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Hanna Kreuz: Worte in Bildern

Rezensiert von Dr. phil. Oda Baldauf-Himmelmann, 26.08.2024

Cover Hanna Kreuz: Worte in Bildern ISBN 978-3-525-40025-8

Hanna Kreuz: Worte in Bildern. Ein Kartenset für Beratung, Therapie und Selbstreflexion. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2023. 56 Seiten. ISBN 978-3-525-40025-8. D: 38,00 EUR, A: 40,00 EUR.

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Thema

Worte in Bildern ist dem Volksmund nahe: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Es liefert Möglichkeiten, zusätzlich oder außerhalb zur gewöhnlichen Beratung, Therapie oder Selbstreflexion und es ist daher spannend zu schauen, wie damit möglicherweise Horizonte erweitert, Türen geöffnet werden können und wie man sich ggf. dabei neu erfinden kann.

Autorin

Hanna Kreuz, mal- und gestalttherapeutisch gebildete Mentaltrainerin, ursprünglich beheimatet in Niederösterreich, lebte und sammelte vier Jahre Erfahrungen in einer Dorfgemeinschaft im Dschungel in Belize und ist Jahrgang 1995.

Entstehungshintergrund

Zunächst bilden die verschiedenen kulturellen Lebenshorizonte und die berufliche Praxis der Autorin das Fundament für dieses Kartenset. Die Idee für ein Kartenset dieser Art entstand vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass komplexe Zusammenhänge nicht immer verbalisier- oder schreibbar sind, dass stattdessen das Visualisieren von inneren Bildern und deren Vernetzung untereinander, eine Ausdrucksvariante bildet, die es ermöglicht, in neuer, anderer Form, an Diskursen teilzunehmen oder auch mit sich selbst ins Gespräch zu gehen.

Aufbau und Inhalt

Die Publikation enthält somit ein 54-seitiges Begleitheft – Booklet und 60 Bildkarten, die der Unterstützung für Beratung, Therapie und Selbstreflexion dienen sollen.

Das Begleitheft beinhaltet eine Einführung in das Kartenset, drei inhaltliche Teile und Schlussworte.

  • Teil 1 – Das Fundament: Ich und die Welt
  • Teil 2 – Das Baumaterial: Sprache und Bild
  • Teil 3 - Das Kartenset in der Praxis: Formen und Gestalten

In der Einführung geht es um den Ursprung, die Idee, den Punkt (°) und was es mit ihm auf sich hat, Quellen und Ein°flüsse und den Aufbau. Ursprung und Idee entstanden aus der Erfahrung, eher komplexe Zusammenhänge zu visualisieren und in Bildern ausdrücken zu können bzw. zu wollen und im Sinne konstrukivistischer Philosophie zu fragen, was ein Wort noch aussagt, losgelöst vom individuellen dazugehörenden Konstrukt. Welche Wortstämme oder Bewegungsrichtungen ver°stecken sich hinter oder in manchen Worten? Dabei geht es auch um die Funktion des Punktes, der hierbei als praktisches Mittel zur Dekonstruktion dienen und somit eine neue Wahrnehmung ermöglichen soll. Beispiele der Autorin hierfür sind: Be°ziehung= ziehen, Ver°antwortung= antworten usw.

Im ersten Teil „Das Fundament: Ich und die Welt“ geht es zunächst um einige grundlegende Ein°sichten rund um das Leben, die Wirklichkeit und die Wahrnehmung, um das Konstruieren und Dekonstruieren, das Definieren und Assoziieren in Bezug auf sich selbst und die uns umgebende Welt.

  1. Der Symbolmensch: ein Überblick – hier werden verschiedene Symbole, die auf den Bildkarten verwendet werden, erklärt.
  2. Wirklichkeit und Konstruktion – Es ist die kurze Darstellung des Zusammenhangs von bisherigen und neuen Erlebnissen, Glaubenssätzen und Veränderung von Glaubenssätzen. Und es ist die Frage: Was ist die Wirk°lichkeit? – Oder die Frage, wovon hängt es eigentlich ab, wie etwas auf mich wirkt? Im Ergebnis wird auf die Konstrukt°bild°ung eingegangen, also auf das entstehende, meist unbewusste Bild, in seinem begrenzten Rahmen und in seinem unbegrenzten Hintergrund.
  3. Wandel und Umbruch – …basiert auf der Überlegung, wie schnell Menschen sich zu Gefangenen eigener Vorstellungen machen können und wie schwer es sein kann, sich daraus zu lösen, durch Los°lassen und Neuem begegnen. Dazu werden nützliche und unterstützende Fragen formuliert, die später auch auf den Bildkarten wieder auftauchen: z.B. Was brauche ich in Phasen des Um°bruchs besonders? Neben Fragen werden weitere Möglichkeiten vorgestellt, wie das Refraimen, Assoziieren bzw. Gedanken und Bilder verknüpfen.

