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Kristin Narr, Guido Bröckling et al. (Hrsg.): Mit Medienbildung die Welt retten?!

Rezensiert von Prof. Dr. Johann Bischoff, 17.10.2024

Cover Kristin Narr, Guido Bröckling et al. (Hrsg.): Mit Medienbildung die Welt retten?! ISBN 978-3-96848-709-0

Kristin Narr, Guido Bröckling, Rüdiger Fries (Hrsg.): Mit Medienbildung die Welt retten?! Medienpädagogik in einer Kultur der Digitalität. kopaed verlagsgmbh (München) 2023. 160 Seiten. ISBN 978-3-96848-709-0. D: 18,00 EUR, A: 18,50 EUR.
Reihe: Schriften zur Medienpädagogik - 19.

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Thema

Die vorliegende Publikation erfasst u.a. die Arbeitsergebnisse des 39. Forums zur Kommunikationskultur der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK). Zentrale Aspekte der Diskussion waren Förderungsmöglichkeiten elementarer sozialer und ökologischer Transformationsprozesse, um damit vielleicht die Welt „ein bisschen zu verbessern“. Das wäre anzustreben, da die Welt zurzeit von zentralen Krisen betroffen ist, Klimakrise, libertärer Autoritarismus, Faschismus und Krieg. Die digitale Welt zeitigt Auswüchse eines digitalen Kapitalismus, soziale Medien lassen immer häufiger Desinformationen und Verschwörungsideologien erkennen, dies alles sind Herausforderungen für die Medienbildung und Medienpädagogik.

Wissenschaft und medienpädagogische Fachkräfte erarbeiten Kenntnisse und evaluieren Handlungsanweisungen, um in einer verunsicherten Welt, in einer Kultur der Digitalität, insbesondere Kindern und Jugendlichen Kompetenzen zur Mündigkeit, Handlungsfähigkeit und gesellschaftlichen Teilhabe zu vermitteln. Werden Medienpädagogik und Medienbildung politisch verstanden, dann können sie Potenziale dieser Kultur sichtbar und spürbar machen und damit einen Beitrag leisten, die „Welt zu retten“. Die Herausgeber thematisieren im Vorwort ihre Intention, dass digitale Medien durchaus Möglichkeiten und Raum bieten, einer faschistischen und hasserfüllten Kommunikation im Netz eine demokratische, auf Vielfalt und Vergemeinschaftung gerichtete Kommunikation entgegenzustellen. Dafür, so die Herausgeber, müssen die Gefahren und Potenziale des digitalen Kapitalismus, von Algorithmizität und Datafizierung ausgelotet werden, um die Bildungsarbeit effizient gestalten zu können.

Die Publikation gibt einführend eine theoretische Rahmung im Kontext „Medienbildung in einer Kultur der Digitalität“, es folgen Praxisfelder Beschreibungen und methodische Ansätze, danach wird ausführlich eine medienkritische Analyse geleistet zum Themenkomplex „Digitaler Kapitalismus“, es wird Medienbildung zwischen Kommerz und Freiheit thematisiert. Abschließend werden in der Publikation die handlungsorientierten Aspekte der angewandten Medienpädagogik aufgegriffen und im Tenor von „Make“, „Code“ und „Play“ beschrieben, für Medienpädagoginnen und Medienpädagogen sind diese „Begrifflichkeiten“ Arbeitsalltag.

Herausgeber:innen

Das Herausgeberteam stellt im Band 59 der GMK – Schriften zur Medienpädagogik mit dem Titel „Mit Medienbildung die Welt retten?!“ aktuelle Themen und Grundsatzfragen der Kultur der Digitalität vor. Guido Bröckling, Rüdiger Fries und Christin Narr sind in unterschiedlichen Institutionen tätig und forschen und arbeiten in den oben genannten Schwerpunkten.

Der Kulturwissenschaftler und Medienpädagoge Bröckling leitet das Berliner Büro des JFF (Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis) mit den Schwerpunkten politischer und kultureller Bildung sowie der sozialen Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Teilhabe marginalisierter Gruppen. Fries ist Referent für politische Medienbildung und Digitalisierung der Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes, inhaltlich beschäftigt er sich mit Themen zur Desinformation, Hass im Netz, Autoritarismus und gesellschaftlicher Teilhabe. Die Medienpädagogin Narr (Mitbegründerin und Schulleiterin der Leipziger Modellschule) beschäftigt sich primär mit Konzepten für zeitgemäße Bildungsangebote in den Bereichen „Lernen im Kontext von Digitalität“ und „Maker Education“. Sie ist Mitglied des Bundesvorstandes der GMK und Mitglied im Kuratorium des Fonds Soziokultur.

