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Christel Baltes-Löhr: Geschlecht als Kontinuum

Rezensiert von Prof. em. Dr. rer. nat. Udo Rauchfleisch, 05.04.2024

Cover Christel Baltes-Löhr: Geschlecht als Kontinuum ISBN 978-3-8376-3947-6

Christel Baltes-Löhr: Geschlecht als Kontinuum. Über das Aufbrechen binärer Ordnungen und über gelebte Pluralitäten. transcript (Bielefeld) 2023. 488 Seiten. ISBN 978-3-8376-3947-6. D: 24,99 EUR, A: 25,70 EUR, CH: 31,60 sFr.
Reihe: Edition Kulturwissenschaft - 140.

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Thema

Wie die Autorin im Text auf der Buchrückseite ausführt, stellt sie sich in diesem Buch die Frage, wie sich die vielfältigen Geschlechtlichkeiten auf einer gleichberechtigten Ebene nebeneinander und miteinander kommunizierend abbilden lassen. Sie möchte mit der Figur des Kontinuums die Pluralität gelebter Realitäten cis*-weiblicher, cis*-männlicher, trans*-, inter*-, nicht-binär*- und a*-geschlechtlicher Menschen nachzeichnen, mit allen potenziellen Differenzen, Ähnlichkeiten, Polypolaritäten und kategorialen Durchlässigkeiten. Damit werden bislang binär gefasste Argumente zur Geschlechtervielfalt grundlegend erweitert und ansatzweise gesprengt. Auch Migration/​Flucht, Raum, Kultur, Familie, Arbeit und Zeit scheinen durch die innovative Figur des Kontinuums in einem neuen Licht auf, das gelebten Pluralitäten Raum gibt.

Autorin

Christel Baltes-Löhr (Prof. em. Dr.) lehrt und forscht seit 2003 an der Universität Luxemburg zu den Schwerpunkten Pluralität, Migration, Geschlecht, Kontinuum, Nicht-Binarität sowie Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit. Sie war von 2004 bis 2016 universitäre Genderbeauftragte. Von 2004 bis 2018 vertrat sie Luxemburg in der „EU- Helsinki Group on Gender in Research and Innovation“ und war bis September 2018 ebenfalls für Luxemburg Mitglied im „Experts’ Forum“ des „European Institute for Gender Equality“ (EIGE). Seit 2015 ist sie Mitglied des luxemburgischen Ethikrates (C. N. E.) und seit 2019 eine von drei Co-Sprecher_innen der AG Trans*Inter*Studies der Fachgesellschaft Geschlechterstudien.

Entstehungshintergrund

Die Autorin geht von ihrer biographischen Situation als ein 1956 geborenes Mädchen aus, „aufgewachsen in unhinterfragter binärer Ordnung, im ländlichen Raum, katholisch erzogen, drittes Kind und erste Tochter eines sogenannten Hilfsarbeiters und seiner den Haushalt führenden Ehefrau“ (S. 35). Im Kapitel „Biographische Annäherungen an die Figur des Kontinuums“ (S. 21–44) berichtet sie, dass die erste, sehr klar erinnerte Perspektivenerweiterung des binären Spektrums mit einem Auslandsaufenthalt ihres Bruders im Jahr 1968/69 in Frankreich zusammenhängt: der wichtigste Aspekt war die Erzählung des Bruders von einem schwulen Mann und einer lesbischen Frau, die als Hetero-Paar in Firminy/St. Etienne lebten „und sozusagen unter dem ‚Schutz‘ des heterosexuellen Ehestatus ihre jeweiligen homoerotischen Partnerschaften lebten, zum Glück aller. Hier blitzte mehr als eine heterosexuelle Begehrensstruktur auf – ein Tabu war gebrochen und eine bis auf den heutigen Tag anhaltende tiefe, immer wieder auch gefühlte Einsicht in das ‚Mehr‘, in das bislang ‚Unbekannte‘, in das bislang ‚noch nicht so Geläufige‘. Ab1975 wurden viele Unbekanntheiten immer selbstverständlicher, wovon nun in diesem Buch die Rede sein wird“ (S. 35). In ihrer weiteren Auseinandersetzung mit diesem „Mehr“, dem „bislang Unbekannten“ begann die Autorin 2009, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, „wie inter*, trans*, nich-binär*- sowie a*-geschlechtliche Menschen nicht als 3. oder 4. Geschlecht, nicht als hybrid, nicht als dazwischen, nicht als anders, nicht als divers, nicht als Kürzel in einem Akronym verstanden werden können, sondern als selbstbestimmte Menschen mit einem je eigenen selbstbestimmten Geschlecht“ (S. 38/39). Ab 2014 hat sie dann die Figur des Kontinuums mit den vier Dimensionen physisch, psychisch, sozial und sexuell beschrieben und auf verschiedene Phänomene angewendet.

