Jennifer Hübner (Hrsg.): Lebenswelten – Lebensräume
Rezensiert von Eik Schmiljun, 11.04.2024

Jennifer Hübner (Hrsg.): Lebenswelten – Lebensräume. Auf den Spuren junger Menschen in der Großstadt im 21. Jahrhundert : Ergebnisse einer rekonstruktiven Studie zu jungen Menschen im urbanen Raum.
Verlag Barbara Budrich GmbH
(Opladen, Berlin, Toronto) 2023.
258 Seiten.
ISBN 978-3-8474-2705-6.
D: 32,00 EUR,
A: 32,90 EUR.
Reihe: Soziale Arbeit und Sozialer Raum - 7.
Thema
Mit dem neuen Jugendförder- und Beteiligungsgesetz rückt die Lebenswelt junger Menschen stärker in den Fokus der Jugendhilfeplanung. Mittels vieler neuer Beteiligungskoordinationen begannen Berliner Bezirke mit der Umsetzung dieses Auftrages, allerdings fehlte es hierfür noch an der notwendigen Expertise. Das Werk, das Sie in den Händen halten, bietet einen Einblick in verschiedene Methoden der Sozialraumanalyse und zeigt Ergebnisse einer umfassenden Erhebung im Bezirk Tempelhof-Schöneberg von Berlin auf.
Herausgeber_in
Jennifer Hübner ist Doktorantin in der offenen Kinder- und Jugendarbeit an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin. Als Lehrbeauftragte doziert sie über das Thema der offenen Kinder- und Jugendarbeit an der Alice-Salomon-Hochschule und der katholischen Hochschule. Neben ihrem wissenschaftlichen Hintergrund verfügt Frau Hübner auch über viele Jahre Praxiserfahrung in der Berliner Kinder- und Jugendarbeit.
Entstehungshintergrund
Im Rahmen der Erstellung des ersten Jugendförderplanes wollte das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg erfahren, was junge Menschen in ihrer Freizeit machen und wie bestehende Angebote der Kinder- und Jugendarbeit weiterentwickelt werden können. Um sich diesem Thema zu nähern, wurde der Träger Jugend, Bildung, Forschung – Verband für Praxis und Wissenschaft beauftragt eine Sozialraumanalyse zu erstellen, welche als Grundlage für den Jugendförderplan dienen sollte.
Aufbau
Die Veröffentlichung gliedert sich in drei Abschnitte.
- Teil 1 präsentiert das Forschungsdesign.
- Teil 2 stellt die Ergebnisse der Studie vor.
- Teil 3 diskutiert zentrale Erkenntnisse der Studie.
Inhalt
Das Erkenntnisinteresse der Studie liegt auf den Lebenswirklichkeiten junger Menschen im öffentlichen Raum. Die Erhebungen sollen die Wünsche, Bedarfe und Interessen jener jungen Menschen sichtbar machen, die bislang noch keine Nutzer_innen von Kinder- und Jugendeinrichtungen sind. Das Buch zeigt gleichzeitig auf, welche bereits existierenden Aneignungsprozesse außerhalb der Kinder- und Jugendarbeit stattfinden und welche Bedarfe es in der Gestaltung dieser gibt. Die Ergebnisse sollen dabei nicht allein auf den Bezirk verweisen, sondern deutlich machen, welchen Herausforderungen junge Menschen beim Aufwachsen in einer Großstadt gegenüberstehen.
Im Forschungsprojekt wurden verschiedene Methoden der Sozialraumorientierung angewendet, um ein umfangreiches Ergebnis zu erzielen.
Zur Anwendung kamen sowohl qualitative als auch quantitative Methoden wie zum Beispiel:
- ethnografische Feldstudien mit Beobachtungen,
- Interviews im (halb-) öffentlichen Raum,
- Kurzinterviews mit Fachkräften,
- Zukunftswerkstätten
- Online-Befragung.
Die Herausgeberin erläutert dabei kurz die Methoden und wie diese strategisch in der Methodologie zur Anwendung kamen.
Im zweiten Teil des Buches werden eindrucksvoll die Ergebnisse der fünf Bezirksregionen vorgestellt. Hierfür skizziert die Autorin zunächst den jeweiligen Ortsteil, wobei der Fokus auf der Lebenswelt junger Menschen liegt. Die Themen dieser Altersgruppe werden gebündelt und die Ortsteile aus der Perspektive der Befragten dargestellt. Dafür wird die Lebenswirklichkeit von jungen Menschen sowohl im (halb-) öffentlichen Raum als auch dem Bildungsraum aufgezeigt. Abschließend gibt es für die Bezirksregionen Handlungsempfehlungen, wie die Kinder- und Jugendarbeit weiterentwickelt werden kann. Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt werden dabei separat vorgestellt, um die originalen Aussagen der jungen Menschen zu erhalten.
Die Lebenswelt von jungen Menschen findet nicht erst seit Corona in den digitalen Medien statt. In Teil drei des Buches werden insbesondere die digitalen Angebote in Zeiten von Corona evaluiert und ihre Wirksamkeit diskutiert. Für die Weiterentwicklung der Arbeit werden zudem Handlungsempfehlungen aufgestellt.
In der Zusammenfassung werden die Ergebnisse aller Erhebungen noch einmal gebündelt und dabei verschiedene Kernbefunde der Studie herausgearbeitet.
Fazit
Eine lesenswerte Publikation insbesondere für Leser_innen, die an der Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit in Großstädten interessiert sind. Die vorliegende Studie ist eine wunderbare Grundlage für den Bezirk, verschiedene Handlungsempfehlungen aufzugreifen und Veränderungen für junge Menschen zu bewirken.
Rezension von
Eik Schmiljun
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