Die Publikation wird vom Herausgeberteam in vier Schwerpunkte gegliedert, 1. Medienbildung in einer Kultur der Digitalität, 2. Praxisfelder und methodische Ansätze – bekannte Felder, neue Frage, 3. Digitaler Kapitalismus – Medienbildung zwischen Kommerz und Freiheit, 4. Make. Code. Play.

Grundlage der Publikation waren die Beiträge namhafter Autorinnen/​Autoren, die sich im November 2022 im Rahmen des 39. Forums zur Kommunikationskultur der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) in Potsdam getroffen haben, um die gesellschaftspolitische Rolle von Medienbildung und Medienpädagogik zu diskutieren.

Die Beiträge in der Publikation sollen die interessierte Fachöffentlichkeit anregen, sich an den aktuellen Diskussionen im Rahmen der genannten Thematik zu beteiligen.

Autor:innen

Für den Band „Mit Medienbildung die Welt retten?!“ konnte das Herausgeberteam Kolleginnen und Kollegen gewinnen, die qualifizierte Arbeiten im Kontext der Fragestellungen veröffentlicht hatten. Sie vertreten den Schwerpunkt „Medienbildung in einer Kultur der Digitalität – theoretische Rahmung“. Professorin Dr. Caja Timm lehrt Medienwissenschaften und Intermedialität an der Universität Bonn. Als Mitglied der Akademie der Wissenschaften forscht sie seit vielen Jahren zu digitalen Medien, Demokratie und Gesellschaft. Dr. Katja Berg und MA Maximilian Schober arbeiten als WM im Institut für Medienpädagogik Berlin mit den Schwerpunkten Medienkultur und Medienwandel sowie Bildung und Soziale Arbeit im Bereich Digitalisierung. Prof. Dr. Susanna Endres vertritt den Schwerpunkt Medienpädagogik an der Katholischen Stiftungshochschule München und Anna Kristina Steimer lehrt als WM an der Hochschule für Philosophie München im Rahmen der Professur für Medienethik. Das Autorenteam Prof. Dr. Sigrid Kannengießer, Dr. Christian Hoiß, Prof. Dr. Björn Maurer, Dr. Jan – René Schluchter und Karen Schönherr bearbeiteten interdisziplinär das Themengebiet „Medienbildung für nachhaltige Entwicklung“. Professorin Kannengießer von der Universität Münster forscht im Bereich digitale Medien, KI und Nachhaltigkeit, kritische Datenpraktiken und Datenkompetenz sowie Geschlechterforschung.

Im zweiten der Teil der Publikation „Praxisfelder und methodische Ansätze – bekannte Felder, neue Frage“ beschreibt Kira Thiel medienpädagogische Handlungsmöglichkeiten bezüglich der Kriegsberichterstattung im Rahmen ihrer Tätigkeit am Leipnitz Institut für Medienforschung. Dr. Raik Roth und Professorin Dr. Angela Tillmann von der TH Köln vertreten die Forschungsschwerpunkte Gender/​Queer/​Cultural Media Studies sowie Gender Media Studies und digitale Medien in der Sozialen Arbeit. Das Autorenteam Jessica Euler (Geschäftsführerin der Aktion Kinder- und Jugendschutz Brandenburg e.V.), Dr. Anna Grebe, Beraterin für Medien, Politik und Partizipation, Sozialpädagoge Dominik Ringler, Leiter des Kompetenzzentrums in Brandenburg (KiJuBB) und Diplom Pädagoge Björn Schreiber, Geschäftsführer des Landesfachverbandes Medienbildung Brandenburg befassen sich mit der Thematik Medienpädagogik und Jugendbeteiligung in ländlichen Räumen. Die Medienwissenschaftlerin Claudia Kuttner ist als Referentin für Medienbildung am Landesinstitut für Schule und Medien in Berlin-Brandenburg tätig (LISUM). „Schule in einer Kultur der Digitalität“ beschreibt sie als ihren Arbeitsbereich. Ute Parthum (Geschäftsführerin der Medienwerkstatt Potsdam) interviewt Sabine Müller-Bunzel und Angelika Pilz zum Potsdamer „Peer-Projekt“, einer Projektidee, welche Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit und Verantwortungsbewusstsein von Jugendlichen fördern soll. Igor Krstoski beschreibt als Sonderschullehrer technische Hilfen für Zielgruppen mit körperlichen und motorischen Einschränkungen.