Aufbau und Inhalt

Das Buch enthält eine Einleitung, 19 Kapitel mit je etlichen Unterkapiteln, eine Zusammenfassung, ein Dankeschön sowie ein umfangreiches Literaturverzeichnis, ein Abbildungsverzeichnis, ein Tabellenverzeichnis und ein Gedichteverzeichnis.

In Anbetracht des Umfangs dieses Buches (488 Seiten) ist es im Rahmen der vorliegenden Rezension nicht möglich, ausführlich alle Kapitel zu besprechen. Es wird vor allem auf die Themen eingegangen, die zum Verständnis der Figur des Kontinuums wichtig sind.

In der Einleitung („Geschlecht als Kontinuum – worum geht es in diesem Buch?“) definiert die Autorin das Ziel ihres Buches: sie möchte die Frage klären, „inwieweit die Figur des Kontinuums (…) als ordnende Perspektive dienen kann, wenn es darum geht, all die bislang bekannten sowie auch all die bislang noch nicht bekannten und noch nicht benannten Geschlechter zueinander in ein gleichberechtigtes Verhältnis zu setzen“ (S. 15/16). Sie hat die Figur des Kontinuums aus folgendem Grund entwickelt: „Da die Figur des Kontinuums keinen Anfang und kein Ende kennt, ist hier Raum für alle vorhanden, die Raum, den sie für sich selbst beanspruchen, auch allen Mitmenschen zugestehen“, was den „gegenseitigen Respekt vor der selbstbestimmten Platzierung eines jeden Menschen“ (S. 431) impliziert. Ferner gibt sie in der Einleitung eine knappe Übersicht über die in diesem Buch behandelten Themen.

Kapitel 1 ist den „Biographischen Annäherungen an die Figur des Kontinuums“ gewidmet. Hier beschreibt die Autorin ihren Weg vom Aufwachsen in einer unhinterfragt binären Ordnung zur Entwicklung des Konzepts der „Figur des Kontinuums“ mit den „vier Dimensionen physisch (Körper/Materie), psychisch (Gefühle, Kognition), sozial (Verhalten) und sexuell (Begehren)“ (S. 39).

Im Kapitel 2 („Vielfältige, konglomerierende theoretische Annäherungen an die Figur des Kontinuums“) zeichnet Christel Baltes-Löhr den weiteren Weg ihrer Auseinandersetzung mit den verschiedenen bisher vorgeschlagenen Lösungen, das Prinzip der Binarität aufzulösen, bis hin zur Einsicht, dass „auf der Figur des Kontinuums auch Platz für Binaritäten“ ist, „die jedoch ihren allumfassenden Geltungsanspruch und ausschließende Wirkmächtigkeiten verlieren und lediglich als eine Möglichkeit von vielen gelten, individuelles und gemeinschaftliches Leben zu organisieren“ (S. 62). Die Autorin kommt zum Schluss: „Müssen Binaritäten Vielfalt ausschließen, dann schließen Vielfalten Binaritäten mit ein“ (S. 63). Damit ist ein Konzept entwickelt, mit dessen Hilfe in den folgenden Kapiteln dieses Buches „die bestehenden Vielfältigkeiten im Hinblick auf Familienformen, Geschlechter, Elterlichkeiten, Arbeit, Gesundheit, Migration, Heimaten, Erinnerungen, Raum, Zeit, Kulturen erfasst und analysiert werden und es kann im Lichte der Kontingenz Raum gegeben werden für immer wieder neue und andere Ausprägungen und Verknüpfungen, z.B. für Migrationsformen und Migrationsverläufe“ (S. 63). Dabei kann die Figur des Kontinuums als Analyseinstrument eingesetzt werden, um bestehende Vielfalt zu erfassen, und „kann gleichzeitig als Instrument der/zur Veränderung dienen, wenn im Lichte der Kontingenz aufgezeigt wird, wie alles auch hätte ganz anders sein können bzw. werden kann“ (S. 63).

