Sandra Julia Diller, Carolin Graßmann: Familie, Führung und Ich
Rezensiert von Nina Ort, 21.02.2024
Sandra Julia Diller, Carolin Graßmann: Familie, Führung und Ich. Die Mehrfachbelastung von Eltern in Führungspositionen und wie sie besser damit umgehen können.
Springer
(Berlin) 2022.
ISBN 978-3-662-65394-4.
Reihe: essentials.
Thema
Das essential behandelt thematisch die Rolle von Eltern, welche sich in Führungspositionen befinden. Es bietet kompakte Informationen zu zentralen Themen dieses Bereichs zu und soll dadurch die Work-Life-Balance fördern. Gleichzeitig spricht es ebenfalls Personalmanager:innen an, welche darauf aufmerksam gemacht werden sollen, in welcher Konflikt Eltern in Führungspositionen stecken können.
Autor:in oder Herausgeber:in
Bei dem Werk handelt es sich um ein Springer VS essentials. Die essentials sind Kurzpublikationen, welche fundiertes Wissen aus unterschiedlichen Bereichen liefern sollen.
Die Autorin Ass.-Prof. Dr. Sandra Julia Diller ist Professorin für Organisationspsychologie an der Privatuniversität Schloss Seeburg. Ihre Forschung beschäftigt sich mit Führung und Führungskräfteentwicklung, soziale Interaktionen in Unternehmen, sowie der Rolle von Achtsamkeit im organisationalen Kontext.
Prof. Dr. Carolin Graßmann ist Professorin für Wirtschaftspsychologie mit den Schwerpunkten Organisationsentwicklung und Business Coaching an der VICTORIA Internationalen Hochschule Berlin. Der Schwerpunkt ihrer Forschung liegt auf Human Resource Management.
Aufbau
Das essential beschreibt zunächst, welche Herausforderungen berufstätige Eltern haben und im Anschluss daran, welche Herausforderungen es in der Führung gibt. Im nächsten Unterkapitel werden diese beiden Herausforderungen zusammengeführt und die Situation von Eltern in Führungspositionen beschrieben. Das essential schließt mit Implikationen für Eltern in Führungspositionen ab.
Inhalt
Im ersten Unterkapitel „Herausforderungen als berufstätige Eltern“ werden die unterschiedlichen Konflikte beschrieben, welche erwerbstätige Eltern erleben können. Hierzu werden der Arbeit-Familien Konflikt sowie der Familien-Arbeit-Konflikt beschrieben. Zudem gibt es einen geschlechtsspezifischen Rollenkonflikt, da Mütter häufig noch immer die Care-Arbeit übernehmen und eine längere Elternzeit wahrnehmen als der Vater. Aufgrund stereotypischer Rollenwahrnehmungen wird dies noch weiter verstärkt, sodass sich die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit für Frauen noch schwieriger gestaltet. In gleichgeschlechtlichen Beziehungen sind diese Stereotypen ebenfalls gegeben, hinzu kommen können jedoch noch Stigmatisierungen durch Homosexualität.
Des Weiteren wird herausgearbeitet wie wichtig und entscheidend die Erfüllung der eigenen Grundbedürfnisse sind, da dessen Vernachlässigung zu Angstgefühlen und Depressionen führen kann. Eine Balance zwischen Arbeit, Familie und der eigenen Person zu finden ist daher essenziell und wird mit den Dimensionen Zeit, Qualität und Kosten zusammengefasst.
Das zweite Unterkapitel „Herausforderungen in der Führung“ befasst sich mit den Herausforderungen in der Führung selbst. Viele Führungspersonen berichten, dass sie arbeitsbedingten Stress haben, welcher im Umkehrschluss zu physischen und psychischen Gesundheitsproblemen führen kann. Stress erschwert zudem Erholungsphasen im Privatleben, da Führungskräfte häufig über ihr Arbeitspensum hinaus arbeiten und so nur wenig Zeit für sich selbst, die Familie und andere Aktivitäten bleibt. Frauen in Führungspositionen sind zudem rar, da Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen als weniger förderungswürdig angesehen werden. Frauen stoßen häufig auf unsichtbare Barrieren und eine Vielzahl an Hindernissen auf ihrem Weg in die Chefetage. Weibliche Führungskräfte werden zudem mit unterschiedlichen Erwartungen konfrontiert, sodass es zu Konflikten kommen kann.