Die Autorinnen und Autoren befassen sich im dritten Teil der Publikation mit dem digitalen Kapitalismus und beschreiben Medienbildung zwischen Kommerz und Freiheit. Prof. Dr. Valentin Dander von der Hochschule Clara Hoffbauer in Potsdam stellt Arbeitsergebnisse seines Forschungsbereiches medienpädagogische Bildungs- und Wissenschaftstheorie/​Macht- und Herrschaftskritik vor, es folgt ein Bericht der Initiative Bildung und digitaler Kapitalismus. Frank Karlitschek (Gründer und Geschäftsführer der Nextcloud GmbH) interviewt Kristin Narr (Schulleiterin der Leipziger Modellschule) zur Thematik „Das Internet dezentralisieren“. Der Redakteur Daniel Leisegang stellt Arbeitsergebnisse seines Beitrages „Facebook rettet die Welt“ vor, für den er 2016 den alternativen Medienpreis erhielt. Ein weiteres Interview führt Heike Gleibs, Leiterin für Bildung, Wissenschaft und Kultur bei Wikimedia mit Kristin Narr zur Thematik „Freier Zugang zu Wissen und Bildung am Beispiel Wikipedia“.

Der vierte Bereich „Make. Code Play“ beschreibt Möglichkeiten, die die Welt ein wenig verbessern könnten. Die Beiträge von Dr. Guido Bröckling (Leitung des JFF Büros Berlin) und Kristin Narr sowie Hannah Bunke-Emden, Michelle Pröhl und Matthias Löwe setzen sich mit Making, Coding und Gaming im medienpädagogischen Kontext auseinander, wobei Löwe zu einem interaktiven Abenteuer zur Erkundung von Games auffordert.

Aufbau und Inhalt

Die Publikation zeigt einen sehr gut gegliederten Aufbau in vier Themenfeldern, die weiter oben beschrieben wurden:

  • Medienbildung in einer Kultur der Digitalität
  • Praxisfelder und methodische Ansätze
  • Digitaler Kapitalismus
  • Make. Code. Play

Sie umfasst 261 Seiten, davon mit etwas gleichen Anteilen das eher theoriegeleitete Kapitel zur Medienbildung in einer Kultur der Digitalität und folgend die Beschreibung der Praxisfelder und der methodischen Ansätze, etwa 2/3 des Textes entfallen auf diese zwei Kapitel. Kapitel drei und vier erfassen etwa 1/3 des Textes.

Die Herausgeber der Publikationen geben einen kurzen Überblick über die folgenden Beiträge und problematisieren die Herausforderungen, die das Leben im digitalen Zeitalter insbesondere an Kinder und Jugendliche stellen. Sie verbinden die Herausgabe der Publikation mit der Hoffnung, dass der Band Spuren hinterlässt oder zumindest einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Welt liefert.

Timm beschreibt die bildungstheoretischen Herausforderungen in einer Kultur der Digitalität mit der Zielstellung, eine digitale Souveränität zu vermitteln, um damit Voraussetzungen zu schaffen, Bürgerinnen/Bürger zur Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen erfolgreich motivieren zu können. Die Vermittlung von Technologiesouveränität sei dabei eine zentrale Aufgabe, mit dem Anspruch der Vermittlung einer digitalen Kompetenz (Digital Literacy) und digitalen Selbstbestimmung.

Berg und Schober informieren über einen angemessenen Umgang mit algorithmischen Empfehlungssystemen (AES) in der Medienpädagogik. AES greifen auf verschiedene Datenquellen zurück. Sie verwenden für Empfehlungen u.a. Charakteristika von Inhalten sowie vorhandene Informationen oder Annahmen über Nutzer (Nutzerprofile: Geschlecht, Alter, allgemeine Nutzungsaktivität). AES führen sowohl die Datenerfassung und Datenanalyse als auch die Deutung und Interpretation der Ergebnisse durch, so die Autoren des Artikels. Handlungswissen führe bei den Jugendlichen zum kritischen Bewusstsein. Endres und Steimer beschäftigen sich mit dem Phänomen „Greenfluencing“ (Grüne Geläufigkeit) und versuchen es, ethisch-philosophisch einzuordnen. Greenfluencing heißt, sich sozial zu engagieren, das Klima zu schützen für Nachhaltigkeit einzustehen, etwas Gutes tun. Die Autorinnen sehen das als Aufgabe der Medienpädagogik mit der Zielstellung, „Soziale Kompetenz“ und „Gestaltungskompetenz“ zu fördern.