Im zweiten Teil „Das Baumaterial: Sprache und Bild“ folgen Ausführungen zu Sprache und Räumlichkeit, zu Worten und deren Bildhaftigkeit. Damit soll ermöglicht werden, auf dem Fundament gestalten zu können.

  1. Vom Buchstaben zum Wort zum inneren Bild und zurück – Das Wort wird als Symbol dargestellt, welches nur in Beziehungen zueinander zu Bedeutungen gelangen kann. Dabei können vier Bedeutungsebenen: Beziehung, Appell, Selbstoffenbarung und Sachebene unterschieden werden, sodass Verstehen und Hinter°fragen, sowohl ein wechselseitiges als auch ein Selbstverständnis ermöglichen können.
  2. Sprach°bild°räume entdecken – Neben ersten Einblicken und Grundsymbolen werden explizit einige Wörter und Symbole vorgestellt, bei denen es u.a. um Bewegung geht, z.B. etwas durch°ziehen, eine Figur wird durch einen durchsichtigen Quader gezogen. Zudem geht es um Metaphern als Projektionsfläche und Auslöser von inneren Suchprozessen, z.B. die berühmte Nadel im Heuhaufen suchen. Und es geht um das wortwörtliche Betrachten von Sprache, z.B. Heraus°fordern oder auch Ver°rückt sein.
  3. Das Bild: Annäherungen – Hierbei werden Annäherungsmöglichkeiten beschrieben, wie z.B. sich auf ein Bild ein°lassen: Eine Beziehung herstellen oder sich mit einem Bild identifizieren: sich selbst erkennen etc.
  4. Bildbetrachtungen und Be°ziehungen im therapeutischen Setting: Von der Dyade zur Triade – beschreibt die Betrachtungsmöglichkeiten zwischen den Beteiligten und dem Bild: Klientin, Therapeutin bzw. Beraterin und dem Bild.

Im dritten Teil: „Das Kartenset in der Praxis: Formen und Gestalten“ geht es insbesondere um die Beschäftigung mit den Wortbildkarten, als interaktiver Prozess der Erkenntnis und Rekonstruktion, des (Ver-)Arbeitens, Formens und Gestaltens.

  1. Wortbildkarten in verschiedenen Settings: Anwendungsideen – hier werden Anwendungen in der Arbeit mit den Karten in der Selbstreflexion, Beratung und Therapie und in der Gruppe differenziert dargestellt.
  2. Allgemeine An°regungen und Impulse – …wie z.B. Impulse und Gefühle wahrnehmen, eigene Motive entwickeln, Assoziationen sammeln, Geschichten erzählen usw.

In der Schlussbemerkung wird abschließend auf die eigenen Erfahrungen bei der Erstellung des Booklets verwiesen und dazu eingeladen, sich inspirieren zu lassen.

Die 60igste Karte enthält allgemeine Anregungen und Impulse, quasi als Metaebene für alle Karten.

Diskussion

Das vorliegende Booklet mit den 60 Bildkarten stellt einen einzigartigen Zugang zu Bildern, die man von Situationen, Eindrücken, Gefühlen, Erfahrung etc. haben kann, her und ermöglicht, sich mit Hilfe von unterstützenden Fragen, auf eine neue, andere Weise, als bisher, damit auseinanderzusetzen. Sie sind in dem Sinne lebensweltorientiert, dass sie an die Deutungen und Bilder der betroffenen Personen anschließen, deren Bilder zunächst aufgreifen, aber dann eben auch Türen und Fenster für Neues, für Entdeckungen eröffnen.

Fazit

Eine Auseinandersetzung mit Booklet und die Nutzung der Bildkarten ist absolut empfehlenswert, wenn es darum geht, den Horizont dort zu erweitern, wo Zusammenhänge zu komplex erscheinen, schwer erfassbar sind oder wenn die eigenen Glaubenssätze im Tunnel(blick) enden.

Rezension von
Dr. phil. Oda Baldauf-Himmelmann
Ausgebildete systemische Therapeutin / Familientherapeutin, Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin und Kulturwissenschaftlerin. Arbeitet als Akademische MA an der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus/Senftenberg (BTU CS)
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Es gibt 30 Rezensionen von Oda Baldauf-Himmelmann.

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Zitiervorschlag
Oda Baldauf-Himmelmann. Rezension vom 26.08.2024 zu: Hanna Kreuz: Worte in Bildern. Ein Kartenset für Beratung, Therapie und Selbstreflexion. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2023. ISBN 978-3-525-40025-8. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31333.php, Datum des Zugriffs 15.09.2024.


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