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Nina Kolleck, Luise Fischer (Hrsg.): Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen

Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 08.12.2023

Cover Nina Kolleck, Luise Fischer (Hrsg.): Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen ISBN 978-3-8474-2673-8

Nina Kolleck, Luise Fischer (Hrsg.): Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen. Transfer, Ko-Konstruktion und Interaktion zwischen Wissenschaft und Praxis. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2023. 386 Seiten. ISBN 978-3-8474-2673-8. D: 59,90 EUR, A: 61,60 EUR.

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Thema

Kulturelle Bildung baut Identitäts-, Integrations- und Partizipationsbarrieren ab.

Bildung als Menschwerdung basiert darauf, dass der anthrôpos eine individuelle, kollektive, ganzheitliche, humane Entwicklung vollzieht, um seine Lebensperspektiven in einen guten, gelingenden Zusammenhang des natürlichen und kulturellen Daseins zu bringen. Die Frage, was „Kultur“ ist, beantwortet die UNESCO, die Bildungs- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen, als „die Gesamtheit der einzigartigen geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Aspekte, … die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe auszeichnet“ (Max Fuchs, Bildung und kulturelle Entwicklung des Menschen, 2017, www.socialnet.de/rezensionen/​22681.php).

Entstehungshintergrund und Herausgeberteam

„Jedermann hat das Recht auf Bildung“ – „Jedermann hat das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft teilzunehmen …“; die in der „globalen Ethik“, der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ proklamierten, allgemeinverbindlichen, nicht relativierbaren Rechte (1948, Art. 26 und 27), verpflichten die staatlichen, politischen, verfassten Institutionen, sie zu verwirklichen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat am 8. 1. 2019 die „Richtlinie zur Förderung von Forschungsvorhaben zur kulturellen Bildung in ländlichen Räumen“ herausgegeben. In der Zielsetzung des Förderprogramms kommt zum Ausdruck: „Kulturelle Bildung umfasst sowohl die eigene produktive und kreative Auseinandersetzung mit den Künsten als auch die aktive Rezeption von Kunst und Kultur. Dabei verbindet sie kognitive, emotionale und gestalterische Handlungsprozesse. Kulturelle Bildung vermittelt zum einen künstlerisch-kreative Fertigkeiten. Zum anderen ermöglicht sie Bildungserfahrungen in zahlreichen weiteren Bereichen, beispielsweise bezogen auf soziale und emotionale Aspekte“. In einem wissenschaftlichen, universitären Forschungsverbund werden die staatlichen Vorgaben und Prozesse thematisiert und in Theorie und Praxis realisiert. Mit der ersten Fachpublikation 2022 (Nina Kolleck, u.a., Forschung zur kulturellen Bildung in ländlichen Räumen: Methoden, Theorien und Erste Befunde) hat das Forscherteam die Grundlagen formuliert; im zweiten, hier vorgestellten Band (2023) geht es darum, Aspekte von „Transfer, Ko-Konstruktion und Interaktion zwischen Wissenschaft und Praxis“ zu thematisieren. Die Erziehungswissenschaftlerin von der Universität Potsdam, Nina Kolleck, und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Luise Fischer von der Universität Leipzig, geben den Sammelband heraus und vermitteln somit einen Überblick über das Forschungsfeld und die bisherigen Forschungsergebnisse.

Aufbau und Inhalt

Neben dem Grußwort der Abteilungsleiterin Johanna Börsch-Supan vom BMBF, dem Vorwort des Expert*innenbeirats des Forschungsverbundes (Universität Berlin/​TRAFO/​Hochschule Merseburg/​Fonds Soziokultur e.V./Universität Konstanz/​Johann-Heinrich-von-Thünen-Institut/​Universität Leipzig/​Universität Potsdam/​Universität Hildesheim – Bundesakademie für kulturelle Bildung, Wolfenbüttel/Drosos-Stiftung/​Deutscher Kulturrat), der Einführung in die Thematik durch die Herausgeberinnen, wird der Forschungsbericht in vier Kapitel gegliedert: Im ersten werden „Verständnis und Veränderung von Kultur und Kultureller Bildung in ländlichen Räumen“ diskutiert; im zweiten werden „Individuelle/​familiäre Faktoren und strukturelle Rahmenbedingungen“ aufgezeigt; im dritten werden „Identitäten und Beziehungen (in der) Wissenschaft – Praxis – Öffentlichkeit – Medien“ thematisiert; und im vierten Kapitel geht es um die „Bedeutung von Netzwerken und Kooperationen“.