Kannengießer, Hoiß, Maurer, Schluchter und Schönherr beschreiben Verbindungslinien von Digitalisierung und Nachhaltigkeit sowie ihrer Bedeutung für gesellschaftliche Transformationsprozesse. Sie konstatieren, dass es wichtig sei, durch Bildungsprozesse allen Menschen den Raum und Impulse zu geben, Werte, Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben, die für eine zukünftige Gestaltung des eigenen Lebens und der Gesellschaft notwendig seien (Bildung für eine nachhaltige Entwicklung). Das Autorenteam beschreibt folgend Praxisbeispiele aus der Medienbildung für eine nachhaltige Entwicklung.

Das zweite Kapitel setzt sich mit den Praxisfelder von Medienpädagogik und Medienbildung auseinander. Thiel stellt medienpädagogische Potenziale und Herausforderungen bezogen auf den Ukraine Krieg vor, wie dieser sich in den Sozialen Medien am Beispiel von TikTok, Instagram und YouTube etabliert, sie fordert zur kritischen Auseinandersetzung mit den genannten Medien auf. Dazu gibt sie interessante und hilfreiche Informationen. Roth und Tillmann geben Impulse für eine geschlechterreflektierende und heteronormativitätskritische Medienpädagogik, sie weisen darauf hin, dass Medien bei der Entwicklung von Geschlechterrollen eine zentrale Rolle spielen. Heteronormativitätskritik konzentriere sich somit auf Macht- und Herrschaftsverhältnisse, die durch sexuelle und geschlechtliche Ordnungen begründet oder gestützt werden. In diesem Zusammenhang formulieren sie Überlegungen zu einer geschlechterreflektierten heteronormativitätskritischen Medienpädagogik.

Das Autorenteam Euler, Grebe, Ringler und Schreiber beschreiben ihre Erfahrungen für Medienbildung im ländlichen Raum. Sie formulieren dazu acht Denkanstöße für die medienpädagogische Praxis. Im Fazit weisen sie darauf hin, dass alle Angebote und projektbezogene Überlegungen vom Kind, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen mitgetragen werden müssen, um erfolgreich zu sein.

Die folgenden Beiträge von Kuttner, Parthum, Müller-Bunzel und Pilz thematisieren die Potenziale von Peer Education und Medienscout Konzepten. Peer Education in der schulischen Medienbildung verweist auf Gleichrangigkeit, Gegenseitigkeit, Freiwilligkeit. In den Medienscout Projekten werden junge Medienexperten/​Medienexpertinnen ausgebildet, die ihr Wissen im peer-to-peer Verfahren an jüngere Jugendliche weitergeben. Sie eröffnen neue Räume für Lehr-Lern-Prozesse, befreit von Zeit- und Leistungsdruck unterrichtlicher Ordnungen. Inhaltlich werden Themenfelder wie Cybermobbing, Fake News, Hate Speech, Datenschutz, sexuelle Übergriffe oder exzessive Mediennutzung behandelt. Lernziele (auf gleicher Augenhöhe mit der Zielgruppe) sind: Wissenserwerb, kritische Selbstreflektion und ein Formulieren eigener Bedeutungsansprüche. Es werden Beispiele für Potenziale, die Alltagstechnologien im schulischen Kontext haben können, genannt.

Das folgende Kapitel greift Beiträge auf, die Medienbildung zwischen Kommerz und Freiheit thematisieren. Die Autoren beziehen sich auf ein Positionspapier der Initiative „Digitaler Kapitalismus“, hier werden grundlegende Positionen verdeutlicht, einerseits wird das Verhältnis von Kapitalismus und digitalen Technologien beschrieben, andererseits das Verhältnis von Bildung und digitalem Kapitalismus.

Dander setzt sich primär mit der Rolle von Plattformen und deren Kommerzialisierung für die Jugendmedienkultur auseinander. Er beschreibt, wie eng Digitaltechnologien sowie Elemente einer Kultur der Digitalität mit kapitalistischen Wirtschaftsmechanismen verflochten sind. Er thematisiert praktische Herausforderungen in der methodischen Umsetzung des Komplexes Digitalität und Kapitalismus für die Jugendmedienbildung.

