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Rüdiger Maas: Generation lebensunfähig

Rezensiert von Catrin Liebscher, 25.09.2023

Cover Rüdiger Maas: Generation lebensunfähig ISBN 978-3-96905-071-2

Rüdiger Maas: Generation lebensunfähig. Wie unsere Kinder um ihre Zukunft gebracht werden. Yes Publishing Pascale Breitenstein, Oliver Kuhn GbR (München) 2021. 224 Seiten. ISBN 978-3-96905-071-2. D: 19,99 EUR, A: 20,60 EUR.

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Thema

In seinem Buch „Generation lebensunfähig – Wie unsere Kinder um ihre Zukunft gebracht werden“ beleuchtet Rüdiger Maas Auswirkungen des sozialen, technologischen und gesellschaftlichen Wandels auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und erläutert, inwiefern Veränderungen im elterlichen Erziehungsverhalten mitverantwortlich sind für die vermeintliche Lebensunfähigkeit.

Autor

Rüdiger Maas (geb. 1979) ist ein deutscher Sachbuchautor und Generationenforscher. Er studierte Psychologie in Deutschland und Japan und forscht seit 2012 zu den Themen Kohorten- und Gruppenverhalten, sowie generationenbedingtes Verhalten. 2017 gründete er das Institut für Generationenforschung.

Entstehungshintergrund

Bevor Rüdiger Maas sich dem Thema Generationenforschung widmete, war er als Unternehmensberater tätig, u.a. mit Schwerpunkten wie Personalgewinnung und -entwicklung. Immer wieder wurde er besonders auf seinen Vortragsreisen von Unternehmern, Personalentscheidern, Politikern, Schulleitern und besorgten Eltern angesprochen und nach Erklärungen für das fremde und nicht nachvollziehbare Verhalten der sogenannten Generation Z gefragt. Mit seiner Arbeit im Institut für Generationenforschung und seinen Büchern versucht der Autor, diesen Fragen auf den Grund zu gehen.

Aufbau

Das Buch liegt als Hardcover vor und hat 224 kleinbedruckte Seiten. In siebzehn Kapiteln, zum Teil mit Untertiteln, werden verschiedene Stationen im Leben des fiktiven Mädchens Emma (4), sowie der ebenso fiktiven Brüder Finn (13) und Julian (16) beschrieben

In vielen Fußnoten verweist Rüdiger Maas dabei auf die Forschung anderer oder erläutert eigene Theorien und Forschungsergebnisse.

Inhalt

In seinem Buch „Generation lebensunfähig“ beschreibt Rüdiger Maas in klarem, gut verständlichen Schreibstil die Herausforderungen, mit denen Eltern und Kinder in der modernen Gesellschaft konfrontiert sind. Tenor seiner Ausführungen ist dabei, dass besonders die technologischen Veränderungen der letzten Jahre zunehmend eine „Lebensunfähigkeit“ junger Menschen zur Folge haben, die sich besonders im sozialen Miteinander und im Zusammenhang mit Leistungsbereitschaft zeigt.

Im Vorwort stellt Maas die Verbindung her zwischen einem stetig wachsenden Medienkonsum und dem Ergebnis einer Studie der UNICEF und des Deutschen Kinderhilfswerks, aus der hervorgeht, dass jedes vierte Kind in Deutschland unglücklich ist.

Gleichzeitig nimmt er Eltern ins Visier, die ihre Kinder vor etwas bewahren wollen, was sie ihnen durch das eigene Medienverhalten jedoch selbst vorleben. Der Autor macht deutlich, dass noch nicht genau abzusehen ist, welche Auswirkungen die digitalen Medien haben werden und versucht, durch seine Theorien und Forschung Antworten zu geben.

Im weiteren Verlauf werden in dem Buch unterschiedliche Phasen der kindlichen bzw. jugendlichen Welten von Emma, Finn und Julian beleuchtet. Dafür stellt Maas gleich zu Beginn die drei fiktiven Kinder und ihre ebenso fiktiven Lebenssituationen vor, weist aber darauf hin, dass er die Charaktere anhand von verschiedenen, echten Fallbeispielen aus seiner langjährigen Forschungstätigkeit herausgearbeitet hat.

Zu Beginn der hypothetischen Geschichte folgt der Autor Emmas digitalen Spuren im Internet. Vom Bekanntwerden der Schwangerschaft, über Geburt, Babyalter und Kindergartenzeit, bis ins Grundschulalter und darüber hinaus wird jedes noch so kleine Ereignis zuerst von Emmas Eltern und später von ihr selbst gepostet. Maas zeigt auf, welche Auswirkungen sich durch die ständige Online-Präsenz auf ihr analoges Leben ergeben. So wird u.a. ihre Fähigkeit beeinträchtigt, eine adäquate Form von Selbstwahrnehmung zu entwickeln und reale Beziehungen aufzubauen.