Das Forschungsteam Johannes Hasselhorn (Universität Nürnberg-Erlangen), Lena Meiertoberent (Hochschule für Musik, Würzburg), Jacquelin Arndt (Julius-Maximilians-Universität, Würzburg), Johanna Vonrhein (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Frankfurt a. M., Jürgen Rauh und Andreas C. Lehmann (Würzburg) fragt: „Was ist Kultur?“ und setzt sich auseinander mit den vorfindbaren, differenzierten Kulturverständnissen und -auffassungen in ländlichen Räumen.

Helena Wölfl von der Universität Leipzig informiert mit dem Beitrag „Schlosstheater Landin e.V. (über) Zukunftsvisionen für die Amateurtheaterpraxis in der Uckermark aus glokaler Perspektive“. Mit der Amateurtheaterpraxis zeigt sie „Potentiale für die Gestaltung des Ortes, der Region und dem Leben in Landin“ auf.

Birgit Althans, Mirjam Lewandowsky, Fiona Schrading und Jana R. Wieland von der Kunstakademie Düsseldorf fragen: „Affektive Landschaften?“, indem sie auf das „Verhältnis von Affekt, Landschaft und ethnographischer Forschung“ verweisen. Mit dem Forschungsprojekt „Wasteland“ und anderen theatralen Landschaftszugängen gelingt es ihnen, „Landschaft als ein Affektgefüge zu verstehen“.

Mirjam Lewandowsky erzählt mit dem fotographischen Gang auf einem „Feldweg in Jäkelsbruch im Oderbruch“ ihre emotionalen und sachlichen Naturerfahrungen: „Durch das Fotografieren werden materielle Spuren in einem relationalen Geflecht von Beziehungen erzeugt, auf die der forschende Körper antwortet“.

Fiona Schrading unternimmt mit dem Ortshistoriker einen Ausflug in den „Muna-Wald“ im Schleswig-Holsteinschen Hohenlockstedt. Die in der Landschaft präsenten Reste und Ruinen der nationalsozialistischen, kriegerischen Munitionsbunker und Schützengräben vermitteln eine „Ungleichzeitigkeit“.

Janna R. Wieland unternimmt eine Wanderung „durchs Niedersächsische Wattenmeer“. Sie wird konfrontiert mit den Bestrebungen und Auflagen zum Schutz des Wattenmeers als Weltkulturerbe und der Ausbeutung der Ressourcen.

Die Düsseldorfer Erziehungswissenschaftlerin Viktoria Flasche, die Pädagogin Isa Sprethuber und der Kulturwissenschaftler Benjamin Jörissen, alle von der Universität Nürnberg-Erlangen, berichten mit dem Beitrag „Bibliotheken als Anker-Strukturen für digitale Teilhabe und Kulturelle Bildung“, über ihre kooperativen Forschungen.

Karina Gotthardt, Matthias Seitz, Miles Tallon und Ulrich Frick vom Forschungszentrum HSD Hochschule Döpfer, Köln, Regensburg, Potsdam, und die Erziehungswissenschaftlerin Katrin Rakoczy von der Justus-Liebig-Universität Gießen kooperieren beim Forschungsprojekt „Ma-ma Märchenprinz“, indem sie erkunden und erproben, wie „Kunstrezeption und musikalische Aktivität im Verhältnis von urbanen versus ländlichen Räumen“ verläuft. „Tempora mutantur, artes et mutantur in illis – Wie sich die jüngste Vergangenheit als Beschleunigungsfaktor im Kulturleben und in der Kulturellen Bildung auswirkt“. Deutlich wird die Forderung nach einer intensiveren Zusammenarbeit von Psychologie, Kunst-, Musikpädagogik und Kulturwissenschaften.