Gleichzeitig hat sich die Rolle der Führungsposition in den letzten Jahren gewandelt, sodass Führungsrollen neu definiert und Kompetenzen erweitert werden müssen. Vor allem die Digitalkompetenz ist besonders wichtig geworden, da viele Mitarbeitenden häufig im Homeoffice arbeiten und somit virtuelle Teams gefördert werden müssen. Führungskräfte sind daher darauf angewiesen, sich neues Wissen in unterschiedlichsten Bereichen der Digitalisierung anzueignen. Gleichzeitig erleichtert das digitale Arbeiten jedoch eine ständige Erreichbarkeit und Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeit- und Ort.
Im darauffolgenden Unterkapitel „Wenn beides aufeinandertrifft: Eltern in Führungspositionen“ werden die beiden bereits vorgestellten Unterkapitel miteinander verbunden, indem auf Eltern in Führungspositionen eingegangen wird. Dabei ist hervorzuheben, dass Eltern in solchen Positionen immer eine Doppelrolle innehaben. Zusätzlich zu den bereits vorgestellten Bereiche Arbeit, Familie und der eigenen Person kommt nun noch der Bereich der Führung hinzu. Wieder spielen dabei Zeit, Qualität und Kosten eine enorme Rolle. Da Frauen heutzutage noch immer die meiste Care Arbeit übernehmen, haben sie eine Doppelbelastung, da sie die gesellschaftliche Erwartung als Mutter und als Führungskraft stemmen müssen. Sofern diese unterschiedlichen Rollen gut gemeistert werden, können sie für einige Mütter als Bereicherung und Motivation gesehen werden.
Jedoch sollten nicht nur Führungspersonen an sich in Blick genommen werden, sondern auch die Organisation, für die gearbeitet wird. Bietet diese familienfreundlichen Bedingungen, kann dies eine Bereicherung für sowohl die Eltern als auch für die Organisation bedeuten. Weiterführend wird darauf eingegangen, welchen Stellenwert das eigene psychologische Kapital innehat. Dieses umfasst einige positive Ressourcen, welche bei einer Steigerung zu mehr Arbeitszufriedenheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden führen kann und gleichzeitig das Stressempfinden verringert. Dementsprechend kann ein ausgeglichenes ‚Ich‘ der Rolle als Führungskraft besser gewachsen sein, da besser auf die Mitarbeitenden eingegangen werden kann und die Vorbildfunktion gegeben ist.
Diskussion
Das essential gewährt einen prägnanten Einblick in die Herausforderungen von berufstätigen Eltern, insbesondere Eltern in Führungspositionen. Rollenkonflikte werden dabei gut herausgearbeitet und aufgezeigt. Hilfreich zur Erläuterung sind dabei nach jedem Kapitel angrenzende Beispiele der Familie Schön, die auf sympathische Art Einblicke in den Alltag von Eltern in Führungspositionen gewähren. Hierbei werden sowohl Beispiele aus Sicht des Vaters als auch der Mutter beleuchtet. Insbesondere wird auf den Rollenkonflikt und die Hürden von Müttern auf den Weg zur Führungsposition eingegangen. Gleichzeitig wird die Bedeutung der Selbstwirksamkeit aufgezeigt und welche enorme Rolle ein gesunder Umgang zwischen Familie, Führung und dem Ich spielt.
Hervorzuheben ist zudem, dass das Buch an einigen Stellen die Möglichkeit gibt, sich selbst zu reflektieren und sich seiner Handlungsweisen bewusst zu werden. Durch immer wiederkehrende Denkanstöße werden Fragen aufgegriffen, die zum Nachdenken anregen. Zusätzlich wird im Buch immer wieder ermöglicht Coachingübungen und Achtsamkeitsübungen zu fertigen.
Fazit
Insgesamt betrachtet war das Buch ein guter erster Einstieg in ein notwendiges und aktuelles Thema. Es wird eine gute Übersicht geboten, mit welchen Herausforderungen und Chancen sich Eltern in Führungspositionen heutzutage auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig bietet das Buch eine Möglichkeit, über sich selbst und sein eigenes Handeln nachzudenken und zu hinterfragen.
Rezension von
Nina Ort
B.A. Kindheitspädagogik, berufsbegleitende Masterstudierende an der HS Koblenz
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Es gibt 1 Rezension von Nina Ort.
Zitiervorschlag
Nina Ort. Rezension vom 21.02.2024 zu:
Sandra Julia Diller, Carolin Graßmann: Familie, Führung und Ich. Die Mehrfachbelastung von Eltern in Führungspositionen und wie sie besser damit umgehen können. Springer
(Berlin) 2022.
ISBN 978-3-662-65394-4.
Reihe: essentials.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31300.php, Datum des Zugriffs 23.01.2025.
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