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Gudrun Marci-Boehncke, Matthias Rath: Außerschulische Medienbildung im digitalen Alltag

Rezensiert von Stefan Kühne, 15.03.2024

Cover Gudrun Marci-Boehncke, Matthias Rath: Außerschulische Medienbildung im digitalen Alltag ISBN 978-3-86736-561-1

Gudrun Marci-Boehncke, Matthias Rath: Außerschulische Medienbildung im digitalen Alltag. Ein Handbuch. kopaed verlagsgmbh (München) 2023. 150 Seiten. ISBN 978-3-86736-561-1. D: 18,00 EUR, A: 18,50 EUR.

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Thema

Das Handbuch thematisiert die Themen Medienbildung und Medienerziehung in der heutigen digitalen Welt. Es richtet sich dabei sowohl an Eltern als auch alle pädagogischen Fachkräfte, wie z.B. Lehrpersonen oder Fachkräfte der vorschulischen und außerschulischen Bildungs- und Beratungsarbeit. Als Handbuch ist es mit praktischen Übungen (bzw. Reflexionsfragen) und umfassenden Literaturverweisen ausgestattet.

Autor:innen

Gudrun Marci-Boehncke ist Professorin für Elementare Vermittlungs- und Aneignungsaspekte an der TU Dortmund, Matthias Rath ist Professor für Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

Entstehungshintergrund

Die beiden Autor:innen leiten an ihrer jeweiligen Hochschule die Forschungsstelle „Jugend – Medien – Bildung“ und im Vorwort betonen sie, dass sie dieses Handbuch sowohl in der Rolle als Wissenschaftler:innen als auch in der Rolle als Eltern geschrieben haben, somit erklärt sich die sehr gelungene Mischung aus Theorie und Praxis der Medienerziehung.

Aufbau

Die Publikation ist als Handbuch konzipiert, nach einem Vorwort und einführendem Basismodul folgen fünf thematische Module, die jeweils separat voneinander bearbeitet werden können. Jedes Modul schließt dabei mit der Reflexion, was das behandelte Modul mit seinen Themen für die konkrete (pädagogische) Praxis bedeutet, ab und weist danach umfangreiche Quellen und weiterführende Literatur aus. Kapitel 7 fasst dann in einem komprimierten Fazit die Ergebnisse der vorherigen Module zusammen.

Inhalt

Bereits im Vorwort weisen die Autor:innen darauf hin, dass sich das Thema „Medienbildung“ einer einfachen bzw. zu vereinfachenden Sichtweise entzieht, folgerichtig soll dieses Buch daher auch keine Ansammlung von Rezepten darstellen, sondern vielmehr Werte und Wertüberzeugungen unterstützen, denn: „Grundlage […] für gelingende Medienerziehung ist Selbstreflexion der Erziehenden. Wo stehe ich? Was ist mir wichtig? Was möchte ich erreichen? Wie nehme ich die Gegenwart – also etwa das Handeln des Kindes – wahr?“ (S. 13)

Die Autor:innen empfehlen, das Basismodul zuerst zu lesen, die anderen Kapitel können dann unabhängig voneinander bearbeitet werden. In diesem Basismodul werden wichtige Grundbegriffe kurz und präzise eingeführt, wie z.B. „Medien“, „Medialität“ „Mediatisierung“ und schließlich Aspekte der Mediennutzung thematisiert. In diesen Grundlagen finden sich auch bereits wichtige Erkenntnisse, die auch als Überschrift für die anderen Kapitel dienen könnten, wie z.B. der Hinweis, dass Medienbildung ganz normaler Teil der Erziehungsarbeit jedes Elternteils ist (S. 16) und schließlich die eigentlich selbstverständliche Aussage, dass der Schlüssel zu einer gelingenden Medienbildung darin besteht, am Kind dranzubleiben, den Rahmen zur Selbstständigkeit altersgerecht zu stecken und fortlaufend nachzujustieren (S. 34).

Kapitel 2 widmet sich dem Thema „Erziehungskompetenz“ und führt die Leser:innen damit auch an die Begriffe „Medienerziehung“ und „Medienkompetenz“ (Wissen, Können, Wollen) heran. (Bei den wenigen Grafiken hätte man sich eine etwas bessere Druckqualität gewünscht, da die Beschriftungen teilweise nicht lesbar sind).

