Jorina Senger: Kinderrechtebildung in der Kita - Theorie und Praxis
Rezensiert von Dr. Kurt-Peter Merk, 23.10.2024

Jorina Senger: Kinderrechtebildung in der Kita - Theorie und Praxis. Carl Link (Kronach) 2024. 60 Seiten. ISBN 978-3-556-09886-8. D: 20,00 EUR, A: 20,60 EUR.
Thema
Das Heft ist in einer Reihe mit dem Titel „Kita – Praxishilfen“ erschienen. Es handelt sich um eine pädagogische Handreichung für die Zielgruppe der Kita-Leitungen, pädagogische Fachkräfte und auch Träger von Einrichtungen.
Autor
Die Autorin, Jorina Senger, ist Diplom-Pädagogin mit dem Schwerpunkt frühe Kindheit.
Aufbau
Der Text ist in 2 Teile gegliedert. Nach einer kurzen Einführung, mit einem Plädoyer für die Aufnahme der Kinderrechte in die Bildungspläne für Kitas aber auch für Grundschulen, folgt im 1. Teil eine theoretische Einführung in die Thematik der Kinderrechte. Nach einer kurzen historischen Hinführung folgt eine Darstellung wichtiger Kinderrechte der UN-Kinderrechtskonvention, insbesondere Artikel 3 und Artikel 12. Auch die Strukturierung der Konvention in die 3Ps‘ wird thematisiert. Ergänzend werden kinderrechtlich relevante Normen des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) und des Kinder- und Jugendhilfe-Gesetzes (SGB VIII) dargestellt.
Der 2. Teil dient der Anleitung zur praktischen Umsetzung der im ersten Teil vorgestellten Kinderrechte in die Praxis der frühkindlichen Erziehung. Dabei wird differenziert zwischen dem „Need-Based Approach“ und dem „Rights-Based Approach“ (Bedürfnis-Ansatz gegen Rechte-Ansatz).
Inhalt
Das Buch gibt die von der Autorin bearbeiteten Kinderrechte ohne Tiefe knapp, aber nachvollziehbar und für den angestrebten Zweck hinreichend wieder. Gerade wegen des angestrebten Zwecks der stärkeren Berücksichtigung der Kinderrechte im pädagogischen Alltag ist die Darstellung der Rechtsstellung von Kindern defizitär. Es wird das Recht auf Entwicklung in § 1 Abs. 1 SGB VIII zitiert (allerdings ohne „selbstbestimmt“), aber die konkrete und weitgehende Aufgabe der Jugendhilfe aus § 1 Abs. 3 SGB III wir nicht erwähnt. Benannt wird das Recht auf Beteiligung gemäß § 8 Abs. 1 SGB VIII, nicht aber der Anspruch auf die kindgerechte Form gemäß § 8 Abs. 4 SGB VIII. Auch fehlt der Hinweis auf § 8a Abs. 2 SGB VIII der den Kindern ein Recht auf Partizipation auch in der Kita einräumt, sowie der Hinweis, dass gemäß § 45 Abs. 2 Ziffer 4 SGB VIII, eine Kita nur dann rechtmäßig betrieben wird, wenn „geeignete Verfahren der Selbstvertretung und Beteiligung … innerhalb und außerhalb der Einrichtung gewährleistet werden“.
Der 2. Teil, der den Hauptteil des Werkes bildet, wird dem Anspruch einer „Handreichung“ voll gerecht. Dort werden gut handhabbare Checklisten bereitgestellt, die eine Einordnung ermöglichen, inwieweit in einer konkreten Kita die Kinderrechte schon umgesetzt werden, und die geeignet sind, die Qualität der Beteiligung der Kinder in einer konkreten Kita zu beurteilen.
Diskussion
Der Text ist didaktisch überzeugend, durch die farbliche und optische Gestaltung ist das Werk leicht zugänglich und gut lesbar. Die benannten Defizite bei der Darstellung der relevanten Normen, zu denen auch der Verzicht auf die Darstellung der Regelung der Selbstorganisation gemäß § 4a SGB VIII gehört, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass das SGB VIII zeitnah geändert wurde. Wegen der besonderen kinderrechtlichen und praktischen Bedeutung der Ausweitung der Aufgaben der Jugendhilfe über ihren bisherigen Bereich hinaus durch § 1 Abs. 3 Ziffer 2 SGB VIII darf angeregt werden, die Neuregelungen bei einer Neuauflage des Textes zu berücksichtigen.
Fazit
Insgesamt ist der Text für ErzieherInnen und Kita-Verantwortliche ein guter Einstieg in die Materie der Kinderrechte.
Rezension von
Dr. Kurt-Peter Merk
Recht in der Sozialen Arbeit;
Recht der Europäischen Union;
Kinderrechte;
Generationengerechtigkeit
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