Die Soziologen von der Mainzer JohannesGutenberg-Universität, Gunnar Otte und Dave Balzer, Holger Lübbe von der Universität Leipzig und Joschka Baum von der Bergischen Universität Wuppertal, haben mit dem Beitrag „Mediale Kulturpartizipation“ untersucht: „Gibt es Stadt-Land-Unterschiede der Kulturnutzung auch im digitalen Raum?“. Sie kommen dabei zu interessanten Ergebnissen; etwa, „dass die mediale Nutzung kultureller Angebote in räumlicher Hinsicht egalitärer ausfällt als der physische Besuch kultureller Veranstaltungen“.

Die Erziehungswissenschaftler Jens Oliver Krüger und Mirjam Schön von der Universität Koblenz sind bei der Frage, wie ansprechbar und erreichbar ländlich lebende Eltern für die kulturelle Bildung ihrer Kinder sind: „Die Eltern mit ins Boot holen“. Es sind die vorherrschenden, unterschiedlichen Bildungs- und Erziehungsziele, die sowohl eine Kommunikation ermöglichen, als auch gleichzeitig erschweren.

Die Erziehungswissenschaftlerinnen Cathleen Grunert, Katja Ludwig, Kilian Hüfner und Eva Plappert von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Birgit Reißig und Stefan Fehser vom Deutschen Jugendinstitut informieren über ihre Forschungen als „Herausforderungen ländlich-peripherer Regionen als Träger kultureller Bildungsarbeit“. Es sind Fragen von Erreichbarkeit, Kommunikationsbereitschaft und – fähigkeit, die personell, institutionell und faktisch besondere, professionelle Anforderungen notwendig machen.

Die Osnabrücker Sozialwissenschaftler Mario Mallwitz und Sonja Nonte berichten über ihre Forschungsergebnisse zur „Kulturelle(n) Bildung und Einzelschulentwicklung im Harz“. Sie verweisen auf Synergie-Effekte und institutionelle, organisatorische und personelle Herausforderungen.

Die Hannöverschen Musikwissenschaftler und -didaktiker Julius Kopp und Andreas Lehmann-Wermser thematisieren „Vereinsgestütztes Musizieren auf dem Prüfstand“, indem sie über Präsenz, Erreichbarkeit, Professionalität, Sozialität und Popularität von Musikvereinen forschen und dabei eine Reihe von positiven und negativen, sozialen, zivilisatorischen, objektiven und subjektiven Entwicklungen aufzeigen.

Die Schulpädagog:innen Michael Retzar, Jana Bamberger und Katrin Grölz von Philipps-Universität Marburg widmen sich den „Bleibe- und Abwanderungsverpflichtungen von Jugendlichen mit Migrationshintergründen an ländlichen Schulen in Ostdeutschland“. Es sind die Diskrepanzen bei den Integrationsentwicklungen bei den Autochthonen und zugewanderten Migranten, die bei den Letztgenannten Konflikte zwischen staatlicher Zugehörigkeit und familialer Bindung erzeugen.

Die Berliner Wirtschaftswissenschaftler:innen Maren Irmer, Steffen Kolb und Fiarra Maureen Pudritzki beginnen das dritte Kapitel mit Fragen nach Identitäten und Beziehungen, indem sie ihre Forschungsergebnisse zu „Veränderungen medialer Repräsentation ländlicher Räume am Beispiel Neusalza-Spremberg“ vorstellen. Die regionalen, ländlichen, kulturellen Aktivitäten konzentrieren sich mit fast 40 % in sportlichen Bereichen, mit etwas mehr als ein Fünftel auf kulturellen, und mit weniger als ein Zehntel auf gesellschaftspolitischen Gebieten.

Die Wissenschaftler:innen von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Claudia Kühn, Vincent Keldenich, Julia Franz, Annette Scheunpflug, Marc Redepenning und Heidrun Alzheimer, diskutieren die Möglichkeiten der „empirische(n) Forschung in informellen Settings Kultureller Bildung“. Es sind vor allem die Anforderungen zum „Wissenschafts-Praxis-Transfer“, die besondere Zielsetzungen und Methoden erfordern und Feldforschung notwendig machen. Mit dem Forschungsmodell werden „implizite und explizite Transferprozesse“ möglich.