Im dritten Modul wird das Thema „Frühe Bindung“ aufgegriffen, hier gelingt es den Autor:innen sehr gut, Bindungstheorien vorzustellen und in Bezug zu einem digitalen Alltag zu setzen, indem sie pauschale Aussagen und Wertungen vermeiden und stattdessen auf die situative Angemessenheit der Verwendung digitaler Medien in der Kommunikation mit und über das Kind (und neben der Kinderbetreuung) eingehen. „Frühe Bindung soll menschliche Bindung sein und bleiben. Aber in einer mediatisierten Gesellschaft werden Medien auch in diesem Prozess immer eine Rolle spielen.“ (S. 79)

„Sprachentwicklung“ ist das Thema des 4. Moduls (mit interessanten Aufgaben für „Professionelle“ am Ende des Kapitels) und schließlich ist das umfangreichste Modul (5) dem Thema „Umgang mit digitalen Medien“ gewidmet. Hier wird der Rahmen thematisch sehr weit gespannt, indem Fachwissen zu Internet und auch zum Darknet referiert wird, zugleich große Studien (KIM/JIM) vorgestellt werden, dann auch Bildungsinstitutionen und schließlich noch Familien abgehandelt werden.

Das Fazit (Kap. 7) fasst die wichtigsten Ergebnisse der vorangegangenen Module noch einmal prägnant zusammen und kann im Grunde wie ein pädagogisches Manifest gelesen werden, welches auch auf den Bereich Medien angewendet werden kann. Es zeigt sich, dass die in Vorwort und Kapitel 1 angelegten Thesen, dass nämlich Medienbildung eine fortlaufende Reflexion der handelnden Personen und eigene Werthaltungen braucht, schlüssig dargestellt und zusammengefasst werden.

Diskussion

Es tut dem Buch sehr gut, dass die Autor:innen in ihrer Doppelrolle als Wissenschaftler:innen und Eltern schreiben. So kann man einerseits Fachwissen auffrischen, indem man jeweils gute Ein- und Überblicke zu den einzelnen Themen bekommt. Andererseits, indem die Themen stets mit der Praxis verknüpft werden. So können die Inhalte gut für die eigene pädagogische Praxis reflektiert und anwendbar gemacht werden.

Der Aufbau der einzelnen Module als „Lerneinheiten“ ist sehr gelungen und die Aneignung der Inhalte auch ohne größeres Vorwissen zum Thema „Digitale Medien“ sehr gut möglich. Wer sich weiter in die Materie vertiefen möchte, findet durch die teils umfangreichen Literaturangaben zahlreiche Hinweise für die weitere Beschäftigung.

Die einzelnen Module sind unterschiedlich lang, was wohl jeweils der Breite und Tiefe des Themas geschuldet ist, so erscheint es sinnvoll, dass „Umgang mit digitalen Medien“ das längste Kapitel geworden ist. Hier will das Kapitel allerdings mit einem Überblick zu „Digitalität“ (darunter auch: Internet, Darknet), „Digitaler Handlungspraxis“, „Bildungsinstitutionen“, „Familie und Familienbildung“ vielleicht etwas zu viel bezogen auf den zur Verfügung stehenden Platz. So bleiben manche Themen etwas an der Oberfläche und vermutlich würden sich manche Eltern hier dann doch etwas konkretere Handlungsempfehlungen wünschen. Kapitel 6 erscheint, verglichen mit den vorherigen Kapiteln, etwas sehr knapp, hier hätte man noch etwas ausführlicher den Bereich „Politik und Medienbildung“ ausgestalten können.

„Erziehen ist immer Entscheiden. Sie werden Fehler machen, aber das ist unvermeidlich. Bleiben Sie mutig, dabei gedanklich zuzulassen, dass alles eigentlich komplexer ist als gedacht!“ (S. 150).

Fazit

Dieses Handbuch ist im besten Sinne praktisch: Es schafft die Verbindung von Theorie und Praxis und ist in seiner Differenziertheit wohlwollend anders als schlichte Rezeptsammlungen zur Medienbildung. Dies bedeutet zugleich, dass die Leser:innen (auf-)gefordert sind, eigene Werthaltungen zu reflektieren und vielleicht sogar zu verändern, wenn es um gelingende Medienerziehung und -bildung geht. Dieses Buch ist dafür eine ausgesprochen hilfreiche Grundlage, um für sich selbst eigene Positionen und Werthaltungen zu erarbeiten.

Rezension von
Stefan Kühne
MSc., Lehrbeauftragter für Digitale Soziale Arbeit und Onlineberatung, Herausgeber www.e-beratungsjournal.net
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Es gibt 3 Rezensionen von Stefan Kühne.

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ISSN 2190-9245