Kristin Narr interviewt im Anschluss den Geschäftsführer der Open-Source-Software Firma, Frank Karlitschek, zur frei verwendbaren Software. Leisegang trifft Aussagen bezüglich der Fragestellungen zur Kommerzialisierung digitaler Räume und Plattformkapitalismus (Ausbeutung der gesammelten Daten). TikTok bezeichnet er im engeren Sinne nicht als soziales Netzwerk, da die Inhalte auf der Plattform entlang eines „interest graph“ statt eines „social graph“ ausgegeben werden. Nicht die sozialen Kontakte entscheiden, was gezeigt wird, sondern primär die Interessen und Vorlieben des Nutzers/der Nutzerin. Der Algorithmus übermittle das über „Likes“ und der Dauer der Nutzung entsprechender Videos. Im Anschluss wird ein weiteres Interview vorgestellt, Gleibs befragt Narr bezüglich der Potenziale eines freien Internets und offener Tools.

Das vierte Kapitel widmet sich den drei zentralen Bereichen der aktiven Medienarbeit im Fokus einer Kultur der Digitalität: Make – Code – Play. Bunke-Emden, Pröhl und Löwe beschreiben auf eine kreative Weise die Bedeutung der Bereiche für die gesellschaftskritische Medienarbeit. Sie thematisieren Ansätze für eine der Kultur der Digitalität angemessenen technologie- und zukunftsorientierten aktiven Medienarbeit. Eine Voraussetzung für eine politische, weltverbessernde, gesellschaftskritische Medienbildung.

Zielgruppe

Als Zielgruppe können Studierende der Sozialen Arbeit (oder ähnlichen Studienrichtungen) an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften genannt werden, die den Stellenwert der Kulturellen Bildung im Lehrplan erkannt haben.

Für Studierende im Kultur- und Medienbereich ist die Publikation sehr hilfreich, um grundlegende Ausbildungsschwerpunkte und die Philosophie der Kulturellen Bildung in der heutigen Zeit kennenzulernen.

Die Schrift bietet Studierenden auch vielfache Anregungen im Rahmen ihres Philosophie- oder Kulturwissenschaftsstudium an Universitäten.

Diskussion

Die Publikation gibt eine sehr gute Einführung in die Denk- und Arbeitsweise der Disziplin „Medienpädagogik in einer Kultur der Digitalität“. Grundsatzfragen dazu sind im Theoriekapitel verständlich und nachvollziehbar erfolgt, Praxisfelder und methodische Ansätze für eine praxisbezogene Medienpädagogik sind im Anschluss ebenfalls anschaulich dargestellt worden. Der medienpädagogische „Baustein“ Medienkritik wird ausführlich im dritten Kapitel unter dem Aspekt „Digitaler Kapitalismus – Medienbildung zwischen Kommerz und Freiheit“ thematisiert. Erwähnenswert ist auch der gut gegliederte Aufbau der einzelnen Beiträge in der Publikation.

Was Medienpädagogik in einer Kultur der Digitalität im Rahmen der anwendungsbezogenen Bildungsarbeit wirklich leisten kann, wird in allen Beiträgen deutlich – sie ist unverzichtbar geworden für die Herausforderungen, die digitale Medien für Kindern, Jugendliche und junge Erwachsene darstellen. Wissenschaft und medienpädagogische Fachkräfte sollen Kenntnisse und Handlungsanweisungen erarbeiten und umsetzen, um in einer verunsicherten Welt, in einer Kultur der Digitalität, insbesondere Kindern und Jugendlichen Kompetenzen zur Mündigkeit, Handlungsfähigkeit und gesellschaftlichen Teilhabe zu vermitteln. Werden Medienpädagogik und Medienbildung politisch verstanden, dann können sie Potenziale dieser Kultur sichtbar und spürbar machen und damit einen Beitrag leisten, die „Welt zu retten“.

Fazit

In der Publikation wird thematisiert, wie elementare soziale und ökologische Transformationsprozesse gefördert, begleitet und initiiert werden können. Die Beiträge in der Publikation sollen die interessierte Fachöffentlichkeit anregen, sich an den aktuellen Diskussionen im Rahmen der genannten Thematik zu beteiligen.

Rezension von
Prof. Dr. Johann Bischoff
Professor für Medienwissenschaft und angewandte Ästhetik an der Hochschule Merseburg
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Es gibt 10 Rezensionen von Johann Bischoff.

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ISSN 2190-9245