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Initiative "Stoppt Leihmutterschaft" (Hrsg.): Die neuen Gebärmaschinen?

Rezensiert von Dr. med. Judith Zimmermann, 12.08.2024

Cover  Initiative "Stoppt Leihmutterschaft" (Hrsg.): Die neuen Gebärmaschinen? ISBN 978-3-95558-359-0

Initiative "Stoppt Leihmutterschaft" (Hrsg.): Die neuen Gebärmaschinen? Was die globale Leihmutterschaft mit Frauen und Kindern macht. Brandes & Apsel (Frankfurt) 2023. 306 Seiten. ISBN 978-3-95558-359-0. D: 29,90 EUR, A: 30,80 EUR.

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Thema

Das Buch enthält Beiträge von 31 Autor:innen aus unterschiedlichen Ländern, die sich in ihren Texten gegen eine Leihmutterschaft aussprechen.

Autor:in oder Herausgeber:in

Der Verein „Stoppt Leihmutterschaft“ Österreich setzt sich für die Beibehaltung des Verbots der Leihmutterschaft in Österreich sowie für die internationale Abschaffung von Leihmutterschaft ein.

Entstehungshintergrund

„Stoppt Leihmutterschaft“ ist die deutsche Übersetzung von „Ventres a louer. Un critique feministe de la GPA“, das 2022 bei Editions L’Echappee erschien und das in der deutschen Fassung um einige Beiträge ergänzt wurde.

Inhalt

Das Buch enthält 31 Texte, in denen sich die Autor:innen gegen die Praktik einer Familiengründung per Leihmutterschaft aussprechen. Die Texte sind in ihrer Struktur recht heterogen. Teilweise handelt es sich um Transkripte von gehaltenen Reden, teilweise um klassische Essays, teilweise um Analysen beispielsweise von Fernsehshows oder Serien, in denen Leihmutterschaft Thema ist.

Nach einem Vorwort erfolgt eine Einführung in das Thema in Form eines Transkripts einer für die Abschaffung der Leihmutterschaft gehaltenen Rede, in der diese mit Junk food verglichen wird. In den nachfolgenden Beiträgen wird über Leihmutterschaft in unterschiedlichen Regionen der Erde berichtet, im Mittelteil befasst sich ein Beitrag explizit damit, wie die Situation in Indien von der Autorin wahrgenommen wurde. Weitere Beiträge befassen sich damit, warum eine Leihmutterschaft aus Sicht der Autor:innen auch bei eigener Entscheidung der Frau dafür gegen Menschenrechte verstoße und warum einer Frau hier keine autonome Entscheidung zugestanden werden solle. Andere Kapitel stellen die Leihmutterschaft in die Tradition der Sklavenhalterei oder des Konkubinats in Asien. Einige Beiträge diskutieren die Leihmutterschaft als patriarchale Gewalt gegen Frauen, andere als lediglich als notwendig für Menschen der LGBTQ Szene, denen man dies aber nicht aus Mitleid gestatten solle. Zwei weitere Texte befassen sich mit dem im Rahmen der Reproduktionstechnologie verwendeten Vokabulars und den dadurch hervorgerufenen Emotionen. Der Schlussteil thematisiert, wie die Situation der durch Leihmutterschaft entstandenen Kinder von den Autorinnen wahrgenommen wird.

Diskussion

Das Buch „Die neuen Gebärmaschinen“ enthält viel Meinung und wenig Fakten. Die durchaus vorhandene Forschungsliteratur zu den körperlichen und psychischen Folgen einer Leihmutterschaft für Leihmütter, für die so gezeugten Kinder und die so entstehenden Familien wird ganz überwiegend nicht dargestellt und wo doch, dann nur in Form eines Herauspickens einzelner passender Aspekte. Eine Trennung von darzustellenden Fakten (beispielsweise „Wo ist die Leihmutterschaft unter welchen Bedingungen erlaubt“) sowie der Haltung der Autor:innen dazu („Geschäftsmodelle“ in Griechenland und USA, „Skandale in Asien“ etc.) findet nicht statt. Die feministische Diskussion darüber, ob es einer Frau erlaubt sein sollte, selbst über ihren Körper zu bestimmen und sie damit auch selbst entscheiden sollte, ob sie ein Kind für Andere austrägt wird überwiegend damit beantwortet, dass eine Leihmutterschaft desaströse Folgen für alle Beteiligten habe (ohne dies solide zu belegen) und sie eine patriarchale Aneignung des weiblichen Körpers bedeute und daher verboten werden müsse. Einige Beiträge erwecken auch den Eindruck, als ob die Leihmutterschaft lediglich von Personen mit einer LGBTQ-Identität in Anspruch genommen würde (was in den Augen der Autor:innen offensichtlich bereits ein Argument dagegen ist) und als ob Leihmütter überwiegend genetisch eigene Kinder austragen (was ebenfalls nicht der Fall ist). Die Argumente gegen Leihmutterschaft wiederholen sich in den Beiträgen häufig in leicht abgeänderter Form.

Das Buch ist für alle geeignet, die sich ihre eigene ablehnende Haltung gegenüber einer Leihmutterschaft bestätigen lassen wollen, ohne sich hierbei von zu vielen Fakten stören lassen zu müssen. Leser, die eine ausgewogene Diskussion der Risiken und Chancen einer Leihmutterschaft vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Forschung erwarten, werden von diesem Buch enttäuscht sein.

Fazit

Das Buch „Die neuen Gebärmaschinen“ enthält eine Sammlung von Texten, in denen die Autor:innen ihre negative Haltung gegenüber der Praktik der Leihmutterschaft zum Ausdruck bringen.

Rezension von
Dr. med. Judith Zimmermann
Fachärztin für Innere und Allgemeinmedizin, Systemische Therapeutin, Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch (BKiD)
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Es gibt 9 Rezensionen von Judith Zimmermann.

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Zitiervorschlag
Judith Zimmermann. Rezension vom 12.08.2024 zu: Initiative "Stoppt Leihmutterschaft" (Hrsg.): Die neuen Gebärmaschinen? Was die globale Leihmutterschaft mit Frauen und Kindern macht. Brandes & Apsel (Frankfurt) 2023. ISBN 978-3-95558-359-0. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31505.php, Datum des Zugriffs 12.09.2024.


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