Die Koblenzer Erziehungs- und Kulturwissenschaftler.innen Wiebke Warburg, Micha Kranixfeld, Barbara Sterzenbach, Kristin Westphal und Ilona Sauer suchen treffende Begrifflichkeiten bei der Beschreibung von „Transfergelegenheiten im Rahmen der ethnographischen Begleitung künstlerischen Residenzen in ländlichen Räumen“. Es ist nicht die „kluge Eule“, sondern es sind die „Kritische(n) Raben“, die Betätigungs- und Begleitforschung charakterisieren und berücksichtigen, dass „sowohl auf die personellen Engpässe in Projekten der kulturellen Bildung als auch auf sensible Machtstrukturen und die damit verbundenen Beziehungsgefüge innerhalb eines künstlerischen Projektes Rücksicht“ genommen wird.

Mandy Putz, Ines Seumel und Lisa-Maria Pfefferkorn vom Institut für Kunstpädagogik der Universität Leipzig plädieren für „OKaPi: Offene Kunst – Offene Fragen. Zwischen Bedingungsanalyse, Strategie-Entwürfen und Praxisversuch“. Es sind bildnerische, ästhetische, gestalterische und künstlerische Prozesse, die Aufmerksamkeit, Interesse und Aktivitäten bewirken.

Die Musikpädagog:innen der Freiburger Hochschule für Musik, Verena Bons, Johanna Borchert, Thade Buchborn und Wolfgang Lessing, fragen: „Wie kann kulturelle Bildung generationsübergreifende Begegnungen im ländlichen Raum ermöglichen und fördern?“. Am Beispiel des Forschungsprojekts „Blasmusikvereine“ werden empirische Befunde vermittelt und Handlungsempfehlungen für die Vereinsarbeit erteilt. Es zeigt sich, „dass Musikvereine eine spezielle Struktur des generationsverbindenden Miteinanders aufweisen“.

Birgit Mandel und Nele Gittermann vom Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim, die Wirtschaftswissenschaftler Dario Gödecke und Kilian Bizer von der Universität Göttingen, stellen fest: „Angesagt statt abgehängt“. Sie thematisieren „Herausforderungen und Potentiale der Publikumsbindung in der Theaterlandschaft ländlicher Räume aus Produktions- und Rezeptionsperspektive“. Es sind überwiegend personelle Kontakte und Initiativen und private Netzwerke, die Besuchermotivationen bewirken.

Das vierte Kapitel beginnen Lena Sebening, Steffi Robak und Jessica Preuß vom Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung der Universität Hannover mit dem Bericht „Boßeln am Deichmühlenweg?“. Es geht um regionalspezifische Initiativen bei Bildungs- und kulturellen Praktiken. In den niedersächsischen Regionen Wendland und Ostfriesland werden Freizeit- und Sportaktivitäten ausgeübt, die auch nebenbei und gezielt kulturelle Bildung vermitteln können.

Saskia Bender und Nils Rennebach von der Universität Bielefeld, Nina Kolleck und der Politikwissenschaftler Thi Huyen Trang Le von der Universität Leipzig thematisieren Aspekte zur „Abwehr, Aushandlung und Ambiguitätstoleranz“. Sie verweisen auf „kulturelle Bildungsnetzwerke zwischen Region, Kultur und Kultureller Bildung“, weil kulturelle Bildung in ländlichen Räumen es immer zu tun hat mit regionalen Besonderheiten und Traditionen.

Die Kunstpädagogin von der Universität Erfurt, Ulrike Stutz, informiert mit ihrem Beitrag „Kooperation und Vernetzung im Spannungsfeld von Engagement und Belastung und die agency von Kontinuität“ über Zielsetzungen und Ergebnissen des Forschungsprojektes „KuBiLa – Kulturelle Bildungslandkarten“.

Heike Gumz und Julian Trostmann von der Universität Kassel, Katja Drews und Alexandra Engel von der HAWK Holzminden, Claudia Arndt und Alexandra Retkowski von der BTU Cottbus-Senftenberg diskutieren über „Kooperation und Netzwerkarbeit aus Perspektiven von Akteur*innen der kulturellen Bildung“. Die interregionalen Forschungserfahrungen zeigen und fordern auf, „Peripherisierung systematisch als mehrdimensionalen Prozess zu begreifen und zu analysieren“.