Gleichzeitig lenkt der Autor den Blick immer wieder auf Herausforderungen, denen sowohl Emma als auch ihre Eltern im akribisch durchgeplanten Alltag gegenüberstehen und fokussiert immer wieder Themen wie Technologieabhängigkeit, zwischenmenschliche Beziehungen, Bildung und psychische Gesundheit. Seine These, dass Entwicklungen in diesen Bereichen in eine absehbar falsche Richtung führen und daher voraussichtlich in einer „Lebensunfähigkeit“ der Generationen Z und Alpha enden werden, versucht der Autor dabei sowohl wissenschaftlich mit den Ergebnissen verschiedener Untersuchungen als auch mit der Beschreibung von Beispielen zu belegen.

Nach einem kurzen Schwenk auf den Schulalltag und Fehler in den aktuellen Bildungsansätzen wendet Rüdiger Maas sich dem ebenfalls fiktiven Leben der jugendlichen Brüder Finn und Julian zu, die der Generation Z zuzuordnen sind. An ihrem Beispiel beschreibt er das Wirken von Helikopter- und Curlingeltern, das Entstehen von Internetsucht und Ängsten wie Nomo- oder Fomophobie, die einflussreiche Macht von Influencern und das Abtauchen in die Welten von Cybermobbing, Pornhub und Verschwörungstheorien. Kurz widmet er sich auch den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

Mithilfe seiner Theorien und Ausführungen spannt der Autor am Ende einen Bogen zu den oft kritischen Einschätzungen, die von ErzieherInnen, LehrerInnen und ArbeitgeberInnen in Bezug auf Angehörige der Generationen Z und Alpha abgegeben werden und fasst seine Ergebnisse noch einmal zusammen. Abschließend fordert Maas den Leser dazu auf, Veränderungen kritisch auf ihren Nutzen zu hinterfragen, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass die Digitalisierung der Welt nicht mehr umkehrbar ist und es die Aufgabe von Eltern und Pädagogen ist, Lösungsansätze zu entwickeln.

Diskussion

„Generation lebensunfähig“ macht bereits durch einen provokanten Titel auf sich aufmerksam. Eine interessante Idee ist es, dass der Autor die Analyse der verschiedenen Aspekte, die er für die vermeintliche Schwächung der jungen Generation verantwortlich macht, im Erzählstil als Lebensgeschichte seiner drei Protagonisten präsentiert. Dies macht es auch für Laien einfach, der Fülle von statistischen Daten, Fallbeispielen und Expertenmeinungen zu folgen, die er anführt, um seine Argumente zu stützen.

Allerdings neigt Maas dazu, die Ursache für komplexe soziale und kulturelle Entwicklungen fast ausschließlich auf eine übermäßige, unreflektierte Nutzung digitaler Medien zurückzuführen. Seine Ausführungen hierzu wiederholt er wie ein Mantra, seine Argumentation beruht oft auf vereinfachten Annahmen und generalisierten Behauptungen.

Beim Lesen kommt immer wieder die Frage auf, was für eine Art von Buch Rüdiger Maas eigentlich schreiben wollte: Ein Fachbuch oder einen Elternratgeber?

Beidem wird er nicht gerecht.

Mit der Wahl seines Buchtitels stigmatisiert Maas junge Menschen pauschal als inkompetent und unfähig. Er blendet dabei aus, dass zum einen moderne Technologien auch viele Chancen bieten und zum anderen Kinder und Jugendliche noch weiteren Einflüssen, wie z.B. einem maroden Bildungssystem oder sozialer Ungerechtigkeit, ausgesetzt sind.

Trotz dieser Kritikpunkte muss erwähnt werden, dass „Generation Lebensunfähig“ durchaus existierende Probleme benennt und anschaulich darstellt. Auf diese Weise bietet das Buch sowohl Eltern als auch pädagogischen Fachkräften viele Anstöße für Diskussionen über die Herausforderungen, mit denen junge Menschen heute konfrontiert sind.

Fazit

Rüdiger Maas beschreibt mit „Generation Lebensunfähig“ ein düsteres Bild der heutigen jungen Generation. Das Buch bietet interessante Denkanstöße für Diskussionen über den Umgang mit digitalen Medien und moderne Erziehungsansätze, sollte jedoch mit kritischem Bewusstsein gelesen werden.

Rezension von
Catrin Liebscher
Pädagogin und Geschäftsführerin von zwei Kita-Träger gGmbHs
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Es gibt 1 Rezension von Catrin Liebscher.

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Zitiervorschlag
Catrin Liebscher. Rezension vom 25.09.2023 zu: Rüdiger Maas: Generation lebensunfähig. Wie unsere Kinder um ihre Zukunft gebracht werden. Yes Publishing Pascale Breitenstein, Oliver Kuhn GbR (München) 2021. ISBN 978-3-96905-071-2. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31255.php, Datum des Zugriffs 11.09.2024.


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