Im Kapitel 3 („Geschlecht als Kontinuum: vier Dimensionen und ein Abschied“) wendet Christel Baltes-Löhr die Figur des Kontinuums mit den vier Dimensionen physisch, psychisch, sozial und Begehren auf das Geschlecht an und zeigt auf, was dadurch ermöglicht wird: z.B. das Aufbrechen bestehender binärer Settings und das Vermeiden der Konstruktion neuer binärer Settings, das Überwinden und das Ende unbeweisbarer Kausalitätsannahmen zwischen den vier Dimensionen sowie das Eröffnen von Raum für Verwobenheiten anstelle von Kausalitäten, Selbstbestimmung statt gottgewollter, natürlicher und/oder gesellschaftlich normierter Fremdbestimmung sowie ein erweiterter Blick auf Intersektionalität. Der im Titel des 3. Kapitels genannte „Abschied“ betrifft den Abschied von der Heteronormativität. Es bestehen zwar nach wie vor etliche „Resistente Reste“ binärer Vorstellungen (Kapitel 3.5.) in unserer Gesellschaft (z.B. Rauchverhalten von Frauen und Männern, Kinderspielzeug und Frauen in Führungspositionen). Aber zugleich zeigen sich auch „Erste Lichter im Tunnel“ (Kapitel 3.6.) beispielsweise in Beschilderungen und Nutzungen (z.B. in Hinweisschildern, auf denen nicht wie sonst üblich eine Frau, sondern auch ein Mann ein Kind begleitet, oder Hinweis auf einen Wickeltisch in einem Supermarkt mit einer männlichen Figur) sowie in einigen Kinderbüchern, in denen Bilder und Text klarmachen, „dass auf allen Dimensionen von Geschlecht als Kontinuum die zweigeschlechtlich angeordneten Zuschreibungen (…) nicht zutreffen“ (S. 137).

Das Kapitel 4 ist dem Thema „Von Mütterlichkeiten zu Elterlichkeiten für alle – ausgeleuchtet mit der Figur des Kontinuums“ gewidmet. Die Autorin beginnt dieses Kapitel mit dem Hinweis, dass die ursprüngliche Überschrift lauten sollte „Mütterlichkeiten für alle“. Der Grund dafür, den Fokus auf „Mütterlichkeit“ zu legen, habe darin bestanden, „dass Mütterlichkeit bis auf den heutigen Tag sozusagen als letzte Bastion betrachtet wird, wenn es darum geht, den Unterschied zwischen sogenannten Frauen und Männern zu biologisieren“ (S. 145). Christel Baltes-Löhr hat sich hingegen für den Begriff „Elterlichkeiten“ entschieden. Bei Verwendung der Figur des Kontinuums mit seinen vier Dimensionen „kann nicht mehr von der Frau als Mutter gesprochen werden, was auch mit einschließt, dass diejenigen sogenannten Frauen, die kinderlos bleiben möchten, nicht mehr als defizitär gelten“ (S. 148). Im Lichte des Kontinuums werde nicht nur nicht mehr von „der Frau als Mutter“, sondern auch nicht mehr von „dem Paar als Eltern“ und/oder von „dem Mann als Vater“ zu sprechen sein. Damit öffnet die Autorin den Raum für – als gleichwertig empfundene – diverse Familienformen mit den entsprechenden pädagogischen Konsequenzen.

In den folgenden Kapiteln wird die Figur des Kontinuums auf sexualisierte Gewalt (Kapitel 5), auf gutes Leben als Kontinuum für Menschen jedweden Geschlechts (Kapitel 6) und, in einem Exkurs, auf Arbeit, angewendet.