Den (vorläufigen) Abschluss der Forschungs- und Innovationsberichte zur kulturell-künstlerischen Bildung und Bewältigung des gesellschaftlichen Wandels in ländlichen Räumen bilden Beiträge von Praxis- und Kooperationspartner:innen. Die Sozialpädagogin Andrea Gaede, die Fachreferentin Kirsten Karnstädt und der Geschäftsführer des Sächsischen Volkshochschulverbandes, Robert Helbig, äußern sich mit dem Beitrag „Gesellschaftliche Transformation trifft auf kulturelle Bildung – Synergien und Gelingensbedingungen“. Der Erwachsenenbildner von der Universität Augsburg, Ulrich Klemm, nimmt mit seinem Beitrag „Paradoxien und Unwirtlichkeit ländlicher Räume“ die soziologischen und philosophischen Gedanken auf, wie sie sich im Stadt-Land-Diskurs vollziehen und mit der aristotelischen Weisheit, dass das Ganze mehr sei als die Summe seiner Teile, als Bestandteil des abendländischen Bewusstseins etabliert haben. Hinweisend auf den aktuellen Denk- und Forschungsprozess wird deutlich: „Ein interdisziplinäres Forschungssetting (ist) notwendig“. Die Soziologen Stephan Beetz und Ulf Jacob von der Hochschule Mittweida setzen sich auseinander mit der „Rolle kultureller Bildung bei der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichem Wandel in ländlichen Räumen“. Sie erkennen „als empfindsame Seismographen großer gesellschaftlicher Veränderungen… die Herausforderung(en) kulturell-künstlerischer Bildungsarbeit“. Der Filmemacher, Theaterautor und Tänzer Dirk Lienig reagiert mit dem Beitrag: „Eine Stadt tanzt“ und berichtet über kulturelle Bildung in Hoyerswerda. Der Maler und Zeichner Falk Nützschke und die Ethnologin Sigrun Nützsche berichten über das Projekt „Expressionismus in Bischofswerda?!“. Die Bildende Künstlerin Anja Herzog stellt „Künstlerisches Schaffen & Kulturelle Bildungsarbeit in Bischofswerda“ vor. Der Kunsttherapeut Jörg Tausch erzählt: „Meine Erfahrungen mit kultureller Bildung im ländlichen Raum“. Der Künstler und Lyriker Jörg Seifert stellt „Überlegungen zur kulturellen arbeit des kunstkeller(s) annaberg e.v. (im tiefsten Wald)“ an. Luise Fischer von der Universität Leipzig und Nina Kolleck fragen mit dem Schlussbeitrag „Quo vadis Kulturelle Bildung?“. Wünschbare, visionäre, realistische Theorien, Praxen und Perspektiven sollten sich orientieren an „bedarfsrelevanter oder bedarfsorientierter (Bildungs-)Arbeit und Forschung“, im Bewusstsein, dass „jede Zeit eine Zeit des Wandels ist“ (Ken Follett).

Diskussion

Der Sammelband „Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen“ ist ein zwischenzeitlicher Forschungs- und Arbeitsbericht eines Verbundes von wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen zur Analyse und Ausführung der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung vorgelegten „Richtlinie zur Förderung von Forschungsvorhaben zur kulturellen Bildung in ländlichen Räumen“ (8.1.2019). Er setzt sich auseinander mit den Kongruenzen und Diskrepanzen bei urbanen und ruralen Zusammenhängen. Es sind intellektuelle, humane, menschengemachte Entwicklungsprozesse und Herausforderungen, die menschenwürdig und menschengerecht bewältigt werden müssen.

Fazit

Der wissenschaftliche Forschungsbericht greift eine Fülle von theoretischen und praktischen Ideen und Innovationen auf und verdeutlicht die Vielfalt und Vielschichtigkeit der kulturellen Bildung. Die Herausgeberinnen wünschen in ihrem Schlussbeitrag, dass die Leserinnen und Leser durch die Forschungsberichte „inspiriert, irritiert, informiert, zum Nachdenken angeregt“ werden. So stellt sich die Forschungsarbeit als Handbuch dar, das auch lohnt, in anderen, gesellschafts- und kulturwissenschaftlichen Zusammenhängen benutzt zu werden.

Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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ISSN 2190-9245