr. Tassilo Knauf war Diplom-Pädagoge und emeritierter Professor für Elementarerziehung und Primarstufen-Pädagogik der Universität Duisburg-Essen. Er hat maßgeblich zur Verbreitung des Reggio-Ansatzes in Deutschland beigetragen. Er verstarb im Jahr 2023. Das Heft ist unter der Mitarbeit von Barbara Huber-Kramer, Erzieherin, Betriebswirtin und Wirtschaftsmediatorin, entstanden.
Entstehungshintergrund
Das Entwicklungs- und Kompetenzprofil wurde bereits in den Jahren 2003 bis 2005 mit und in den städtischen Kindertageseinrichtungen Mühlheim an der Ruhr und Gütersloh entwickelt und erprobt. Über die Jahre erfolgten Überarbeitungen, zuletzt im Jahr 2020.
Aufbau und Inhalte
Das Manual umfasst 48 Seiten und ist in 6 Kapitel aufgeteilt.
In Kapitel 1 gibt der Autor allgemeine Grundlagen und Hinweise zur Durchführung. Inhaltlich beantwortet er die Fragen wie: Warum werden Kinder in der Kita beobachtet? Ist die Beobachtung eine statische Aufgabe? Was soll beobachtet werden? Und wie können diese Beobachtungen dokumentiert werden?
In Kapitel 2 wird das Entwicklungs- und Kompetenzprofil vorgestellt. Kapitel 2.1 beschreibt zunächst die Entstehung des Bogens und dessen Zielsetzung. Anschließend wird der Aufbau des Bogens und dessen Grundlage dargestellt. Kapitel 2.1 fasst die formalen Anforderungen an die Arbeit mit dem Entwicklungs- und Kompetenzprofil zusammen und gibt Aufschluss über die Handhabung des Bogens. Die Informationsbasis für die Profilerstellung bildet die systematische Kurzzeitbeobachtung. In Kapitel 2.2 stellt der Autor die Kriterien für die Qualität der Kurzbeobachtung dar.
Das Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Verknüpfung von der Arbeit mit dem Entwicklungs- und Kompetenzprofil und der Portfolioarbeit.
Kapitel 4 beinhaltet die Darstellung der Items des Entwicklungs- und Kompetenzprofils in tabellarischer Form.
Die 6 Kompetenzbereiche Motorik, Wahrnehmung, Sozialkompetenz, Selbstkompetenz, Methodenkompetenz und Sachkompetenz sind in weitere Unterpunkte unterteilt, zu denen jeweilige Erläuterungen dargestellt werden.
Kapitel 5 und 6 enthalten jeweils eine beispielhafte Kurzbeobachtung, die im Anschluss mithilfe des Bogens bearbeitet wird.
Diskussion
Die Bildungs- und Entwicklungsdokumentation ist eine wesentliche Aufgabe in der Arbeit in der Kindertagesbetreuung. Auf dem Markt ist eine Vielzahl an Konzepten zur Beobachtung und Dokumentation vorhanden. Differenzieren sind hier die jeweiligen Zielsetzungen. Das Entwicklungs- und Kompetenzprofil fokussiert sich auf die Stärken der Kinder und möchte die bereits erworbenen Kompetenzen festhalten. Gleichzeitig können erste Anhaltspunkte für besonderen Unterstützungsbedarf festgehalten werden, auf die entsprechende Unterstützungsmaßnahmen aufgebaut werden können. Dies spart die Anwendung eines weiteren Bogens. Zudem verknüpft es das oft bereits bestehende Handwerkszeug von pädagogischen Fachkräften, die Kurzzeitbeobachtung und die Portfolioarbeit miteinander und lässt sich somit in die Basisarbeit der Einrichtung integrieren. Denn die Besonderheit des Bogens liegt in der Anwendung: Im Gegensatz zu anderen Instrumenten erfolgt die Auswertung des Bogens anhand der Analyse gesammelter Beobachtungen. Dies macht die Bearbeitung des Bogens zeitlich flexibel, da es unterdessen keine unmittelbare Anwesenheit des Kindes benötigt. Ein weiterer Vorteil liegt im Gesamtkonzept. Neben dem vorliegenden Manual gibt es weitere Ausgaben für die Altersstrukturen 0 – 3 Jahre und 6 bis 12 Jahre. Dies hat den Vorteil, dass von der Krippe bis in die Grundschule die Einarbeitung in ein Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren ausreicht und somit die Übergänge auf einer Basis gestaltet werden können. Die entsprechenden Beobachtungsbögen sind separat zu erwerben.
Fazit
Das Manual leitet auf knappen 48 Seiten gut verständlich und anschaulich durch die Grundlagen, Ziele und Anwendungen des Bogens und stellt bei guter Einführung sicher ein qualitatives Beobachtungs- und Dokumentationsinstrument für Einrichtungen dar. Das Entwicklungs- und Kompetenzprofil (EKP) ist ein standardisiertes Instrument, das die geistige, körperliche, emotionale und soziale Entwicklung sowie die Persönlichkeit und das Kompetenzprofil des Kindes in den Blick nimmt. Es handelt sich um ein erprobtes Verfahren, das handhabbar und alltagstauglich ist und dabei die zeitlichen Ressourcen pädagogischer Fachkräfte schont.
Rezension von
Stefanie Fischer
Kindheits- und Sozialpädagign (B.A.), Fachberatung für Tageseinrichtungen, Studentin im Masterstudiengang Kindheits- und Sozialwissenschaften an der Hochschule Koblenz
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Es gibt 4 Rezensionen von Stefanie Fischer.
Zitiervorschlag
Stefanie Fischer. Rezension vom 28.03.2024 zu:
Tassilo Knauf, Barbara Huber-Kramer: Das individuelle Entwicklungs- und Kompetenz-Profil. EKP: beobachten und dokumentieren: 3-6 Jahre. Verlag Herder GmbH
(Freiburg, Basel, Wien) 2023.
ISBN 978-3-451-39439-3.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31171.php, Datum des Zugriffs 03.11.2024.
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