Etwas ausführlicher sei im Rahmen dieser Rezension noch auf das Kapitel 7 („Migration als Kontinuum“) eingegangen. Wie die Autorin ausführt, liegt der Migrationstheorie und -forschung bisher ein binäres Muster zu Sesshaftigkeit und Migration/​Flucht zugrunde. In der binären Sichtweise wurden Ankunfts- und Herkunftsland, „Bekanntheiten“ und „Fremdheiten“, Dazugehörigkeit und Ausgeschlossen-Sein, „Wir“ und „Ihr“ sowie Einwanderung und Auswanderung einander gegenübergestellt und bewertet. Die Anwendung der Figur des Kontinuums ermöglicht es hingegen, ein wesentlich differenzierteres Bild von den flüchtenden Personen, den Bewohner:innen des Aufnahmelandes, den Migrationsgründen sowie der Vielfalt von Zugehörigkeitsformen und Zuschreibungen zu einer ethnischen Gruppe zu entwerfen, und es ist nicht mehr die Rede von „dem oder der Migrant_in, dem Zugehörigkeitsgefühl, dem Wanderungsgrund, dem migrantischen Verhalten“ (S. 223).

Der speziellen Situation von „Inter*-, trans*-, nicht-binär*- und a*.geschlechtlichen Menschen auf der Flucht“ ist das Kapitel 8 gewidmet, gefolgt vom Kapitel 9 zum Thema „Literarische und reale Begegnungen – betrachtet mit der Brille des Kontinuums für Geschlecht und Migration/​Flucht/​Heimaten/​Erinnerungen“.

In Kapitel 10 diskutiert die Autorin „Geschichten für Kinder und Jugendliche aller Geschlechter“ und zeigt anhand verschiedener Beispiele, dass die Figur des Kontinuums es erlaubt, die Geschichten dahingehend zu analysieren, ob und inwieweit und wie die körperliche, die gefühlte, die soziale und auch die Dimension des Begehrens von Geschlecht als Kontinuum in Märchen und Geschichten verhandelt werden. „Die in den Büchern zum Vorschein kommende Vielfalt der Geschlechterkonfigurationen ist enorm“ (S. 272/273), wobei allen diesen Büchern der Impuls zu Fragen des Geschlechts gemeinsam ist.

In den folgenden Kapiteln (11 und 12) geht es um Raum und Kultur als Kontinuum und in den Kapiteln 13 und 14 um Zusammenhänge zwischen der Figur des Kontinuums und der Quantenlogik.

In drei weiteren Kapiteln 15, 16 und 17 wird die Figur des Kontinuums auf die Geschlechterverhältnisse in der Zeit vor, während und nach 1517, im 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit starken Frauen um Karl Marx und am Beginn des 20. Jahrhunderts in der Weimarer Republik angewendet.

Das 18. Kapitel („Geschlechtervielfalt: Viel mehr als zwei“) ist eine Übersicht über die weltweite Geschlechtervielfalt, beruhend auf der Analyse, welche die Autorin anhand verschiedener Quellen über genderdiverse Kulturen eruiert hat. Diese Analyse führt zu folgendem Resultat: „Insgesamt 87 Einträge enthalten 112 Geschlechterbezeichnungen, 55 Mal sind Übergänge von einem sogenannten männlichen zu einem sogenannten weiblichen Körper (Male to Female: MtF) dokumentiert; 23 Übergänge von einer sogenannten weiblichen zu einer sogenannten männlichen Körperlichkeit; 21 Geschlechterbezeichnungen umfassen sowohl sogenannte weibliche als auch sogenannte männliche körperliche, Verhaltens-, Gefühls- und Begehrensmerkmale; fünfmal wird Geschlecht ohne weibliche und männliche körperliche Konnotationen beschrieben“ (S. 384). Im Unterkapitel 18.3 befindet sich eine Liste der 87 Einträge mit kurzen Charakterisierungen der verschiedenen Kulturen.

Den in südasiatischen Kulturen lebenden Hijras ist – „aus Gründen der Dankbarkeit und der Erinnerung an die erste Begegnung“ (S. 384) – das Kapitel 19 („Zu guter Letzt nochmals ein biographischer Rückblick auf eine wegweisende Begegnung im Jahr 1998 mit Hijras“) gewidmet.

