Katrin Oldenburg: Supervision mit Humor
Rezensiert von Dr. Gabriele Körner, 14.11.2024
Katrin Oldenburg: Supervision mit Humor. 55 Methoden und Tipps für die Arbeit in der Einzelsupervision, mit Teams und in Gruppen.
Carl-Auer Verlag GmbH
(Heidelberg) 2024.
144 Seiten.
ISBN 978-3-8497-0525-1.
D: 24,95 EUR,
A: 25,70 EUR.
Reihe: Beratung, Coaching, Supervision.
Thema
Vor dem Hintergrund eines systemischen Beratungsverständnisses werden in diesem Band Methoden und praxisorientierte Tipps vorgestellt, mit denen es gelingen soll, die Beratung von Einzelpersonen, Teams und Gruppen humorvoller zu gestalten. Die Autorin betrachtet Humor und Kreativität als Schlüsselmethoden für konstruktive Beratungsprozesse. Vorangestellt wird eine kurze allgemeine Einführung zu den Themen Supervision und Humor. Die Publikation richtet sich an ein supervisorisch tätiges Fachpublikum.
Autorin
Katrin Oldenburg ist Diplom Sozialarbeiterin/​Sozialpädagogin, außerdem studierte Sozialmanagerin und Supervisorin. Sie hat verschiedene Weiterbildungen absolviert, unter anderem als Waldpädagogin. Seit 2014 arbeitet sie selbstständig als freiberufliche Supervisorin, Coach und systemische Beraterin. Zudem verfügt sie über langjährige Erfahrung als Referentin und Führungskraft. Seit 2023 ist sie als Organisationsentwicklerin für die Ev. luth. Landeskirche Hannover tätig.
Entstehungshintergrund
Die Autorin hat in ihrer supervisorischen Praxis Humor als Erfolgsrezept schätzen gelernt. Diese Erfahrungen möchte sie in dieser Publikation teilen. Der Band wurde in der Reihe „Beratung/​Coaching/​Supervision“ des Heidelberger Carl-Auer Verlags veröffentlicht. Die Reihe verfolgt laut eigener Aussage eine „systemisch-integrative Profilierung von Beratung, Coaching und Supervision.“ Die Bücher der Reihe haben den Anspruch praxistauglich und praxisrelevant zu sein.
Aufbau und Inhalt
Dem Methodenteil sind vier kurze einführende Kapitel vorangestellt. In den Kapiteln eins und zwei wird auf die Entstehung und Weiterentwicklung der Supervision und auf den Ablauf und die Methodik von Supervision eingegangen. Im dritten Kapitel unternimmt die Autorin den Versuch einer Definition von Humor, um anschließend ihr Verständnis von Supervision mit Humor vorzustellen. Der weitaus umfangreichere Teil des Bandes ist den einzelnen Methoden und Tipps gewidmet. Die Methoden sind nicht inhaltlich geordnet, enthalten aber jeweils Hinweise zum Anwendungsbereich bezüglich des Settings und eine Materialliste. Alle Methoden sind erprobt. Teilweise werden Varianten beschrieben. Der ganze Band ist durch Cartoons aufgelockert. Zunächst stellt die Autorin die Entwicklung der Supervision von ihren Anfängen bis heute kurz dar. Das zweite Kapitel, das sich mit Ablauf und Methodik der Supervision beschäftigt, hat folgende Unterkapitel:
- Zielsetzung, Methoden, Formen
- Planung
- Allgemeine Grundlagen der Supervision
- Phasen der Supervision
Die Autorin gibt hier Basisinformationen zu den genannten Themen und kommt bereits auf den wichtigen Stellenwert von Humor in der Supervision zu sprechen. Im nächsten Kapitel unternimmt sie den Versuch, Humor in seiner Vielfältigkeit zu definieren und einzelne Aspekte darzustellen. Es werden verschiedene Facetten von Humor, wie Witz, Sarkasmus, Ironie und Zynismus erläutert. Sie versteht Humor als methodisches Instrument in der Supervision und stellt bereits in diesem Kapitel einen engen Bezug zur supervisorischen Praxis her, indem sie konkrete Anwendungstipps gibt.
