Silke Hubrig: Dicke Kinder in der Kita
Rezensiert von Stefanie Fischer, 24.07.2024

Silke Hubrig: Dicke Kinder in der Kita. Sensibler Umgang mit Übergewicht. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2023. 122 Seiten. ISBN 978-3-7799-7521-2. D: 20,00 EUR, A: 20,60 EUR.
Thema
Die entwicklungs- und gesundheitsfördernde Begleitung von Kindern ist eine zentrale Aufgabe pädagogischer Kräfte in der Kita. Das Buch „Dicke Kinder in der Kita. Sensibler Umgang mit Übergewicht“ von Silke Hubrig fasst die theoretischen Grundlagen zum Thema Übergewicht bei Kindern zusammen und enthält praxisnahe Hinweise und Ideen zum pädagogischen Umgang mit dieser Thematik in der Kindertagesstätte sowie zur Zusammenarbeit mit den Eltern betroffener Kinder. Dabei haben die Impulse auch einen präventiven Charakter und können somit in der entwicklungs- und gesundheitsfördernden Arbeit mit Kindern aller Gewichtsklassen und deren Familien genutzt werden.
Autorin
Die Autorin Silke Hubrig ist Erzieherin und arbeitet in Bremen an einer Berufsschule als Lehrerin für Sozialpädagogik und Sport. Sie publiziert zu verschiedenen frühpädagogischen Themenstellungen.
Aufbau und Inhalt
Das Buch umfasst 121 Seiten und gliedert sich in drei wesentliche Kapitel, die nach einem einleitenden Wort der Autorin folgen und mit einem Schlusswort sowie dem Literaturverzeichnis enden.
Kapitel 2: Wissenswertes vorab
In diesem Kapitel fasst die Autorin relevante Sachinformationen zum Thema kurz zusammen. Es erklärt und unterscheidet die Begrifflichkeiten „dick“, „übergewichtig“ und „adipös“, fasst die Ursachen von Übergewicht und den Zusammenhang zwischen finanzieller Herkunft und Übergewicht zusammen, thematisiert die gesellschaftlichen Vorurteile gegenüber dicken Menschen und benennt die Folgen von Übergewicht für die kindliche Entwicklung. Das Kapitel schließt mit einem Fallbeispiel.
Kapitel 3: Zum Umgang mit Übergewicht in der pädagogischen Praxis
Dieses Kapitel gliedert sich in fünf Unterkapitel, die sich mit den Themen Bewegung, Entspannung, gesunde Ernährung, positive Körpererfahrungen und -bewusstsein sowie Body Positivity im Kita-Alltag auseinandersetzen. Jedes Unterkapitel startet mit Sachinformationen und beinhaltet zahlreiche konkrete Ideen für Aktivitäten mit Kindern in der Kita (z.B. Bewegungsspiel: „Von Stein zu Stein hüpfen“, S. 21). Es enthält Reflexionsfragen für die Kita-Praxis und Literaturtipps für pädagogische Fachkräfte. Das Buch macht zu Beginn, in der Mitte und zum Ende des Kapitels auf die Vorbildfunktion der pädagogischen Fachkräfte aufmerksam und läd dazu ein, den eigenen Umgang mit den Themen Ernährung, Körperbilder, Entspannung, Bewegung näher zu betrachten. Gleichzeitig bieten die Sachinhalte die Möglichkeit das pädagogische Handeln in der Einrichtung zu beleuchten und ggf. anzupassen. (z.B. Essen ist kein Erziehungsmittel, Probierhappen sind tabu, S. 62.)
Kapitel 4: Zusammenarbeit mit Eltern
Dieses Kapitel bietet Tipps zur Dialoggestaltung zwischen pädagogischen Fachkräften und Erziehungsberechtigten sowie praktische Ideen für die Gestaltung von Elternabenden oder von der Einrichtung organisierten Eltern-Kind-Aktivitäten. Ziel ist es, bei den Eltern ein Problembewusstsein zu schaffen. Die Autorin benennt im groben die Bereiche Essen und Trinken, Bewegung und den Umgang mit Medien, über die das pädagogische Personal mit den Eltern, Informativ, reflektierend in den Austausch kommen sollte, um ggf. Veränderungen anzustoßen. Dabei wird die Notwendigkeit eines besonders sensiblen Umgangs mit der Thematik betont.
Diskussion
Die Gesundheitsförderung in der Kindertagesstätte ist ein wichtiger Bestandteil des pädagogischen Alltags und findet sich als Auftrag in den Bildungsplänen der Bundesländer für Kindertageseinrichtungen wieder. Insgesamt trägt die Gesundheitsförderung in Kitas dazu bei, dass Kinder einen gesunden Start ins Leben bekommen, was wiederum langfristig positive Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden hat.
Der Fokus des Buches liegt auf dem Umgang mit dicken Kindern. Begründet wird die Aktualität der Thematik u.a. durch die Folgen der Corona-Pandemie. Ein sensibler Umgang mit übergewichtigen Kindern fördert deren physische und psychische Gesundheit, indem er ihnen hilft, sich selbst zu akzeptieren und gesunde Lebensgewohnheiten zu entwickeln. Das Buch klärt durch kurze, sachinformative Beiträge über die Entstehung und Folgen, sowie den Umgang auf.
An verschiedenen Stellen verzichtet das Buch auf Quellen- und Literaturhinweise oder stützt sich auf ältere Literatur. Beispielsweise werden in Kapitel 2.4, „Folgen von Übergewicht für die kindliche Entwicklung“, beim Unterpunkt „Psychische und soziale Folgen von Übergewicht“ (S. 15) die Aussagen nicht durch Quellennachweise belegt, und im gleichen Kapitel unter dem Punkt „Körperliche Folgen von Übergewicht“ (S. 14) wird hauptsächlich mit einer Quelle aus dem Jahr 2007 gearbeitet. Aus wissenschaftlicher Sicht wäre die Nutzung aktueller Quellen besonders im theoretischen Teil wichtig.
Das Buch richtet sich zwar im Titel in erster Linie an den pädagogischen Umgang mit dicken Kindern, die vorhandenen Impulse und Ideen für Aktivitäten und Projekte beziehen sich jedoch auf alle Kinder und haben grundsätzlich einen präventiven Charakter für die gesamte Kindergruppe. Dies verhindert Stigmatisierung und Diskriminierung von Kindern mit einem erhöhten Körpergewischt und sie kommen in der Umsetzung damit allen Kindern zugute.
In einzelnen Kapiteln finden sich zudem nützliche Reflexionsfragen, die das Kita-Team dabei unterstützen können, ihre pädagogische Arbeit zu überprüfen und bei Bedarf Veränderungen einzuleiten. Konkrete Literaturtipps zu Fach- und Bilderbüchern laden dazu ein, sich vertieft mit einzelnen Themenbausteinen zu beschäftigen.
Fazit
Das Buch „Dicke Kinder in der Kita. Sensibler Umgang mit Übergewicht“ richtet sich an Praktiker und Praktikerinnen im Kita-Bereich. Es bietet eine gute Gelegenheit, sich in Kürze mit den wichtigsten Informationen zum Thema zu befassen, und enthält zahlreiche konkrete Impulse für die Gestaltung eines gesundheitsfördernden Kita-Alltags für alle Kinder sowie zur Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten.
Rezension von
Stefanie Fischer
Kindheits- und Sozialpädagign (B.A.), Fachberatung für Tageseinrichtungen, Studentin im Masterstudiengang Kindheits- und Sozialwissenschaften an der Hochschule Koblenz
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