Die Zusammenfassung bildet den Abschluss des Buches. Wie die Autorin darlegt, führt die von ihr konzipierte Figur des Kontinuums dazu, „dass die Freiheit der Selbstbestimmung, sozusagen die ‚freie Platzwahl für alle‘ auf den Dimensionen des Kontinuums, das Mit-sich-im Lot-sein-Können erfordert, dass Raum gegeben sein muss, damit alle im demokratischen, verletzungsfreien Miteinander Raum und Gelegenheit haben, das je Eigene, das je Einzige auch selbst bestimmen zu können. Und es ist deutlich geworden, dass das jeweils für einen Menschen Eigene und Einzige nicht als das für alle Einzige aufzufassen ist und im pluralen Konsens miteinander bestehen kann“ (S. 433).

Diskussion

Christel Baltes-Löhr legt mit ihrem Buch ein Werk vor, das nicht nur hinsichtlich seines Umfangs (488 Seiten), sondern auch in Bezug auf seinen Gehalt, seine Originalität und die Konsequenzen, die sich aus der Verwendung der Figur des Kontinuums ergeben, besticht. Dabei bleibt sie nicht bei einer Analyse der durch die Binarität bedingten Enge stehen, sondern zeigt in überzeugender Weise auf, wie sich mit der Figur des Kontinuums Räume öffnen lassen, die den unter den verschiedensten historischen, kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen lebenden Menschen neue Perspektiven bieten. Als Beispiel sei hier die zu ganz neuen Einsichten führende Analyse von Migration und Flucht genannt. Die Autorin vermittelt viel Theorie – die aber stets durch Beispiele veranschaulicht wird und deshalb gut nachvollziehbar ist –, und entwirft zugleich ein anschauliches Bild von der Geschlechtervielfalt in Vergangenheit und Gegenwart, in unserer wie in anderen Kulturen. Besondere Authentizität erhalten ihre Ausführungen nicht zuletzt auch durch diverse biographische Bezüge. Dabei sind in allen Überlegungen und Analysen, die Christel Baltes-Löhr vornimmt, und in ihrem Plädoyer für die Freiheit der Selbstbestimmung ein tiefer Respekt vor den Mitmenschen spürbar. Beeindruckend ist auch die Tatsache, dass sich mit der Figur des Kontinuums nicht nur Räume für die Geschlechtervielfalt öffnen lassen, sondern dass sich dieses Modell auch zur Analyse historischer, gesellschaftlicher und kultureller Aspekte eignet und zu wertvollen Einsichten führt. In sprachlicher Hinsicht ist die anschauliche, lebendige Darstellung hervorzuheben, welche die Lektüre dieses Werkes zu einem Genuss macht. Alles in allem: Ein hervorragendes, originelles und höchst informatives Buch, das zum Nachdenken anregt und mit der Figur des Kontinuums neue Räume öffnet und damit positive Perspektiven schafft.

Fazit

Ein hervorragendes, originelles und höchst informatives Buch, das zum Nachdenken anregt und mit der Figur des Kontinuums nicht nur im Hinblick auf die Geschlechtervielfalt, sondern auch in Bezug auf historische, gesellschaftliche und kulturelle Aspekte neue, jenseits der Enge der Binarität liegende Räume öffnet und damit positive Perspektiven schafft. Es ist allen sehr zu empfehlen, denen die Gleichwertigkeit und der Respekt vor der Pluralität der Lebens- und Erlebensweisen sowie die Freiheit der Selbstbestimmung des Menschen ein Anliegen ist.

Rezension von
Prof. em. Dr. rer. nat. Udo Rauchfleisch
Dipl.-Psych., Psychoanalytiker (DPG, DGPT). Ehem. Leitender Psychologe Psychiatrische Universitätspoliklinik Basel. In privater psychotherapeutischer Praxis.
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Es gibt 17 Rezensionen von Udo Rauchfleisch.

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Zitiervorschlag
Udo Rauchfleisch. Rezension vom 05.04.2024 zu: Christel Baltes-Löhr: Geschlecht als Kontinuum. Über das Aufbrechen binärer Ordnungen und über gelebte Pluralitäten. transcript (Bielefeld) 2023. ISBN 978-3-8376-3947-6. Reihe: Edition Kulturwissenschaft - 140. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31273.php, Datum des Zugriffs 13.09.2024.


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