Der Hauptteil des Bandes besteht in der Beschreibung von 55 Methoden, mit denen die Supervision humorvoller wird. Sie spricht von „Humormethoden“. Bei genauerer Lektüre zeigt sich, dass man durch die Varianten bei manchen Methoden sogar auf eine noch höhere Zahl kommt. Nicht wenige der vorgestellten Methoden dürften der Leserschaft bereits bekannt sein, werden aber dahingehend abgewandelt, dass das Thema Humor ins Zentrum gerückt wird. Beispiele hierfür sind das Humortagebuch, das Blitzlicht, die Humorbiografie, die Arbeit mit Bildkarten, das Humorinterview, das Figurentheater (Aufstellungsarbeit), die Kinoleinwand oder der Ansatz der Ressourcenorientierung. Gemeinsam ist allen beschriebenen Methoden, dass der Fokus auf Humor und der Erzeugung einer humorvollen und leichten Atmosphäre in der Sitzung liegt. Viele der vorgestellten Methoden zielen darauf ab, die Kreativität zu fördern und inspirierend oder überraschend zu wirken. Bei jeder Methodenbeschreibung gibt die Autorin Hinweise und Tipps zum Einsatz. Sie ist sich dabei durchaus bewusst, dass ein sensibler und respektvoller Umgang mit Humor erforderlich ist und Gefühle nicht verletzt werden dürfen, beispielsweise bei der Methode Humorsammlung.
Diskussion
Die Autorin stellt Humor als das Erfolgsrezept für die Supervision dar. Das wirkt an vielen Stellen des Bandes etwas zu missionarisch und bemüht. Das Anliegen der Autorin, mit geeigneten Methoden mehr Leichtigkeit und weniger Problemschwere in Beratungen hineinzutragen, ist durchaus berechtigt. Ein reflektierter und dem Beratungsanliegen angemessener Einsatz von Humormethoden ist aber unabdingbar. Im knappen Theorieteil findet sich eine bunte Zusammenstellung teilweise banaler Sachverhalte zum Thema Supervision, die eine fachlich vorgebildete Leserschaft nicht unbedingt benötigt hätte. Das Kapitel, das sich mit dem Thema Humor in der Supervision befasst, hätte man sich dagegen etwas ausführlicher und auch fundierter gewünscht. Weiter wäre eine strukturiertere und stringentere Darstellung der einzelnen Methoden hilfreich gewesen. Eine klare Unterscheidung von Beschreibung, Zielsetzung, Einsatzgebiet, besonderen Hinweisen zur Durchführung, Zeitaufwand, nur um einige Möglichkeiten hierzu zu nennen, hätte es der Leserschaft erleichtert, schneller die passende Methode auszuwählen. Etwas verwirrend ist auch, dass bei einzelnen Methoden Varianten beschrieben werden, die eine eigenständige Darstellung verdient hätten. Die Ausführungen allgemeiner Art, die keinen direkten Bezug zur beschriebenen Methode haben, wären zudem besser im vorangestellten Einführungsteil aufgehoben gewesen.
Fazit
Wenn man von den im vorangegangenen Teil beschriebenen Schwächen der Publikation absieht, gibt der Band erfahrenen Supervisor*innen viele Anregungen. Der Verdienst der Autorin ist es, dass sie in den Fokus rückt, wie wertvoll Humor in der Beratung sein kann. Der Band stellt in seinem Methodenteil das methodisches Handwerkszeug zur Verfügung, wie Supervision humorvoller, kreativer und inspirierender gestaltet werden kann.
Rezension von
Dr. Gabriele Körner
Promovierte Erziehungswissenschaftlerin, Supervisorin und Coach.
Bis August 2021 Beauftragte für Qualitätsmanagement beim Internationalen Bund e.V./IB Südwest gGmbH.
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Es gibt 2 Rezensionen von Gabriele Körner.
Zitiervorschlag
Gabriele Körner. Rezension vom 14.11.2024 zu:
Katrin Oldenburg: Supervision mit Humor. 55 Methoden und Tipps für die Arbeit in der Einzelsupervision, mit Teams und in Gruppen. Carl-Auer Verlag GmbH
(Heidelberg) 2024.
ISBN 978-3-8497-0525-1.
Reihe: Beratung, Coaching, Supervision.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31715.php, Datum des Zugriffs 13.12.2024.
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